Krimis & Thriller
Eduard (Kap 6)

Kapitel 6

Wie kleine Dämonen spielten unzählige Schatten an der Wand mit der Angst des Dicken. Die Bücher wirkten wie Zuschauer. Ein Foto, das ein dunkelhäutiges Mädchen zeigte, das gerade auf dem Schoß eines weißen, nackten Mannes saß, fiel vom Schrank, als wäre es gerade so arrangiert worden.
Der Dicke starrte auf das Kind und erinnerte sich für eine Sekunde an den Tag, als der Leutnant mit einem Umschlag vor der Tür stand. Er hatte noch andere Bilder mitgebracht. Auf einigen waren Kinder, die spielten; auf einigen waren Kinder, die nackt

posierten und auf einigen spielten

Männer mit den Kindern. Sie nannten es immer nur das Spiel.
Eduard erhob sich aus dem Sessel und zog sein Messer. Er ließ die Spitze der Klinge über den Schreibtisch gleiten, während er sich langsam auf sein Opfer zu bewegte. Der Dicke konnte sich nicht rühren, war wie erstarrt. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war so trocken, das nicht ein Ton seinen Mund verließ.
Der Computer war angeschaltet und gab mit einem Dong bekannt, eine Email erhalten zu haben. Eduard tat erfreut und drehte den Bildschirm so herum, dass auch der Dicke die Nachricht lesen

konnte:"Hallo Fred! Hab neues Material. Komm morgen früh genau 5 Uhr in den alten Ziegenstall hinterm Schwedenanwesen. Gruß Purzel."
Der Dicke schaute verlegen auf den Monitor und stotterte unverständlich vor sich hin.
Ed unterbrach ihn:"Es ist beinah witzig. Ich bin hier her gezogen, um Ruhe zu finden. Und was finde ich statt dessen?"
Fred versuchte, mit den Schultern zu zucken. Doch irgendwie schien sein Körper vom Geist getrennt und reagierte nicht.
Ed fing an zu schnaufen und setzte die Klinge seines Messers an die Kehle des Dicken. Unverkennbar war er sehr

wütend, fing an, die Kontrolle zu verlieren. Fred wollte flehen und betteln, doch er stand nur da und jammerte so erbärmlich, dass ihm an Stelle hilfreicher Worte nur Sabber über die Lippen kam.
Eduard packte Freds rechten Arm und drehte den Dicken, bis er vor seinem Sessel stand. Dann forderte er ihn auf, sich zu setzen.
Wie ein Sack fiel er auf das weiche Leder, krallte seine Finger in die abgenutzten Lehnen.
Es war nicht zu übersehen, dass seine Blase sich unkontrolliert entleerte. Ein großer nasser Fleck zeichnete sich auf seiner Hose ab. Trotz Todesangst war

ihm dies merklich peinlich, und er jammerte erneut.
Ed schlug mit der linken Hand auf den Tisch und brüllte:"Du bist so...", dann beruhigte er seine Stimme und flüsterte beinah:"...beklagenswert."
Er sprach so langsam und ruhig, als wolle er einem Hund das Reden beibringen.
Fred lief der Schweiß von der Stirn. Panisch grübelte er über einen möglichen Fluchtversuch nach. Aber wie solle er an diesem Typen vorbeikommen? Er hatte ja ein Messer.
Ed hockte sich vor ihn und streichelte das vollgepisste Hosenbein .
"Weißt du, was ich mit dir tun werde?"

Es war klar, dass Ed keine Antwort erwartete, denn diese stand ja schon fest.
"Zuerst werde ich....nein, nein," korrigierte er sich:"zuerst werde ich dir ein kleines  Lokalanästhetikum setzen, genau da und da."
Er tippte beinah freundlich auf die Schläfen des Dicken, der sogleich ein Winseln ausstieß.
"Dann werde ich dir die Augenlider entfernen. Es wird nicht wehtun, nicht solang die Betäubung anhält", grinste er.
"Bitte tun sie das nicht!", fand Fred seine Sprache wieder.
"Halt, halt, nicht weinen. Das Beste kommt noch", tröstete Ed sein Opfer und

hob eine Tüte auf, die neben dem Regal stand. Aufgeregt packte er die darin befindliche Rotlichtlampe aus und stellte sie auf den Tisch genau vor den Dicken.
"Es heißt, Rotlicht habe eine heilende Wirkung. Ich werde dich damit heilen. Nie wieder wirst du dir schmutzige Bilder von kleinen Jungen und Mädchen ansehen! Nie wieder!"

(c) Shirley

2013