Humor & Satire
Butter, Spinne & Maria - Ein (G)leitfaden für Profi-Phobiker

0
"Butter, Spinne & Maria - Ein (G)leitfaden für Profi-Phobiker"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2020, 90 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Hillevi Hofmann
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Skandinavien trifft Dolce Vita in der Alpenrepublik.
Butter, Spinne & Maria - Ein (G)leitfaden für Profi-Phobiker

Butter, Spinne & Maria - Ein (G)leitfaden für Profi-Phobiker

INHALT


VORWORT


1.Phasmophobie & Some Holy Shit

2.Voutyrophobie & Butterexorzismus

3.Arachnophiboe & die Liebe zur 8

4.Trypophobie à la Philì & Liesi's Melissopho"bee"

5.Peladophobie & Popeye

6.Marilynmophobie: Blondinen bevorzugt gefürchtet

7.Aeoremaphobie & Deus Ex Machina

EPILOG

VORWORT

Sind wir nicht alle ein bisschen phobisch? Manch einer mehr, manch einer weniger. Ich sicher mehr als weniger!

In diesem Buch möchte ich, auf sehr persönliche und humorvolle Art und Weise, meinen kindlichen Urängsten auf den Grund gehen. Und anderen Menschen damit Mut machen, dass in jeder noch so absurden Angst doch auch ein klein wenig Humor zu finden ist.

Es ist nicht alles schwarz und weiß. Vor

allem nicht das Leben. Und ich glaube ganz fest an die heilende Kraft von Spaß & Humor.

Dieses Buch widme ich meiner wunderbaren Tochter Philine, deren Ängste ich sicherlich mit-getriggert habe. (Sorry, Honey!)

Wie meine Großmütter und Mütter bei mir. Und nicht zu vergessen die frommen Nonnen von Goldenstein.

(Auf Goldenstein reimt sich übrigens Marienschein, Butterschleim & Spinnenbein! Zufall???)

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

PHASMOPHOBIE & SOME HOLY SHIT

Schon klar, als Kind hat man generell Angst. Nicht nur vor Monstern unter dem Bett oder den ekligen großen Warzen auf krummen Hexennasen, sondern eben auch vor Geistern und jenseitigen Wesen. Auch wenn man nicht Kloster-geschädigt ist. Für viele verschwinden diese Ängste im Laufe der Zeit wieder, besonders wenn man in die Pubertät kommt. Bei mir hat es da jedenfalls erst so richtig begonnen.


Menschen mit einer Phobie vor Geistern oder übernatürlichen Erscheinungen berichten häufig, dass sie die Anwesenheit von etwas spüren, wenn sie alleine sind. Man kann also in meinem Fall sagen, dass ich als Kind (und Jugendliche) so gut wie nie alleine war. Zumindest was diese übernatürlichen

Wesen angeht. Meine Mutter war ja auch seltener zu Hause als jeder meiner Hausgeister.

Das Gefühl der Angst kann allerdings so stark werden, dass man sich nicht mehr bewegen oder die notwendigsten Funktionen ausführen kann. Zum Beispiel, aufzustehen, um auf die Toilette zu gehen. Ich sage: Gehen Sie trotzdem! #gehindieangst


Man könnte das ganze jetzt dahingehend positiv sehen, in den Nächten, wo meine Mutter aus war, zumindest nicht ganz alleine in der Wohnung gewesen zu sein. So ein bissl übersinnliche Gesellschaft lenkt doch perfekt von der Angst vorm

Alleinsein ab. Ist man allerdings Klostergeschädigt, sieht die Sache schon wieder anders aus.

Hatte ich als Kind noch die Fähigkeit, unangenehme Besucher mit meiner unerschütterlichen Gottesgläubigkeit weg zu beten, war das in und nach meiner Internatszeit in Schloss Goldenstein

schon etwas schwieriger.

Denn genau da hat meine katholische Entgleisung ihren Anfang genommen. Und die Besuche von ungebetenen Wesen exponentiell zugenommen.


Nonnen sind übrigens unglaublich förderlich bei der Entstehung von Kindheitstraumen. So verdanke ich meine Phasmophobie wohl in erster Linie einer Schwester Bernadette, die beinahe oscarreif von klerikalen Erscheinungen zu berichten wusste.

Dazu kam natürlich auch die nicht gerade fröhliche Nonnentracht, die im Dunkel eines Schlossganges bei Nacht schon mal

an einen Geist selbst erinnern kann. Warum hat mir damals eigentlich niemand gesagt, dass Nonnen im Grunde nur wie überdimensional große Pinguine aussehen?




Es war im Jahr 1985, ein Jahr vor Tschernobyl, als mein persönlicher Supergau begonnen hat. Und ich muss ehrlich sagen: Vor radioaktiver Strahlung hätte ich damals weit weniger Angst gehabt als vor Marienerscheinungen.


Es war an einem Freitag. Mein Lieblingstag. Ich selbst bin an einem Freitag geboren. Der Tag bevor man, wenn man schön brav war, endlich nach Hause durfte. Ich saß wie alle anderen Internatsschülerinnen in der Freitagsmesse der hauseigenen Klosterkapelle. Neben mir eine Freundin, deren Namen ich längst vergessen habe. Wir starrten in unserer juvenilen Fadesse

auf eine Marienstatue rechts vor uns, als NoName plötzlich meinte „Hast du das gesehen? Die Maria hat sich bewegt!“. Das war der Anfang vom Ende.


Denn auch wenn ich in diesem Moment natürlich nicht gesehen habe, wie eine Holz- oder Marmorstatue sich bewegt, hatte sich diese fortan in jeder weiteren Schulmesse bewegt. Ja, geradezu getanzt. Und weil ja Geister und himmlische Wesen durch Wände gehen können, war diese Angst plötzlich omnipräsent.


Erschwerend hinzu kam vielleicht auch, dass während meiner Goldenstein-Schulzeit einige unserer Hausnonnen gestorben sind.  Wie junge, fromme Kinder es gewöhnlich innerhalb alter Klostermauern tun, mussten auch wir vor den aufgebahrten und teils schon

verwesenden Körpern für deren Seelen beten. Die „wendige“ Maria der Kapelle natürlich im Nacken. Hach, was war man froh, wenn sie einem nicht zugeblinzelt hat - oder Blut geweint hat.


Normalo-Katholiken werden meine Panik jetzt nicht verstehen.  Für mich war es die Hölle auf Erden. Weil man ja auch nie wusste, wann sich genau welche himmlische Statue ihre Gliedmaßen vertreten musste. Hinzu gesellte sich schließlich auch noch der Geist von Romy Schneider. Hollywoodstar und ebenfalls ehemalige Schülerin von Goldenstein.


Als überängstliches Menschenwesen wünscht man sich in einem so sagenumwobenen Schloss natürlich, mit dutzend anderen Kindern im Zimmer zu sein. Vor allem nachts. Weil ich aber schon damals ein perfektes Opfer der Riesenpinguine war, kam ich meist in den Genuss eines Einzelzimmers. Mit

allem Geister-und Marien-Pipapo.

So hatte ich aufgrund meiner klösterlich verbotenen Liebe zu Luke Skywalker und Darth Vader von Star Wars („Was für ein Teufelszeug!“) die meiste Zeit den launigen Einzelsaal namens „Zimmer mit Aussicht auf Leichenhalle“. Mit einem gar wundervollen Ausblick auf "Moving Mary" und den Aufbahrungsraum der Hauskapelle. Ja, jene, wo alle gefühlten paar Wochen ein mausetoter, in Nonnengewand gekleideter Körper, vor sich hin verweste.

Ach, wie war ich froh, wenn ich in Romy Schneiders altem Zimmer schlafen

durfte, wo anstatt von "Paranormal Activities" zumindest ein klein wenig Hollywoodfeeling aufkam.




Doch Schwester Bernadette hatte eine beinah teuflische Freude daran, mich die

schweren, alten Fensterbalken in jenem Zimmer beim stündlichen Kirchenglockenläuten jeweils einmal auf und wieder zu machen zu lassen. Um ja daran erinnert zu werden, wer da unten über uns wacht. Na gute Nacht!

Man denke, wie verlockend es für mich als 13-jähriges „Angstpsycherl“ war, nachts im Dunklen auf das gefühlte 400 Meter weit entfernte WC gehen zu müssen, nachdem man zuvor den Ausblick auf Leichenhalle und Marienstatue genossen hat. Nicht, dass ich mit 13 noch Bettnässerin war. Ich hab‘ irgendwann einfach ins Waschbecken gepinkelt. Sorry, Nuns!

Wenn man mich heute fragt, was ich an diesen so "kinderfreundlichen" Nonnen am meisten bewundert habe, dann ist es mit Sicherheit der Fakt, dass Nonnen niemals aufs Klo gehen müssen. Weder Tags noch nachts. Sie sind komplett geschlechtslose Wesen. No Mumu, no Lulu.

Heute weiß ich: Ich hätte mich damals besser mit einer wasserabsorbierenden Bett-Unterlage bewaffnen sollen als mit einem Lichterschwert „Made in China“. Denn Lichterschwerter verjagen keine Geister. Und schon gar nicht die Jungfrau Maria!


Bevor ich es vergesse: Gleiten wir doch auch schnell noch zu dieser Sache mit der weißen Frau! Schon merkwürdig, dass nämlich just diese beiden Frauen für Liebe & Unschuld stehen und mir dennoch eine höllische Angst einjagen.



Die Geschichten rund um die weiße Frau, die einem Nachts im Wald erscheint und leuchtet wie ein Flutlichtstrahler beim Film hat man mir auf diversen Ferienlagern in Kroatien und auf Burg Finstergrün anvertraut. Natürlich von "Freunden", die mit ihrer Angst auch nicht alleine sein wollten. Geteilte Angst, doppelte Angst.


Die weiße Frau hat mir daher schon so manchen nächtlichen Heimweg versaut. Denn wenn man augenscheinlich lieber einem Serienkiller als einer weißen Frau begegnet, dann sieht man entweder so gut wie eine Katze bei Nacht oder ist

nicht ganz dicht. #definitivzweiteres


Und bitte nicht glauben, dass ich diese Angst je überwunden hab. Denn während ich dies hier schreibe, läuft im Fernsehen eine Doku über Geistererscheinungen. Und dass die Toten immer um uns sind. Ist das nicht wunderbar? Und schon fühl

ich mich nicht mehr alleine zu Haus. (Schalte ich jetzt den Fernseher endlich aus oder bleib ich wie erstarrt sitzen?)


Rausgeholt aus dem ganzen Klosterwahnsinn hat mich dann übrigens mein Stiefvater Klaus, selbst einst ein Internatskind im Stift Melk, dem ich auch heute noch dafür dankbar bin. Noch zwei Jahre hätte ich in Schloss "Gruselstein" fix nicht überlebt.


Als Abschiedsgeschenk für meine vorzeitige "Entlassung" nach nur 2 Jahren bekam ich zumindest noch eine fette Verwünschung mit auf den Weg. Und Klaus meine im Internat verbotene

Knabbernossi aus Mamas Essenpaket.


Voutyrophobie & Die Butterfolter


Gott, gibt es viele Sprüche mit Butter. Für mich ist allein schon das Wort ein Graus. Die Butterseite des Lebens. Alles in Butter. Butter bei die Fische. Sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Das geht runter wie Butter. NICHT!


Das war angeblich nicht immer so. Auch hier gibt es einen Menschen, der mich in meiner Phobie vor Butter bestmöglich unterstützt hat: Meine geliebte, schöne Nonna.


Man muss meiner verstorbenen Nonna zu Gute halten, dass sie durch einen frühen Schlaganfall nicht alles so schmecken konnte, wie mein kindlicher Gaumen. Sie konnte nach einer halbseitigen Gesichtslähmung den (wirklich essentiell wichtigen) Unterschied zwischen Butter, Margarine und Rama nicht mehr

unterscheiden. Dafür war ich ja da.

Während meine Tante auch heute noch genüsslich ganze Butterfässer verschlingen kann, erzeugt bei mir allein schon der Geruch dieses fettgerührten Produkts Alpträume. Ich würde wohl lieber verhungern, als jemals ein Butterbrot essen zu müssen. Man kann mich mit Butter tatsächlich foltern. Denn kommt auch nur der geringste Geruch (Oh Gott, riecht es hier plötzlich nach Butter???) dieser gelblichen Ekelmasse in meine Nähe, erbreche ich mich wie Linda Blair in „Der Exorzist“.

So passiert nach einem Ausflug, als man

mir, hungrig wie ein Wolf, ein Stück Butterbrot gereicht hat. Die „Butterseite des Lebens“ ist für mich dann doch eher die sprichwörtliche Hölle auf Erden. Denn sollte es irgendwann, aus welchem Grund auch immer, nur noch Butter zu essen geben, sterbe ich auf jeden Fall den Hungertot. Und sollte ich jemals gefoltert werden, dann sage ich alles! Solange man mich nur mit Butter füttert.

Eine meine frühesten Kindheitserinnerungen ist, als meine Eltern am Frühstückstisch sitzen und mir ein üppiges Butterbrot streichen. Gut, irgendeine rote Marmelade war auch noch drauf. Sie haben sich lauthals

gestritten und so hab' ich mich mit dem Brot auf den gelben Telefonkasten im Vorzimmer verzogen. (Das werden jetzt alle, die nicht in den 1970er Jahren geboren wurden nicht mehr kennen!). Sichtlich hat mich dieses Ekel-Brot damals getröstet.

Danach, nicht allzu lange danach, erinnere ich mich dann an einen Besuch bei meiner Nonna in Graz. Und als es meine Oma unbedingt wissen wollte: Den Unterschied zwischen Butter, Margarine und Rama. Irgendwann ging ihr dann wohl das Brot aus und ich musste das gelbe Zeugs „tonnenweise“ in mich reinlöffeln.

Wie in einem Horrorfilm sehe ich mich anschließend gelbe Fettmasse kotzen. Das war der Beginn vom Ende meiner Liebe zu tröstender Butter.

Bis heute gibt es für mich kaum etwas Ekligeres als Butter. Gut, Spinnen, Marienerscheinungen und Glatzen mal ausgenommen.

Wie bei meiner Phasmophobie könnte man natürlich auch hier etwas Positives finden und sagen: „Ja super! Die beste Diät zum Abnehmen ist für mich Butter!“. (Ich hab seit Corona und Lockdown II gefühlte hundert Kilo

zugenommen!) Ok! Aber wer wischt das „Exorzistengekotze“ dann wieder weg?

Und mir ist klar, dass auch in den Weihnachtskeksen, die ich gerade esse, während ich diese Zeilen schreibe, Tonnen an Butter drinnen sind. Der Clou ist: ich darf es nicht riechen und nicht schmecken. Sonst: Exorzist!

Verdammt, es riecht hier noch immer nach Butter!!! #beinglindablair

Daher liebe Freunde & Familie: Eure unerschütterliche Hilfe, mir Butter ans Herz zu legen, wird fix nix mehr. Teufelszeug bleibt Teufelszeug.

Arachnophobie & die liebe zur Acht

Spinnen haben acht Beine. Und genau das macht sie wohl auch so gruselig. Dennoch gefällt mir die Acht. Nicht gerade die acht behaarten Spinnenbeine, aber die schöne Form der Unendlichkeit


Angst vor Spinnen kennt wirklich jeder. Es ist also eine zutiefst langweilige Angst. Nicht aber, wenn man die Autorin ist und eine Uroma hatte, (nein, nicht die Butter-Nonna!!!), die einem zum Spaß die riesigen Viecher ins Gesicht geschleudert hat.


Arachnophobie kann angeblich angeboren sein. Das schließe ich bei mir, die zudem im hohen Norden geboren und aufgewachsen ist, völlig aus. In Schweden gab es neben Pippi Langstrumpf auch dieses superniedliche Kinderlied namens „Imse Vimse Spindel“. Ich kann mich also wirklich an kein dramatisches  Spinnenerlebnis in meiner Schwedenzeit erinnern.


Wohl aber in meiner Zeit als Kind in Graz. Zwar überwiegt das schöne Gefühl, bei meinen süßen (Ur-)Großeltern in Petersbergen gewesen zu sein, ich kann mich aber auch an diverse Riesenspinnen erinnern, die einfach nicht in Opas

Gästeklo zu versenken waren.

Ob meine Spinnenangst tatsächlich daher rührt weiß ich nicht. Ich hätte mich vielleicht ohne der Information meiner Großcousine nicht einmal mehr an Omas lustiges Spinnenwerfen erinnert. Die Liebe zu Omas Artischockensuppe überwiegt einfach haushoch.

Anders als bei meinem Vater im Garten auf Chateau Savenau. Dort waren die Spinnen so groß wie ausgewachsene Kindsköpfe. Und nein, ich war da längst nicht mehr Kind. Aber nicht nur dort waren die Spinnen in meinem Leben überdimensional groß.

Die größten gab es, neben einer ganz seltenen Art in Verona, bei meiner Mutter in Salzburg.Der Vater meiner Tochter, selbst Salzburger, hat mir das lange nicht geglaubt. Bis er eines Tages mit mir durch die Traunstraße spazierte und sich plötzlich wie der Hauptcast in „Arachnophobia“ fühlte. Salzburg hat wirklich tolle Spinnen. Groß, eklig und wahnsinnig schnell. Bevorzugte Gebiete für abnorm große Formen sind Anif, Aigen und Maxglan.

Ich spreche hier ausdrücklich von Formen, die längst nicht mehr in ein Staubsaugerrohr passen. Das wäre ja easy. Nein, Spinnen, die jedem Schuh,

jeglichem Insektenspray oder Baseballschläger standhalten. Waren es in Maxglan noch normale Hausspinnen in Form eines Schrumpfkopfes, kämpfte man in Anif schon gegen Kaliber der Größe Kohlkopf.

Aigen ist aber besonders eigen. Dort ist die Brutstätte der grausligsten Spinnen überhaupt. Ein Wunder, dass ich dort überhaupt überlebt habe. Weniger physisch als psychisch. Kaliber der Größe Riesenkürbis waren dort an der Tagesordnung. Wer das nicht glaubt ist herzlich eingeladen, nachts durch die Traunstraße zu wandern.

Die mit Abstand größte Spinne meines Lebens habe ich dann allerdings in Verona getroffen. Ich war gerade mal 15 und mit einer Freundin via Interrail durch Italien unterwegs. Als leidenschaftlicher Shakespeare-Fan wollte ich unbedingt das „Tomba die Giulietta“ in Verona besuchen. Am Weg zurück und vorbei an einer sehr beeindruckenden Shakespeare-Statue machte ich halt.


Bis mir etwas ins Gesichtsfeld krabbelte. Das war der Beginn meiner wohl in diesem Leben nie mehr heilbaren Arachnophobie. Diese Spinne war, wie meine Biologieprofessorin einst sagte,

ein „Gottesgeschenk“, weil so selten.

Größer geht eigentlich nur noch in Australien, auf einem Alien-Planeten oder bei Harry Potter. Um es in ein bestmögliches Größenmaß zu setzen: Mein übergewichtiger Kater ist nix dagegen. Und ja, ich neige grundsätzlich zur Übertreibung. Gefühlt war sie so groß wie ein Basketball.

Wie also soll jemand wie ich diese Angst vor den „Achtfüßlern“ überwinden?

Wenn es zumindest eine Konstante in meinem Leben gibt, dann ist es meine latente Konfrontation mit Spinnen.

Sie lieben mich. Sie suchen mich. Egal ob im Garten, in der Badewanne oder am

Kopfpolster. Hätte ich also die Wahl zwischen Spinnen, Butter und Marienerscheinungen…….ich hätte wirklich keine Antwort darauf, was mir am meisten "Spaß" bereitet. #imsevimsespindelsumm

Phili's Trypophobie & LiEsi's Melissopho"bEE"

Zum Glück leide ich ja nicht als einzige in meiner Familie an teils absurden Ängsten. Auch meine sonst sehr normale Tochter leidet an einer Phobie, die den meisten wohl eher ungeläufig ist: Die panische Angst vor Löchern. Mit einer gewissen Anordnung von Löchern kann ich ihr eine Heidenangst einjagen. Nicht, dass ich das gerne tue. Denn langsam nerven auch mich diese ekligen Löcher in Luftschokolade und Co.

Sie ekelt sich aber mit Sicherheit genauso davor, wie ich vor Spinnen,

Butter und Marienerscheinungen zusammen. Woher diese Angst kommt ist nicht ganz klar. Trypophobie leitet sich aus dem griechischen Wort „trypa“ (=Loch) und „phobos“ (=Angst) ab. Dahinter steckt eine abnormale Angst und Ekel vor einer Anhäufung unregelmäßig angeordneter Löcher, Risse, Beulen oder Dellen. Cellulite gehört bei uns mit Sicherheit auch dazu.

Angeblich ist es der physische Ausdruck einer tiefsitzenden Abneigung gegen Parasiten und Krankheiten, die unsere Haut befallen und sie durchlöchern. Was bei meiner Tochter ja Gott sei Dank nie der Fall war. Es gibt also auch

augenscheinlich "unbegründete" Phobien und Ängste, die ihren Ursprung ganz wo anders haben als in einer empirischen Erfahrung. Ausschläge oder Krankheiten wie Masern oder Windpocken könnten jedoch ein Auslöser sein, und ehrlich gesagt: Die hatten wir beide. Wähhh!

Und dann haben wir meine Schwester. Sie leidet an einer ausgewachsenen Melissophobie/Bienenangst. Gut, Vespen hasst sie noch mehr. Dabei hat meine Mutter sie in Kindergartentagen niemals als Biene Maja verkleidet. Bei meinem Ex-Freund war das schon eher der Grund für seine "Bienen-Aversion".

Was mir die Spinne oder Butter ist, das ist das Bienentier für meine Schwester. Sie reagiert ebenso panisch auf diese fliegenden Stecher wie ich auf diverse Achtfüßler. Kein Wunder also, dass genau sie heuer unter ihrem Balkontisch ein ausgewachsenes Vespen-Nest hatte. Und alle hungrigen Willis sie anfliegen als wäre die der blutrote Mittelpunkt

einer Dartscheibe.

Meine Tante hingegen hat relativ alltagstaugliche Ängste, wie Angst vor Aufzügen, Tunnels und Corona, aber immerhin. Die Frauen in meiner Familie tragen ihre Phobien mit einem Stolz wie andere ihre Festtagskleider.


Vater & Stiefmutter wiederum dürften an einer schweren Form von Adipophobie leiden. Das ist der Ekel vor dicken Menschen (die Autorin greift genüsslich zum buttrigen Vanillekipferl!). Genau diese Phobie war wohl der Auslöser, warum wir keinen Kontakt mehr haben.


Sind wir nicht eine grundsympahische Familie? Erich Kästner hat es so schön in Worte gefasst: "Wenn einer keine Ängste hat, so hat er keine Phantasie!"


Zu Ihrem Pech habe ich keine Angst in Graphophobie, ansonsten würde Ihnen das alles hier erspart bleiben.

PELADOPHOBIE & POPEYE

Als Kind der 70er Jahre bin ich neben Pippi Langstrumpf und Biene Maja natürlich auch mit Popeye, dem glatzköpfigen Seemann aufgewachsen. Zu meiner Verwunderung mochte ich den. Glatzköpfe hingegen machen mir ganz große Angst.

Mag daran liegen, dass ich durch und durch Haarfetischist bin. Zumindest was Haare am Kopf betrifft. Ein Mann ohne Haare ist für mich genauso prickelnd wie ein Butterbrot. Es liegt aber nicht nur daran, dass man dem Mann nicht durch

die Haare fahren kann.

Nein, Glatze fühlt sich für mich an wie Butter, Spinne und Maria. Dabei weiß ich wohl, dass sich kahlköpfige Menschen meist nicht in „Walking Dead“- Zombis verwandeln.



Es ist vielleicht auch weniger die Angst davor, als der Ekel. Wie diese Angst vor Löchern. Glatzen haben für mich etwas Bedrohliches. Dabei kenne ich doch so viel liebenswerte „bald heads“. #schauder



Die Vorstellung mit meinen Händen über eine Glatze zu streichen ist für mich genauso erregend, wie die Vorstellung mit meinen Nägeln langsam über eine Schultafel zu kratzen. Oder auf Holz und Alu zu beißen. An dieser Stelle entschuldige ich mich bei allen kahlköpfigen Freunden. Es ist nicht eure Schuld!


Marilynomophobie & BlondinEN bevorzugt geFürchtet



Ich hoffe, Sie bekommen schön langsam einen kleinen Einblick in die verrückte Welt in meinem Kopf. Und wenn Sie bis hier gelesen haben, dann schaffen Sie die letzten Seiten auch gleich noch. Denn waren das bislang ja alles durchaus nachvollziehbare Ängste, so ist zumindest diese hier sehr speziell und rührt aus Kindertagen: Die Angst vor Marilyn Monroe!


Wobei sich hier Angst und Bewunderung vermischen. Denn so sehr mich alles an ihr fasziniert, so viel Angst macht sie mir aber auch rund um den 5. August jedes Jahres (ihr Todestag). Und nachts allein im Bett.

Begonnen hat diese seltsame A&A („Anziehung & Angst“) in meinem 5. Lebensjahr. Seit ich zurückdenken kann habe ich Marilyn geliebt und parodiert. Aber auch ihre Autopsieberichte akribisch in mich aufgesaugt.


Alles rund um ihren Tod hat mich mein Leben lang beschäftigt. Es ist also längst kein jugendlicher Tick mehr. Sie glauben ja gar nicht, was ich alles unternommen habe, um ihren mysteriösen Tod aufzuklären.

Dazu kommt meine Liebe zu Los Angeles. Die Stadt hat mich seit jeher magisch angezogen. Dennoch habe ich es erst nach vielen Jahrzehnten geschafft, endlich hinzufliegen. Es kam mir immer vor, als wolle die "Stadt" nicht, dass ich "zu früh zurück komme". Ergibt das Sinn? Naahhhh!

Und ich hatte wirklich mehr als einmal ein Flugticket in der Hand und stand bereits am Gate. Irgendetwas hielt mich stets davon ab. Bis 2015, als ich endlich gemeinsam mit meiner tollen Tochter hinüberflog.

Ich kann kaum sagen, wie aufgeregt ich war. Es hat sich ein bisschen wie Heimkommen angefühlt. Und ich für mich herausfinden wollte, ob ich dort meine Angst vor Marilyn besiegen kann. Sie denken sich sicher ich bin ganz schön „schu-schu-bi-du“. Keine Frage! Ich sollte den Oscar für meine Phobien bekommen.


Kaum in LA, Marilyn’s Grab besucht und: Nichts! Keine Schwingung, keine Geister. Nada. Nix! Entsprechend groß war die Enttäuschung. Wie großartig war meine Tochter als sie im Westwood Memorial Park zu mir sagte: „Dann versuchen wir es einfach bei ihrem Haus!“. Das haben wir dann getan und

ich kann nur sagen, dass meine Panik seither zumindest an Marilyn’s Todestag besser geworden ist. Von Zeit zu Zeit gruselt es mich des Nachts schon noch wenn ich an sie und ihren Tod denke. Oder mir alte Videos davon ansehen muss. Weil es mich dazu drängt.

Das sind dann wieder genau jene Momente wie früher in Goldenstein, als ich mich nicht mehr auf’s WC zu gehen traute. Und da ich neben meinem Schlafplatz aktuell kein Waschbecken zum Reinpinkeln habe, versuche ich es dann doch auf eine ganz erwachsene Art und Weise: Ich rase hin, pinkle und rase zurück ohne auch nur irgendwo

hinzusehen.


Ob ich diese Angst jemals in den Griff bekommen werde ist fraglich. Woher sie rührt ebenso. Hier konnten mir nicht einmal Rückführungen helfen, in denen ich sie gesehen habe. Gerade frage ich mich, warum es jetzt schon DREI Frauen

sind, vor denen ich mich panisch fürchte!?! Holy Shit! Ich stelle mir gerade meinen persönlichen Supergau vor:


Maria, Marilyn und die weiße Frau, eine Riesenspinne im Gesicht und den Mund voller mit Butter. Vielleicht sollte man das verfilmen und David Lynch Regie führen lassen.



Polyspastonphobia & deus ex machina



Zu guter Letzt teile ich noch eine letzte Phobie mit Ihnen, da sie ihren Ursprung tatsächlich in der katholisch-christlichen Religion hat.

Ich habe panische Angst unter einem Kran zu gehen. Nicht weil dieser umfallen könnte, sondern weil diese tonnenschweren Betonklötze, die daran hängen, herunterfallen könnten. Auf mich natürlich. Auf wen sonst?

Passiert ja auch laufend.  Nein, seien Sie einmal ehrlich: Hatten Sie noch nie ein mulmiges Gefühl, dass diese Betonbrocken auf Sie fallen könnten? So wie in Tom & Jerry-Filmen, wo es comichaft „Platsch“ macht und man so platt wie eine Flunder auf der Straße liegt. Ich laufend! Daher bin ich auch

wahnsinnig dankbar, dass der Kran in meiner Straße die dicken Betondinger am Boden hat. Safe ist Safe!

Kräne sind übrigens eine christliche Analogie zur Rettung von Menschen. Mit einem Kran würde man aus der Hölle gehoben. Der religiöse Kran als Retter vor dem Höllenfeuer. Ein christliches Up-Lifting der Superlative. Und da wären wir wieder bei meiner anfangs erwähnten „katholischen Entgleisung“. Kein Kran der Welt kann mich noch retten.

Vielleicht kommt die Phobie aber auch mit der Erkenntnis, dass wir längst in der Hölle sind und uns ein Kran auch nicht mehr weiterhelfen kann?! Aeorema waren die Kräne, die in antiken, griechischen Theatern verwendet wurden. Auch bekannt als "Deus Ex Machina". Vielleicht ist mir ja in einem früheren

Leben während eines Auftritts im Odeon so ein Steinbrocken auf den Kopf gefallen. Ergäbe Sinn!



DER TRIGGER-TEST

Abschließend habe ich Ihnen noch ein paar feine Fotos zusammengestellt, bei denen Sie ihren Ekel oder Nichtekel testen können.

Stellen Sie vielleicht ein plötzliches Unbehagen beim Betrachten von Löchern fest? Oder schmeckt Ihnen Butter plötzlich nicht mehr? Bekommen Sie Panik beim Anblick einer Marienstatue?

Falls ja, dann sind Sie in bester Gesellschaft.

Falls Sie noch Fragen haben sollten, stehe ich Ihnen gerne mit Rat & Tat zur Verfügung. Profi-Phobie-Anfragen bitte an: hillevi@criticalminds.at




PHASMOPHOBIE

Angst vor Geister(erscheinungen)






VOUTYROPHOBIE

Angst & Ekel vor Butter



ARACHNOPHOBIE

Die Angst vor Spinnentieren




TRYPOPHOBIE

Angst & Ekel vor Löchern



MELISSOPHOBIE

Angst vor Bienen & Vespen






MARILYNOMOPHOBIE

Faszination & Angst vor Marilyn Monroe






POLYSPASTONPHOBIE

Die Angst vor Kränen



HOLY-MOLY-MARYOPHOBIA

Die Angst vor Marienerscheinungen




>

EPILOG


Dieses Buch ist in einer schlaflosen Dezembernacht des „Coronajahres“ 2020 entstanden und will ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle von mir im Buch beschriebenen Phobien rein subjektiv empfunden und dargestellt sind. Phobien sind nicht lustig. Phobien machen Angst. Darüber zu schreiben hilft.

Ganz besonders, wenn man allein zu Hause ist, neben einem ein buttergeschwängertes Vanillekipferl liegt, die Monsterspinnen im Garten ihre

Netze spinnen und man beim Hochladen seines Marienbild-Covers molto Panik bekommt. Und das sagt jemand, der sich vor dem Einschlafen am liebsten True Crime Serien reinzieht.

In diesem Sinne, hoffe ich, dass manch ein(e) Bammel-KollegInn fortan die eigenen (Ur-)Ängste, wie ich, mit ein klein wenig Humor betrachten kann.

Hillevi Hofmann,

Autorin & Profi-Phobikerin

0

Hörbuch

Über den Autor

HilleviHofmann
Skandinavien trifft Dolce Vita in der Alpenrepublik.

Leser-Statistik
27

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Brubeckfan O lala Hillevi,
so viele Phobien in einer einzigen Seele ... na jedenfalls langweilig wirds nicht.
Es lebe der schwarze Humor. Du hast alles souverän und einprägsam geschrieben. Und die vielen Fremdwörter nehme ich Dir eben einfach ab.
Hm, keine Angst vor einem Mann unterm Bett? Keine vor Mario Barth oder dem belgischen Grinsegeiger? Vor Politikern wie ... ach Du weißt schon?

Nun kann ich mir nicht verkneifen, zu ein paar Ängsten meinen Senf zu geben.
Kräne und Wespen (übrigens: Vespa-Wespe): Vorsicht dient doch ganz normal der Gesunderhaltung.
Marilyn und Romy: Vlt. könnte man sich vor ihrem Leben fürchten, glücklich waren beide nicht gerade.
Nonnenkleid: Als Kleinkind blamierte ich mal meine Mutter im Stadtpark mit dem Ausruf "Mami, ein Pinguin!" Da lief eine im Ornat, und ich kannte natürlich nur meine Bilderbücher.
Deine Riesenspinnen weist Du aber bitte auch mit Foto nach!
Daß Marien manchmal durch einen Gauklertrick bluten, liest man ja manchmal. Nun weiß ich, wie das auf empfindsame Seelen wirken kann.
Und Deine Zusammenfassung klingt nach Konfrontationstherapie. Fehlt noch ein Ausflug nach Lourdes?

Viel Spaß weiterhin,
z.B. mit dem Schreiben,
wünscht Dir
Gerd

P.S.
Vergiftete Ameisen kippen immer nach rechts um.
Tyromantie ist die Kunst, aus geronnenem Käse weiszusagen.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Sehr amüsant geschrieben und bebildert! ;-))
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
HilleviHofmann Danke schön! Freut mich wenn es gefällt! ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

166292
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung