Journalismus & Glosse
Möhrenflötentöne hören

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"überall steckt Musik ..."
Veröffentlicht am 28. Juli 2013, 6 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
überall steckt Musik ...

Möhrenflötentöne hören

Einleitung

Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen? In jedem Gemüse steckt Musik, wie ein Orchester aus Wien zeigt. http://www.vegetableorchestra.org/

Mit Essen spielt man nicht! Wie oft hörte man das und beneidete die Katze, die ihr Wiener Würstchen vor der Mahlzeit spielerisch wiederbelebte.

   In Wien nun gibt es seit 1998 das Vegetable Orchestra, das sich seine Instrumente Abend für Abend selbst fertigt: Im Verein mit Elektronik bringen dann Kürbis und Aubergine wummernde Paukentöne hervor, werden ausgehöhlte Möhren zu Blockflöte, Klangholz oder Xylophon. Paprikaschoten sind wunderbare Schalltrichter. Perkussion und Geräusche haben den Vorrang, das Ganze klingt mal nach Dschungel, mal nach Karibikstrand.

   Bevor sich der Effekt abnutzt, gibt es

ein Stück Krautrock! Vier heftigst penetrierte Kohlköpfe lärmen wie die härtesten Schwermetaller, und was am Ende übrig bleibt, wird zerdroschen wie edle Stratocaster.

   Anschließend dürfen wieder die Blattsalate rascheln, Rettiche gurgeln, Möhren knackig bersten, und bevor der Effekt nun doch verschleißt, beschließen die zehn Akteure die Sache erstens mit eindringlicher Vorschau auf das ersehnte Riesengewitter draußen und zweitens mit einem gewaltigen Topf Gemüsesuppe, entstanden aus den Schnitzabfällen des heutigen Instrumentenbaus. Auf der Bühne bleibt eine veritable Schweinerei wie nach einem so recht gelungenen

Kindergeburtstag.

   Ja überhaupt, wäre nicht statt des harschen „Spiele nicht, iß!“ viel wertvoller „Wenn du deinen Gemüseburger aufgegessen hast, darfst du aus den restlichen Porreestangen und Mohrrüben wieder feine Instrumente basteln“? Die Wiener geben am Rand ihrer Auftritte sogar Anleitungen.

 



© 2013 Brubeckfan



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Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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KaraList Das ist ja unglaublich ... ich habe mir den Sound angehört, klingt tatsächlich nach Dschungel, teilweise Karibik. Ob das Orchester nur ´nachhaltig` angebautes Gemüse verwendet? :-)
Dankeschön für diese interessante Geschichte, Gerd!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan na ich hoffe doch ;-)
So ähnlich kann das mal angefangen haben mit der Musik.
Danke für den Besuch, und einen schönen Abend!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Himbeere Lässt sich herrlich lesen, klingt innerlich schön, löst fantastische Bilder aus.
Schon allein die Überschrift geniesse ich :D . LG Himbeere :)
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Vielleicht schaffst Du es mal, die Band live zu erleben. Es war ein wirklich verzaubernder Abend. Und für mich gerade in so einer Phase, wo man auf Schritt und Tritt überlegt, was für einen Text man aus dem soeben Erlebten machen könnte.
Vielen Dank fürs Mitgenießen und alles!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
exguesi den einen Satz musste ich zweimal lesen, um zu kapieren, dass wohl doch kein Wort vergessen wurde:

Anschliessend dürfen wieder die Blattsalate rascheln, Rettiche gurgeln,... beschliessen die Akteure ... den Abend mit einer Gemüsesuppe.

Ich weiss nicht, ob das beschliessen so stimmt, hätte eher abschliessen geschrieben.

Schade, dass selten ein Kind Flöten aus Karotten machen darf. Ich bin zwar auch eher gegen "Spiele mit dem Essen", aber experimentieren darf man gerne bei der Zubereitung der Zutaten. So gibt es doch auch auf Facebook einen Mann, der für seine Tochter die Znünibox sehr stilvoll nach Märchenvorlagen, etc. zurichtet. Er nennt sich "Lunchbox Dad". So einen Dad hätte ich mir auch immer gewünscht ;) (Meiner hingegen hatte auch Qualitäten im Schnitzen von Karotten ;) )
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Interessant, mir scheint der Satz ganz klar durch die "und" strukturiert, aber wie ich näher hinsehe, geriet er doch etwas lang. Spötter Mark Twain hätte seine Freude.
Tja das Spielen mit Nahrung ist halt so was Kontroverses aus ganz naheliegenden Gründen. Aber dann fallen mir auch die Sachen hinterm Verfallsdatum ein, die containerweise auf Vernichtung warten, gut durch hohe Zäune vor Bedürftigen geschützt.

Schöne Osterfest mit Bombenwetter und lieben Menschen
wünscht Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Ein schöner, interessanter Text.
Das ist eine tolle Truppe, die "Gemüsetröter". Im übrigendenke ich, Kinder sollten durchaus mit Essen spielen, denn wir lernen mit allen Sinnen und die kindliche Neugier ist eine wundervolle Kraft. Also lasst doch die wirklich kleinen Knirpse ihre Neugier leben, all das kennenlernen, was ihnen ihr Leben lang als Nahrung begegnen wird. Gut, bei Tellerwerfen im Lokal ist denn wohl irgendwo Schluss, aber du wirst schon verstehen, wie ich das meine, denke ich. Liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ja nö, ich hab ja nicht gegen Nahrungsaufnahme plädiert, auch nicht für Tellerwerfen -grien-
Vielen Dank und viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Als ich noch ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 05.08.2013 - 11:37 Uhr) ... im Kindergarten war, da wurde man für Spielerei mit Essen hart bestraft (na ja, hart im Sinne von schlafen gehen statt spielen dürfen). Wahrscheinlich kannte unsere damalige Kindergärtnerin noch ganz andere Zeiten aus eigener Erfahrung. Tja, und heute gibt's also so was. So gesehen waren wir Kinder ja Visionäre. Aber was Visionen angeht, hat es Helmut Schmidt ja beizeiten bereits auf den Punkt gebracht, was den zugehörigen Arztbesuch angeht. Nun denn, wohl bekomm's.

Viele Grüße
Thomas

Jaja, damals wurden weggeworfene Lebensmittel auch noch nicht durch Dreimeterzäune vor Dieben geschützt wie jetzt bei Metro & Co. Es gab noch nicht mal das Verfallsdatum, wir Naivlinge aßen einfach. Und um Deinen Bogen zum Altkanzler weiter zu biegen: Die wenigsten Raucher machen sich wohl eine Platte, wieviel Regenwald für das Zeug fallen mußte, das sie dauernd verbrennen.
Wir sind alle Sünder, und warum nicht mit Musik oder ähnlichem.

Danke Dir,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Als ich noch ... - ... im Kindergarten war, da wurde man für Spielerei mit Essen hart bestraft (na ja, hart im Sinne von schlafen gehen statt spielen dürfen). Wahrscheinlich kannte unsere damalige Kindergärtnerin noch ganz andere Zeiten aus eigener Erfahrung. Tja, und heute gibt's also so was. So gesehen waren wir Kinder ja Visionäre. Aber was Visionen angeht, hat es Helmut Schmidt ja beizeiten bereits auf den Punkt gebracht, was den zugehörigen Arztbesuch angeht. Nun denn, wohl bekomm's.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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