Biografien & Erinnerungen
Die Hoffnung lebt immer noch ....

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"Die Hoffnung lebt immer noch ...."
Veröffentlicht am 02. Januar 2010, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Die Hoffnung lebt immer noch ....

Die Hoffnung lebt immer noch ....

Beschreibung

heute greife ich in meine Mottenkiste, wie "Fleur" so schön sagt.... dieser Text ist das etwas umgewandelte Vorwort zu meinem ersten Büchlein "Blitzlichtaufnahmen aus längst vergang. Tagen" ... ... Titel und Cover geändert...

DIE HOFFNUNG LEBT IMMER NOCH ...

            An meinem ganzen Schlamassel ist eigentlich nur meine Großmutter schuld.

Denn der Sohn von Peter Rosegger, dem großen steirischen Dichter, verehrte meine Großmutter und hielt um ihre Hand an.

Hätte sie ihn genommen, so wäre Peter Rosegger mein Urgroßvater, so flösse das Blut eines Poeten, eines Dichters in meinen Adern, so hätte sich mein Traum, Bücher zu schreiben, vielleicht erfüllt....

            Aber nein! Großmutter muss sich in einen Förster verlieben. Noch dazu in einen, der sich ein paar Jahre später durch einen Kopfschuss von einem Wilderer erschießen lässt.

            Also ehrlich, da wäre sie mit dem Sohn des Dichters schon besser dran gewesen - und ich auch.

Na ja, diese Chance ist für immer vertan.

            Dessen ungeachtet, zeigte aber auch meine Mutter im zarten Kindesalter beachtliche dichterische Fähigkeiten. Oft und oft erzählte sie mir von ihrem großen Epos der Liebe:

            “.....Der Kampf war zu Ende. Erschöpft kehrten die Ritter zum Schloss zurück. Fanfaren ertönten. Rasselnd wurde die Zugbrücke herunter gelassen. Stolz erhobenen Hauptes ritten die Helden in den Schlosshof ein.

Das junge Burgfräulein stand am Balkon und blickte ehrfürchtig auf die wackeren Krieger.

In diesem Moment schaute ein schöner, jugendlicher Ritter zu ihr empor - und winkte ihr zu.

            Da war es um sie geschehen - sie fühlte, wie sie schwanger wurde.....”

            Mit dieser Hoffnung auf ritterlichen Nachwuchs endete das Epos meiner Mutter. Leider blieb es ihr einziges Werk.

            Machen wir nun einen gewaltigen Sprung von meiner Großmutter und Mutter zu meiner Enkelin. Auch bei ihr zeigt sich dieser verflixte Drang, Geschichten zu schreiben. Sie konnte noch nicht einmal rechtschreiben, als sie begann, zu Ostern, Weihnachten und zu Geburtstagen selbst verfasste Geschichten zu verschenken.

In ihren Erzählungen unternehmen sie und ihr Bruder mit einem Gnom, der über magische Kräfte verfügt, jede Nacht einen anderen Ausflug. Sie reisen ins Puppen-, ins Märchen-, ins Dinosaurierland, ins Gruselland und ins Weltall, wo sie Abenteuer um Abenteuer erleben.

Das ist ein Stoff! Bei so viel Phantasie könnte man vor Neid erblassen.

            Zwischen diesen Talenten meiner Vor- und Nachfahren liege also ich und mühe mich mit der Dichterei ab.

            Zwar hatte auch ich schon Erfolge zu verbuchen. So gewann ich z.B. in der Hauptschule ein Aufsatz-Preisausschreiben zum Thema “Sparen”. Wie war ich stolz darauf! Nicht nur auf den ersten Preis, sondern vor allem auf das Sparbuch, das ich gewonnen hatte. Ein Sparbuch mit 100,- S  Einlage! In einer Zeit, da keiner Geld hatte.

Beim Kaufmann ließen wir im “Büchl” aufschreiben. Jeweils am Ersten des Monats wurde bezahlt. -  Ein Sparbuch hatte niemand, nur ich!

            Dann kam Weihnachten. Unter dem Christbaum lagen für mich ein Paar Schier. Aber bei Frau Holle war wohl die Pechmarie im Dienst. Dieses faule Mädchen schlief lieber als die Betten aufzuschütteln - und tagelang zeigte sich kein einziges Schneeflöckchen. Und ich wartete doch schon so darauf!

Einige Tage später, am 1. Jänner, schneite es endlich. Ich war selig!

Der erste Tag im Neuen Jahr! Der erste Schnee! Meine ersten Schi! Und...meine erste Abfahrt!

            “Was die ander´n können, kann ich auch!” dachte ich, schnallte an, stellte mich auf einer steil abfallenden Wiese obenhin und fuhr los.  -  Natürlich konnte ich es nicht, ich war ja noch nie auf Schiern gestanden.

Ich stürzte. Die Bindung ging auf, und der Schi raste mit unglaublicher Geschwindigkeit die Wiese hinunter und in einen Buchenwald. Wie ein Geschoss krachte er gegen einen Baum und brach entzwei.

            Das also war mein erster Schitag - und der letzte Tag, an dem ich stolze Sparbuchbesitzerin war.

Den Schi konnte man schiften lassen. Zerknirscht trug ich ihn zum Tischler. Meine 100,- S  reichten gerade für die Reparatur.

So hattten sich die Früchte meiner schriftstellerischen Tätigkeit in nichts, bzw. in einen geschifteten Schi auf.

Nicht aufgelöst hingegen haben sich meine Hoffnungen, meine Träume und meine Freude am Fabulieren. 

Die Hoffnung, wie gesagt, lebt immer noch...

                                                                                 *****

I.  H. 2000

 

 

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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NORIS schöne erinnerungen - viel zu schade zum vergessen.....deine dichtereien finde ich echt gut !...mach weiter so !

lg heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Und sie sollte auch immer - weiter leben. Deine Geschichten sind gut zu lesen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Heute sind die Skier stabiler -
Zitat: (Original von MarionG am 02.08.2011 - 22:23 Uhr) Ich weiß das, denn ich habe schon diverse Stürze hingelegt. Meine Skier haben sich mehrfach überschlagen - und sind immer noch ganz.
Zum Schreiben: Der Schreiberfolg bleibt Dir doch hier. Wir kommentieren fleißig und freuen uns auf Deine Gedichte und Geschichten. Das ist doch auch was.
Und falls es Dich tröstet: Ich habe mit meinem Geschreibsel noch nicht mal einen Blumentopf gewonnen. ;o))
Liebe Grüße
Marion


Liebe Marion, ich brauch keinen Trost, das ist ganz lieb von dir, danke.
ich bin sehr froh, in diesem forum sooo viele liebe Freunde und Gleichgesinnte gefunden zu haben. Gewinnen und verdienen will ich mit meinem Geschreibsel auch nicht. Früher publizierte ich einige Bücher ,, doch das ist lange her. heute schreibe ich nur für mich und für euch - das ist schön. Dieser Text ist schon 11 Jahre alt und macht sich über meine Schreibtalente ein wenig lustig, sowie die meiner Vorfahren und Nachkommen... grins... :-))
Sei allerherzlichst gegrüßt
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Heute sind die Skier stabiler - Ich weiß das, denn ich habe schon diverse Stürze hingelegt. Meine Skier haben sich mehrfach überschlagen - und sind immer noch ganz.
Zum Schreiben: Der Schreiberfolg bleibt Dir doch hier. Wir kommentieren fleißig und freuen uns auf Deine Gedichte und Geschichten. Das ist doch auch was.
Und falls es Dich tröstet: Ich habe mit meinem Geschreibsel noch nicht mal einen Blumentopf gewonnen. ;o))
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR ....sie fühlte, wie sie schwanger wurde..... - Das finde ich köstlich!
Bei uns in der Schule schrieb mal jemand über einen jungen König, der in den Kampf zog und sieben Jahre fort blieb:
"Seine junge Frau weinte darüber sehr. Aber sie hielt ihm die Treue und gebar ihm jedes Jahr ein Kind..."

Liebe Ingrid, mir gefällt deine Geschichte sehr, sie ist amüsant und nachdenklich zugleich.

Sei lieb gegrüßt von deiner
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: -
Zitat: (Original von Shari am 02.01.2010 - 22:21 Uhr) ... da möchte ich mich Paul anschliessen -
auch ich liebe Deine Geschichten!

GGLG. Deine Heidi


Liebe Heidi, das freut mich sehr, danke dir ganz herzlich!
Mit ganz, ganz lieben Grüßen
deine Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Liebe Ingrid -
Zitat: (Original von Gerbera am 03.01.2010 - 08:05 Uhr) eine schöne Geschichte ,
Du brauchtest keinen Peter Rosegger als Vorfahr,Du bist ein großes Talent,Deine Gedichte und Geschichten lese ich sehr gerne,Mach weiter so.
Liebe Grüße
Helga



Liebe Helga, danke dir ganz lieb für dieses schöne Kompliment.
Schön wär ´s aber schon, wenn P.Rosegger mein Urgroßvater wäre! Denn ich mag ihn sehr, er ist der bekannteste steirische Dichter, noch dazu aus dem Mürztal, wo auch ich zu Hause war - und schon in der Schule war so wichtig wie alle anderen Gegenstände, aber für uns viel interesseanter. Stell dir vor, ich hätte damals sagen können: "Ich bin seine Urenkelin!"
Meine kurze Geschichte aber ist humorvoll gemeint, nicht wirklich ernst zu nehmen.
Mit ganz lieben Grüßen
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Gerbera Liebe Ingrid - eine schöne Geschichte ,
Du brauchtest keinen Peter Rosegger als Vorfahr,Du bist ein großes Talent,Deine Gedichte und Geschichten lese ich sehr gerne,Mach weiter so.
Liebe Grüße
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Shari ... da möchte ich mich Paul anschliessen -
auch ich liebe Deine Geschichten!

GGLG. Deine Heidi
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: -
Zitat: (Original von Luap am 02.01.2010 - 20:10 Uhr) Wieder gerne gelesen. Ingrid, ich liebe deine Geschichten! :-)

Herzliche Grüsse
Paulchen


Danke dir, liebes Paulchen, das freut mich wirklich sehr.
Mit ggglG
ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
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