Unterwegs (2)
AM STRAND VON RHODOS
Haikus
Stille am Morgen
ein goldner Streif im Osten -
die Sonne geht auf
***
Das Meer – sattes Bau
es blinken in der Ferne
zwei weiße Segel
***
Palmen sturmzerzaust
weiße Gischt auf grauem Meer
ein einsames Boot
***
Regennass der Park
Blätter schwimmen im Wasser
Da – ein Sonnenstrahl!
***
Bouzouki-Klänge -
“griechischer Blues“ geht ans Herz
und in die Beine
***
Das Meer – ein Spiegel
Sonnenglitzer in Weißgold
der Wind streichelt sanft
***
Luftiges Azur
zerfließt am Horizont
im Kuss mit dem Meer
***
Duftige Wölkchen
Hieroglyphen des Himmels
verschweben reinweiß
***
Steine ohne Zahl
erstarrt und glattgeschliffen
trauernde Herzen
***
Die Wellen atmen
sanft umschmeicheln sie die Haut
getragen vom Meer
***
Wind kühlt am Mittag
treibt übermütig sein Spiel
Zeit des Aufbruchs naht
***
DROHNENALARM
Sirrend fliegt es überm Strand
wie ein riesiges Insekt
kreisend über Meer und Land -
unbemanntes Flugobjekt
Mit Kamera und Mikrofon
kommt es nah und immer näher
ein ferngesteuerter Spion
elektronischer Ausspäher …
Unbehagen macht sich breit
wenn’s manchem auch nur ein Plaisier
was wär, wenn es Bakterien streut
auf die vielen Menschen hier?
(Side, Türkei 2012)
IM OBSTLAND ...
Erinnerung an den Schülereinsatz in Werder/Havel nach dem Abitur
erinnerst du dich noch -
das endlos' kriechen
über erdbeerfelder -
der rücken schmerzte
und die zunge
taub vom naschen ...
und all die kirschplantagen
die wir leer gepflückt
auf "böcken" stehend -
und am mittag
brannten schon die sohlen
und die sonne heiß
die großen kisten
mit dem blumenkohl -
die wogen schwer
wie wackersteine
und manchmal fluchten wir
doch hielten immer durch
das klo im ziegenstall -
kein warmes wasser
doch die verpflegung
besser, als im internat
und abends dann
das bad im see ...
danach die lieder
beim gitarrenklang
und sternenflimmern
gespräche endlos -
vorgeschmack
auf's leben ...
Ich möcht so gern
mal wieder barfuß
über erdbeerwiesen
laufen
vom atem unsrer jugend
warm umweht ...
KOMM, WIR FLIEGEN NACH KROATIEN!
Komm, wir fliegen nach Kroatien
nur wir beide – du und ich
lass uns tanken Sommerwärme
die uns hier vergangen ist
Morgens kitzelt uns die Sonne
und dann küssen wir uns wach,
atemlos im Arm uns liegen
bis wir Feuerräder sehn
Und dann schwimmen wir im Meer
trinken mit den Augen Bläue
lassen uns von Wogen tragen
tauchen in die weiße Gischt
Träge liegen wir am Strand
in der gleißend Mittagssonne
und wir lecken uns das Salz
gegenseitig von der Haut…
Abends glüht für uns der Mond
wirft sein Blattgold auf die Wellen
und wir trinken seine Glut
auch in unserm roten Wein
Nächte voller Zärtlichkeit
leidenschaftlich, uferlos
und wir fliegen in den Himmel
ich bin du und du bist ich
MEDITERRANES …
Es ist ein ständig endlos
Meeresrauschen
das Tag und Nacht
die Seele wiegt
mitunter nur ein Flüstern
Schmatzen, Lauschen
das Herzen Ruhe gibt
Die Wellen schmeicheln
sanft und salzig -
manchmal ungestüm -
den Gliedern
in ihrer Wärme
mit dem ew’gen Takt
zu neuen Liedern… (Side, Türkei)
MITTWOCH – BERLIN S2
Der Wintertag
trägt Sonne
im Gesicht
schwimmt himmelhoch
in wolkenlosem
blauen
Schweigen
Die Birkenstämme
streben schräg
ins Licht
sie wiegen
ersten Frühlingshauch
in ihren
Zweigen
Unendlich dankbar
spür ich
neue Zuversicht
wo wir
die Köpfe noch
in stiller Trauer
neigen
MOND ÜBER RHODOS
Wenn der Mond sich
rot wie Kupfer
aus dem Meer erhebt
auf dem Wasser glitzert
wie ein Lampion schwebt
und im Steigen
immer mehr an Rot verliert
Palmenwedel
die im Wind sich wiegen
küsst
und dabei zu Gold
zu Silber wird
fühl ich
ach - wie lange
hab ich das vermisst
DIE SONNE - DAS LEBEN
Der Mond
schenkt der Nacht
sein wechselndes Licht
schleicht sich
mit Tropfen von Sehnsucht
in Herzen
unnahbar scheint uns
sein schiefes Gesicht
Und doch erblindet
die Nacht am Morgen
gibt sich
dem Sonnenaufgang hin
der Mond mag erblasst
noch am Himmel
schweben
der Sonne Umarmung -
ist uns Lebenssinn
(Rhodos)
NYMPHÉAS
Tanka
Auf schattigem Teich
im Traumland von Giverny*
schwimmen sie leuchtend
Seerosen - rosa Nymphen
Blüten, zart wie Porzellan
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*Fondation Monet, Haus und Garten mit Teichlandschaft in der Normandie
IN DER PROVENCE ...
Tanka
Mai in der Provence
mein Herz traf deine Spuren
im roten Klatschmohn
Ahnung von Lavendelduft
Verheißung von Sommerglück
SOMMERTRÄUME - TRAUMSOMMER
Tankas
Bunter Schirm im Wind
Augen trinken Sommerlust
hoch im Himmelblau
Meereswellen rauschen warm
küssen Salz auf heiße Haut
***
Zu blauer Stunde
schweifen uns’re Blicke weit
über Stadt und Meer
Flügel heben sich im Wind
Herzen schlagen Sommertakt
***
In der lauen Nacht
badet der Vollmond im Meer
tanzen die Sterne
Die bunten Lichter der Stadt
schwimmen stumm am Ufersaum
***
Der samt'ne Nachtwind
ist getränkt mit Blütenduft
und Meeresbrise
Unsre Hände finden sich
Sommerträume sind erwacht ...
***
(Türkei)
SOMMER IM FREMDEN LAND
Lange Jahre ist es her,
es war im fremden Land,
tintenblau das Schwarze Meer
fern der goldene Strand.
Wind kommt auf, das Segel knattert,
Sonne brennt auf heißer Haut,
hoch am Mast ein Wimpel flattert,
weiße Möwen kreischen laut.
Nachts am stillen, flachen Strand,
Lagerfeuer glimmt im Dunkel ,
Himmel aus tiefblauem Samt,
übersät mit Sterngefunkel.
Gitarrenklang weht durch die Luft,
ein Lied, so sehnsuchtsvoll,
süß und schwer der Lilienduft,
das Herz ist übervoll.
(Bulgarien)
MORGENS IN DER CAMARGUE
Weite Ebene der Camargue,
Morgenhimmel ist noch blass,
aufgelöst in seiner Höhe,
Horizonte uferlos…
Auf dem blauen Wasserspiegel
zittern rosarot Flamingos
bricht sich glitzernd
Sonnenlicht.
Schilfrohr raschelt, wispert leise
sattgelb leuchten Wasserlilien
träumen
der Libelle Kuss.
In den Tamariskenbäumen
hinterm Wegrand summen Bienen,
sammeln Nektar
duftend süß.
Einzeln hingetupfter Klatschmohn
leuchtet sommerlich im Riedgras,
tropft mir Rot
in’s Frühlingsherz.
(Provence)