Biografien & Erinnerungen
Martinsgeschichten

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"Martinsgeschichten"
Veröffentlicht am 19. Oktober 2013, 16 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Schnief
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Über den Autor:

Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
Martinsgeschichten

Martinsgeschichten

Einleitung

Meine Erinnerungen an die Martinszeit mit meiner Tochter

Wenn der Wind kräftig und böig über die Stoppelfelder fegt, weiß man, der Herbst ist da.

Während dieser Zeit wird in den Kindergärten und Grundschulen mit dem Basteln der Martinslaternen  begonnen.

Mein Kind geht zwar jetzt nicht mehr mit der Laterne, dafür verkaufte sie jetzt die Martinslose in unserem Ortsteil, um das Brauchtum hochzuhalten.

Dabei sind in mir die Erinnerungen an diese Zeit hochgekommen.

Damals im zarten Alter von zweidreiviertel erlebte sie ihr erstes Martinsfest. Ich erzählte ihr die Martinsgeschichte in groben Zügen und sie war fasziniert.

In dieser Zeit wohnten in einer Kleinstadt mit verschiedenen Ortsteilen, der Martinszug wurde von der Dorfgemeinschaft für den Kindergarten und der ansässigen Grundschule organisiert. 

In der Woche vor dem Martinszug bastelte ich gemeinsam mit ihr eine kleine Laterne.

Die Martinsfeier begann mit einem Gottesdienst in der Kirche. Schüler der Grundschule spielten die Geschichte von Martin während des Gottesdienstes vor.

Mit weit aufgerissen Augen und einem offenem Mund verfolgte sie das Spiel. Kurz vor Ende der Messe kam Martin herein und im Hintergrund schnatterten

Gänse. Total verwundert schaute mich meine Kleine an. Nach dem Gottesdienst versammelten sich alle auf dem Platz vor der Kirche.

„Mama, wo ist das Pferd von St. Martin?“, fragte sie mich aufgeregt.

„Da vorne, er steigt gerade auf sein Pferd“, antwortete ich ihr.

„Ich kann St. Martin aber nicht sehen“, maulte sie herum. Da nahm ich sie auf den Arm. Es dauerte keine zwei Minuten, die Menschen drängten zurück, um eine Gasse zu bilden, damit der reitende St. Martin sich an die Spitze des Festzuges setzen konnte. Nachdem sich der Kindergarten und eine Musikgruppe hinter dem reitenden Martin eingereiht

hatten, begann meine Kleine auf meinem Arm zu zappeln. Sie hatte die Gänse auf einem Bollerwagen erblickt.

„Ich will Gänse streicheln“, schrie sie mir ins Ohr.

„Nach dem Umzug darfst du zu den Gänsen“, antwortete ich ihr. Ich setzte sie ab, ließ sie aber nicht von der Hand, so sehr sie sich auch wehrte.

Die Musik setzte ein und der Zug setzte sich in Bewegung. Mit lauter, hingebungsvoller Stimme sang sie „St. Martin, St. Martin ritt durch …“ und trug voller Stolz ihre selbst gebastelte Laterne.

Nach einiger Zeit bogen die Gänse aus dem Zug aus. Als wir dort vorbeikamen,

gingen wir dort hin und sie durfte die Gänse streicheln. Der Zug zog weiter und da es inzwischen schon spät geworden war, machten wir uns auf den Heimweg.

 

Obwohl sie in einem kleinen Kindergarten (mit zwei Gruppen) mit Kindern aus fünfzehn Nationen besuchte, wurden die Brauchtümer den Kindern nahe gebracht. Alle Kinder bastelten dann im Oktober, bis zum Martinstag, selbst ihre Laternen.

In diesem ihrem ersten Kindergartenjahr bastelten sie eine Apfellaterne. Da die kleineren Kinder ja noch nicht so gut mit der Schere umgehen konnten, wurden die Vorlagen ausgeprickelt. Als meine

Kleine nach Hause kam, musste ich auch mit ihr Laternen basteln, welche sie für sich und ihre Kuscheltiere und Püppchen mit unheimlicher Ausdauer bastelte.

Dabei sangen wir Martinslieder oder ich erzählte ihr Geschichten rund ums teilen.

So erzählte ich ihr auch folgende Geschichte, wer der eigentliche Autor ist (war), weiß ich nicht mehr.


Das Licht von Lumi


Einmal ging eine Kerze durch einen Tannenwald, sie wollte zum nächsten Dorf, denn viele Kerzen wollten sich dort treffen. Plötzlich blies der Wind kräftiger und ihr Licht erlosch. Lumi war

sehr traurig, dass sie nun kein Licht mehr hatte. Nach einigen Schritten bemerkte sie einen Lichtschein hinter sich. Eine andere Kerze hatte den selben Weg wie sie eingeschlagen.

Sie verlangsamte ihre Schritte und als die andere Kerze bei ihr angekommen war, fragte Lumi sie: „Gibst du mir von deinem Licht etwas ab, damit ich wieder scheine?“

„Warum sollte ich dir etwas von meinem Licht abgeben, dann habe ich nicht so viel Licht“, entgegnete ihr die andere Kerze.

„Wenn du mir etwas Licht abgibst, dann scheinen wir doch hell in der Nacht“, versuchte Lumi zu erklären.  Doch die

andere Kerze war sich nicht sicher und hatte Angst, dass sie dann kein Licht mehr habe.

„Ich weiß nicht, dann verliere ich mein Licht“, antwortete die andere Kerze ängstlich und eilte mit großen Schritten weiter. Da begann Lumi zu weinen.  Bereits nach einer Minute drehte sich die andere Kerze um, eilte zu Lumi und teilte ihr Licht mit Lumi.

Lumi freute sich sehr und tanzte um die andere Kerze.

Nun gingen die Zwei gemeinsam weiter und ihr Licht leuchtete so schön hell im dunklen Wald.


In der Woche vor dem Martinstag holte

ich sie wie immer mittags vom Kindergarten ab, noch auf dem Nachhauseweg begann sie aufgeregt und mit roten Wangen zu erzählen: " Mama, heute durfte ich den Martin spielen!" 

 „Das freut mich und was hast du gemacht?" fragte ich neugierig.

 „Ich hatte ein Steckenpferd und einen roten Umhang um und in der Hand hielt ich ein Schwert. Meike war der Bettler und hatte unter der Palme bei den Schildkröten gesessen. Da bin ich dann mit dem Pferd hingeritten und habe den Umhang geteilt. Dann bin ich ganz schnell wieder weg und hab mich gesetzt."

 „Das hast du ganz toll gemacht", lobte

ich sie.

 „Es ging aber noch weiter", sprudelte es aus ihr heraus.

 „Ja wie denn?", forderte ich sie auf.

 „Ich habe den Umhang ausgezogen, und habe getan als würde ich beten, ich ging zur Küche, da saßen doch Wandara und Sarah und die gackerten. Sie waren doch die Gänse. dann kamen die Anderen und zerrten mich zurück in den Flur und setzten mir eine Mütze auf. Frau Ernst hat gesagt, das wäre eine Bischofsmütze, weil Mirco gefragt hat. Das war richtig schön heute und ich freue mich auf heute Abend."

 „Das freut mich, das du so einen Spaß hattest.  Freust du dich schon auf heute

Abend?", fragte ich sie.

 „Oh ja, jetzt muss ich aber alles erst mal Frau Binky alles erzählen.“

 Wir waren zu Hause angekommen, sie lief die Treppen hinauf und klingelte bei unserer Nachbarin, einer älteren Dame.

 „Ich hole dich, wenn das Essen fertig ist" , sagte ich zu ihr und stieg weiter die Treppe hinauf. Ich hörte nur noch ihr aufgeregtes Stimmchen, wie sie ihr die Geschichte zu erzählen begann.


Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Kindergarten, dabei hüpfte sie aufgeregt neben mir her. Als wir dort ankamen, warteten die Kinder gespannt auf den St. Martin.

"Der St. Martin hat ja gar kein Pferd?", rief sie empört und kam mit ihrer Laterne, welche gefährlich schaukelte angelaufen.

"Beim Kindergartenumzug ist nicht immer ein Pferd, das macht doch nichts, Hauptsache der St. Martin ist dabei, oder?", versuchte ich sie zu beruhigen. Sie dachte kurz nach und meinte: "Dann ohne Pferd."

 

Die Kinder stellten sich hinter dem Martin auf und zwischen den beiden Gruppen begann eine Gruppe aus der Musikschule zu spielen. So zogen sie gemeinsam um den Block, einige der Anwohner hatten ihre Fenster mit

Laternen oder mit Kerzen geschmückt.

Anschließend wurde das Martinsfeuer im Garten des Kindergarten entzündet. Um das Feuerherum versammelt, sangen alle Kinder und Eltern gemeinsam das Martinslied. St. Martin teilte jedem Kind einen Weckmann aus und die Kinder holten sich dazu einen Kakao.

Auf dem Heimweg meinte meine Tochter. "Es war wunderschön, dass erzähle ich jetzt Papa".

 

 

 

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schnief
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AngiePfeiffer Gerne noch einmal gelesen
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Bin gerne Deinen Erinnerungen gefolgt.
Liebe Grüße in den Tag
Ella
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste 
Brauchtum hat was! Schade, dass es in der heutigen Zeit unter IPhones und Games und Textil-Labeln untergeht.
Vielleicht erlebt es aber eine Renaissance?
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Wollen wir es hoffen, bei uns waren sie heute für unseren Martinszug sammeln, jedes Kind unter 14 Jahren erhält einen Martinsweck und nach dem Zug werden 3 Gänse und 10 Hähnchen verlost. Zu Glück wird es bei uns hochgehalten.
LG Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Gern noch einmal reingeschaut, am Montag ist Martinstag!

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Ja, aber bei uns im Dorf ging der Kindergarten bereits gestern und hoffentlich ist es am Montag nicht so kalt, wenn ich die Weckmänner und auf die Losziehung (3 Gänse und 10 Hähnchen verden in unserem 1300 Seelendorf verlost) warten muss. Es gibt ja zum Glück Glüchwein mit und ohne.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Na, dann wünsche ich dir ne Martinsgans und Glühwein natürlich mit! ;-))
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Das sind schöne Erinnerungen, die du zu Papier gebracht hast. Sie wecken auch bei mir Erinnerungen.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Angie,
das war ja auch bezweckt. Danke für alles.
LG
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Eine wunderschöne Erinnerung an Sankt Martin.
LG Montag
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