Biografien & Erinnerungen
Anna - Jurybeitrag SP98

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"Anna - Jurybeitrag SP98"
Veröffentlicht am 22. Mai 2022, 16 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie, mein Mann, meine beiden Töchter, meine Schwiegersöhne und meine fünf Enkelkinder. Meine große Leidenschaft sind die Literatur und das Schreiben. Schon im Alter von sechs Jahren schrieb ich kleine Geschichten. Die ersten Gedichte folgten dann, als ich etwa zwölf war. An die Öffentlichkeit ging ich jedoch erst vor einigen Jahren. Nach zahlreichen Gedichten und Geschichten, die in Anthologien und ...
Anna - Jurybeitrag SP98

Anna - Jurybeitrag SP98

Anna Warum nur, so frage ich mich, kreisen meine Gedanken in letzter Zeit so sehr um Vergangenes, warum sind Menschen in meinem Kopf, die mich ein kurzes Stück in meinem Leben begleitet haben und von denen ich heute nichts mehr weiß. Kleine Episoden, Ereignisse, kurze Gespräche, Momentaufnahmen zirkulieren in meinem Inneren und lassen mich nicht los. Nun also auch Anna. Jahre ist es her. Eines Tages war sie da, kam in unsere Klasse – es war das erste Jahr auf dem Gymnasium – sie hatte mit ihren Eltern über ein Jahr in Amerika gelebt. Das allein schon machte sie interessant. Und sie saß im Rollstuhl. Das war befremdlich für viele von uns, damals wusste man nichts von Inklusion. Wir starrten sie an, als unsere Klassenlehrerin sie in den Raum schob. Anna saß aufrecht, hatte das Kinn hervorgereckt, es sah provozierend aus. Auch wenn sie saß, war

offensichtlich, dass sie sehr schlank war. Sie trug ein langes buntes Kleid aus einem zarten Stoff, die Turnschuhe passten nicht dazu. Hellbraune lange Locken fielen ihr ins Gesicht und sie hatte die schönsten braunen Augen, die ich je bei einem Mädchen gesehen habe. Der Mund wirkte leicht trotzig, die Lippen etwas dick, Anna zog ständig die Unterlippe ein. Dabei warf sie den hübschen Kopf immerzu in den Nacken. Es war wie ein Tick, ein Zwang. Ich konnte an diesem ersten Tag nicht den Blick von ihr wenden. Sie war anders. Nicht wegen des Rollstuhls, den die Lehrerin an einen Tisch geschoben hatte. Ihre Bewegungen waren nicht nur schlaksig, sondern ungelenk. Es schien, als wüsste sie nicht, was sie mit den Armen machen sollte. In der Klasse hörte man ein erstes Geraune und Gekicher. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Unterrichtsstunde. Wir hatten Musik bei Frau Werner, einer sehr resoluten, aber nicht unfreundlichen Lehrerin. Sie fragte

nach der einführenden Begrüßung und Vorstellung, ob Anna denn etwas vorsingen könne und wolle. Wir hielten den Atem an, die Stille in der Klasse war greifbar. Wir alle hassten es, vorsingen zu müssen. Meist geschah das, wenn sich Frau Werner über eine Note nicht im Klaren war und nun diese Stimmprüfung machte. Anna aber begann zu strahlen. Sie warf noch einmal den Kopf zurück, schüttelte ihre braunen Locken und begann zu singen. Glockenhell war ihre Stimme, ein ganz klein wenig hörte man ein Zittern, das sich aber nach kurzer Zeit verlor. Sie sang Papagenos Arie „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus der Zauberflöte. Ich bekam plötzlich keine Luft mehr, so sehr hatte ich den Atem angehalten. Als Anna mit ihrem Gesang am Ende war, dauerte das Schweigen an. Ich wartete auf ein Zeichen der Lehrerin. Nichts. Anna hatte den Kopf gesenkt, die Mädels waren wie erstarrt. Ich hielt es nicht mehr aus und begann zu

klatschen. Zumindest meine Freundin Squirrel fiel sofort ein und zum Glück nach und nach ein paar andere. Die Situation war seltsam, befremdlich, und ich wusste da schon, dass es Anna nicht leicht haben würde. Frau Werner war dann Gott sei Dank noch des Lobes voll für sie, stellte ein paar Fragen zur Zauberflöte und meinte, Anna könne uns sicher darüber etwas mehr erzählen. Das fand zum Glück nicht mehr in dieser Stunde statt. Es stellte sich rasch heraus, dass Anna wirklich etwas merkwürdig war, anders eben. Wir wussten bislang nicht, weshalb sie im Rollstuhl saß, vermutlich hätten wir uns rasch daran gewöhnt, wenn ihr Verhalten nicht auch allgemein befremdlich war. Sie lebte anscheinend in einer Fantasiewelt und trug dies auch nach außen. Für die meisten Kinder war es absurd. Anna war Fußballfan, schwärmte in sehr übersteigerter Weise für den damaligen Torwart Hans Tilkowsky. Wenn sie redete, dann über

ihn, und das in einer Weise, als sei er ein Märchenprinz. Außerdem war Anna verrückt nach Pferden, eine Gemeinsamkeit, die ich entdeckte. Ich liebte diese Tiere auch. Später erfuhr ich, dass sie trotz oder gerade wegen ihrer Behinderung mindestens einmal in der Woche zum therapeutischen Reiten ging Das alles war ja okay. Allerdings war ihr Verhalten nicht normgerecht. Sie spielte Pferd, mit dem Rollstuhl fegte sie über den Schulhof und wieherte. Im schlimmsten Fall schlug sie sich selbst mit einem kleinen Stöckchen. Ich war gleichermaßen fasziniert wie schockiert. Innerlich litt ich, litt für Anna, weil ich glaubte, sie müsse unendlich leiden, um sich so zu verhalten. Bei den anderen war sie natürlich sofort unten durch. Kinder können grausam sein. Nach einiger Zeit der Hänseleien wurde sie ignoriert. Ich weiß bis heute nicht, wie sehr es sie tangiert hat. Ich versuchte, mich ein bisschen um Anna zu kümmern, schlug andere

Pausenspiele vor, begleitete sie manchmal ein Stück auf dem Heimweg. Meist schob dann ihre Mutter den Rollstuhl. Sie war Schauspielerin, sehr nett, offen, extrovertiert. Sie lachte viel und erzählte Geschichten vom Theater. Da redeten wir dann ganz normal und ich erfuhr ein wenig über ihre Familie. Annas Vater war Professor für Mathematik. Sie hatte noch eine kleinere Schwester. Ich fragte viel zu Amerika, fand das sehr spannend, aber da wich Anna mir oft aus. Natürlich sprach sie beinahe fließend Englisch, allerdings so, dass wir Mühe hatten, sie zu verstehen und die Lehrer sich die Haare rauften. Ihre Noten waren auch nicht besonders gut. Irgendwann gehörte Anna dazu wie ein Faktotum, sie war geduldet, aber keinesfalls akzeptiert in ihrem Anderssein. Immer wieder fanden einige die Gelegenheit, sich an ihr auszutoben. Den Begriff Mobbing kannte man damals noch nicht, ich weiß aber, dass es oft hart an der Grenze war. Ich schaffte es zwar,

mich davon zu distanzieren, spielte und sprach auch mit ihr, aber zunächst fehlte mir der Mut, mich öffentlich gegen die anderen zu stellen. Ich hatte absolut kein Interesse daran, ebenfalls zum Außenseiter zu werden. Irgendwann sprach ich mit meiner Mutter darüber. Sie meinte, ich könne Anna ja mal nach Hause einladen. Ich sagte ihr, wie ich darunter litt, dass andere gemein zu Anna waren. „Und?“, fragte meine Mutter. „Kannst du das den anderen auch sagen?“ Nein, das war es ja, ich konnte es nicht so einfach. Aber es ließ mich nicht mehr los. Ich versuchte es zunächst anders, nämlich über Anna selbst. Ich redete mit ihr und probierte ihr klar zu machen, dass ihr Verhalten die Mädchen abschrecke. Das fruchtete nicht. Anna meinte nur: „Na und, sie müssen ja nichts mit mir zu tun haben.“ Allerdings meinte ich zu spüren, dass sie dankbar war, wenn jemand mit ihr redete oder spielte. Dann gab es eines Tages auf dem Schulhof

wieder eine hässliche Szene. Britt, ein selbstbewusstes Mädchen, das gerne das Wort führte, hatte einige andere um sich geschart und es ging um Anna, besser wohl um ihre Kleidung, einen längeren bunten Rock mit Fransen, der um ihre Beine schlotterte, die in dicken Strumpfhosen steckten – es war Februar und richtig kalt. Ich muss zugeben, so lief man nicht rum, wir liefen so nicht rum. Britt machte ein paar hässliche Äußerungen, die darin gipfelten, dass sie meinte, Anna sehe aus wie eine Zigeunerin und das sei kein Wunder, ihre Mutter schaue ja auch so aus. Da machte irgendetwas „peng“ in meinem Kopf und ich platzte heraus: „Wer bist du eigentlich, Britt, dass du so unverschämt daherkommen kannst!“ Als Britt grinste, musste ich mich zusammennehmen, ihr nicht eine Ohrfeige zu verpassen. „Ihr seid alle blöd!“, sagte ich und war selbst erstaunt über meine Kälte. Ich schrie nicht, sondern war nur ziemlich laut. „Merkt ihr

gar nicht, wie armselig das ist? Anna, du bist herzlich eingeladen, am Montag mache ich eine kleine Faschingsfeier bei mir daheim.“ Dann ging ich und ließ eine verdutzte Anna und leicht betroffene Klassenkameradinnen stehen. Ich hatte mich nun fein in die Nesseln gesetzt, denn eine Faschingsfeier war nicht geplant gewesen, die hatte ich gerade erfunden. Nun, es galt, meine Mutter zu überzeugen und natürlich alles zu organisieren. Meine beiden besten Freundinnen, Squirrel und Renate bat ich auch zu kommen, sie hatten einigermaßen Verständnis für meine Situation, wollten Anna auch nichts Böses, hielten aber auch nicht dagegen. Wir saßen dann bei uns zu Hause, ich hatte das Zimmer mit Luftschlangen geschmückt, wir knabberten Salzstangen und tranken Limo. Unsere Lieblingsschallplatten dudelten und wir blödelten herum. Es war ein richtig schöner Nachmittag, und Anna schien sich wohlzufühlen. Mein Verhältnis zu ihr

wurde hierdurch weder schlechter noch besser. Wir redeten miteinander, manchmal gab es auch kleine gemeinsame Unternehmungen, ich versuchte immer mal wieder, in ihre Welt einzudringen, was mir nie so richtig gelang. Meinen Fragen, warum sie nicht laufen konnte, wich sie aus. "Ein Unfall", war die lapidare Antwort. Erst als ich mich traute, ihre Mutter zu fragen, erfuhr ich, dass es ein Reitunfall gewesen war. Erst fand ich es erstaunlich, dass Anna immer noch so verrückt nach Pferden war und sich zwecks Therapie auf einen Pferderücken setzte. Doch nachdem ich sie einmal zum Reiterhof begleitet und zugesehen hatte, wie sie mit den Pferden umging, konnte ich es verstehen. Durch Anna bin ich selbst zum Reiten gekommen, aber das ist eine andere Geschichte. Als wir ein paar Jahre älter waren, verliebte sich ein Junge aus unserer Clique in Anna. Ich

traute der Sache nicht recht, denn Paul war sehr selbstbewusst und gut aussehend, ihm liefen die Mädchen nach. Er konnte es doch nicht ernst meinen mit Anna, fürchtete ich. Diesmal gelang es mir ohne Probleme, darüber zu reden. Ich sprach Paul direkt an. Er kannte mich als die Freundin von Jan, seinem Kumpel, hatte aber von mir kaum Notiz genommen. Dies änderte sich durch unser Gespräch. Paul war sehr erstaunt über die Sorgen, die ich mir um Anna machte. Schließlich war ich überzeugt, dass er wirklich Zuneigung zu ihr verspürte. Die beiden „gingen“ miteinander und Paul zeigte sich öffentlich mit Anna, was vielen den Wind aus den Segeln nahm. Sie wurde nicht mehr geärgert. Natürlich spielte sie auch nicht mehr Pferd. Dennoch war sie immer noch seltsam in ihrem Verhalten. Sie sagte zum Beispiel Sätze wie „Die morgendliche Sommerkälte bringt mich zum Weinen.“ Das waren natürlich Worte, die niemand verstand. Da ich mit zwölf Jahren

angefangen hatte, Gedichte zu schreiben, speicherte ich mir in meinem Gedächtnis einige ihrer merkwürdigen Formulierungen. Man konnte ja nie wissen. Viele habe ich leider vergessen. Kurz nachdem Paul sich enger mit Anna befreundet hatte, zog sie mit ihrer Familie nach Stuttgart. Wir tauschten noch wenige Briefe aus, dann hüllte sie sich in Schweigen. Mit Paul hatte sie noch ein wenig länger Kontakt, der dann aber auch nachließ. Ich vermisste sie sogar, dachte immer wieder an sie. Ich weiß, dass sich damals mein Wunsch verfestigte, mich um Menschen zu kümmern, die nicht unbedingt einen festen Platz in der Gesellschaft hatten, die sich schwer taten, die aneckten. Plötzlich, nach zwei Jahren, ich hatte gerade mein Abi in der Tasche, bekam ich von ihr eine Karte aus San Francisco. "Life is like a bittersweet play with an open

end. Hope, yours is fine. Thank you, Enya." Kein Absender, so konnte ich ihr nicht schreiben. Ich habe nie wieder von ihr gehört. Komisch, dass sie mir in diesen Tagen so gegenwärtig ist, so nah und so real. Die Berührungen, die wir hatten, waren doch eher flüchtiger Art, oder doch nicht? Wo magst du sein, Anna, wie ist es dir ergangen?















Cover-Foto von Hamid Tajik von Pexels

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Hörbuch

Über den Autor

Enya2853
Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie, mein Mann, meine beiden Töchter, meine Schwiegersöhne und meine fünf Enkelkinder.
Meine große Leidenschaft sind die Literatur und das Schreiben. Schon im Alter von sechs Jahren schrieb ich kleine Geschichten. Die ersten Gedichte folgten dann, als ich etwa zwölf war. An die Öffentlichkeit ging ich jedoch erst vor einigen Jahren.
Nach zahlreichen Gedichten und Geschichten, die in Anthologien und Gemeinschaftsbüchern ihren Platz fanden, habe ich 2013 meinen Debütroman »Das Murmelglas« gemeinsam mit Victoria Suffrage veröffentlicht. Im März 2015 erschien das Kinderbuch »Die Abenteuer von Stups und Moni. Wenn freche Wölfe Nebel pupsen«, das ich ebenfalls mit Victoria Suffrage geschrieben habe.
Im Dezember 2017 erschien mein Roman »Julie. Am Ende ist Erinnern«, gefolgt von »Septemberblues«. Die Fortsetzung von »Julie« erschien im März 2020.
Wenn ich noch ein Ziel habe, was das Schreiben angeht, so ist es ein Psychothriller. Mal schauen.
Zur Zeit schreibe ich an einem (fast) autobiografischen Familienroman.
Meine Geschichten erzählen von menschlichen Grenzsituationen, die immer von einem Funken Hoffnung begleitet werden.
Ich habe Mathematik, Psychologie und Pädagogik studiert und war im Bildungsbereich tätig. Inzwischen genießen mein Mann und ich unser Rentendasein und die Beschäftigung mit unseren lebhaften Enkelkindern.


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Brubeckfan Eine schöne, erwärmende Geschichte, liebe Enya; die Foren auf dem heutigen Handy haben diese Probleme noch sehr verstärkt.
Hm, wenn ich mir vorstelle, in dem Alter unbeachtet und böse betuschelt in der Ecke zu sitzen, vlt. würde ich dann auch sagen "ist egal" und als Pferd übern Hof rollen. Letzteres ist doch sogar lustig.
Habs nun auch 2x gelesen!
Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Lieber Gerd,
ich denke, im Alter von 11 oder 12 Jahren können Kinder sehr streng sein, was Andersartigkeit angeht. Es bilden sich die Peer-Groups und anscheinend ist konformes Verhalten erwünscht. Später ändert sich das zum Teil, zumindest wenn man Vorbilder hat, die einem Werte vermitteln.

Ich habe mich oft gefragt, warum bei manchen Kindern schon ein kaum wahrnehmbares "fremdes" Verhalten zur Ausgrenzung führt und andere sich da ganz viel leisten können. Zum Teil liegt es wohl am Selbstbewusstsein, aber die Gründe sind vielschichtig.
Bei Anna war es auf jeden Fall nicht der Rollstuhl, sondern eher Kleidung und ein zuweilen sehr kindliches Verhalten, was ein paar Jahre früher toleriert worden wäre. Dann wäre das "Pferdespiel" bestimmt6 witzig gewesen.
Du hast absolut recht, durch Foren, Handy, Internet hat sich diese Problematik verstärkt. Es ist auch einfacher, hier die Anonymität zu nutzen.

Ich danke dir sehr fürs Lesen, deinen lieben Kommentar und den Favo. Freut mich sehr.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Liebe Enya,
ein schönes Stück Erinnerung erzählst du uns. Ich war sehr gern dabei.

Irgendwie ist gerade die Zeit der Erinnerungen - jedenfalls empfinde ich es so. Auch in der Familie holen wir gerade viele "alte" Sachen hervor. Gestern habe ich mit einem meiner Enkel uralte Videos angeschaut ...
Warum gerade jetzt? Vielleicht, weil die Zukunft im Moment so ungewiss ist und man lieber zurück als voraus schaut?

Schade, dass du nie wieder etwas von Anna gehört hast.
Ganz liebe Grüße zu dir
Sabine

Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Liebe Sabine,

mir geht es genauso wie dir. Meine Enkel fragen gerade viel, wie mein Mann und ich früher gelebt und wie wir empfunden haben.
Letzte Woche wurde Lucian vierzehn, da haben wir Videos aus der Zeit geschaut, als er Baby war (sein Wunsch).

Warum uns gerade jetzt Erinnerungen einholen und gegenwärtig sind, kann ich nicht sagen. Aber ich denke, du hast recht, wir klammern an "Gewissheiten", wenn Ungewisses vor uns liegt.
Ich selbst erlebe es für mich so, dass ich in zunehmendem Wohlstand aufgewachsen bin, es ging immer vorwärts, trotz mancher Probleme war alles gut. Jetzt wird mir mehr und mehr bewusst, wie fragil und brüchig doch alles ist. Vielleicht auch eine Sache des Alterungsprozesses.

Und ja, ich würde gern wissen, was aus Anna geworden ist, habe sogar mal in den sozialen Medien nach ihr gesucht. Ich hoffe, sie hat in den USA ihr kleines persönliches Glück gefunden.

Ganz herzlichen Dank für alles an dich und liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
PuckPucks Liebe Enya, ich hatte gerade mit meinem Sohn ein wunderschönes Gespräch über Schule, Lehrer und nicht ganz so nette Mitschüler. Das ist wirklich eine intensive Zeit, in der sich stark die Position herausbildet, die wir später einmal im Leben einnehmen; Werte sind gefragt, ein Stellung beziehen.
Hast du ganz wunderbar geschrieben, liebe Enya,
Liebe Grüße
Judith
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Liebe Judith,
wie schön, dass du mit deinem Sohn diese Gespräche führen kannst.
Ich habe das Gefühl und auch die Erfahrung durch meine Arbeit, dass es für viele junge Menschen heute schwierig ist, ein stabiles Wertesystem aufzubauen. Die Gründe sind vielfältig.

Ich hatte das Glück, dass meine Mutter mich immer bestärkt, mir Möglichkeiten gezeigt und mit mir geredet hat. Auch wenn ich doch sehr oft sehr lange allein war.

Ich danke dir fürs Lesen und deine Worte.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Liebe Enya -
eindringlich - intensiv so andere Erinnerungsbilder - verknüpft mit Empathie und Menschlichkeit - wo Gruppenzwang und Mobben die Gegenwarr von Anna und Dir ausfüllten. Du Mut bewiesen hast und bessere Umgangsbrücken formtest.
Ja - was ist wohl aus ihr geworden.
Mit solcher Stimme und einer inneren Pferdesehnsucht die
nicht ohne war/ist...
Doch ich bin mir sicher - das auch sie Dich nicht vergessen hat.
Du warst in dieser Zeit ein junges Leuchtturmlicht in dunklen
erfahrungserzeugenden Daseinsschatten von Heranwachsen.
Sehr gut erzählt.
DANKESCHÖN.
Loraine
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Herzensdank, liebe Loraine, für deine so lieben Worte. Manchmal tauchen solche Erinnerungsbilder unvermittelt auf, sind lebendig, plastisch, so, als sei es erst gestern gewesen.
Dann versinken sie wieder, schlummern scheinbar vor sich hin. Aber sie sind da, und das ist gut so.

Hab einen schönen Wochenbeginn.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Lagadere 

Eine sehr intensive Geschichte, in der es um das "Anderssein", Gruppenzwang und Zivilcourage geht - und wenn ich sie ein 2. Mal gelesen hab, finde ich sicher noch mehr.
Beeindruckend!

Als Schürzenjäger (im Ruhestand) bin ich mir noch nicht sicher, was Paul von Anna wollte; vielleicht galt er wegen seines "Verschleißes" als oberflächlich und wollte etwas "Gutes" tun - auch, um vor sich selber "bestehen" zu können. Da gibt es noch mehr, aber das zu formulieren, geht nicht aus dem Stegreif.

Wie auch immer:
Toll gemacht, super geschrieben - SO sollten Geschichten immer sein!

LG Uli

Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Wow, vielen lieben Dank für deine Worte und alles, lieber Uli. Freue mich natürlich über dein Lob und noch mehr, dass dir die Geschichte wohl gefällt.
Bei Paul bin ich mir nicht schlüssig. Wir haben nach Annas Wegzug noch öfter darüber gesprochen. Ich meine fast, er hat sie wirklich sehr gemocht. Vielleicht gerade3, weil sie anders war, kein Mädchen, das ihm hinterherlief.
Paul lebt in meiner Nähe, er ist Arzt geworden, hat eine eigene Praxis und ist verheiratet, und das schon sehr lange.
Kontakt haben wir aber nicht mehr.
Komm gut in die neue Woche.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
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