Humor & Satire
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"»Ein vor Engstirnigkeit triefender PhanThomas begibt sich auf neue Pfade.« - FEZ"
Veröffentlicht am 30. Oktober 2013, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
»Ein vor Engstirnigkeit triefender PhanThomas begibt sich auf neue Pfade.« - FEZ

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Auf halber Strecke zwischen unserer Wohnung und dem Supermarkt, da steht ein Biomarkt. Ich weiß nicht, wer ihn dort hingestellt und nicht wieder abgeholt hat, ich war es jedenfalls nicht! Nicht, dass ich was gegen biologisch einwandfreies Gedöns hinter grünen Schwindeletiketten hätte, mitnichten: Ich bin sicher, ohne Verpackungen mit BIO-Aufdruck wäre die Welt eine schlechtere. Der Wald stürbe, die Robbenbabys sowieso, und von den armen Walen will ich gar nicht erst anfangen. BIO ist toll. Nehmen wir etwa den Strom: Seit biologische Nachhaltigkeit ins Bewusstsein des hippen Konsumenten hineindiffundiert ist, lässt sich die

heimische Energiesparbirne mit Quecksilberfüllung sogar mit gesunder Energie betreiben. Dass der leckere Ökostrom vorher zum Franzosen umgeleitet und durch dessen Atommeiler genudelt wurde - geschenkt. Zählen tut schließlich, was hinten raus kommt, der Mistkäfer weiß das längst: Richtig, BIO!


Und nun macht seit geraumer Zeit auch der genannte Biomarkt samt vermutlich teuer kolorierter Riesenplakate von glücklichen Salatköpfen und inklusive BioBackHaus in hipper »Camel Case«-Schreibweise die von feinstaubfilter- und katalysatorfreien Taxis befahrene Hauptstraße zu einem gesünderen Ort.

Apropos hip, ist der Markt, wie könnte es anders sein, natürlich ein Eldorado für Hipster aller Art, die wie eine unaufhaltsame Zombiewelle aus der Ökobrutstätte Prenzlauer Berg längst auch ins schöne Schöneberg herübergeschwappt sind: So lässt sich, während der verirrte Kunde um Regale aus Omas Zeiten schlendert, allerlei Wandkunst(druck) bestaunen, das angebotene Sortiment lässt Ostalgiegefühle aufleben, gibt es von jeder Produktkategorie doch genau eine Marke zur Auswahl, und sollte der eine (!) Kassierer mal nicht zugegen sein, weil er mit der BackShopVerkäuferin über die gemeinsam besuchte Vernisage

vom Vorabend debattiert, so hat der Kunde das seltene Vergnügen, auf die kleine metallene Klingel an der Kasse zu hauen, die schon am Empfang des »Overlook«-Hotels in Stanley Kubricks »Shining« montiert war. Ping!


Das Einkaufen an sich macht, das muss ich zugeben, Spaß: Das ganze Brimborium des Preisevergleichens fällt ob der stark eingeschränkten Produktvielfalt natürlich flach, somit auch der Blick auf den Preis an sich, was den Spaß an der Kasse dann recht abrupt enden lässt. Ferner gestaltet sich das Shoppen angenehm stressfrei, bleibt doch aus regulären Supermärkten

bekanntes Gedränge, das gerade vor Feiertagen apokalyptische Ausmaße annimmt und schon mal mit Nervenzusammenbrüchen im Kassenbereich enden kann, komplett aus. Personal sucht man, als würden sich die Regale von selbst einräumen, wie einst im gemütlichen »Schlecker«-Markt vergeblich, und auch bei den vereinzelt auftretenden Kunden kann man nie sicher sein, ob der wild um sich blickende Proband das Gesuchte nicht finden kann, oder ob er einfach nur Sightseeing betreibt.


Das Einkaufserlebnis an sich sucht freilich seinesgleichen: Ich wollte nur

eine Packung Couscous erwerben, dieses krümelige Zeug für Leute, denen Reis einfach nicht mehr zeitgemäß genug ist, und sah mich einer schieren Armada unterschiedlicher Körnerarten gegenüber. Meine Fresse, wer frisst das alles? Es ist ja nicht so, als hätte der Mensch mehrere Mägen wie gewisse säugende Artgenossen, soll heißen, das Körnergedöns kommt leicht gepresst und um Gestank angereichert so hinten wieder raus, wie es zuvor oben reingekippt wurde. Bei so viel Gekörntem fragte ich mich glatt, ob das wirklich ein Supermarkt war oder doch eher ein Fachhandel für Kanarienvogelfutter. Würde man Honey

Sticks der Marke »Trill« mit ins Regal legen, ließen sich für den Sittichleckerbissen sicherlich ganz neue Kundenkreise erschließen.


Dafür geht man nach dem Einkaufen aber mit dem guten Gefühl nach Hause, seinem Körper was Gutes zu tun. Und das nicht nur, weil das deutlich leichtere Portmonee beim Gehen die Gelenke schont. Ist schon was anderes, als diese chemisch verunreinigte Pampe aus dem Normalomarkt in sich reinzustopfen, mit der die böse Industrie unsere Gesundheit zerstört. Dass die Menschen auch jenseits grün etikettierter Produktsphären immer älter werden, kann man schon mal

ignorieren, und so ein Johannes Heesters wäre sicher auch nicht schon mit hundertundsieben abgetreten, wenn er fleißig jeden Tag seinen Biodinkel zu sich genommen hätte. Tja, Pech gehabt.


Dennoch ist es, abseits jeglicher zynischer Betrachtung, natürlich schön, dass das biologische Bewusstsein so sehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Wahnsinn, was die anderen (beiden) Leute, die zusammen mit mir im Laden waren, so aufs Fließband geknallt haben: Der vor mir eine ganze Packung Müsli, der hinter mir eine satte Flasche Milch, dazwischen meine Portion Couscous ... Wow! Stellt

sich fast die Frage, ob der Biomarkt nicht doch nur der Notnagel für all jene ist, die zu faul sind, für eine Packung Klopapier aus naturbelassener Baumrinde dreihundert Meter weiter bis zum Edeka zu rennen und sich eine halbe Stunde an die chronisch verstopfte Kasse zu stellen. Was mich da angeht: Lesen Sie den ersten Satz dieses Textes noch mal.

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Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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Karindolittle Wundervoll, zum Niederknien. Wäre ich eine Katze, dann würde ich jetzt laut schnurren. Lob genug? Falls nicht, einfach mehr anfordern! Liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Karin,

Lob genug, vielen Dank! :-) Einen Katzentext hab ich übrigens irgendwo hier auch noch. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Dank zurück für Text und coins,
meine sind schon alle, schoint´s! Karin
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Hallo Phanthomas,

... es geht kaum besser! Herzlichen Glückwunsch!

LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Kara,

hab lieben Dank! Freut mich, dass dir der Text gefällt. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Der Gast war ich ;-)
Kommt davon, wenn man via FB kommentiert ;-)

LG
Andreas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Andreas,

besten Dank! Warum der neue Account? Wolltest du nicht mehr Viktor heißen? Das mit Trill hatte ich auch schon überlegt. Vermutlich würden sie mich nicht ernst nehmen. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Wegen Trill wäre ich mir da nicht so sicher ;-))

Und der account ist ja nur etwas abgeändert, aber nun bleibt er so - habe eine zeitlang so meine Erfahrungen mit dem Internet und richtiger Namensnennung gemacht ...

Lieben Gruß
Andreas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Andreas,

klar, ist verständlich. Hat ja auch jeder das Recht, sich hier ein Pseudonym zuzulegen. Diese komische Klarnamenpflicht auf diversen Seiten finde ich auch nicht immer ganz in Ordnung.

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Der Text ist allemal lesenswert. Einfach Deine typische Art - und das ist gut so.
Solltest Dir überlegen Trill dies als Marketingkonzept vorzulegen - die werden vor DIr knien! ;-)

LG
Andreas (vormals ViktorL ;-)
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