Humor & Satire
Ruhm

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"Gedanken aus der Nobelpreis-Saison"
Veröffentlicht am 15. Oktober 2012, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Seraphina
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Gedanken aus der Nobelpreis-Saison

Ruhm

Er ist berühmt für seine hellen Saucen.
Ein jeder kennt die Duftflakons von ihr.
Von ihm stammt das Design der edlen Hosen.
Und er dreht grad Blockbuster Nummer vier.

Sein Musical erschüttert die Gemüter.
Und sie verfaßt Romane Stück für Stück.
Die Welt verehrt ihn als den neuen Schlüter.
Sie kam aus Rom mit Weltrekord zurück.

Er wird verehrt, denn er saß eine Mauer
kraft Masse aus (er saß zur rechten Zeit).
Ein andrer liegt sein Leben auf der Lauer,
dem Thron ganz nah, doch unerreichbar weit.

Wem so nichts einfällt, setzt sich halt auf Pfähle,
schmiert Fett in Ecken, motzt in Talkshows rum,
füllt mit Prophetenbildern manche Säle,
hüpft froh umher in einem

Heiligtum.

Es gibt den Champ im Currywurstverschlingen,
das Ekelbuch vom Frauenfeuchtgebiet.
Der Typ mit Hut kann immer noch nicht singen,
doch er ist sicher, seine Masche zieht.

Und wofür wird man mich wohl einmal ehren?
Fermats Vermutung ist ja schon geknackt.
Soll ich mich stark wie August noch vermehren?
Ob mich der Drang nach Hollywood noch packt?

Vielleicht soll ich ein paar Quasare finden
und Rosen züchten, wunderschön wie nie,
den Mont Klamott von Norden überwinden.
Bin sicher an der Orgel ein Genie.

Im Handyweitwurf hätt ich keine Chancen,
weil ich so ein Gerät noch nie besaß.
Vielleicht mach ich der Kanzlerin Avancen?
Ich mein ja nur... bis jetzt ist das bloß

Spaß.

Was kann ich dieser Welt nur Schönes geben?
Als Erster auf dem Mond − das ist vorbei.
Ich könnte niemals unter Gänsen leben,
auch gabs das schon, der Platz ist nicht mehr frei.

Natürlich hat der Fortschritt seine Schranken,
oft kommt es dann nicht so, wie einst bezweckt.
Seh ich die Minutemen und Monsterbanken,
wünscht ich, Amerika blieb unentdeckt.

Ich möcht Gelenke baun, die nie verschleißen,
das Rauchersuchtbazillus isoliern,
die Geldgierviren in Atome reißen
und Rabeneltern ins Gehackte schmiern,

die Salbe gegen Einsamkeit entwickeln
und Kinos, die kein Banker schließen kann;
an Kaffeetüllen, die nie plempern,

frickeln.
Gedichte schreib ich auch noch dann und wann.



© 2012 Brubeckfan

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Hörbuch

Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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Coyote Vielen Dank für die Erklärung, warum soviele Prominente zu den Scientologen laufen! ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Die verbissene Suche/Sucht nach allerhöchster Bedeutung? Da gibts ein paar kranke Möglichkeiten...
Dank und Gruß!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Schlichtweg genial
findet
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Da kann ich Dir nicht widersprechen ...
Herzlichen Dank für alle Ehren!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Schlichtweg zum verlieben und die Aufzählung ist echt vom Feinsten! Liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Vielen Dank, liebe Karin. Das ist mal eins von denen, die mir heute auch noch selber gefallen.
Tschüs,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Re: Re: Ich möcht auch so ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 22.10.2012 - 22:33 Uhr)
Wenn ich in den Heinz-Erhard-Gedichtbüchlein blättere, fällt mir so was auch immer auf. Ich denk dann immer, das muss so'n Rhythmus sein, von dem ich keine Ahnung hab und ich bin einfach zu blöd für Poesie.
Thomas

Heinz-Erhard liebte das Unvollkommene, Reinhard Mey holpert auch furchtbar gerne brutal, und der Grööö-lemann erst...
In diese Klasse steigen wir auch noch, wa?
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Ich möcht auch so ... -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 21.10.2012 - 16:14 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.10.2012 - 12:06 Uhr) Nur mit dem Rhythmus tue ich mich so'n bisschen schwer. Was das ganze Metrikgedöns angeht, bin ich leider ein Pedant.

Hallo Thomas, danke, auch ohne nette Verpackung waren da 2x 2 Silben zuviel und 1x 2 zuwenig (was ja immer das kleinere Problem darstellt). Ich habs ausgeglichen. Bleibt die Betonung der "Monsterbanken", aber das könnte man beim Vorlesen hinschummeln.
Vielleicht schreib ich mal ein Programmchen, das eine Gedicht zum Schema a la Fisches Nachtgesang transformiert und solche Sünden aufdeckt. Bevor Du Dich ärgerst. Aber das gibts vielleicht schon?

Viele Grüße,
Gerd

Gute Frage, ob's das schon gibt. Und hey, das war keine nette Verpackung. Na ja, nett schon, aber keine Verpackung. Wenn ich in den Heinz-Erhard-Gedichtbüchlein blättere, fällt mir so was auch immer auf. Ich denk dann immer, das muss so'n Rhythmus sein, von dem ich keine Ahnung hab und ich bin einfach zu blöd für Poesie.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Ich möcht auch so ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.10.2012 - 12:06 Uhr) Nur mit dem Rhythmus tue ich mich so'n bisschen schwer. Was das ganze Metrikgedöns angeht, bin ich leider ein Pedant.

Hallo Thomas, danke, auch ohne nette Verpackung waren da 2x 2 Silben zuviel und 1x 2 zuwenig (was ja immer das kleinere Problem darstellt). Ich habs ausgeglichen. Bleibt die Betonung der "Monsterbanken", aber das könnte man beim Vorlesen hinschummeln.
Vielleicht schreib ich mal ein Programmchen, das eine Gedicht zum Schema a la Fisches Nachtgesang transformiert und solche Sünden aufdeckt. Bevor Du Dich ärgerst. Aber das gibts vielleicht schon?

Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Immerhin, Gerd, -
Zitat: (Original von pekaberlin am 21.10.2012 - 14:23 Uhr) bist du der Erste, der dieses wundervolle Gedicht las!
Chapeau und liebe Grüße Peter (ganz ohne Spott)

8o) wie spitzfindig.
Danke, Peter.
Vor langer Zeit - Antworten
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