Journalismus & Glosse
Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 21

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"Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 21"
Veröffentlicht am 24. Oktober 2025, 14 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
© Umschlag Bildmaterial: andròmina - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 21

Kleinigkeiten aus der Großstadt - Nummer 21

Würde?

Ein gewöhnlicher Montag ohne Beson-derheit. Kein Feiertag davor oder da-nach, im Supermarkt kein Räumungs-verkauf, dennoch sind die Schlangen vor den zwei Kassen heute doppelt so lang wie sonst. Ein statistisches Ausreißer-Ereignis, mathematisch gesehen. Eine Dame sucht das Schlangenende und schimpft im Vorbeigehen empört: „Ich muß zurück ins Büro! Das ist ja men-schenunwürdig hier!“ Ja Süße, erstens, wonach haben wir an-dern schon ruhig angestanden: nach frischen Schrippen, nach Bananen und

Melonen zum Beispiel, später für Be-grüßungsgeld, Kontenumstellung und so fort ohne Ende. Und zweitens erzählten die Nachrichten heute grad von Men-schen, die nach zwei Jahren aus Geisel-haft entlassen wurden; vom aktuellen Ranking der Länder mit der größten Hungersnot; vom Prozeß gegen einen langjährigen Produzenten von Kinder-pornos; von Koreanerinnen, die den ja-panischen Besatzern zur Freude dienen mußten; von ... Die vielen gefüllten Wagen rollen indes sehr zügig voran, das Personal sei ehr-lich gelobt. Und ich entdecke zum ersten Mal hier ein Resterampe-Regal.

Fremdsprachen?


Die russiche Holzpuppe mit einer Puppe drin mit einer Puppe ... heißt Matrjosch-ka = Mütterlein. Was ist daran schwierig, wer im früheren Westen verkündete den Namen „Babuschka“? Anders als baldige Mütter enthalten Omas wohl selten klei-ne Puppen. Ich zucke immer einmal zusammen, wenn Nachrichtensprecher und automatische Bahnhofsansage Namen wie Bernau, Karlshorst, Altglienicke oder Vitali selt-sam betonen, also ohne nur minimal Auf-wand in die professionelle Sprecharbeit

zu investieren. Man könnte da einfach auch mal Eingeborene im Osten befra-gen, doch wozu. Ja wenn es um Spanien oder Frankreich geht, nicht wahr. Chosé Ignaßio Loppeß, für diesen Manager verrenkte man sich die Gaumenspalte ... Nur Namen in der Ukraine verdienen plötzlich Korrektheit, seit dem gegen-wärtigen Krieg. Ist es übertrieben, auch jene Laxheit ins Gesamtkonzept der deutschen Einheit einzuordnen?

Von nun ab gehts bergab?


Auf die Hochschule, auf den Beruf, ... auf jede neue Etappe wird man vorbe-reitet, ein Examen bestätigt einem die Eignung. Bloß nicht bei den wichtigsten Etappen: Heirat und Kinderaufziehen – und Ren-tenalter. Sie sind immer überraschend da, man stolpert hinein und schummelt sich so durch. Langweilig ist Rentnern bekanntlich nie, bei aller Freiheit des Tagesablaufs – we-gen oder trotz dieser Freiheit. Endlich hat man richtig Zeit für Hobbys, Museen,

Cafés, Veranstaltungen am Nachmittag oder Mittwochabend, für andere Stadt-viertel (oder das eigene). Fürs kritische Sichten angesammelter Bücher, CD, Li-körgläser, Mauerdübel. UND natürlich klappt mal wieder was nicht bei den E-Mails. Treffend formulierte es ein knapp Hundertjähriger im Interview:

mystorys soll bei mir nicht zu kurz kom-men, auch wenn ich manchmal erst um elf mit dem Frühstück fertig bin, weil ich mich um acht nochmal genußvoll rum-drehte, kurz der früheren Kollegen ge-denkend. Versprochen. Und hoppla: Wäre es nicht auch mal ein Partythema: „Rentner, was, schon?“ oder etwa „Vorsicht, Rentner“ ...?

Endlich!


„Statt über kleine Bildschirme gebeugt im Park zu sitzen, können unsere Kunden künftig den Kopf heben, aufrecht stehen und die Welt um sich herum genießen.“

Evan Spiegel, Chef der Firma Snap, kündigt Snaps Digitalbrille „Spectacles“ für 2026 an.

(Quelle: Handelsblatt 21.10.25)


„Mir scheint, der Vogel hat Humor.“

(Wilhelm Busch)



Aktuelle Warnung!


Zwischen Geiststraße und Schneiderallee laufen Personenteile auf der Einfädel-spur! © 2025 Brubeckfan

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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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FLEURdelaCOEUR Sehr gern gelesen und mich an meine Berliner Zeit zurückerinnert!
Herzliche Grüße
fleur
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Brubeckfan Vielen herzlichen Dank der begeisterten Leserin!
Alles Gute für einen beschwerdefreien Herbst ...
Viele Grüße,
Gerd
Vorgestern - Antworten
sorrynocoffee 
Hallo Gerd,

irgendwann lernt die KI-generierte Bahnhofsansage den Unterschied zwischen Haupt- und Nebenakzenten. Bis dahin müssen wir weiterhin mit der "BAHNhofSTRAße" leben. Bei den Nachrichtensprechern bin ich weniger zuversichtlich. Da gab es mal einen polnischen Gewerkschaftler. Sein Name war und ist: Lech Walesa. Anfang der 80er Jahre hatte man ihn auch so ausgesprochen. Ein paar Jahre später hieß er auf einmal "Walensa". Und aktuell "Wawasa". Bei manchen Rentnern (bitte mal weghören!) fällt mir auf, dass diese vornehmlich im Supermarkt mitten auf dem Gang stehen. Und zwar genau zur Mittagszeit. Da ist die Aussicht wohl am schönsten.

Vielen Dank für deine köstliche Martini (Pardon!) Matinee und noch einen schönen Sonntag!

Grüßle,
sonoco
Diese Woche - Antworten
Brubeckfan Die Rentner im Wege, die verwunderten mich früher, als ich Werktätiger noch am Sonnabend einkaufen ging -- Die haben doch den ganzen Rest der Woche zur Verfügung?

Und KI-Produkte bitte bitte liebe Menschheit nie ohne Prüfung und Korrektur (und gar Kreativität) freigeben ... Gelernte BWLer sehn es halt anders.

Beim Walesa wäre ich gnädig, das e mit Schwänzchen wird "französisch" beendet, als stünde da wirklich "en" -- nicht so einfach. Die 3. Variante braucht freilich keinen Kommentar.

Danke Dir für alles
und wünsch Dir hindernisfreien Einkauf.
Viele Grüße,
Gerd
Vorgestern - Antworten
Gabriele 
"Kleinigkeiten aus der Großstadt",
welche ich mit Freude und Staunen gelesen habe,
haben sie mir doch interessante Details und Zusammenhänge aufgezeigt
und auch Humorvolles mitgebracht.
Dankeschön Gerd, hat Spaß gemacht zu lesen,
auch die Denkanstöße nehme ich mit......
....und ein paar Schrippen!!
Liebe Grüße, Gabriele
Diese Woche - Antworten
Brubeckfan Ich freue mich!
Vielen Dank, und laß Dir die Schrippen-Deilschen schmecken.
Viele Grüße!
Gerd
Diese Woche - Antworten
Eichenlaub 
Herrlich geschrieben und begeistert gelesen.
Als ich Rentnerin wurde kaufte ich mir damals ein bemaltes, buntes Spruchschild. Darauf stand:
"Rentner haben niemals Zeit."
Ich gebe Dir einen wohlverdienten FAVO.

Schöne Grüße und bleibe so, wie du bist.
Gerlinde
Diese Woche - Antworten
Brubeckfan Herzlichen Dank, liebe Gerlinde.
Ja und wo Du viel Zeit verbringst, das sehen wir ja hier. Deine Gesundheit und das Forum freuen sich!
Viele Grüße,
Gerd
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