Nutzen wir die Sommerzeit zur Auffri-schung und Neubewertung: Ein veränder-ter Buchstabe offenbart die wahre Aussa-ge bisher verkannter Werke.
Kleine Hilfen aus den Familien Rioja, Pinot oder Rotkäppchen können das Ver-ständnis zusätzlich erleichtern. Das gilt auch fürs nachahmende Weiterspinnen; doch Vorsicht: Man kann dann nicht so bald aufhören. Mit dem Schreiben, meine ich.
Der Frosch mit der Macke
Ein gestörter Frosch erschreckt mit An-näherungsversuchen regelmäßig die Selt-same Gräfin beim Bad in der Themse. Erst der Grüne Bogenschütze erlegt das Untier, zugleich leider aber auch die Gräfin.
Marx und Moritz
Die beiden sägen, ricke racke, zunächst erfolgreich an frühkapitalistischem Pri-vateigentum, geraten dann aber aus-sichtslos zwischen die Mühlsteine der
Geschichte.
Nanu
Zola schrieb im Auftrag der „Le Monde“ einen Roman, um mit dessen Titel in je-dem Kreuzworträtsel eine Lücke zu fül-len. Die Zeitung zog dann jedoch dem Erstaunen eine Ermahnung vor. Ein Kramladen kaufte später die Rechte, vereinte beide Varianten und nannte sich „Nanu Nana“.
Die Reifenprüfung
Mit fröhlichem „TÜV, dü düdü TÜV TÜV“ fährt Mrs. Robinson im knallroten Cabrio zur Überprüfung. Praktikant Dus-tin stellt gravierende Mängel am Wagen
fest, doch sie vernascht den Kleinen kurzerhand.
Antigene
Kreon versucht, seine Nichte zu ver-führen. Diese ist eine Tochter des Ödi-pus; erotische Ungezwungenheit hat also Familientradition. Tereisias, Cassandra und Buchela prophezeien im Chor die tödliche Reaktion auf die Antigene dabei eindringender Fremdkörper. Egal: So-phokles läßt alle Mitspieler froh erschla-gen, verhungern, erhängen, um die Gage allein zu verprassen.
Die Post
Camus beschreibt hellsichtig die epide-mische Ausbreitung von Wurfsendungen.
Der Tor in Venedig
Dies wäre der korrekte Titel. Der Verlag konnte ihn aber gegen Manns endlos ge-schachtelte Protestschreiben nicht durch-setzen.
Die Meisterswinger von Nürnberg
Aus der Frühzeit der Swingerclubs: Statt friedlich des Vergnügens zu genießen, verlieren sich die Männer in Hahnen-kämpfen, prügeln sich und quatschen über alberne Regeln. Vor allem
Beckmesser nervt ständig.
Die muntersten singen zur Schließzeit den Chor „Wach auf, es nahet gen dem Tag“.
Tja ...
So einfach können Titel umgedeutet und Fakten verdreht werden ...
Die Idee stammt aus einem Beitrag des Literaturprofessors Erhard Schütz in einem Heft "Das MAGAZIN".
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