Krimis & Thriller
Das Collier

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"Halloween mal anders!"
Veröffentlicht am 18. Oktober 2013, 16 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Halloween mal anders!

Das Collier

Einleitung

Erwin hat eine wichtige Nachtschicht vor.



(wieder eingestellt 07.02.2021

Mit kleinen Änderungen und Korrekturen.

Tja, ich mag eben hinterlistige Feinheiten.)





Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig

Das Collier

Erwin schwitzte. Seit zwei Stunden buddelte er. Ein Vorteil war, dass der Mond am wolkenlosen Himmel stand. Das erleichterte die Arbeit. So hatte er wenigstens genügend Licht und war nicht auf die mitgebrachte Petroleumfunzel angewiesen.


Er musste seine Arbeit auch dauernd deswegen unterbrechen, weil er lauschen musste. Aber jedes mal seufzte er zufrieden. Keiner war da.

Mitten in der Nacht war das auch nicht verwunderlich. Wer betrat schon nachts den Friedhof?

Das Loch war schon recht weit gediehen. Der

Grabstein verkündete, dass dort unter der Erde Mathilde Michel lag, vor zwei Wochen verstorben und nur 32 Lenze alt geworden. Bedauerlich!


Erwin vergoss im Moment allerdings keine Träne. Nur bei der Beerdigung hatte er ordentlich geschluchzt. Schließlich erwartete man eben, dass der Ehemann seine tote Frau betrauerte. Noch dazu weil sie so plötzlich und unerwartet von ihm gegangen war. Ein schneller Tod.

Herzinfakt!

Kommt in den besten Familien vor.


Da! Der Spaten stieß auf Holz. Bald war es soweit. Hastig schaufelte er weiter.

Endlich am Ziel. Er hatte den Sargdeckel frei gelegt und auch genügend Platz geschaffen, um heruntersteigen zu können. Wie haben die dieses Ding nur verschlossen? Nun kam doch noch die Petroleumlampe zum Einsatz. Aha, verschraubt.


Zum Glück hatte er vorgesorgt. Früher wurde der Sargdeckel vernagelt, heutzutage aber verschraubt. Er stieg wieder hinaus legte den Spaten ab und öffnete seinen mitgebrachten Werkzeugkoffer. Der Akkuschrauber war von besonderer Qualität. Zur Sicherheit hatte er sogar einen Ersatzakku dabei. Auch an ein Brecheisen hatte er gedacht. Wieder unten am Werkstück machte er sich an die Arbeit. Bald war es geschafft. Eine letzte

Kraftanstrengung, dann löste sich der Deckel mit einem ordentlichen Krachen.


Er stieß ihn auf und schob ihn nach oben. Im Moment konnte er ihn nicht brauchen.

Die Petroleumlampe stellte er auf die Decke in Bauchhöhe. Er sah auf die friedliche Mathilde. 

 

Ihr Mund war dank der Ligatur schön verschlossen, so wie es sich gehörte. Zu deutsch innen zusammengenäht. Irgendwie sah sie besser aus, als zu ihren Lebzeiten. Ein bisschen blässlich vielleicht. Besonderen Wert hatte sie auf ihr makelloses Dekollete gelegt . Das kam auch jetzt gut zur Geltung, wenn auch ein wenig befremdlich.

Wirklich störend fand Erwin, dass das

Brillantcollier fehlte, das dort hingehörte. Erwin zitterte vor Schreck. Dann befingerte er und wühlte.

„Mann, geh doch mal zur Seite, Mathilde.“

Sie tat nichts.

Er fuhr mit den Händen unter den Leichnam und riss und zupfte weiter.

Mathilde knallte mit dem Kopf gegen die Samtwand

„Scheiße, rief Erwin, „wo ist es bloß? Das kann doch nicht sein!“

Er leuchtete erneut den ganzen Sarg ab. Nichts!

Er musste mit dieser Situation erst einmal fertig werden, völlig aufgewühlt wie er war.

Gerade als er wieder heraussteigen wollte, erfasste das Petroleumlicht ein paar feste

Stiefel.

Vor grenzenlosem Entsetzen fiel Erwin hintenüber und landete mit seinem Hosenboden direkt auf der Decke von Mathilde. Quer zum Sarg lag er da. Die Füße hingen über den Sargrand, während er langsam wieder nach oben schaute.

Er konnte nur die Umrisse erkennen. Ein dunkler Umhang zeichnete eine schwarze Silhouette. Aus der Kapuze schnarrte eine gesichtslose Stimme.

„Suchst Du was Bestimmtes?“

Erwin hielt den Mund.


„Du hast den Großteil von dem Vermögen von Mathilde in ein Collier umgesetzt. Stimmt’s?"

Erwin war immer noch sprachlos.

„Das verbrauchte sämtliche Barschaft, weil es nämlich sündteuer war. Dann hast du Wurm den Schmuck Mathilde geschenkt bevor du sie vergiftet hast.“

Erwin schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Du hast damit gerechnet, dass der alte Dorfarzt auf die Sache reinfällt. Hat ja auch geklappt, du Schwein. Im Totenschein steht Herzinfarkt.“


„Nein, nein“, wimmerte Erwin.


„Doch, doch! Ich habe aber die winzigen Einstiche gesehen. Hinten an ihrem Po. Du hättest noch Wiederbelebungsversuche gemacht, du Guter du. Das hast du behauptet!"

"Ja, ja, hab ich doch auch“, beeilte sich Erwin zu flüstern.

Er war schweißnass und Angst umschloss seine Kehle. Der Mund war staubtrocken.

Die bedrohliche Gestalt verneigte sich nur leicht mit der Kapuze.

„Insulin war es, stimmts? Kaum nachzuweisen.“

Dann bückte sich der schwarze Umhang und nahm mit einer Seelenruhe den Spaten auf.

„Du wolltest das Finanzamt prellen und die Verwandtschaft um ihr Erbe bringen. Dann hättest du jetzt das Collier entnommen und hättest dich steinreich aus dem Staub gemacht.

Und genau deswegen hat sie sterben müssen. Das Collier hast du ihr extra mitgegeben und

mir gegenüber behauptet, es wäre nur Strass. Es ist auch als Bestattungsbeigabe vermerkt.

- Ein Collier, Strass. Der Toten beigegeben. -“

Jetzt fiel es Erwin wie Schuppen von den Augen.

Der Bestattungsunternehmer!


„Wusstest du eigentlich, dass du eine lange Reise machst? Weit weg, nach Australien? Das hast du nämlich dem Arzt, dem Pastor und noch einigen Anderen geschrieben. Das Haus hast du der Kirche vermacht."

Es troff vor Sarkasmus.

"Wie lieb und sozial von Dir.“

„Wie bitte? Was faselst Du da? Fällt mir nicht im Traum ein!“

„Doch, doch“, nickte die Kapuze.

„Es war leicht deine Unterschrift zu fälschen. Du hast ja bei mir Einiges unterschreiben müssen. Vor Gram hält dich nichts mehr hier, beteuerst du in diesen herzzerreißenden Briefen. Richtig seelisch, du verstehst?

Ich finde, dass das Collier bei mir gut aufgehoben ist. Ich habe durchaus Verwendung dafür und Mathilde hat bestimmt auch nichts dagegen.“

Dann holte der Bestattungsunternehmer weit aus. Erwin war hilflos, so wie er im Loch auf Mathilde saß. Er versuchte mit den Armen das Unvermeindlich noch abzuwehren, Vergebens!

Der Bestattungsunternehmer drosch mit dem Spaten so oft auf Erwin ein, bis sein ganzer Kopf nur noch Brei war. Dann stieg er hinab und bettete Erwin zu Mathilde.

Noch vor Morgengrauen war das Grab wieder vollständig instand gesetzt. Es waren sogar noch liebevoll einige neue Blümchen zusätzlich gepflanzt worden.

Der Bestattungsunternehmer raffte alle Utensilien, auch die von Erwin zusammen. Der Mond war hinter Wolken verschwunden und langsam begann die Morgendämmerung einzusetzen.

Das Grab lag gepflegt und friedlich da. Mathilde Michel würde jetzt nicht mehr so allein sein.


Der Kuttenträger hatte noch die Freudenschreie seiner Schwester im Ohr, die ihn begeistert wegen dem Collier angerufen hatte. Und wir irrsinnig wertvoll es sei. Und wie

sehr Erwin doch an ihr hänge.


Auch Bestattungsunternehmer werden misstrauisch.


Der Hochstabler Erwin hatte leider nicht gewusst, dass Mathilde einen Bruder hatte. Einen Bruder, der Bestattungsunternehmer war.


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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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GertraudW 
Ich musste diese gruselige Geschichte einfach nochmal lesen.
Unheimlich spannend geschrieben lieber Günter.
Liebe Grüße und ein entspanntes Wochenende
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Vielen, vielen Dank!
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Das Collier..."
Auch nach längerer Zeit hat diese herrlich makabere Geschichte
an nichts eingebüßt, was mir selbst beim erneuten Lesen
wieder einmal reichlichen Spaß bereitet hat... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke Dir vielmals. Freut mich, dass einzelne Geschichten von mir eine gewisse Werterhaltung erfahren.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Und wieder mal ein totaler Gänsehaut-Geniestreich von Dir!
Die Überraschung am Ende hat mich genauso überrumpelt wie den armen Erwin. ;-)
Nur ob die arme Mathilde sich in dieser Gesellschaft jetzt wirklich wohl fühlt? ;-)
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Immerhin hat sie einen "lieben" Begleiter zur Seite.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Gut geschrieben, mein Kompliment! Erwin hätte sich besser einmal über die Verwandschaftsverhältnisse informieren sollen. Eine wirklich Klasse-Idee von Dir.
LG, Newcomer
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ich danke Dir vielmals für Deinen Besuch, Deinen Kommi und Dein Lob. Freut mich besonders, da Du mich wohl zum ersten Mal besucht hast.
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Armer Erwin, wirklich dumm gelaufen. Auch wenn die angeheiratete Verwandschaft, manchmal schlimmer ist, als die eigene schadet es nicht zu wissen,mit wem man eventuell das Erbe teilen muß.
Super Geschichte und Klasse Ende.
LG Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
Hiob2punkt0 Wow eine unerwartete Wendung am Schluss. Hat mir gut gefallen.
Vor langer Zeit - Antworten
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