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Hilfe, was soll ich schenken? - Ja, weißt Du denn nicht, was ich brauche?

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"Dieses blöde Weihnachten, ich hab`noch gar keine Geschenke........."
Veröffentlicht am 31. Oktober 2013, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.
Dieses blöde Weihnachten, ich hab`noch gar keine Geschenke.........

Hilfe, was soll ich schenken? - Ja, weißt Du denn nicht, was ich brauche?

Vorwort

"Fest der Geschenke" - mit diesem Slogan überschrieben, flatterte mir heute morgen mit der Tageszeitung ein Hochglanzprospekt mit teuren Uhren und edlem Schmuck auf den Frühstückstisch.

 

Ja, sind wir denn wirklich schon soweit, dass wir das ganz unverhohlen hinausschreien: Leute, es geht um nichts anderes, als um den Konsum, um Umsatz, um Profit. Ihr, die ihr noch solch` veraltete Bezeichnungen wie "Fest der Christi Geburt" oder "Fest der Liebe" im Ohr habt - vergesst das. Das ist nicht mehr zeitgemäß! Ist das wirklich so? Oder spürt nicht auch der eine oder andere von Euch eine gewisse Sehnsucht nach einer anderen Art von Weihnachten in sich? All` denen wünsche ich viel Freude mit meiner Geschichte vom Schenken.




Es war Mitte November, als mich meine 14-jährige Sonja - bewaffnet mit Papier und Bleistift - beiseite nahm und flüsterte:

„Wir müssen jetzt mal ernsthaft darüber sprechen, was ich Papa, Alexander, Nina, Marco, Inka und Marcel an Weihnachten schenken könnte".

Nach kurzem, aber intensivem Nachdenken sagte ich ihr, dass ich zwar sehr wohl wüsste, was ich den Einzelnen schenken werde, aber so auf die Schnelle könne ich jetzt nicht auch noch Geschenkideen für sie aus dem Ärmel

schütteln. Ich versprach ihr aber, dass ich mir Gedanken machen werde..........


Drei Tage später sagte der 13-jährige Marcel - in ungewohnt gedämpftem Tonfall -, dass er mich mal alleine sprechen müsse. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein Anderer in der Nähe war, platzte es aus ihm heraus:

„Dieses blöde Weihnachten, ich hab` noch gar keine Geschenke und weiß auch überhaupt nicht, was ich kaufen soll. Du musst mir helfen."

Auch ihm versprach ich, dass ich mir Gedanken machen werde..........

 

Am darauffolgenden Sonntag rief mein erwachsener Sohn Alexander an und klagte mir - sichtlich genervt - „sein Leid", die Weihnachtsgeschenke für seine Geschwister betreffend. Selbstverständlich sagte ich auch ihm zu, dass er auf mich zählen könne und ich mir Gedanken machen werde.........


Es wird Euch nicht erstaunen,  wenn ich Euch verrate, dass einige Tage später auch der 19-jährige Marco an mich appellierte, ihm behilflich zu sein, das „richtige" Geschenk für die einzelnen Familienmitglieder zu finden. Er steigerte das Ganze noch und fügte hinzu:

„Weißt du, Mama, ich will keine Nullachtfünfzehn Geschenke machen. Wenn, dann muss es schon etwas ganz Individuelles sein, also lass dir etwas Gescheites einfallen".

Das fand ich ganz schön fordernd! Nichtsdestotrotz - wieder sagte ich zu, mir Gedanken zu machen..........

 

In den letzten Novembertagen war ich also sehr beschäftigt - mir Gedanken zu machen........


Als dann am 1. Adventssonntag, Inka, die Freundin von Marco zu mir sagte:

„Da du doch auch eine Frau um die fünfzig bist, könntest du mir sicher

raten, über was sich meine Mutter an Weihnachten freuen würde..", platzte mir (innerlich) der Kragen!


Von da an machte ich mir wieder viele Gedanken. Nun aber darüber, wie ich meinen Lieben nahe bringen könnte, was Schenken im eigentlich Sinn bedeutet. Und ich hatte einen genialen Einfall. Ich erinnerte mich an das Grußwort eines Geistlichen bei einer Tagung zum Thema Biografiearbeit, die ich einige Monate zuvor besucht hatte. Dort hatte Pfarrer Kaufmann mit einer jüdischen Geschichte von einem Rabbi bei mir einen mächtigen und tiefgreifenden Eindruck hinterlassen. Ich erzählte sie jedem einzelnen meiner

Kinder:


Ein Rabbi sitzt im Tempel. Er hat eine Erleuchtung. Es wird ihm mit einem Mal klar, dass er den Armen helfen und ihnen etwas schenken muss. Er geht aus dem Tempel heraus, trifft auf einen Armen, geht auf ihn zu, will ihn umarmen und ruft: „Ich liebe dich, sag mir was Du brauchst, ich will es dir schenken!" Darauf der Arme: „Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, wenn du nicht weißt, was ich brauche!"


Zugegeben - ich habe die Worte von Pfarrer Kaufmann ein ganz klein wenig abgewandelt, aber sie passten trefflich

auf das, was ich meinen Kindern vermitteln wollte. Und ich hatte den Eindruck, dass mir das hervorragend gelungen ist! 


Auf alle Fälle waren nun sie sehr nachdenklich geworden..........

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Hörbuch

Über den Autor

MerleSchreiber
Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.

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AngiePfeiffer Klasse, das ist ja mal ein Ende nach meinem Geschmack. Vielleicht sollte man die ganze Schenkerei einfach komplett sein lassen.
Liebe Grüße
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Es ist so leicht das wichtige aus den Augen zu verlieren. Gern heirgewesen und gern gelesen. LG Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe merle ,
gern war ich nochmal dein gast ,
und es ist noch immer lesenswert ,

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Magnolie Eine sehr gute, nachdenklich stimmende und lehrreiche Geschichte!
Liebe Grüße
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 
Hallo Merle,
tolle Zeilen. Dieses Thema ist es schon wert, mal darüber nachzudenken.
Schenken ist mit der Zeit schon ziemlich schwer geworden. Ich habe mich früher noch gefreut, wenn meine Puppe(selbstgemacht) neue Kleidung gestrickt bekam. Heute sind die Wünsche schon nicht mehr ganz so bescheiden und man steht so maches Mal ziemlich ratlos da. Aber dem Pfarrer gebe ich recht. Wenn man jemanden liebt, weiss man auch meistens, wie man ihm eine Freude machen kann.
LG
Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Erfrischend ehrlich, herrlich und sehr gut geschrieben.
Es ist schon ein heikles Thema, diese Schenkerei, aber dank deiner Geschichte, weiß ich nun, wie ich mit den Fragen der Familie umgehe. *schmunzel*
Lieben Gruß Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Fein entstaubt :) Dazu schon mal ein DANKE
Eine bemerkenswerte Geschichte, anschaulich geschrieben.
Und sie darf über´s ganze Jahr gelesen werden :)
Herzliche NikolausabendGrüße zu Dir
von mir
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Nachdenklich hat mich Deine Geschichte gemacht. Ich glaube durch den enormen Konsum und die ganze Werbung haben viele den Zwang - etwas zu Kaufen. Es wir pausenlos suggeriert und ihnen schlechtes Gewissen eingeredet. Doch man muss ja nicht mitmachen - ich habe das schon vor Jahren mit meiner Familie besprochen und es abgeschafft. So können wir in Ruhe und ohne Hektik die Weihnachtstage genießen.
Liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Liebe Merle,
eine nachdenklich machende Geschichte, sehr gut geschrieben,
sie hat mir gut gefallen.
Übrigens, da hatte man es als Kind einfach: Man schrieb einfach
einen Wunschzettel ans Christkind und entweder man bekam die
Dinge die man sich gewünscht hatte, oder auch nicht. Irgendeine
Ausrede ist dann den Eltern immer eingefallen und trotzdem waren
wir zufrieden. Zufriedener wahrscheinlich als die heutigen Kinder.
Lieb Grüße an Dich und einen schönen 2. Adventsabend
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ein Indiz dafür, dass wir im Überfluss leben, liebe Gertraud. Heute weiß man nicht mehr, wie sich das "nach etwas sich sehnen" anfühlt. Vielen Dank und Dir wünsche ich auch eine rundum schöne 2. Adventswoche!! Deine Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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