Gedichte
Auch an Behinderte denken

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"Auch an Behinderte denken"
Veröffentlicht am 20. August 2008, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Auch an Behinderte denken

Auch an Behinderte denken

Beschreibung

Mir passiert es oft, dass ich feststellen muss, dass Behinderte in unserer Gesellschaft nicht berücksichtigt werden

Als ich neulich auf dem Bahnsteig stand,

mein Blick die Anschlagtafel fand,

las ich: Bitte beachten Sie die örtlichen Ansagen.

Ich kann mich darüber nicht beklagen,

denn ich kann lesen und auch hören.

Mich würde es also nicht weiter stören.

Doch sah ich dort eine Familie stehen,

die konnte nicht hören, das hab ich gesehen,

denn die Frau, die Kinder und auch der Mann,

wandten die Gebärdensprache an.

Was nützen denen die Ansagen, habe ich mich gefragt?

Die verstehen ja doch nicht, was man da sagt.

 

Wer denkt an Behinderte in unserer Welt?

Sind das vielleicht Menschen, auf die niemand zählt?

Ich glaube, wir machen uns keine Gedanken

über Behinderte und ihre verständlichen Schranken.

 

Wenn ich mal in der Stadt spazieren gehe,

wenn ich dann vor einem hohen Bordstein stehe,

denke ich, wenn ich jetzt in einem Rollstuhl wär,

dann fiel mir die Wegwahl wirklich schwer,

denn an diese Leute hat kaum einer gedacht,

man hat die meisten Wege nur für Gesunde gemacht.

Zum Bahnsteig in Elmshorn führen nur Stufen rauf,

die ich mit ein paar schnellen Schritten lauf,

doch Rollstuhlfahrer können diesen Bahnsteig nicht erreichen.

Für eine Stadt ist das ein wirklich schlechtes Zeichen.

Jetzt aber endlich in diesem Jahr

steht das Grundgerüst für einen Fahrstuhl da.

 

Vielleicht hättet ihr früher daran denken sollen,

dass vielleicht auch Behinderte mal Bahn fahren wollen.

Die Stadtplaner dachten an sich und an Gesunde nur.

Dafür gibt es von mir eine schlechte Zensur.

 

Der Hammer aber ist meiner Tochter geschehen.

Die wollte mit einer Kollegin in die Disco gehen.

Diese Kollegin hat meist einen Rollstuhl benutzt.

Sie hatte sich für diesen Abend fein rausgeputzt.

Weil sie auch ein paar Schritte laufen kann,

ließ der Türsteher, ein netter Mann,

sie dann auch in die Disco rein.

Es sollte ein schöner Abend sein.

Doch nach wenigen Minuten im Innenraum,

kam angerannt, man glaubt es kaum,

der, dem der Laden auch gehörte,

der, den das junge Mädchen störte.

Er schob sie durch den Notausgang

wieder auf die Straße mit viel Schwung.

Als sie ihn fragte, was das sollte,

meinte er, dass er sie hier nicht haben wollte.

„Aber ich habe Eintrittsgeld gegeben.“

„Na und, so ist es eben, das Leben.

Ich weiß, dass es meine Gäste stört,

weil so etwas wie du hier nicht hingehört.“

Verstört standen die Mädchen da

und dachen nur: Das ist nicht wahr.

Das Geld war weg, die Freude auch.

Der Scheißtyp rieb sich feist den Bauch.

 

Bei dieser Geschichte dachte ich bei mir:

Mein lieber Mann, ich wünsche dir,

dass auch du einmal im Rollstuhl sitzen musst.

Dann spürst du ihn, den tiefen Frust,

dann spürst du es, das Anderssein.

Ich wünsch mir, du bist dann allein.

Doch was ich mir auch wünschen würde:

Für all die Behinderten kaum eine Hürde,

eine Stadtplanung, sinnvoll gemacht,

bei der man auch an Behinderte gedacht,

Menschenwürde für jeden und überall,

aber leider ist das nicht der Fall.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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aerztefan1412 Re: Re: ja -
Zitat: (Original von Chrissy55 am 24.08.2008 - 20:36 Uhr)
Zitat: (Original von aerztefan1412 am 24.08.2008 - 20:04 Uhr) die haben kein verständnis
ka warum
lg
marina


natürlich
möglichkeiten gibts immer

Danke, Marina, ich denke, dass es uns Gesunden oft gar nicht auffällt, dass wir nicht an die Behinderten denken. Ganz besonders diese Geschichte auf dem Bahnsteig hat mir zu denken gegeben. Wir können froh sein, nicht behindert zu sein, aber vielleicht sollten wir uns für unsere behinderten Mitmenschen ein wenig mehr einsetzen, was meinst du?
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: ja -
Zitat: (Original von aerztefan1412 am 24.08.2008 - 20:04 Uhr) die haben kein verständnis
ka warum
lg
marina


Danke, Marina, ich denke, dass es uns Gesunden oft gar nicht auffällt, dass wir nicht an die Behinderten denken. Ganz besonders diese Geschichte auf dem Bahnsteig hat mir zu denken gegeben. Wir können froh sein, nicht behindert zu sein, aber vielleicht sollten wir uns für unsere behinderten Mitmenschen ein wenig mehr einsetzen, was meinst du?
LG Chrissy
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aerztefan1412 ja - die haben kein verständnis
ka warum
lg
marina
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Chrissy55 Re: Unser Gesundheitssystem -
Zitat: (Original von Christina_Maverik am 21.08.2008 - 12:27 Uhr) macht uns schon das Leben sehr schwer.. aber wir selbst machen es uns noch schwerer und auch allen Behinderten.. mit ein mehr bißchen Verständnis füreinander, würde solchen Schönheitsdenkern wie diesem Türsteher nicht der Boden für solche Aktionen geboten. Die Anklage ist sicher bei jedem angekommen. Ein Fleisskärtchen für Dich ;-) und ein paar Sternchen obendrauf. LG Christina


Vielen Dank, Christina, das tragische an dieser Geschichte ist allerdings, dass der Türsteher die beiden jungen Frauen in die Disco gelassen hat, weil sein Chef ihm sagte, jemand, der einige Schritte gehen kann, der darf rein. Als er dann allerdings die Kollegin meiner Tochter mit ihrem Rollstuhl sah, hat er sie kurzerhand vor die Tür gesetzt, weil er solche Leute nicht in seinem Laden haben wollte. Nicht einmal ihr Eintrittsgeld hat sie zurückbekommen. Ich kann dir meine Wut über diesen Vorfall gar nicht beschreiben, ich dachte, das kann und darf es doch einfach nicht geben. Aber glaube mir, auch er wird seine gerechte Strafe bekommen, irgendwann, da bin ich mir sicher.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
Christina_Maverik Unser Gesundheitssystem - macht uns schon das Leben sehr schwer.. aber wir selbst machen es uns noch schwerer und auch allen Behinderten.. mit ein mehr bißchen Verständnis füreinander, würde solchen Schönheitsdenkern wie diesem Türsteher nicht der Boden für solche Aktionen geboten. Die Anklage ist sicher bei jedem angekommen. Ein Fleisskärtchen für Dich ;-) und ein paar Sternchen obendrauf. LG Christina
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