Gedichte
Ein Teddybär kann nicht mehr

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"Ein Teddybär kann nicht mehr"
Veröffentlicht am 18. August 2008, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Ein Teddybär kann nicht mehr

Ein Teddybär kann nicht mehr

Neun Jahre war sie, als sie mich geschenkt bekam.

Sie nahm mich gleich liebevoll in ihren Arm,

hat mir mein eigenes Bett gebaut

und stets nur liebevoll mich angeschaut.

Ich dachte mir, es geht ihr gut,

ich dachte, Teddys machen Mut.

Ach, wie gern habe ich ihr Lachen gehört,

was sie auch machte, mich hat nichts gestört.

Ich habe sie mit meinem Teddyherzen geliebt,

wie es das auf der Welt nur einmal gibt.

Tagsüber hat sie mich auf ihr Bett gesetzt.

Als sie mich dort wegnahm, war ich sehr verletzt.

 

Eines Abends kam sie aus dem Badezimmer.

Sie war nicht so fröhlich wie sonst immer,

sie nahm mich, hat mich aus dem Bett gerissen

und mich dann lieblos in eine Ecke geschmissen.

Sie warf sich auf ihr Bett, weinte bitterlich.

Ich dachte: „Nehme mich in den Arm, ich tröste dich.“

Sie aber weinte, beachtete mich nicht.

Ich lag in der Ecke auf meinem Gesicht.

 

Erst Wochen später hat sie mir erzählt,

was ihr kleines Kinderherz so quält,

dass dieser Mann viel zu oft zu ihr kam,

dass er sie nicht liebevoll in die Arme nahm,

er machte Dinge, die sie nicht mag,

erst nur ab und zu, dann jeden Tag.

Danach hat sie mich in den Arm genommen.

Ich habe ihre Tränen abbekommen.

Ich gab ihr Wärme, es störte mich nicht.

In mein warmes Fell vergrub sie ihr Gesicht.

 

Irgendwann sagte sie: „Teddy, ich gehe.

Es tut mir leid, wenn ich dich nicht wieder sehe,

aber ich halte das hier nicht mehr aus,

ich muss endlich raus aus diesem Haus.“

Sie hat mich auf ihr Bett gesetzt

und ging, das hat mich sehr verletzt.

Aber ich kann sie gut verstehen.

Ich hoffe, dass wir uns wieder sehen.

Ich bin eben nur ein Teddybär,

kann Liebe geben, kann nicht mehr.

Ich wünschte, dass ich lebendig wär,

dann gäbe es diesen Mann nicht mehr.

 

So sitze ich auf dem Bett, warte auf ein Wiedersehen,

aber ich spüre tief in mir, das wird niemals geschehen.

In Zukunft werden wir getrennte Wege gehen.

 

Adieu, kleine Schwester, ich wünsche dir Glück.

Denk in deinem Leben ab und zu an mich zurück,

denk an mein braunes Fell, das dir Wärme gab

und daran, wie lieb ich dich gehabt hab.

Ich wünsche dir keine Tränen mehr,

dein kleiner brauner Teddybär.

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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aerztefan1412 Re: Re: ein teddybär kann nicht mehr - ja ich hab ein stofftierigel... der hilft auch
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: ein teddybär kann nicht mehr -
Zitat: (Original von aerztefan1412 am 21.08.2008 - 16:50 Uhr) eine sehr traurige geschichte, die ich gut nachvolziehen kann..
manchmal , wenn etwas schlimmes passiert, dann dnekt man man kann nicht mehr
doch es gibt hilfen, die man sich holen kann
es war schön, dass zumindestens der teddybär zum trösten da war
besser als nix
lg
marina


Ich danke dir, Marina, ein Teddy kann meiner Meinung nach sogar viel mehr helfen, als man eigentlich glaubt, nur dadurch, dass er da ist, dass man ihm Dinge erzählen kann, die man keinem anderen anvertrauen kann. Was ich aber eigentlich ausdrücken wollte war, so ein Geschehen hilflos mit ansehen zu müssen, hier eben aus der Sicht des Teddybären.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
aerztefan1412 ein teddybär kann nicht mehr - eine sehr traurige geschichte, die ich gut nachvolziehen kann..
manchmal , wenn etwas schlimmes passiert, dann dnekt man man kann nicht mehr
doch es gibt hilfen, die man sich holen kann
es war schön, dass zumindestens der teddybär zum trösten da war
besser als nix
lg
marina
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Chrissy55 Re: tiefe Traurigkeit -
Zitat: (Original von PaulG am 19.08.2008 - 20:32 Uhr) Eine tiefe Traurigkeit liegt in deinen Zeilen - genau so hilflos wie dein Teddybär sind auch wir, weil diese furchtbaren Übergriffe auf Kinder so oft im Verborgenen geschehen und niemand etwas davon mitbekommt...

LG, Paul


Danke Paul, genau diese Hilflosigkeit wollte ich auch damit ausdrücken, denn wenn ich solche Geschichten lese, dann spüre ich diese große Hilflosigkeit in mir. Was mir dann bleibt ist das Schreiben, deshalb habe ich versucht, mich in einen Teddybären hineinzuversetzen.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
PaulG tiefe Traurigkeit - Eine tiefe Traurigkeit liegt in deinen Zeilen - genau so hilflos wie dein Teddybär sind auch wir, weil diese furchtbaren Übergriffe auf Kinder so oft im Verborgenen geschehen und niemand etwas davon mitbekommt...

LG, Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Chrissy55 Re: Ach -
Zitat: (Original von rumpi am 18.08.2008 - 22:03 Uhr) liebe Chrissy.Das ist so traurig,da fehlen mir die Worte.Genau wie mein"Das versteckte Kindergrab".Wir haben beide die selben Gedanken.

LG,Karsten


Danke, Karsten, da gebe ich dir Recht. Im Grunde genommen läuft es auf das gleiche hinaus, immer wieder diese Hilflosigkeit, immer wieder das Wissen, was alles Schreckliches auf der Welt passiert, aber wir können nichts machen. Ich finde das deprimierend. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, gell.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi Ach - liebe Chrissy.Das ist so traurig,da fehlen mir die Worte.Genau wie mein"Das versteckte Kindergrab".Wir haben beide die selben Gedanken.

LG,Karsten
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