Gedichte
Spaßverderber

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"Das Leben ist voller kleiner Überraschungen. (Pandora, von Beruf mythologische altgriechische Figur)"
Veröffentlicht am 22. April 2017, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Das Leben ist voller kleiner Überraschungen. (Pandora, von Beruf mythologische altgriechische Figur)

Spaßverderber

Dir geht es vortrefflich, liegst warm und genährt. So soll es auch bleiben ... Das denkst du verkehrt. Brutal wirst du aus deiner Blase gepreßt, und niemand versteht deinen lauten Protest. In Mama wars schön, doch sie hustet dir was. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß.


Im Sandkasten sitzt du, kaum Haar auf dem Kopf, backst Kuchen für Mutti mit Förmchen und Topf. Da kommt dieses Trampeltier des Nachbars Storm, zerlatscht deine Arbeit und raubt dir die Form. Die Mutter von dem sagt dazu nicht mal was. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß.


Der Witz ist phantastisch. Du prägst ihn dir ein. Die Clique im Club wird laut lachen und

schrein. Bis dahin versuchst du, ihn zuzuspitzen, bist nicht so gut im Erzählen von Witzen. Doch zeigen die Kumpels dir Bärte. Ach laß: Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Du hast keine Knete, doch brauchst jenes Teil, zudem ist beim Klaun das Gefühl megageil. Gemächlich gelangst du bis hinter die Tür, da spricht so ein freundlicher Herr doch zu dir: „Ach, junger Mann, sagen Sie, war nicht noch was?“ Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Du gehst mit 'ner Freundin, das bricht dann entzwei. Zwar bist du betrübt, doch vorbei ist vorbei. Sie kommt nochmal wieder, du weißt nicht warum, und hinten liegt schon deine nächste Braut rum. Das Amt schreibt dir nüchtern, da wäre noch

was … Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Die Freuden des Lebens sind dir nicht mehr fremd, da schiebt dir der Arzt sein Gerät unters Hemd: „Die Leber, das Herz, und Ihr Übergewicht ... Sie sehen den Ernst Ihrer Lage noch nicht!“ Verdrießlich bedenkst du nun jegliches Glas. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Dein Staat führt im Namen die Demokratie. Die hat endlich Chancen, in neuer Regie. Als Demonstriern keine Gefahr mehr darstellt, erobern ganz andere Leute das Feld. Sie denken an Luxus, sofort, ohne Maß. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Ein Sender für Klassik, du lauschst jedem Ton. Jetzt spieln sie aus Mendelssohns

„Reformation“. Du liebst diese Klassik bekömmlichen Typs. Der Schlußakkord wird überschrien durch 'nen Pieps! Reklame hat Vorfahrt vor Flöte und Baß. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Du bist in 'nem Forum für Schreiber aktiv. Ein Kommentar kommt, der ist mehr als nur schief. Ganz unvorbereitet sitzt du vorm Display. Was virtuell kam, tut dir real doch weh. Verleumdung und Rufmord, perfide und kraß ... Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Seit x plus z Jahren seid ihr nun ein Paar. Die Ehe ist längst nicht mehr, was sie mal war. Doch heut glüht die Liebe. Da fragt es verstört: „Was habt Ihr für Kummer, ich hab was gehört?“ Erklär nun dem Kind, daß die Frau sich vergaß

… Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß. Chaotische Jugend, berufliche Mühn, ein Häuschen ausbaun und die Kinder erziehn. Im Alter erst siehst du die Dinge entspannt, hast das, was dir wichtig ist, endlich erkannt. Schon kommt so ein Kerl, zeigt dir sein Stundenglas. Immer kommt wer und verdirbt dir den Spaß.


Vor dir steht ein freundlicher Herr, wohl genährt, begrüßt dich zum ewigen Harfenkonzert. Du fällst ihm ins Wort: „Ach entschuldigen Sie, seit Jahren glaub ich nicht an Theologie!“ Weg flattert der Typ, ist vor Wut grün und blaß. Nun hast du's kapiert und verdirbst auch mal was.


© 2017 Brubeckfan

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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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Friedemann 
Lieber Gerd,
mit amüsanten Versen hast Du dem beklagenswürdigen Pechvogel ja heftig den Spaß verdorben und mir dafür den Spaß geschenkt.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vergangenes Jahr - Antworten
Brubeckfan Schön süßsauer, nicht.
Vielen Dank, lieber Friedemann,
und viele Grüße zurück.
Wieso fällt mir jetzt ein, ich könnte mal wieder Königsberger ...
Vergangenes Jahr - Antworten
Miranda Hallo Gerd,
Super geschrieben und so viel Wahrheit enthalten.
Liebe Grüße,
sigrid
Vergangenes Jahr - Antworten
Brubeckfan Ja, liebe Sigrid, Pandoras Büchse ... Und wie Uli schon schrieb, immer mal die Frage, soll man sich anpassen, oder soll man gegenhalten und wie ginge das. Bei Klassikradio habe ich mich übrigens damals beschwert, aber ohne Antwort.

Schön, daß Du Deinn Dackel mal wieder vorzeigst!
Herzlichen Dank für alles, und viele Grüße,
Gerd
Vergangenes Jahr - Antworten
Miranda Lieber Gerd,
ich danke dir für deine Antwort.
Ich denke mal, wir sollten die Büchse der Pandora nicht öffnen, das tun schon andere.
Anpassen werde ich mich wohl nie, gegenhalten nur dort wo es sich lohnt.

Leider ist unser Dackel schon seit letzten Oktober tot. Ich bin sehr traurig. Auch weil ich nicht weiß, ob ich noch einmal einen haben kann.
Weil mir das Laufen sehr schwer fällt.
Viele Grüße,
sigrid
Vergangenes Jahr - Antworten
Brubeckfan Kein Paul nach Paula ... Tut mir leid!
Ich könnte keinen Hund halten, aus demselben Grund, er müßte alleine spazieren, und mein WC benutzen.
Finden wir halt andere Gesellschaft, nicht?
Vergangenes Jahr - Antworten
Miranda Ohne Hund kann ich einfach nicht sein.
Aber erst muss ich wieder vernünftig laufen können.
Danke und viele Grüße,
sigrid
Vergangenes Jahr - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Sehr gern und mit großem Lesespaß bin ich noch mal in deine Zeilen eingetaucht. :-)
Viele Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Herzlichen Dank für alles, liebe Urlauberin!
LG, Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
hingekritzelt Gelesen während im Hintergrund auf Phönix ein Bericht über Erdogan (Putsch) läuft - passt! Der Arsch verdirbt nun wirklich vielen des Spaß :-)
(Kleine Pause)
Hab gerade überlegt, ob sich, wen man aufgrund von Ereignissen (oder Zuständen) sein Verhalten ändert, anpasst, auch der Charakter verändert. Damit meine ich jetzt nicht nur Dein Beispiel, sondern den allgemeinen Lebensverlauf (Wir alle sind das Produkt von.....blabla)
Ich glaube nicht. (Ich berühr' da gerade etwas, das ich immer den "Inneren Kern" nenne, der sich nicht ändert - aber das ist eine längere Geschichte)

Ignorier mal den Scheiß, den ich hier tippe, lach. Ich denke nur laut vor mich hin. (Immerhin hat mich das Stichwort Mendelssohn daran erinnert hat, dass ich den Sommernachtstraum lange nicht gehört hab)

Auf jeden Fall hast Du Dir viele schöne Beispiele einfallen lassen - darauf muss der Mensch erst mal kommen!
Also: Daumen hoch und...
trara...
MACH'S DIR GEMÜTLICH! :-)
LG Uli

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