Romane & Erzählungen
Verhängnisvolle Rückkehr 2

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"Verhängnisvolle Rückkehr 2"
Veröffentlicht am 09. Juli 2008, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Verhängnisvolle Rückkehr 2

Verhängnisvolle Rückkehr 2

„JJ“, setzte sie an, als er wehmütig zum Haus hinsah und sagte: „Ach ja, hier ist meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben. Hier hat sie die letzten Jahre ihres Lebens verbracht. Ich hasse meinen Vater noch heute wenn ich daran denke, was er ihr angetan hat, auch wenn das jetzt schon so lange her ist. Jetzt hat sie ihren Frieden gefunden. Weißt du, ach, lass gut sein.“ Verstohlen wischte er sich über die Augen.

Also waren ihre Informationen doch richtig, also  war sie doch tot. Aber wen hatte sie dann gesehen? Mit wem hatte sie dann gesprochen oder hatte sie sich das ganze doch nur eingebildet? Sie schloss die Augen, schüttelte den Kopf und sah zu JJ auf. Ein echter Naturbursche war er, stand mit beiden Beinen im Leben und war sofort bereit gewesen, ihr zu helfen. Sie war ihm so unendlich dankbar dafür. Also vergaß sie am besten, was sie zu sehen und zu hören geglaubt hatte.

Sie lachte ihn an: „Hier hat sich aber auch gar nichts verändert in all den Jahren.“ „Wenn du wüsstest“, meinte er: „Es gibt jetzt gar keinen Laden mehr hier im Dorf, nicht einmal einen Bäcker. Nur die Kneipe ist geblieben. Viele, die du noch kanntest, sind inzwischen gestorben, viele neu hinzugezogen. Neureiche aus der Stadt, die sich hier ein Haus gekauft haben, aber mit dem Landleben wie wir es kennen, gar nicht zurechtkommen. Das Haus deiner Mutter zum Beispiel: Da wohnt jetzt eine Familie mit vier Kindern, aber der Obstgarten verkommt total. Die Kinder essen nur gekauftes Obst. Die leckeren Äpfel fallen auf die Erde und vergammeln.“ „Oh“, stammelte Christin. Was sollte sie auch darauf antworten? Sie hatte die letzten Jahre in der Stadt gelebt, ihre Kinder kannten gar keine Obstbäume, sie wussten nicht, wie frisch gepflückte Äpfel schmecken. Ob das hier nun anders werden würde?

„Mama sieh mal, es mag mich.“ Sophie war über den Zaun auf die Pferdekoppel geklettert und schmiegte sich eng an eines der Pferde. Christine war starr vor Schreck. Sie liebte zwar den Geruch von Pferden, hatte aber immer großen Respekt vor diesen Tieren. Sophie war da ganz anders. Sie sah nur Gutes in allen Tieren. Die Tiere schienen das zu spüren, so dass sie noch nie schlechte Erfahrungen gemacht hatte. „Sophie!“ Christins Stimme klang schrill vor lauter Angst. JJ klopfte ihr beruhigend auf die Schulter: „Lass sie ruhig, die sind ganz friedlich. Meine Pferde kennen Kinder.“ Hans ging die ganze Sache ruhiger an. Er hatte sich ein Büschel Gras gepflückt, blieb vorsichtshalber auf der anderen Seite des Zaunes und streckte sich weit hinüber, damit ihm die Tiere das Gras aus der Hand nehmen konnten. Christin fühlte sich nicht wohl, so lange ihre Tochter auf der Weide zwischen den Pferden war. Ruhig sagte sie: „Sophie, sei so nett und komm zu mir, bitte.“ Leise maulend kroch Sophie unter dem Zaun durch zu ihrer Mutter. „Hei“, sagte sie, streckte JJ eine schmutzige Kinderhand entgegen und entgegnete zwinkernd: „Sie ist heute etwas gereizt, sie spricht sogar mit Leuten, die gar nicht da sind.“ „Ach, mit wem denn?“ JJ wirkte sehr nachdenklich, als er das sagte. „Weiß nicht, sie stand da vor dem Haus und hat mit jemandem geredet.“ Winkend zeigte Sophie auf das Haus, das sie nun zukünftig bewohnen sollten.

Irrte Christin sich oder hatte sich JJs Gesichtsausdruck wirklich verändert? Wusste er vielleicht etwas, was er ihr nicht erzählen wollte? Spukte vielleicht wirklich seine verstorbene Mutter in diesem Haus und er ahnte das? Skeptisch sah Christin zu ihm auf, aber schon im nächsten Augenblick lachte er dieses verschmitzte Lachen, das sie schon seit ihren Kindertagen kannte. Es wirkte beruhigend auf sie.

„Können wir reingehen?“ fragte Christin: „Ich würde mich gerne etwas frisch machen und müde sind wir auch.“ „Sind wir gar nicht.“ Hans war zu der kleinen Schar herangetreten. „Das sagt sie immer, wenn sie ihre Ruhe haben will. Hans, heiß ich.“ Hoch aufgerichtet mit ernstem Gesichtsausdruck streckte nun auch er JJ seine Hand entgegen. „Reizende Kinder hast du“, meinte JJ. Denen wird es hier bestimmt gefallen. Und wieder meinte Christin eine Sorgenfalte auf JJs Gesicht zu entdecken. Ich bin wahrscheinlich einfach nur übermüdet, dachte sie. Es wird schon werden. JJ hatte sich mit Hans und Sophie schon auf den Weg zum Haus gemacht. Langsam schlich Christin hinterher. Als sie nur noch wenige Schritte vom Häuschen entfernt waren meinte sie zu sehen, wie sich eine Gardine bewegte. Sie sah ein Gesicht am Fenster, ein Gesicht, das sie nur zu gut kannte. Nein, das konnte nicht sein. Wieder schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf. Als sie wieder hochsah lag das Haus friedlich im Sonnenlicht. Nichts bewegte sich. Still und friedlich wirkte das kleine Haus im hellen Sonnenlicht. Nicht ein Lufthauch rührte sich. Die Sonne, dachte Christin, hat sich wahrscheinlich einfach nur im Fenster widergespiegelt, sei nicht albern.

Nun war die Haustür weit geöffnet. Lachend liefen die Kinder hinein. „Na komm schon“, JJ winkte ihr zu: „Dein neues Zuhause. Hier sollst du dich jetzt richtig wohlfühlen.“ Christin zögerte einen Moment, dann ging sie mutig einem neuen Schicksal entgegen.

 

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Chrissy55
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