Journalismus & Glosse
Urlaubsnachlese

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"erlebt und notiert"
Veröffentlicht am 28. September 2017, 12 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
erlebt und notiert

Urlaubsnachlese

Ansichtskarte

Gelaufen, geschwommen, getrunken, gelesen, acht Stunden an Luft und an Sonne gewesen, ermüdet vor allem vom üppigen Essen, ein Schnäpschen, nein zwei waren da angemessen, schick ich dir mit letzter Kraft ganz dolle Grüße, bevor ich den Urlaubsschlaf wieder genieße.


Ausländer

Deutsche Touristen stehen Schlange vor dem noch geschlossenen Frühstücksrestaurant, um das volle Büfettsortiment nicht zu vepassen. Zuvor garnierten sie die besten Liegen am Pool mit ihren Handtüchern, da ihnen die Art, wie Hunde Revier markieren, nichts nutzen würde. (Sie drängeln hier also gewiß nicht wegen eines Tagesausflugs so früh.) Ein deutscher Pensionär prüft dreimal täglich mit seinem Thermometer die Pooltemperatur, um im Erfolgsfall reklamieren und Rückzahlung fordern zu können. Verließe er das riesige

Hotelgelände, er sähe auf der anderen Straßenseite die bescheidenen Häuser der Bediensteten. Bei einer Rundfahrt zeigt der Fahrer die Stelle auf der Straße, wo er aus seinem Auto ausstieg, und als er sich umdrehte, waren Auto und Frau darin vom Tsunami weggerissen. Ein deutscher Tourist erwidert „okeeeh“, als müsse er akzeptieren, seine bevorzugte Biersorte sei heute alle. Abends werden die Zikaden plötzlich synchron, als hätte ihnen jemand Dinge des Tages erzählt und sie machten nun ihrer Empörung mit vereinter Kraft Luft.


Manchen Ausländerhaß kann ich verstehen.

Vampir

Im Flugzeug krabbelt es auf der Hand wie nach einem Mückenstich. Ein blinder Passagier? Zu Hause zeigt sich auf dem Oberkörper eine ganze Serie solch roter Pusteln; weitere kommen am nächsten Tag hinzu. Ein Floh also ist zu Gast, ein Floh im Workflow. Seltsam eigentlich, daß einen bei den hohen Passagierzahlen der Verkehrsmittel bisher noch nie einer ansprang. Und nun? Es gibt kein Mittel, mich für ihn eklig zu machen, nicht mal Harry Potters Flohpulver ist lieferbar. Vielleicht würde ein flottes kleines

Reptil meinen volltrunkenen Floh fangen? Ich werde heute abend pfeifen: Otto-Floh, komm mit in die Bar. Da bekomme auch ich mal was zu saufen, und du lernst neue Leute kennen. P.S. Hat geklappt, beides.

Heimkehr, vielleicht

Nicht jede Rückkehr läuft nach Plan. Nicht jedes Flugzeug kommt gut an. Nicht jeder Blitz kracht bloß vorbei. Nicht jeder Fisch ist einwandfrei. Nicht jedes Auto hält bei Stopp. Nicht immer liebt man seinen Job …




© 2017 Brubeckfan



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Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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pekaberlin Nur, - leider - spüren ihn diejenigen nicht, weil sie sich (die Not und Armut ausnutzend) freikaufen. Was Ausländer, speziell Flüchtlinge in Deutschland nicht können.
Genau genommen, sind diese wie jene - Wirtschaftsflüchtlinge -.
Nur kommen sie von gegensätzlichen Seiten!
Hat sich in Deutschland, Groß Britannien, der EU eigentlich schon mal Jemand über die Millionäre und Milliardäre, die vor ihrer Steuerpflicht oder der Verfolgung anderer Straftaten in ihren Heimatländern geflüchtet sind, aufgeregt?
Natürlich nicht. Die können sich, selbst hier, vom Ausländerhass freikaufen!
Scharfsinnig und gut, Gerd
Liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Aber sowas von gut beobachtet ... und treffsicher, das eigene Kopfschütteln geschickt kaschiert, beschrieben.
Alles kurz und knapp schön auf den Punkt gebracht. Das gefällt mir!
Hast Du schon einmal das ohrenbetäubende Konzert von Baumfröschen gehört? Dagegen säuseln Zikaden. :-))
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Baumfrösche kamen mir noch nicht vor. Zikaden, wenn die mal getaktet sind, klingen sehr nach einem Industriegelände. Keine Ahnung, wer diese Unmenge plötzlich dirigiert.
Ansonsten: Verneige mich errötend und dankbar ...
Herzliche Grüße, Kara,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Wie schafft man es, mit so wenigen Sätzen scheinbare Urlaubsbanalitäten so prägnant darzustellen und dem Leser dabei noch soviel von der eigenen (mir sehr sympathischen) Sichtweise unterzujubeln? Du kannst das!!
Herzliche Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Merle!
Die "Kleinigkeiten" scheinen mir wirklich zu liegen. Und der knappe Stil, was will man von einem ehemaligen Mathe"genie" erwarten...
Deutscher Nationalstolz könnte einem im Urlaub vergehen, wäre er nicht eh von ganz anderen Leuten besetzt. (Beide Argumente sprächen allerdings auch gegen russischen oder US-Stolz.)

Herzlichen Dank und viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Was soll ich sagen?
Bin begeistert! Sehr treffende Urlaubspostkarten- und Hintergrundbilder!
Woher wusstest du, wo wir kürzlich waren? Hatte ich das Hotel öffentlich erwähnt? ;-)
Was die Flohstiche betrifft - sei froh, dass es keine Wanzen waren, oder gar Gürtelrose ...

Lieben Gruß
fleur

PS.
Beim Rückflug habe ich auch manchmal komische Gedanken ... bin aber erst mal froh, wenn die Piloten nicht gerade streiken ...
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Fleur,
Euer Hotel ... ;-) Wie war das, überall ist Lummerland.
(pssst: Texte und Fotos stammen aus mehreren Jahren.)

Bei der Erinnerung an den Floh fängts gleich wieder an zu krabbeln.
Was müssen die damals unter ihren Walleperücken gelitten haben.

Herzlichen Dank für alles, und sonniges, gesundes Wochenende!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
KantArte Sehr differenzierter Blick auf eine abgestumpfte Konsumgesellschaft!
Und die "Ansichtskarte" entpuppt sich dann später als deutliche Distanzierung ;-)
Wunderbare Ware!!!

Beste Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan HalloThomas,
das mit der Distanzierung stimmt, war aber nicht mal Absicht.
Herzlichen Dank für alle Würdigungen!
Gerd
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baesta Herrlich satirisch geschrieben. Schön, dass Du den Floh nun wieder weiter gegeben hast.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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