Die Satellitenschüssel gegenüber
gleißt glühend rot im letzten Sonnenstrahl.
Die Schwalben schwirren irre wie im Fieber
und rempeln nie, ich staune jedesmal.
Das Nachbarskind brüllt, es will weiter spielen.
Auch Blumen wünschten sich noch viel mehr Tag.
Verpeilte Schnecken schnaufen auf den Stielen.
Ich les das kalte „Danke“ vom Verlag.
Die Ameise, verirrt auf einem Steine,
hätt die Umgehung heute noch geschafft.
Ein Amselmann singt Jazz für seine Kleine,
improvisiert und jauchzt aus voller Kraft.
Das Motordröhnen eines jungen Wilden
behauptet, dieser Bengel sei hier wer.
Sein Sinn für Anstand wird sich schon noch bilden.
Dein Bett steht nun seit hundert Tagen leer.
Millionen Mücken finden mich nicht lecker!
Zwei Elstern streiten laut um irgendwas.
Der erste Nachbar dreht an seinem Wecker.
Die Schüssel drüben ist nun wieder blaß,
der Große Bär beherrscht das Firmament.
Bei offnem Fenster übt die Oma Zither ...
zumindest so, daß man den Spaß erkennt.
In Cocktails liebtest du Campari Bitter.
Ein Lichtstrahl streichelt sacht den Abendhimmel
und niemand denkt dabei an Flak und Krieg.
Die Jugend macht sich auf ins Clubgetümmel.
Betrunken grölt von fern der erste Freak,
was mich um diese Zeit nicht wirklich stört.
Doch Trinkern kann sehr schnell etwas geschehen,
ihr Leben ist auf einmal nichts mehr wert.
Der Amtsarzt hat es gleichfalls so gesehen.
Im Keller knacken morsche Moderglieder:
Die Stunde naht, da man um Dächer kreist.
Ein alter Geist schnellt nicht mehr auf und nieder,
mit Fünfzig Plus versteht man, was das heißt.
Wie köstlich ist die Welt, wie sie nun schweigt.
Die Nacht verbirgt das Foto von uns beiden,
wie auch das Bild, das mich als Blaubart zeigt.
Du mußtest nicht mal angemessen leiden.
Die Oma zählt die Schnecken in der Vase.
Ein Dackel keift und haut sich dann aufs Ohr.
Ich schnüffle an dem leeren Whiskyglase,
bereite meinen Geist auf morgen vor.
Den Zoff der Gören werd ich lässig schlichten;
der Arzt, die Bank, die Oma vis-à-vis:
Ich steck sie in die Tasche mit Geschichten.
Der Lektor schreibt, mir fehle Fantasie.
© 2013 Brubeckfan