Gedichte
Hundstage

Auf einmal ist es Sommer, und zwar tüchtig. Die Hitze herrscht, als käme nie mehr Frost. Nun weiß man, Afrikaner gehen richtig. Wer jetzt noch hastet, ist nicht recht bei Trost. Das Jahr ist sowieso schon halb vorüber; die Spatzenkinder sind längst wieder groß. Statt Pflichterfüllung kühlt man sich heut lieber im Serverraum den Corpus pausenlos.

Zum Haaretrocknen sieht man aus dem Fenster auf Leinen, welche kleinste Höschen ziern. Verlacht sind Klimawandel-Schreckgespenster, doch niemand weiß, ob sie grad aufmarschiern. Wer klug ist, flüchtet sich nun an die Küste, vergeudet froh die Zeit im Strandgestühl. Selbst in der schlimmsten trocknen Tropenwüste wird es in jeder Nacht empfindlich kühl. Gequält beachten Männer Etikette, beneiden Frauen und Conchita

Wurst ums Kleid − doch wichtig ist man im Jackette. Umsonst reimt sich das hier ja nicht auf Durst. Die Frauen blicken kühner als im Winter. Zwar ist nicht jeder Anputz Augenschmaus, doch fällt das Urteil heute viel gelinder, mit Großmut denken wir: Die kriegts noch raus. Geruch von Grillfleisch und von Tabakgiften dringt ständig ein in jedes Schlafgemach. Man kann doch nicht erst Neujahr wieder lüften? Doch ist die Toleranz jetzt unser Fach. Die Nachbarn wohnen gerne vor der Türe, auf diese Art bist du nie ganz allein. Und brüllen Pärchen später wie die Stiere, bekannt, geschenkt, stimm doch ins Brüllen ein. Doch stößt die Großmut ernsthaft an die Grenze bei Böllern nachts, bei Johlen und Gebrüll. Für ein paar Punkte, ein paar

Siegerkränze! Für Fußball bloß … Ihr Knaller, seid doch still. Vier Wochen seid ihr nun ein Volk von Brüdern, nicht Kontostand, nicht Outfit trennen euch, geeint mit Großschirm, Bier und Qualm und Liedern. Oh macht doch nur die eigne Birne weich. Mit sozialistischem Gruß, Amen.

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