Biografien & Erinnerungen
Und alles war anders

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"Und alles war anders"
Veröffentlicht am 13. Mai 2012, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich schreibe seit meinem 6. Lebensjahr ;) Für meine Homepage schreibe ich seit einigen Jahren Berichte. Aber Gedichte? Eine Geschichte? Bücher? An sowas hatte ich bisher nicht gedacht. Mal sehen ob ich sowas schaffe :)
Und alles war anders

Und alles war anders

Beschreibung

Es gibt Dinge die einem Menschen passieren können, die das ganze Leben "danach" verändern. Nichts ist mehr wie zuvor und nichts wird je wieder so sein wie vorher. (c) Titelfoto und Text Manuela Kruppas 13.05.2012

Die Gewissheit

In letzter Zeit ging es mir nicht so gut. Irgendwas war anders, aber ich wußte nicht was. Heute war wieder so ein Tag. Einer von denen, wo man froh ist abends endlich ins Bett fallen zu können. Aber zuerst wollte ich duschen und das tat ich dann auch. Nach dem Duschen schön abtrocknen und dann... Doch was war das? Nochmal mit dem Handtuch drüber, wie zuvor. War das Handtuch gerollt? Nein, da war etwas. Ich tastete mit den Fingern danach und wußte schon irgendwie das ich was finden würde. Da war ein..., ein - ja was? Ein Knoten. Ein Tumor? 

Ich sah in den Spiegel, traute mich nicht nochmal hin zu fassen. Mein Blick traf mein Spiegelbild, da sah ich Angst. So also sah jemand aus der gerade entdeckt hatte Brustkrebs zu haben. Ja, natürlich könnte es was anderes sein. Ich bin ja keine Ärztin! Aber ich kenne meinen Körper und höre auf ihn.

Ich sah in mein Spiegelbild, senkte den Blick und schaute in das Waschbecken. Die Arme rechts und links am Waschbecken abgestützt, mit verschwommenem Blick und den Kopf voller wirrer Gedanken. Viele Gedankenblitze zuckten durch meinen Kopf, wie Schlagzeilen von Zeitungen: "Krebs - Tod!", "nach jahrelangem Kampf verstarb ... ", "Tumor entdeckt", "leider bösartig". Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf den Augenblick. "Blödsinn!!" sagte ich laut. "Du weißt gar nichts!"

Meine Hand glitt langsam wieder an die Stelle, rechts aussen an meiner Brust. Da war es wieder, knapp unter der Haut eine feste Stelle. In Form und Größe ähnlich einem kleinen Finger. "So ein Mist!" dachte ich. Das Ding gehört da nicht hin, soviel war klar.

Langsam zog ich mich an, überlegte ob ich es jemandem erzählen sollte und entschied mich dagegen. Erst wollte ich es selbst mal verarbeiten. Dann wollte ich weiter sehen.

Zwei Tage später erzählte ich meiner Mutter davon. Erschrocken sprang sie sofort auf und machte einen Termin bei ihrer Frauenärztin.

Zwei Wochen später, der Termin bei der Frauenärztin. Sie untersucht mich und fragt mich dann zweifelnd ob ich mir sicher wäre das das wirklich Krebs sein soll?

Ob ich mir sicher wäre? Ich? Hallo! Wer ist denn hier der Arzt bitte?

Ich bedankte mich für die Mühe und ging. Mir war klar, das ich hier falsch bin. Total falsch. Ich brauche keinen Arzt(in) die mich fragt ob das richtig ist. Ich brauche jemanden der mir sagt wo es lang geht!

Wieder zu Hause studiere ich das Internet und entdeckte etwas weiter entfernt eine Frauenarztpraxis die sehr umfangreichen Service anbietet.

Um einen Termin zu bekommen, rufe ich in der Praxis an. "Gerne in 14 Tagen oder so", höre ich mich sagen, denn ich will irgendwie nicht da hin. Da lacht die Sprechstundenhilfe und schlägt mir einen Termin für den nächsten Tag um 11 Uhr vor. Ich bin erschrocken das ich schon morgen da hin soll! Nein sage ich, morgen hätte ich schon einen Termin, vielleicht in drei oder vier Tagen? Ich versuche etwas Zeit zu schinden um mich erst mal darauf gedanklich vorzubereiten. Da fragt mich die Sprechstundenhilfe ob ich das wirklich noch so weit in die Ferne verschieben will, wo doch eh schon soviel Zeit vergangen ist. Es ginge ja "nur" um mich, um meine Gesundheit, um meine Zukunft und um mein Leben. Das solle ich dann selbst entscheiden, was mir wichtiger wäre. Der "Termin" den ich schon hätte? Oder morgen in die Praxis zu kommen, um zu erfahren was wirklich los ist.

"Oh du liebe Zeit! Warum ich?" - denke ich kurz.

Ich ergebe mich den Argumenten der Sprechstundenhilfe. Sie hat ja recht! Ob sie weiß das ich in Wahrheit gar keinen anderen Termin habe?

Es ist ein altes Haus, aber von innen ist alles recht modern eingerichtet. Die Sprechstundenhilfen am Empfang sind sehr freundlich. Im Wartezimmer stehen ein paar moderne Stühle, zwei übergroße Bilder hängen sich gegenüber an der Wand. An einer anderen Wand ein künstlicher Kamin, an der gegenüberliegenden Seite ist eine Kinderspielecke eingerichtet. Alles wirkt hell und freundlich, macht einen sympatischen Eindruck. Ich sitze und warte. Je länger ich sitze umso mehr Details nehme ich im Wartezimmer wahr. Ich erkenne Spielzeug, das früher auch meine Kinder spielten. Inzwischen sind sie zu groß für solches Spielzeug, denke ich mir und lächele flüchtig. Gegenüber steht Mineralwasser in Flaschen auf einem Tischchen und ein paar Gläser. In der Mitte steht ein flacher Tisch mit den üblichen Zeitungen für Wartezimmer darauf. Gerade will ich mich weiter umsehen, da öffnet sich die Tür zum Wartezimmer und mein Name wird gerufen.

Schweigend folge ich der Frau die mich in ein Sprechzimmer der Ärztin bringt.  Das Zimmer ist noch leer, die Frau die mich herbrachte fragt nach meinem Namen und ein paar Daten. Sie nickt zufrieden, steht auf und sagt "Die Frau Doktor kommt gleich". Als sie das Zimer verlässt bleibt die Tür offen. Ich höre im Flur leises reden, aus der Ferne Telefongespräche vom Empfang. Und dann spüre ich plötzlich Panik in mir aufsteigen!

In den letzten Stunden hatte ich ständig damit zu kämpfen. Immer wieder der Gedanke an Krebs und an Tod. Heute werde ich erfahren ob meine Befürchtungen wahr sind oder ob das Ganze nur ein furchtbarer Irrtum von mir war.  

Die Ärztin macht einen sympatischen Eindruck. Die Untersuchung verläuft mit kurzen Anweisungen, aber sonst recht still. Nachdenklich betrachtet die Ärztin die Untersuchungsergebnisse und sagt dann zu mir: "Da müssen wir eine Stanzung machen!" Eine Stanzung? denke ich mir. Die Ärztin sieht mein fragendes Gesicht und beginnt automatisch mir zu erklären was das ist und vor allem warum das gemacht wird. Man entnimmt dabei eine Gewebeprobe die man untersuchen kann. Danach kann man sagen welche weiteren Schritte nötig sind. Die Stanzung tut weh, sehr weh. Aber es ist nur ein kurzer Schmerz. Mir ist eh alles egal, Hauptsache das geht hier alles irgendwie vorbei. Ich will nach Hause. Ich will nichts wissen, will nur weg hier. Die Ärztin sagt ich solle mich in Ruhe anziehen und dann in diesem Sprechzimmer warten, sie sei gleich wieder zurück. Ich ziehe mich mechanisch an, wie ein Roboter, ohne wirklich zu merken was ich tue. Aus dem Fenster kann man nicht sehen, die Jalousien sind geschlossen. Natürlich sind sie das. Ich bin ja beim Frauenarzt. Wer will da schon beobachtet werden? Müde setze ich mich auf den Stuhl im Zimmer und warte. Es dauert nicht lang und dann kommt sie wieder. Sie hat kein trauriges Gesicht. Was für ein Mensch sie wohl ist? Was sie mir jetzt wohl sagen muss?

So schlimm kann es ja nicht sein, sonst würde sie doch trauriger aussehen. Oder ist ihr der Patient egal? Fühlt sie noch mit? Kann man wohl nicht. Ein Arzt kann nicht mit jedem Patienten miitfühlen, das würde sie oder ihn wohl innerlich kaputt machen, oder? Da höre ich plötzlich zu, sie spricht ja schon mit mir! Was sagt sie da? Operation? Wie, aber warum denn. "Was?" sage ich. Es passt wohl nicht zu dem was sie mir gerade erklärt. Sie hält kurz inne und fängt dann ganz langsam, nochmal von vorne an.

"Sie haben Krebs, Brustkrebs, das hat die Stanzung eindeutig ergeben. Dieser Brustkrebs ist tastbar, das heißt er ist sehr gut zu operieren. Wenn er noch nicht gestreut hat, wird der Tumor entfernt und sie haben sehr gute Heilungschancen." erklärt mir die Ärztin. "Und wenn nicht?" frage ich verwirrt. "Wenn der Tumor schon gestreut hat", erklärt sie mir, "dann wird man die Lymphknoten zum Teil entfernen und untersuchen. Aber ob das nötig ist kann erst im Krankenhaus entschieden werden. Soll ich ihnen einen Termin machen, oder haben sie einen behandelnden Arzt?" fragt sie. "Nein", stammele ich nur, dann erzähle ich ihr von dem kurzen Arztbesuch bei der Frauenärztin meiner Mutter. "Könnte ich bei ihnen bleiben, als Patientin?" frage ich sie und sie nickt nur zustimmend. Dann greift sie zum Hörer und ruft in einer benachbarten Klinik an. Morgen soll ich in diese Klinik und der OP Termin ist schon für übermorgen angesetzt. Mein Gott das geht alles so schnell! "Das muß auch so sein, denn hier ist Eile geboten" antwortet sie mit bestimmter Stimme.

Es ist gut, denke ich mir. Hier bist du richtig. Hier bist du bei einer kompetenten Fachärztin, hier bist du gut aufgehoben. Wenn die Sache gut ausgehen soll - dann mit ihr an deiner Seite. Jetzt habe ich jedenfalls Gewissheit.

Wie die Klinik wohl ist?



- Fortsetzung folgt -



 
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Chrissy55 Ich habe drei Jahre lang als medizinische Schreibkraft in einer Reha-Klinik der onkologischen Nachsorge gearbeitet. Was du geschrieben hast, gefällt mir sehr gut. Solltest du Fragen haben, würde ich dir gerne helfen, wenn ich kann. LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Man kann mitfühlen ... - ... hat mir gefallen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
Zamperle schön erzählt

Liebe Grüße Zamperle
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Du hast das sehr gut beschrieben. - Man kann es miterleben.

Gruß,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Teykna Du hast es.. - Schön geschrieben. :)
Vor langer Zeit - Antworten
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