Gedichte
Eine ungewöhnliche Liebe

Eine ungewöhnliche Liebe

Man glaubt es nicht, dass es das gibt, dass sich ein Schuh in einen Fuß verliebt. Und doch geschah es einem Schuh, dass er sich sehnte immerzu nach einem Fuß besondrer Art, mit Zehen wohlgeformt und zart,

 die Fesseln schlank, in sanftem Schwung geformt der Rist, die Haut so glatt und jung. Die Ferse rosarot und weich. Mit einem Wort: ein Fuß, an Schönheit reich. Der Schuh hingegen, derb und fest, an Schönheit sehr zu wünschen lässt.

 Seine Chancen sieht er sinken, wenn die zarten Zehen aus Silbersandaletten blinken.

Noch schneller seine Hoffnung schwindet, wenn der geliebte Fuß mit einem Stöckelschuh sich bindet. Traurig steht der Schuh im Eck - der Fuß geht stets mit andren weg.

 Doch wie ´s im Leben manchmal geht, geschehen Wunder, wenn auch spät. In unsren Schuh schlüpft jener Fuß und seufzt erleichtert: "Welch Genuss! Nichts, was drückt, wie angenehm! dieser Schuh ist sehr bequem!

 Mich blendete der äuß´re Schein. Doch inn´re Werte zähl´n allein!" Was gäb´ es da noch viel zu schreiben? Mögen die beiden noch lang´ zusammen bleiben!