Humor & Satire
3 Nackte

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"3 Nackte"
Veröffentlicht am 21. März 2012, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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3 Nackte

Beschreibung

Eine Nacht und eine Bushaltestelle. Zwei Geschichten, die nichts gemein haben, aber zusammen enden. Jeder kann zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Und am Ende bleibt nur die Frage: Wo das Fahrgeld sein könnte...

Anton stand mit abgezähltem Kleingeld an der Bushaltestelle. Seine Kleidung war recht unkonventiell – er hatte keine an. Seine Hand verdeckte das Nötigste und es war dunkel genug um nicht aufzufallen. Er war nicht gerade ein muskolöser Mann, eher sehr dünn. Seine Haare kamen ihm bis zur Schulter und er hatte eine runde Brille auf der Nase. Seine Haut war blass, aber von Weiß noch weit entfernt. Eigentlich konnte man seinen Teint als rosa bezeichnen. Ein patschendes Geräusch trat an sein Ohr und er blickte umher, um festzustellen woher es kam. Ein zweiter Mann kam Anton entgegen – und zu dessen Überraschung hatte er das gleiche an. Als die Blicke der Beiden sich trafen hielten beide den Atem an. Der zweite, größere, schwarze Mann, kam langsam näher und blieb, mit einem gewissen Sicherheitsabstand, unter der Überdachung der Haltestelle stehen. Beide verdeckten ihre Genitalien mit den Händen.

Anton öffnete seinen Mund, atmete ein:

„…“, er schloss seinen Mund wieder, ohne auch nur einen Ton herausgebracht zu haben. Dieses Spiel wiederholte er einige Male, bis dann letztendlich doch ein Wort aus seiner Kehle kam:

„Und, was ist dir passiert?“

Der Kerl sah ihn mit starrenden Augen an. Für eine Sekunde jedenfalls, denn dann starrte er auf den Boden vor ihm. Er erweckte fast den Eindruck, die Steine, aus denen der Gehweg bestand studieren zu wollen. Nach einer ganzen Weile erreichte den dünneren Mann von rechts eine leise, dennoch tiefe, Stimme:

„Ach, nichts Besonderes. Dir?“, es musste eine peinliche Situation für die Beiden sein, wieder verging einige Zeit, bevor sich der Andere äußerte:

„Auch nichts Besonderes. Mein Name ist Anton.“, er streckte dem Fremden seine Hand zur Begrüßung entgegen, dieser streckte seine Hand für eine Sekunde entgegen, verzog dann aber das Gesicht und stand wieder kerzengerade und etwas peinlich berührt neben Anton, dem, verursacht durch einen kalten Windstoß, klar wurde, was er freigelegt hatte, aber auch wo sich die Hand noch vor einer Sekunde befanden hatte und zuckte zusammen.

„Tut mir leid.“

„Schon gut. Ich bin Matthew.“

„Jetzt erzähl schon, was ist dir passiert?“

„Fang du doch an!“, kam es aus dem Mund des schwarzen Mannes. Vermutlich hatte er damit gerechnet, dass Anton nun die Klappe hielt und weiterhin auf den Bus wartete, doch unterschätzte er dessen Plauderlaune.

„Also, alles begann vor einer Woche. Ich betreibe einen Buchladen, musst du wissen und dann kam am Montag diese Wahnsinnsfrau rein. Sie hatte wunderschönes, kastanienbraunes Haar, ein rotes, dünnes Kleid – Gott verdammt, ich liebe den Sommer – und einen Blick, oh mann, den hättest du sehen müssen, als würde sie sagen wollen: Ich trage nichts drunter, kannst du gerne überprüfen?, kurzum, eine wunderschöne Frau. Die kommt zu mir an die Information und fragt mich nach Erotikromanen, sag ich drauf: Baby, wenn du Erotik brauchst, dann bin ich jederzeit für dich da.“, in Wirklichkeit verlief das Gespräch ein wenig anders. Denn auf die Frage nach den Büchern kam als Antwort:

„…………….“, mit einem offen stehenden Mund. Erst als er merkte, dass sie schon etwas ungeduldig wurde, kam dann ein wenig mehr: „Ja… in… Etage… nicht hier… oben… wissen sie.“, gefolgt von dem hässlichen Grinsen, das er für unwiderstehlich hielt.

Anton redete munter weiter: „ Ich kann dir sagen, die wollte mich. Als ich ihr meine Auslage gezeigt habe, verdammt, hat ich die angemacht.“, auch hier hatte er ein wenig geflunkert. Denn eigentlich hatte er sie nur eine Etage nach oben geschickt und sah sie nicht mehr, bis sie wieder zum Bezahlen kam. Dort hinterließ sie das Geld, welches sie für das Buch, mit dem Titel „Ich mach alles Meister“, bezahlen musste, als auch einen Zettel, auf den ihre Telefonnummer stand. Antons Reaktion war: „Ähhhhhhhhhhhhhh. 5,50,... bitte.“, mit einem verführerischen Wimpernaufschlag, ging sie aus dem Laden. Dies verschwieg er allerdings seinem staunenden Zuhörer völlig zu Recht.

„Also ich steh da und hab die Nummer in der Hand, denke noch darüber nach, ob ich nicht den Laden schließen soll, um ihr hinter zu laufen, naja, egal. Auf jeden Fall hab ich sie am nächsten Tag angerufen. Die wollte sofort mit mir in die Kiste, das war so was von offensichtlich! Schon allein durch meine Stimme hat die angefangen zu stöhnen.“, in Wahrheit war sie erkältet und hatte öfters die Nase hochgezogen, was die Geschichte allerdings ruiniert hätte. „Die wollte mich, also hab ich ein Date ausgemacht. Ich mein, wenn man einen Fisch an der Angel hat, warum dann nicht auch ins Boot ziehen, was?“, er zwinkerte kurz und stieß seinen schweigsamen Gesprächspartner mit dem Ellenbogen an. „Leider konnte ich (eigentlich sie) nur heute. Aber heute Nacht gings dann richtig zur Sache, mit allem drum und dran.“

Nun hatte er es doch noch geschafft, das Interesse seines Gegenübers zu wecken. „Warum stehst du dann hier?“

„Naja, sie hatte nicht erwähnt, dass sie verheiratet ist, also kam ihr Ehemann in den Raum. Hat versucht mich zu verprügeln. Bin nur durch Glück entkommen…“

„Wie mit Glück.? Was ist passiert?“

Anton wurde rot. „ Ich habe… er hat was ins Auge gekriegt.“

„Ist ja wiederlich.“

Was Anton nicht wusste war, dass das Pärchen professionelle Erpresser waren. Im Laden hatte die Frau den Ring an Antons Finger gesehen und angenommen, er wäre verheiratet, woher sollte sie auch wissen, dass er vor einem halben Jahr geschieden wurde und den Ring einfach nur aus Sentimentalität trug. Der Laden lief gut, gehörte Anton und die Erpresser wollten ihm eine Affäre anhängen.

„Ja… ja… was ist mit dir passiert?“

„Also mein Name ist Samuel. Das als Erstes. Und als zweites bin ich… überfallen worden.“, auch seine Geschichte entsprach nicht ganz der Wahrheit. Ihm war die Wahrheit aber zu peinlich, sein Gegenüber hatte wenigstens eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen, von der dieser nicht einmal die Hälfte wusste, doch Matthew musste sich jetzt eine aus den Fingern saugen, was wirklich nicht einfach war.

„Oh, weißt du, ich hab so etwas ähnliches erlebt. Da war diese ...“, er zögerte einen Moment. „..Frau.“, er sah zu seinem Gesprächspartner, um sicherzugehen, dass er ihm die Geschichte bis hierher abkaufte. Gut, keine Einwände. Nur wie ging es weiter?

„Also, ich saß in einem der gefährlichsten Schuppen der Gegend.“, die Vorstellung der Beiden, driftete weit auseinander. Anton stellte sich eine Art Mafiaschuppen, mit Gestalten, die so aussahen, als wären sie direkt aus einem Sechzigerjahre Film entsprungen, womit er der Wirklichkeit weit näher war als es seinem Gegenüber, eigentlich Nebenan, recht war. Dieser stellte sich nämlich eine runtergekommene Hütte mit blankpolierten Knarren auf den Tischen, auf denen Frauen tanzten. Vertieft in seine eigenen Gedanken, merkte der Erzähler nicht, dass schon einige Zeit vergangen war.

„Und, wie ging es weiter?“

„“Oh, achso, ja. Dann kam die schönste Frau in den Laden, die ich jemals gesehen habe.“ Auch hier gingen die Gedanken weit auseinander, vor allem im Bezug auf die Größe des Hinterteils.

„Man war die scharf. Uh, verdammt, die hättest du sehen müssen.“, es war schon dumm, wenn einem keine Geschichte einfiel, wenn es drauf ankam.

„Was ist dann jetzt passiert?“

„Ähm, also...“, er geriet in Erklärungsnot. „... da war also sie und ich und...“, ein guter Erzähler war er nie gewesen, unter Druck erst recht nicht. „... dann haben, ach du weißt doch wie das so läuft. Fast so wie bei dir.“, kalter Schweiß lief ihm den Rücken runter.

„Ah. Von mir aus. Okay.“, sagte Anton.

„Ach, ich bin spielsüchtig. Ich hab wortwörtlich mein letztes Hemd verloren, okay. Entweder das, oder gebrochene Beine. Was hättest du getan?“

„Ist ja schon gut...“, jetzt hatte Anton ein schlechtes Gewissen, er wollte den Mann ja nicht bloßstellen, nur ein Gespräch in einer merkwürdigen Situation führen.

Von hinten wurden beide auf einmal umarmt. Eine lachelnde, lallende Stimme kam aus dem Mund eines Mannes im Adamskostüm:

„Ha! Was ist denn mit euch passiert?“, Anton war der, der etwas sagte:

„Das ist... kompliziert. Was ist mit dir?“

Der Unbekannte lächelte.

„Hab eine Wette verloren!“, der Mann löste sich von den anderen Beiden mit einem lauten WAHOOOO!, und verschwand in den dunklen Gassen.

Anton und Matthew standen mit offenen Mündern unter der Abdeckung.

„Also egal was uns passiert ist, dem geht’s eindeutig schlechter...“, sprach Anton, als der Bus endlich ankam.

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Utopia
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Utopia Re: Ja, diese Männer. -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 21.03.2012 - 16:35 Uhr) Ich meine DIESE Männer, keine Anwesenden.

Obwohl ich das aus dem Vorjahr kenne. Irgendwie, irgendwo...

Wieder und immer noch schmunzelnd,

Gerd


Ja, das sind meine bisherigen. Ich hatte halt Prüfungsvorbereitungen usw. und da konnte ich keine Cover machen. Da ich aber hier die Möglichkeit habe welche zu machen, will ich sie auch nutzen. Da hab ich meine alten Geschichten neu aufgelegt.
Aber wenn trotz Kenntnis noch geschmunzelt wurde, kann ich mich ja drüber freuen ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ja, diese Männer. - Ich meine DIESE Männer, keine Anwesenden.

Obwohl ich das aus dem Vorjahr kenne. Irgendwie, irgendwo...

Wieder und immer noch schmunzelnd,

Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
evchen lach... so kanns gehen. :D - Tolle Idee, super witzig erzählt. Hast mich gut unterhalten und deine Geschichte ist wirklich spannend und amüsant geschrieben. Gefällt mir sehr. :)

Liebe Grüße
Evi
Vor langer Zeit - Antworten
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