Science Fiction
Die Rückkehr der WSE III - Storybattle 23 Bonus-Buch 2 ohne Wertung

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"Die Rückkehr der WSE III - Storybattle 23 Bonus-Buch 2 ohne Wertung"
Veröffentlicht am 02. Mai 2013, 10 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Über den Autor:

Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ...
Die Rückkehr der WSE III - Storybattle 23 Bonus-Buch 2 ohne Wertung

Die Rückkehr der WSE III - Storybattle 23 Bonus-Buch 2 ohne Wertung

Einleitung

Und weil es immer noch zischt, schiebe ich ein drittes Buch nach: Habe eine kleine Regel übertreten, ist eindeutig zu lang! Commander Amrinero hat ein Problem: Nämlich, dass da wo er Gefahr gewittert hatte, sich alles in rosa Plüsch hüllt. Als er dann seinem Gefühl folgt und sein Schiff wenden lässt, kommt es dafür so richtig dicke... Zugegeben: Dies ist die erste SciFi, an die ich mich heran wage, und ich bitte darum es mit einem zwinkernden Auge

zu lesen. Mangels wirklicher Einarbeitung in dieses Genre habe ich einfach Episoden aus allen meinen Lieblingsbüchern und -Filmen hinein gewurstelt, und zu einem Mix verarbeitet, der das vorgegebene Thema ummantelt. Viel Spaß beim Wiedererkennen!

Teil Eins: Die Stille vor dem Sturm

 

Commander Amrinero ließ seinen Blick leicht verwirrt über das Kontrollpult voller komplizierter Messinstrumente und flimmernder Anzeigen schweifen. Obwohl er eine hervorragende Ausbildung genossen hatte - er hatte sein O f f i z i e r s p a t e n t bei ‘Intergalactica’, dem Ausbildungszentrum auf Gnosis gemacht, aus welchem die bedeutendsten Pioniere der transgalaktischen Raumfahrt hervorgegangen waren - fühlte er sich im Moment  leicht überfordert.

‘Leicht überfordert’, war eine, die Tatsachen stark herunterspielende Formulierung, die er für sich selber anwendete um angesichts der Umstände Haltung zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. Er war der letzte auf den Schiff der sich so etwas leisten konnte.


Das Problem war nicht das, was seine Anzeigen ihm verrieten, sondern das was sie nicht preisgaben: Nämlich die Wahrheit über die Gefahren dieses Raumabschnittes den sie sich eben anschickten zu durchqueren.

Sämtliche Bemühungen durch Überprüfung der Berechnungen der Basisstation auf Aura und Nachjustierung der Instrumente, waren u m s o n s t gewesen.

Noch bestand die Möglichkeit, das Schiff wenden und das Areal weitläufig umfliegen zu lassen. Nur: Das würde immense, unnötige Kosten verursachen und die Mission völlig aus dem vorgesehenen Zeitplan werfen. Sie waren schließlich kein x-beliebiges Raumtaxi, sondern ein Aufklärer der intergalaktischen Allianz, ein von modernster Technik und abschreckender Bewaffnung nur so strotzende Licht-Yacht der S-Klasse. Wie, um Himmels willen, sollte er ein solches Vorgehen vor seiner Mannschaft - und noch schlimmer - vor der Raumfahrtbehörde rechtfertigen, wenn es einfach nicht den geringsten Beweis für drohende Gefahren und Anomalien gab. Ungewöhnlich waren eher das komplette Fehlen irgendwelcher Störungen, die den Flug behinderten. Er kam sich vor, wie in einem billigen Hollywood-Streifen, der den gestressten Kinobesuchern eine heile Welt vorgaukeln sollte.

Seit er zurück denken konnte hatte es immer irgendwelche Malheure und Komplikationen, Unstimmigkeiten in der Mannschaft, technische Defekte und sonstige unvorhergesehene kleine Sandkörner im reibungslosen Getriebe des Flug-Ablaufs gegeben.

Und Amrinero hatte bei Gott viele E r f a h r u n g e n im Laufe seines langen Lebens von stolzen hundertachtundreißig Jahren gesammelt. Für einen kurzen Moment entglitt ihm seine Konzentration und er tauchte in sein Inneres ab, ein leises Lächeln erschien auf seinen vor Anspannung zusammen gepressten Lippen. Eine solche emotionale Entgleisung passierte ihm sonst nie, und wenn, dann keinesfalls auf der Kommandobrücke. Wäre er in diesem Moment fähig gewesen, seinen eigenen Fehler zu erkennen, er hätte sich selbst sofort von der Brücke entfernen und unter Arrest stellen lassen. Vor allem aber hätte er mehr über die beklemmenden Geheimnisse dieser Weltraumlandschaft entdecken können. Doch davon war er weit entfernt.

Sein Bewusstsein entschwand in den Erinnerungen an die Tage seiner J u g e n d, die er auf Orronith verbracht hatte, einem Planeten auf den damals die Gegner des neuen Systems und Anhänger der natürlichen Alldurchdringungslehre geflüchtet und sich ihr kleines persönliches Paradies aufgebaut hatten. Doch nicht einmal dieses Paradies war störungsfrei und unkompliziert: Sein bester Freund damals wurde zum Verräter der Kolonie. Und eine Hyperbombe der Regierung, die den blühenden Planet samt seinen Bewohnern in eine hübsche rosa fluoreszierende Gaswolke zerstäubte, konnte man beim besten Willen nicht als ‘Happy End’ seiner Kindheit bezeichnen. Dass sein Freund ihn selber vorher durch einen vorgetäuschten Urlaubsflug hinaus geschleust hatte, machte seinen Hass auf ihn nicht ein Fünkchen kleiner. Nun denn, seit dieser Zeit hatte es nicht eine erfreuliche Begebenheit in seinem L e b e n gegeben, die nicht auch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte. Seine Liebe für Sajonara beispielsweise. Der schönsten, liebenswertesten und zärtlichsten Frau im ganzen bekannten Universum. Sie, die Unerreichbare und Vielumschwärmte hatte ausgerechnet ihn, den kleinen, schüchternen Kadetten umworben. Er hatte es für ein falsches Spiel gehalten, wie bei seinem ‘besten Freund’ damals. Und sie nach einer unvergesslichen Nacht praktisch hinaus geworfen. Was sie wohl in die Arme eben desjenigen welchen getrieben hatte. Ihre darauf folgende Heirat mit seinem ‘besten Feind’ hatte seine eigene dauerhafte Impotenz zur Folge gehabt. Und jetzt das!...Amrineros Aufmerksamkeit kehrte wieder in die Realität zurück: Wieder eine solche Situation, die zu schön schien um wahr zu sein. Laut Fahrtenanalyse sollte hier der Einfluss eines so genannten roten Lochs beginnen, eines astronomischen Phänomens welches bisher lediglich auf Berechnungen und Spekulationen beruhte und dessen Herkunft und Auswirkungen  weitgehend ungeklärt waren. Man erwartete Veränderungen der Strahlungs-Immissionen und der elektromagnetischen Felder, was im Extremfall zum Ausfall der sensiblen Hightech und  in Folge dem völligen Verlust der Kontrolle über das Schiff führen konnte. Sogar auf Angriffe fremder Lebensformen, die sich in diesem Raumsektor angesiedelt haben könnten, war man vorbereitet. Doch der auf volle Kapazität hoch gefahrene Schutzschild wurde nicht einmal von einem Staubkörnchen getroffen, wie der Kontrolldisplay zeigte.



Was zur Hölle ging hier vor? Der Commander hieb mit der geballten Faust auf das Pult vor ihm, welches aus einer praktisch unzerstörbaren Titanium-Diamantstaub-Legierung bestand. Mit dem Erfolg dass ihm die Hand teuflisch weh tat und er sich keinen Deut besser fühlte.

Condroner, sein erster Offizier und seit langem ein treuer Begleiter durch alle Gefahren, blickte überrascht auf und sah ihn fragend an, wagte aber nicht sich nach der Ursache des Gefühlsausbruchs zu erkundigen.

Dicke Schweißtropfen rannen von der Stirn seines Kapitäns und unter seinen Achseln bildeten sich dunkle Flecken, die sich rasch ausbreiteten. Mit starrem Blick fixierte dieser den Kommunikations-Screen, auf dem aber für den ersten Offizzier außer dem blassen Schriftzug ‘no contacts’ nichts Bedeutsames zu erkennen war.

Commander Amrineros Lippen bewegten sich, und fast unhörbar las Condroner jetzt die Botschaft seines Vorgesetzten von ihnen ab, bevor das Entsetzliche geschah: “Wenden Sie sofort das Schiff!”


Teil Zwei: Im Auge des Hurricans

 


Commander Amrinero quollen fast die Augen aus dem Kopf: Was er auf seinem Kommunikations-Schirm sah, oder zu sehen glaubte, als er - noch die schmerzende Hand zur Faust geballt - aufsah, raubte ihm endgültig die Fassung.


In einem Meer wirbelnder roter Tücher eingebettet(so sah es zumindest zunächst aus) erschien dort ohne Vorankündigung das bildschöne Antlitz Sajonaras, so rein und heilig, als hätte es die Zeiten - im Gegensatz zu seinem eigenen, vom Schicksal gekerbten und von Narben gezeichneten, Gesicht - unbeschadet überdauert.

Nein - nicht nur das, wenn er nun genauer hinsah, dann musste er sich eingestehen, dass es sich sogar verjüngt hatte. Amrinero verfluchte sich für den Ständer in seiner Hose, den er seit der Nacht, da er das beglückende und verzehrende Feuer der Leidenschaft kennen gelernt hatte, schmerzlich vermisst hatte. Zwei Frauen war er noch  fähig gewesen zu lieben, bevor sein Herz in dieser Richtung erkaltete, und auch sie hatten ihn wieder geliebt. Doch für eine rein platonische Freundschaft waren beide nicht geschaffen gewesen, und so scheiterten die Beziehungen jedes Mal an diesem nicht funktionieren wollenden Symbol seiner Männlichkeit.

Dabei wurde er in der Intergal-Presse eine Zeit lang von den Frauen als ‘the sexyst man of universe’ tituliert, und ihm unglaublich viele Liebschaften mit weiblichen Wesen aller fernen Planeten angedichtet. Nichts davon war wahr.

Er wusste nicht einmal mehr wie das Wort ‘E r o t i k’ buchstabiert wurde.

Und ausgerechnet jetzt, wo er es am wenigsten brauchen konnte, rührte sich das verdammte Ding. Er konnte nur hoffen, dass die Besatzungsmitglieder die mit ihm zusammen auf der Brücke waren nichts von diesem faux pas bemerkt hatten.

Sajonara, oder diejenige, die er dafür hielt, war es wohl durchaus nicht entgangen, denn in das hübsche, und auf irgendeine Art und Weise zutiefst beunruhigende Gesichtchen auf dem Bildschirm schlich sich ein amüsiertes Lächeln. “Du liebst sie wohl immer noch, nicht wahr Papa - Du bist Doch unser Papa?!”

Das letzte war mehr eine Feststellung, als eine Frage gewesen. Das Gesicht auf dem Screen fuhr sich mit der feingliedrigen Hand durchs weiche, volle Haar und strich es sich mit einer betörend anmutigen Bewegung aus der Stirn. Amrinero reckte den Hals vor und kniff die Augen zusammen, als wolle er besser sehen können, was sie ihm zeigen wollte. Dabei waren seine Augen scharf wie die eines Adlers, so wie eh und je. Sofort hatte er das typische Mal rechts oben an der Schläfe erkannt, welches nur die Mitglieder seiner Blutslinie trugen. “Wie kommt diese Ausgeburt der Hölle (denn meine Tochter ist es auf keinen Fall) dazu, sich mein Mal auf zu tätowieren?!”, war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß. Doch dann sah er genauer hin und jetzt wo ihm dämmerte, dass es war, was es niemals sein konnte, ergriff ihn ein unfassbares Grauen und ließ ihn zur Eis-Statue erstarren:

Dieses Wesen trug unverkennbar seine eigenen Züge, zu Beginn nur unter denen von Sajonaras unvergleichlicher Schönheit verborgen, bei genauerem Hinsehen aber offenbar und unwiderlegbar.

Der, dessen Namen er nie mehr nennen wollte, hatte sein einziges Kind, die Frucht der gemeinsamen Nacht mit Sajonara, brutal getötet, bevor es auch nur das Licht der Welt erblicken konnte. Nach dem Stiefeltritt in ihren Bauch wurde der Fötus von ihr tot ausgeschieden. Er hatte keine Tochter, so viel war sicher. Aber wer war dieses kleine Monster, das sich hier ungefragt auf seinem Bildschirm lasziv räkelte und es geschafft hatte ihn für einen kurzen Moment völlig die Fassung verlieren zu lassen?

Mittlerweile hatte die Kamera im Nirgendwo das Bild der jungen Frau weg gezoomt, so dass ihr ganzer - vollständig unbekleideter Körper sichtbar wurde. Offensichtlich genoss es diese perfide … Person... ihm die Sinne zu verwirren und den Verstand zu rauben. Nun rückte die Unbekannte noch weiter in den Hintergrund und um sie herum wurden weitere, splitternackte, sich in obszönen Stellungen windende und vor Wollust leise seufzende Körper sichtbar. Sie alle glichen der zuerst erschienenen Person, wie ein Ei dem Anderen.


Oder wie ein Klon dem Anderen, stellte er ernüchtert fest, als er die Tragik und Tragweite der Situation begriff, in die er hinein manövriert worden war. Eine tödliche Situation für ihn und die gesamte Besatzung seines Raumkreuzers, wenn er nicht sofort handelte. In diesen gewinnend lächelnden und sich all zu offenherzig zeigenden Kreaturen steckte die Zerstörungskraft einer Hyperbombe. Nur dass sie viel viel grausamer mordeten.

Niemandem war es bisher gelungen, überleben- und fortpflanzungsfähige Klone aus menschlichen Stammzellen zu züchten. Niemand. Punkt.

Aber es gab einen Wissenschaftler, Professor der Molekularbiologie, Genetik, Zelltechnik, Psychologie und P h i l o s o p h i e, außerdem ein wahres Genie und Meilenstein auf dem Weg ins neue Zeit a l t e r der Bionik. Ihm war es unter Anderem gelungen, etwas zu erschaffen, was der Vorstellung naiver Laien von einem menschlichen Klon am nächsten kam: Die so genannte ‘Nymphe’. Laut Berichten über das bahnbrechende und beängstigende Experiment ‘verstarb’ der Wissenschaftler selbst dabei unter eigenartigen Umständen. Sowohl ein Großteil der Unterlagen zum Experiment, als auch die einzigen lebenden ‘Nymphen’, es waren acht an der Zahl, waren seit diesem Tage unauffindbar, als hätte es sie nie gegeben. Natürlich wurde das gesamte bekannte und befahrbare Universum danach abgesucht. Erfolglos. Da es als sicher galt, dass nur ein Feind der galaktischen Regierungsallianz ein derartiges Verbrechen verübt haben konnte, um die ‘Klone’ eines Tages gegen die selbe einzusetzten, wurde eine Armee von Spezialkämpferinnen, Robotern und Drohnen für einzig und allein die Aufgabe ausgerüstet und in superschnellen Kampfschiffen bereit gestellt, beim ersten Auftauchen von ‘Nymphen’ die selbigen und sämtliches menschliches Gen-Material, das mit ihnen in Berührung gekommen war restlos zu vernichten. Im Notfall mittels Einsatz von Hyperbomben.

Falls die Gerüchte über die geheimnisvollen menschlichen Klone stimmten, welche mittlerweile in Presse, Literatur und Film bis zum Erbrechen ausgeschlachtet worden waren, dann war diese rigide Vorgehensweise irgendwie auch berechtigt: Die künstlich erzeugten Nymphen waren dann wohl so etwas wie eine tödliche Mischung aus riesigen Viren, Krebszellen und Vampyren, gegen die es kein Gegenmittel gab, sobald sie sich erst einmal ausgebreitet hatten.


Dies alles und noch viel mehr schoss Capitän Amrinero in den wenigen Sekunden nach dem Erscheinen des Mädchens auf dem Monitor durch den Kopf.

Im Bewusstsein dessen, dass ihm möglicherweise in den darauffolgendem Moment seine Handlungsfähigkeit geraubt werden würde, gab er seinem ersten Offizier noch einen letzten eindeutigen Befehl: “Wenden Sie sofort das Schiff!”


Teil Drei: Doktor Frankenstein de luxe

 

Die erste, von Professor Alstata erzeugte ‘Nymphe’ enthielten Genmaterial der Zellen aus einem ultraradional-konservierten Fötus, den ihm ein ‘Freund’ freundlicher Weise zur Verfügung gestellt hatte. Experimente mit menschlichen Föten waren nämlich mittlerweilen von der Konvention verboten und unter hohe Strafen gestellt worden.

Er stellte Zellen mit diesen Genen her, die in rasender Eile menschliche Körper aufbauten, wenn man sie mit frischen lebenden Zellen anderer humanoider Körper ‘fütterte’. Das aggressive Genom war in der Lage, an diese Zellen an zu docken, ihre jeweiligen Gene zu zerstören und die eigenen einzusetzen. Und das im Zeitraffer-Tempo! Drei Mal war Alstata das Experiment wohl gelungen, bis ihm die Kontrolle darüber offenbar entglitten war: Man fand von seinem Körper nur noch eine trockene, durchsichtige Hülle, wie die abgestreifte Haut der Nymphe eines Insektes. Dieser grausige Fund war ausschlaggebend für die spätere Namensgebung der genmanipulierten Lebensform.


Man konnte sich das so vorstellen: Die erste Nymphe hatte sich in einem abgeschlossenen Bassin entwickelt, welches quasi mit gehacktem Fleisch aus Amputationen gefüllt war. Dieses hatte sich ‘Dr. Frankenstein de luxe’ widerrechtlich aus dem Krankenhaus besorgt, neben dem sein Forschungslabor lag.

Bereits eine Stunde nach Beginn des Experimentes war die erste perfekte Nymphe fertig und klopfte von innen an das Sicherheitsglas des luftdicht verschlossenen Behälters. Professor Alstata hatte nicht den M u t  das Gefäß eigenhändig zu öffnen, fürchtete er doch die entsetzlichen Folgen des Kontaktes mit den menschenfleisch fressenden Zellen. Dennoch war man sich darüber einig, das man die dort entstandene hübsche junge Dame nicht einfach in ihrem Schneewittchensarg belassen konnte. Zwei seiner, in Hochsicherheitsanzüge gekleideten, Kollegen führten diese prekäre Aufgabe durch. Der gegen jegliche Keime, Viren, Umweltgifte und Strahlung abschirmende Overall mit Helm nützte ihnen bedauerlicher Weise gar nichts, als die Situation schon kurz nach der ‘Geburt’ der ersten lebenden Nymphe eskalierte: S c h o n u n g s l o s ließ das frisch geschlüpfte junge Mädchen die Reize ihres, nackt den Blicken und Händen der Wissenschaftler ausgelieferten, Körpers wirken.

Die aphroditisierende Wirkung dieses Wesens war so betörend gewesen, dass die anderen Wissenschaftler, die das Geschehen im Labor-Raum durch Kameras mit verfolgt hatten, beinahe entgegen jeder Vorschrift diesen betreten hätten. Lediglich die Tatsache, dass die Türe des Labors aus Sicherheitsgründen für zwei Stunden hermetisch verriegelt worden war, rettete ihnen das Leben. Zunächst. Sie sahen zu, wie sich im Laborraum die sonst zuverlässigen und seriösen Wissenschaftler ungehemmt auf die junge Frau stürzten, sich ihre Schutzanzüge herunter zogen und ziehen ließen, und zu guter letzt mit dem ‘Ergebnis des Experimentes’ hemmungslos … etwas taten, was sie besser nicht getan hätten. Kurz nach dem Austausch von mit Zellen angereicherten Körperflüssigkeiten begannen zwei Prozesse zu starten: Die beiden Männer fingen an sich in unbeschreiblichen Schmerzen am Boden zu winden, bis sie erstarrt und wie tot dort liegen blieben. Das Mädchen sackte ebenfalls, doch mit glücklichem Lächeln auf die Fliesen und schloss die Augen. Sekunden später schon konnten die langsam ernüchterndernden Wissenschaftler vor dem Labor eine grässliche V e r ä n d e r u n g an der bildschönen Frau feststellen: Ihre gerade noch so festen und ansehnlichen Kurven und Formen lösten sich in Windeseile in ekligen bräunlichen Schleim auf, der sich über den Fußboden um ihren ‘dahinschmelzenden’ Körper ausbreitete und durch den dort befindlichen Gully in die Kanalisation sickerte.


In gleichem Maße, wie sich die, noch kurz zuvor kollektiv Angebetete, in stinkenden Morast verwandelte, verfärbten sich die Leichen der unter Schmerzen verstorbenen Wissenschaftler und wurden am Ende kohlrabenschwarz. Punkt eine Stunde nach der Geburt der ersten Nymphe brachen die riesigen schwarzen Schmetterlingspuppen auf, und die zweite Generation von Nymphen entstieg, frisch wie der neue Tag, ihren bis auf eine trockene, zerknitterte Hülle ausgesaugten Wirtskörpern.

Sie glichen einander und ihrer nun endgültig zu Brei zerflossenen Vorgängerin in allen erkennbaren Merkmalen.

Professor Alstate hatte sich in der Zeit, als die unwiderstehlich erotisierende Wirkung der Nymphe endete, in einem weiteren Sicherheitstrakt des Gebäudes eingeschlossen und dort eigenhändig in Ketten gelegt.

Schließlich hatte er einen Auftrag von seinem Freund und Arbeitgeber, der ihm auch den konservierten Fötus zur Verfügung gestellt hatte: Er sollte acht Nymphen erzeugen, die dann von den Sicherheitsleuten seines Freundes in dafür bereitgestellte Behälter mit lebenserhaltenden Maßnahmen eingeschlossen werden sollten. Nach Alstates Beobachtungen und Berechnungen brauchte es dafür genau drei Stunden, und insgesamt acht menschliche Nährböden, da sich die Nymphe bei jedem Fortpflanzungsvorgang lediglich verdoppeln konnte. Sie starb allerdings auch nicht, bevor sie zwei Wirtskörper gefunden hatte, und ihnen ihr Zellmaterial zugeführt hatte, so dass sie im noch fortpflanzungsfähigen Stadium  quasi lebend konservierbar war. Für einen militärischen Einsatz auf anderen Planeten, so viel war auch ihm klar. Da sich die Anzahl der vorhandenen Nymphen beim Fortgang des Experimentes stündlich verdoppeln würde, reichte - wenn man das Überwinden von Entfernungen mit einberechnete, eine  Woche bis ein Monat, um die gesamte Menschheit auf diesem einen Planeten aus zu rotten und eine Nymphenarmee von ungeheuren Ausmassen zu erschaffen.

Eine Frau hatte er auch in sein Team aufgenommen, um zu erforschen, ob auch sie von den Nymphen angegriffen werden würde. Sie war die zehnte in der Gruppe und als er beobachtete, dass sie genau wie alle Anderen auch, von der Nymphe angezogen und sexuell stimuliert wurde, brachte er sie ebenfalls in einer abgeriegelten Zelle unter.

Ihm war eingeschärft worden, auf gar keinen Fall mehr als acht Nymphen zu produzieren. Diese Frau war es dann auch, die hinterher detailliert von den Vorfällen berichtet hatte, so lange bis sie spurlos für immer verschwand.


Alstate wartete in seinem selbst gewählten Verlies die drei Stunden ab. Sicherheitshalber wollte er noch eine vierte Stunde warten, bis die Nymphen sicher in ihren ‘Kokons’ untergebracht und weggebracht worden waren.

Doch schon nach Ende der zweiten Stunde wurde die Tür seines Schutzraumes auf gebrochen. Die überlebende Wissenschaftlerin erzählte, sie hätte damals Roboter und Drohnen der Armee gesichtet.

In den billigen Filmstreifen wurde das darauffolgende Horror-Inszenario ungefähr so dargestellt:

Kurze Zeit später erschien eine Nymphe im Raum und betrachtete den gefesselt da sitzenden Professor mit schief gelegtem Köpfchen. “Das ist lieb, da kannst Du mir wenigstens nicht weg laufen!”, ertönte ihre liebreizende Stimme. Mit wiegenden Hüften kam sie im Evaskostüm auf ihn zu geschwebt. Alstate wand sich in den Ketten. Einesteils aus Todesangst, zum Anderen Teil aus unverhohlener Erregung. Doch er konnte sich seinem Werk, das nun zu seiner Henkerin wurde, weder nähern, noch ihm entkommen. Dank des Schutzanzuges und der Ketten, gelang es weder ihm noch ihr ihn auszuziehen und... “Warte nur, das haben wir gleich!”, säuselte die Venus-Menschen-Falle und schraubte geschickt Alstates Helm auf und nahm ihn herunter. Der Professor schloss die Augen und empfing den leidenschaftlichsten und letzten Kuss seines Lebens. Den Rest kennen wir bereits...


Teil Vier: Bester Feind

 

So oder ähnlich könnte es sich zugetragen haben. Die Nymphen mussten danach abtransportiert und auf einer fliegenden Raumstation in diesem abgelegenen und gemiedenen Sektor versteckt worden sein, so lange bis …


Amrinero war klar, dass ein Angriff auf die Weltregierung unmittelbar bevor stand. Ein Angriff, der sie in die Knie zwingen, bzw. auslöschen würde. Ohne Waffen, ohne Gewalt, ohne Kampf. Nur durch diabolische Hinterlist beruhend auf dem Wissen um die Schwachstelle der Menschheit: Ihr Drang sich fort zu pflanzen, der nur all zu oft mit Liebe verwechselt wurde.


“Hallo Amri!”, eine leise, wohl bekannte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Für den kurzen Moment, bis ihn seine Emotionen mit voller Wucht in die Magengrube trafen, folgerte sein Verstand scharfsinnig, dass es einen Zusammenhang zwischen der Nähe des ‘Roten Lochs’ und seiner ungewöhnlichen Zerstreutheit und Emotionalität geben müsse.

“Hallo Sayo!, bist Du jetzt auch eine Verräterin geworden?”, antwortete der Commander und blickte dem kaum gealterten Gesicht seiner ehemaligen großen Liebe direkt in die Augen. Er las darin ihre Trauer und Verzweiflung, eine unterdrückte Panik und...etwas, was er lieber nicht sehen wollte, nie nie mehr.

“Sind das...sind das...wirklich meine Töchter?”, sprach er aus, was sein Herz noch mehr beschwerte, als der erneute Verrat und der bevorstehende grausame Tod der gesamten Besatzung einschließlich seiner selbst.

“Nein...!”, Sajonara deutete ein Kopfschütteln an. “Nein...nein...das sind sie nicht!” Er glaubte wieder in ihren Augen zu versinken, als Sajonara nun eine Pause machte und schwer atmete. So wie damals, aber das durfte nie wieder passieren.

“Nein Amri, das sind Monster! Sie tragen nur das Aussehen unserer gemordeten Tochter sonst nichts. Sie können und wollen nichts, rein gar nichts anderes, als sich mit ihrer unwiderstehlichen Verführungskunst wirkliche Menschen zu angeln, denen sie ihre tödlichen Killerzellen übertragen können. Danach sterben sie glücklich und zufrieden und das war’s. Bitte verzeih’ mir, dass ich das jetzt tun muss, aber mir bleibt keine andere Wahl! Du weißt ja, wie er ist!”


Das war also nun sein Todesurteil, empfangen aus dem Munde der Geliebten...blieb nur noch die Bitte nach der Henkersmahlzeit...


“Halt, nur noch Eines: Hast Du nicht das Gleiche wie sie bei mir gemacht? Glaubst Du denn dass von mir damals mehr übrig geblieben ist, als eine leere Hülle?”

Sajonara senkte die Augenlider und den Kopf. “Nach all den Jahren weißt Du immer noch nicht mehr, als das was der Zorn über Deine verpassten Gelegenheiten Dir diktiert?”

Als sie den Blick wieder hob, stand unendlicher Schmerz in ihren Augen, dazu unterdrückter Zorn, wie über eine tief reichende emotionale Verletzung. Langsam hob sie die rechte Hand


“Schwärmt aus!”, befahl sie leise.

Die Stunde der Vergeltung war gekommen.


Vergeltung und Versöhnung

 


Das perfekt getarnte Schiff, oder die Raumstation, musste sich in so unmittelbarer Nähe auf den gleichen Kurs gebracht hatten, dass es möglich war die Nymphen per Transporterstrahl direkt ins Schiff zu beamen.

Dabei mussten sie mit einem Schutzschilddekodierer der Flotte selber arbeiten um die Abwehrhülle durchbrechen zu können.

Dies geschah ihnen mühelos. Binnen  Sekunden regnete es zappelnde, splitterfasernackte und vor Vorfreude kreischende Männer(alb)träume vom Himmel.

Breitbeinig und mit verschlossener Miene blieb Commander Amrinero auf der Brücke stehen, während um ihn herum im ganzen Schiff eine Orgie ausbrach, gegen die Sodom und Gommorha wie ein Nonnenkloster auf der Antarktis wirken würde. Innerhalb von weniger als fünfzehn Minuten  waren alle vorhandenen ‘Wirtskörper’ infiziert - bis auf Commander Amrinero und Offizier Condroner.

Amrinero war es  - angesichts der Wahrheit um die Monstertöchter, die nicht viel mehr als vergrößerte intelligente Viren waren, und des unermesslichen Zornes auf seinen Widersacher, der seine Geliebte benutzte und seine Mannschaft mordete -  derart vergangen, dass auch der Zauber der gen-mutierten Zombiemädchen ihn nicht mehr animieren konnte.

Aber was zum Henker war mit Condroner? Er musste ein Übermensch sein, ein Gott, ihm auch in dieser Situation noch treu zur Seite zu stehen! Sollten sie Beide diesen Tag überleben, er würde abdanken und seinen ersten Offizier in den Rang des Capitäns erheben.

Condroner musste gespürt haben, was sein Commander dachte, denn er antwortete leise: “Sir...ich bin hoffnungslos schwul, wollte es Ihnen schon immer sagen, tut mir leid - jetzt ist es raus! Suspendieren sie mich von mir aus vom Dienst, wenn sie wollen, ich kann’s nicht ändern!”

“Das will ich auch gar nicht ändern, Capitän Condroner!”, antwortete Amrinero leise, ohne seinen Blick vom Kommunikationsscreen zu lösen. “Nun, da wir in Kürze die Einzigen auf dem Schiff sein werden, ist es vielleicht gar nicht so übel!”

Überrascht und leicht verwirrt über diese unerwartete Aussage blickte Condroner erst Amrinero an, dann in die Runde, wo die Orgie in den letzten Zügen lag. War der Überfall dieser Sexbestien etwa ein tödlicher Angriff und keine Sex for free card aus dem Universum gewesen?

Und war sein Chef etwa auch schwul???

Er hob die linke Augenbraue, als er einen Mann nach dem anderen nach vollzogenem Akt in die Knie gehen sah. “Soll ich das Spektakel beenden?”, fragte er und hob seinen bereits entsicherten Laser-Blaster.

Amrinero schüttelte den Kopf. “Bleib wo Du bist, wir brauchen die ‘Häschen’ noch, und für eine Rettung unserer Leute hatten wir von Anfang an nicht die geringste Chance!”


Der Bildschirm leuchtete wieder auf. Die gehasste Fratze Belnazos tauchte darauf auf. “Hi Amri mein naiver kleiner Blödmann! Schön Dich mal wieder zu sehen, hast Du tatsächlich gedacht, ich lasse dich davon kommen, nach dem Du meine Frau gevögelt hast? Falls Du es noch nicht geschnallt hast: Ich war vor Dir mit ihr zusammen, und beinahe hättest Du sie mir ausgespannt. Und mir Deine Brut untergeschoben. Wie gefallen Dir übrigens Deine Babies? Hast ja ganz schön lange durchgehalten, Respekt! Möchte doch nicht verpassen, wie sie Dich ablutschen! Dann bist Du ruckzuck das Stück Scheiße, das Du schon immer gewesen bist! Ihr zwei Schwuchteln mögt zwar vielleicht die Babies nicht, aber Sie mögen Euch, darauf könnt ihr Gift nehmen!”


In der Zwischenzeit lagen alle Beteiligten der Orgie steif und verfärbt auf dem Boden herum. Nur die Nymphen, die keinen oder nur einen Wirt ab bekommen hatten, standen noch unschlüssig und hungrig herum.

Bald hatten sie die beiden leitenden Offiziere ausgemacht und zielsicher eingekreist. Näher zu kommen wagten sie nicht, denn Condroner - vor dessen Aussehen sich auch angezogene Männer fürchteten - hatte warnend den schweren Blaster erhoben, der in seinen großen dunklen Händen wie ein Spielzeug wirkte, und ließ die Mündung kreisen.

“Wer näher als fünf Schritt an uns heran kommt, den pulverisierst Du!”, erklang Amrineros Kommando scharf und überlaut. Die Nymphen zögerten.

Sie waren in der Überzahl, und hätten sie alle gemeinsam ‘angegriffen’, wäre es sicher einer von Ihnen gelungen die Männer zu infizieren. Doch die Mädchen hatten nie etwas Anderes gemacht, als ihr einziges zur Verfügung stehendes Programm ab zu spulen. Sie hatten nicht einmal einen Plan davon, wie man einen Plan fasst.

Sie kannten nur ihren genetischen Code, der ihren Fortpflanzungsritus diktierte und … die Befehle, die von jemandem ausgesprochen wurden, der genau diesen Code mit ihnen teilte.


Amrinero hatte Sayonaras Botschaft verstanden.


“Schwärmt aus und befruchtet den Mann, der Belnazo heißt!”, befahl er den übrig gebliebenen Nymphen.

“Das ist ja lächerlich!”, brüllte sein Feind aus dem Monitor herunter, als er seine Anweisung mit anhörte. Doch sein Lachen erstarb rasch und wurde durch eine grünliche Gesichtsfarbe ersetzt, als er beobachtete, wie sich alle Nymphen sofort auf die Order hin aufmachten und in den Traktorstrahl liefen, der sie wieder nach oben beförderte. “Verdammt, vergiß es!”, knirschte er mit den Zähnen und schaltete den energetischen Transportkanal einfach ab. Die bereits hoch empor gehobenen jungen Frauen knallten auf den harten Metallboden, wo sie verrenkt und bewegungslos liegen blieben, und diejenigen, welche das Schiff schon verlassen hatten, wurden schutzlos ins All geschleudert, wobei das plötzliche Vakuum ihnen die Lungen zusammenfaltete und ihr Blut in eine Art Whirlpool verwandelte. Bis sie allerdings die unerträglichen Schmerzen dieser heftigen Taucherkrankheit hätten spüren können, waren sie bereits tiefgefroren und entschwanden, unwirklichen Schaufensterpuppen gleichend, die man vergessen hatte anzukleiden, in den Tiefen der ewigen Nacht.


Die heil gebliebenen sahen Amrinero mit großen unschuldigen Augen an, als warteten sie auf einen weiteren Befehl. Seelenruhig schaltete der Commander seinen eigenen Transporter-Strahl ein, richtete ihn auf genau die Stelle aus, wo der andere Strahl aus dem unsichtbaren Schiff neben ihnen ausgetreten war, und dekodierte seinerseits die Abwehrvorrichtungen des selbigen. Seine Vermutung erwies sich als richtig: Es handelte sich offensichtlich um ein gestohlenes Schiff der gleichen Flotte, welches seit ein paar Jahren vermisst wurde, genauer gesagt, seit dem Tag des Frankenstein-Experimentes. Der Traktor-Strahl klinkte sich ein und machte einen eventuellen Fluchtversuch des Gegenübers unmöglich.

“Wenn ich bitten darf, die Damen, der Weg ist jetzt sicher!”, forderte er die Nymphen galant auf, sich auf die Suche nach dem begehrten letzten verfügbaren Wirtskörper zu machen. Ich, an Deiner Stelle würde jetzt das Schott öffnen, bevor ich ihn aufbreche!”, riet Amrinero seinem ehemaligen Freund und brachte die Lasergeschütze seiner ‘WSE III’ in Stellung. Ein Schiff, welches zu befehlen ihn immer mit Stolz erfüllt hatte: Warrior science explorer bedeutete die Kennung am Bug.

Im Gegensatz zu dem verlorengegangenen, weil von Belnazo geraubten Passagierschiff war seine Explorer mit schweren Geschützen bestückt. Eine Salve aus seiner Breitseite und es gab kein biologisches Leben mehr an Bord. Belnazo kreischte auf, verschwand kurz vom Schirm und tauchte mit Sajonara im Würgegriff wieder auf. “Du Narr wirst sie mit umbringen!”, schrie er und schielte auf die Gefechtsluken, die nun hundert Prozent Öffnung erreicht hatten. “Hast Du sie nicht geliebt? Du kannst sie gerne zurück haben, wenn Du mich gehen lässt! Schalte den Strahl ab und wir sind quitt!”

Amrinero sah, wie sich Sayonara in dem breiten haarigen Armen des Irren wand und verzweifelt den Kopf schüttelte, nachdem dieser ihr nun auch den Mund zu hielt.

“Hmmm, quitt sagst Du...Lass mich überlegen: Du hast vermutlich meine Eltern verraten und hinrichten lassen und mich dann bis auf den Planeten verfolgt, auf den sie mich geschickt hatten, um mich zu retten. Dorthin bist Du mir nach geschlichen um angebliche Informationen des Widerstandes auszuhorchen, hast Dir meine Freundschaft erschleimt und anschließend den gesamten Planeten, mit allem was ich kannte und liebte, in die Luft jagen lassen!

Sodann hast Du Dir ein zweites Opfer gesucht, das Du erst verführt und dann Dir hörig gemacht hast. Sie sollte von mir befruchtet werden um Deine Monster aus zu brüten. Aber dass sie sich in mich verlieben würde, damit hast Du wohl nicht gerechnet, nehme ich an!

Du hast unser beider Kind getötet und meine Geliebte gefangen gehalten, gequält und bedroht, damit sie die Aufgabe übernimmt, Deine Mutanten-Armee zu kontrollieren.

Sodann hast Du ein Passagierschiff meiner Flotte gekapert und alle die an Bord waren, durch Deine Kannibalen-bunnies hinmorden lassen. Du hast ein Attentat auf die Regierung geplant um sie zu stürzen, was wiederum alle Menschenleben auf mindestens einem Planeten ausgelöscht hätte. Du hast gerade meine gesamte Besatzung grausam vor meinen Augen hinrichten lassen und wolltest mit mir und meinem Partner das gleiche machen, während Du genüsslich dabei zusehen wolltest!


Was um alles in der Welt gibt Dir nur das Gefühl, dass wir quitt sind? Oder dass ich für Deine Kumpanin und Mit-mörderin noch irgend etwas empfinde, was mich hindert ihr das Licht auszublasen?

Ich schlage vor, Du öffnest das Schott und läufst um Dein Leben. Oder Du lässt Dich jetzt vom Vakuum-Sog durch die durchlöcherten Außenwände ins Weltall schlürfen.

Ich gebe Dir drei Sekunden für Deine Entscheidung!” Die Hand des Commanders der WSE III legte sich auf den Gefechtsstand, sein Zeigefinger berührte leicht einen leuchtenden, großen roten Knopf in der Mitte.


Der Bluff hatte Erfolg. Der Zugang zum Piratenschiff wurde entriegelt und hoch gefahren. Jedoch als sich das Schott hinter den todbringenden Nackedeis wieder geschlossen hatte, verlangte Belnazo abermals das Ausklinken des Traktor-Strahls.

“Lass Sajonara gehen!”, befahl Amrinero leise, “und ich gebe Dich frei!”

“Frei...ja, ich lasse sie los und sie kann in einen anderen Raum gehen, wenn Dir das genügt. Aber so lange ich in  Reichweite...!”

“Schon gut, lass sie los, und ich koppele ab!”

Belnazo atmete erleichtert auf, entließ Sayonara aus dem Schwitzkasten und stieß sie bei Seite. Dies war gleichzeitig sein letzter Atemzug, denn im nächsten Augenblick wurde er atomisiert, bevor er auch nur darüber nach denken konnte, warum es Amrinero so wichtig gewesen war, dass er seine Sklavin kurz aus dem Arm entließ.

Condroners riesige Gestalt erschien auf dem Schirm und salutierte mit dem noch rauchenden Blaster. “Melde gehorsamst, Auftrag ausgeführt! Bin unter dem Tarnschild unbemerkt auf diese Fregatte geflogen und habe die meisten der Biester bei der Gelegenheit gleich mit entsorgt. Hoffe, das war so in Ordnung?”

Amrinero konnte, nach diesem und dem anderen Inferno vor vielen Jahren, nichts mehr schrecken. Er nickte seinem treuen Freund nur bestätigend zu. Beim Gedanken, dass er diesen Job selber hätte erledigen müssen wurde ihm brechübel. Es hatte ihm gereicht die herumliegenden toten Mitglieder seiner Besatzung quasi noch einmal erschießen zu müssen, bevor die Monster schlüpfen konnten. Die Leichen hatten nichtmenschlich wie riesige schwarz verkohlte Schmetterlingspuppen ausgesehen. Auf lebendige Wesen mit den Gesichtszügen seiner eigenen...egal, es war vorbei.


Die Rückkehr

 


Condroner brachte Sayonara mit zurück und ließ sich daraufhin entschuldigen, um die Überreste der genetischen Schlacht mittels zweier Entsorgungs-Roboter vollständig ein zu sammeln und sicherheitshalber zu verbrennen. Man wusste nicht wozu die aggressiven virulenten Zellen noch in diesem Zustand der Verwesung fähig waren.


Capitän Amrinero wusste nach Allem was geschehen war, nicht was er sagen sollte, er bot Sayonara den Sitz neben sich, in Condroners Co-Pilotenkanzel an. Halb in Gedanken steuerte er die WSE III ein paar hundert Kilometer weiter, dann lud er alle Geschütze auf Höchstausstoß hoch und feuerte die gesamte Breitseite auf einmal ab. “Baam!”, machte es, als seine geballte Faust wie Stunden zuvor auf dem Pult landete, diesmal aber gezielt auf dem roten Button. Das dadurch gezündete Feuerwerk ließ kein Geräusch im Cockpit ankommen. Doch vor dem Panoramafenster sprühten rote Leuchtstrahlen und die gigantische Explosion in der Ferne, als sich das Zielobjekt in eine flammende Gaswolke verwandelte.

Sayonara sah ihn fragend an. “Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal ein Schiff meiner Flotte vernichte, aber wir können es uns nicht leisten - und damit meine ich alle Menschen - etwas von dem da drüben übrig zu lassen. Nicht auszudenken, wenn wir so ein...so jemand...wenn da etwas...”

“Schon gut, Amri!”, Sayona griff zu ihmhinüber und legte ihre Hand auf seinen rechten Unterarm. “Ich weiß, wie Dir zumute ist! Lass die Toten nun die Toten begraben! Meine Kinder durften noch nie leben. Bei diesen armen Wesen weiß ich noch nicht einmal, ob Gott ihnen eine Seele mit gegeben hat. Diese Last kann mir niemand nehmen. Uns aber ist bestimmt zu leben, und die verpassten Gelegenheiten nun in ergriffene Möglichkeiten zu verwandeln, damit sie uns nicht mehr einholen können, sondern erleuchten in diesem...


Kurze Zeit hatte Commander Amrinero das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren, beziehungsweise aus einer Wirklichkeitsebene in die andere zu switchen, wie das bei Träumen manchmal der Fall ist.


Er sah und fühlte sich auf dem Boden der Brücke liegen, die Gesichter seiner Besatzung mit sorgenvollem Ausdruck über ihn gebeugt. “Geht es Ihnen gut...?”, drang eine Stimme in die äußerste Peripherie seiner Wahrnehmung, so dass sie dünn und schwach klang wie ein Seidenfädchen, obschon sie aus dem Mund seines stimmgewaltigen ersten Offiziers stammte.

Auf einmal hatte er das Gefühl, sich aufzulösen, durch die Hand auf seinem Körper, die vom Arm auf sein Knie weiter gewandert war, sich in Sayonara hinein zu verflüssigen. Oder umgekehrt. Die Gestalt Sayonaras schien sich aufzublähen, zu wachsen, verwandelte sich in etwas Anderes. Für kurze Zeit hielt ihn ein riesiges, in feurigem Rot leuchtendes, geflügeltes Wesen an seine Brust gepresst und mit seinen federweichen, warmen Flügeln umschlungen. Niemals zuvor hatte er sich so geborgen gefühlt. An seine Mutter und seinen Vater konnte er sich nicht mehr erinnern. Auf  Orronith war er ein Findelkind gewesen, Moses hatten sie ihn getauft...


“Jetzt gehe zurück, und verpasse nie wieder eine Gelegenheit!”, flüsterte die Stimme des Wesens und es klang so, als würde sie aus seiner eigenen Brust kommen. Moses nickte stumm. Da ließen die Flügel ihn frei. In einer roten Nebelspirale sah er sich selber in sein Schiff zurück sinken. Sayonara war nicht mehr dort.

Aber das war gut so, er wusste ja jetzt wo sie war, und dort würde sie auch bleiben. Er aber hatte zu leben und jede Gelegenheit wahrer Liebe zu ergreifen, anstatt starr und leblos wie ein Roboter, den Dämonen seiner Vergangenheit zu huldigen.

Die Spirale endete in dem Körper eines alten weißhaarigen Mannes, den Offizier Condroner auf den Armen hielt. War das er selbst? Er hatte doch selbst mit Hundertachtunddreissig noch graumeliertes Haar gehabt?


Amrinero erwachte. “Gott sei Dank, er lebt!”,  flüsterte man um ihn herum. Condroner, sein härtester Krieger hatte Tränen in den Augen und sah stumm auf ihn hinab.

Amrinero legte seine noch zitternde Hand auf die breite Brust des Offiziers. “Ich liebe sie, wenn sie nichts dagegen haben, Capitän Condroner!”, brach es aus Amrinero hervor.

Vorsichtig stellte Cony seinen, nun quasi auf eigenen Wunsch hin abgedankten Capitän wieder auf die eigenen Füße. Während die hinzu geeilte Ärztin ihn noch ein wenig stützte, sautierte der frischgebackene Commander vor ihm und antwortete: “Aye Sir, ich habe nichts dagegen!”

In diesem Moment hörten die, vor ca. zehn Minuten, mit dem Befehl des Capitäns und dem darauffolgenden Wendemanöver eingesetzten, starken Turbulenzen und Anomalien der elektromagnetischen Felder, mit einem Schlag auf.

Die nun eintretende Stille legte sich wie ein Regen von unsichtbaren, unhörbaren Blütenblättern über die versammelte Mannschaft und stimmte sie alle ungewohnt heiter und friedlich.


“Ich befehle Ihnen, sich ein paar Stunden Auszeit zu nehmen, Sir!”, grinste Condroner Amrinero an, “Lassen sie sich danach auf der Krankenstation noch einmal durchchecken, bevor sie auf die Brücke kommen. Ich brauche sie später um den neuen Kurs zu überprüfen!”

Amrinero nickte schwach und vergaß dabei, die Hand an die Mütze zu legen. Auf einmal fühlte er sich hundemüde.

Einer seiner besten Wissenschaftler trat an ihn heran und reichte ihm einen Computerausdruck:

“Das rote Loch sendet Strahlung aus, die negative Emotionen, konsultierend aus verpassten Gelegenheiten, neutralisiert. Solche verpassten Gelegenheiten, auch als graue Löcher in der Aura bezeichnet, resultieren oft aus traumatischen Erfahrungen in der Vergangenheit. Eine Überdosis dieser Strahlung kann zu starken Haluzinationen, und Kreislaufzusammenbrüchen führen und...”

Amri klopfte dem Mann auf die Schulter. “Gute Arbeit das. Weiter so. Den Rest, denke ich, kenne ich schon!”


In diesem Moment trat die WSE III aus dem lichtabdämpfenden Spektrum der Zone des ‘roten Lochs’ aus, und hinter der riesigen Fensterkuppel der Kommandozentrale breitete sich wieder der funkelnder Lichterteppich des Sternenhimmels aus.


Die WarriorSienceExplorer Drei war wieder zurück gekehrt.


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Über den Autor

Iriana
Mein Leben ist bisher von ständigem Wandel geprägt gewesen. Ich habe in der biologischen Landwirtschaft gearbeitet, in einer Schreinerei, habe die Berufsausbildungen zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin abgeschlossen und auch zur staatl. dipl. Erzieherin. Ich habe über dreissigmal den Wohnort gewechselt, die längste Zeit habe ich dabei in Bayern verbracht. Zweimal war ich verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Daneben hatte ich immer auch künstlerische Ambitionen: Musik, Malen, Schreiben, Theater spielen. Ich bin ein naturverbundener Mensch und lebe gern sehr einfach mit und in der Natur.
Seit 2008 lebe ich in Leipzig, habe mich von einer langen chronischen Krankheit kuriert und bin Anfang dieses Jahres (2017) nun in Rente gegangen. Die letzten Jahre habe ich eine Schreibpause eingelegt, zumindest auf dieser Plattform hier, aber nun bin ich wieder da.
Zeit für ein neues Spiel... Mal sehen was mir so einfällt...

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FLEURdelaCOEUR Re: Re: Obwohl -
Zitat: (Original von Iriana am 02.05.2013 - 01:33 Uhr)
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 02.05.2013 - 01:15 Uhr) ich schon lange mehr kein SF lese und viel zu müde bin, habe ich doch mal ein bisschen reingeschnuppert und mich köstlich amüsiert!
Natürlich wäre es erheblich zu lang gewesen, und nichts gegen dein Tipi,
aber von all den dreien haben mir dieses und das Schüler-Gedicht doch noch besser gefallen. "Verpasste Gelegenheit"? ;-))
Nix für ungut, ich bin ja nicht die Jury ....

LG fleur



Danke *grins* da sind einfach die Pferde, äh die Finger mit mir durch gegangen, eigentlich wollte ich es ja bei den zwei Büchern belassen. Aber als ich erst mal mit der Dritten angefangen hatte, und x Fässer aufgemacht hatte, musste ich sie auch wieder zu machen. Eigentlich bin ich sogar ganz stolz, dass ich es geschafft habe, die STory abgerundet zu beenden, da mir das in der Regel nicht gelingt.
Aber für mystorys ist sie definitiv zu lang auf einmal...das liest wahrscheinlich wieder kein Schwein. Aber da es nun mal fertig ist, habe ichs auch rein gestellt. Hätte ich alle drei vor dem Abgabetermin fertig gehabt, hätte ich persönlich wahrscheinlich das Schul-Gedicht ausgewählt. Gute Nacht und danke fürs Reinlesen + Kommi

lg Maria


Ich kann das gut verstehen, habe zu verschiedenen Battles immer noch Haiku- oder Tanka-Ketten gemacht, weil mir die Finger juckten.
Das erste war von einem anderen Autoren provoziert worden, so in dem Sinne, ob ich wohl die Wörter alle in der Haiku-Kürze unterbringen könnte ... Dann hatte ich Blut geleckt ;-)))) LG und schlaf gut!
fleur
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Iriana Re: Obwohl -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 02.05.2013 - 01:15 Uhr) ich schon lange mehr kein SF lese und viel zu müde bin, habe ich doch mal ein bisschen reingeschnuppert und mich köstlich amüsiert!
Natürlich wäre es erheblich zu lang gewesen, und nichts gegen dein Tipi,
aber von all den dreien haben mir dieses und das Schüler-Gedicht doch noch besser gefallen. "Verpasste Gelegenheit"? ;-))
Nix für ungut, ich bin ja nicht die Jury ....

LG fleur



Danke *grins* da sind einfach die Pferde, äh die Finger mit mir durch gegangen, eigentlich wollte ich es ja bei den zwei Büchern belassen. Aber als ich erst mal mit der Dritten angefangen hatte, und x Fässer aufgemacht hatte, musste ich sie auch wieder zu machen. Eigentlich bin ich sogar ganz stolz, dass ich es geschafft habe, die STory abgerundet zu beenden, da mir das in der Regel nicht gelingt.
Aber für mystorys ist sie definitiv zu lang auf einmal...das liest wahrscheinlich wieder kein Schwein. Aber da es nun mal fertig ist, habe ichs auch rein gestellt. Hätte ich alle drei vor dem Abgabetermin fertig gehabt, hätte ich persönlich wahrscheinlich das Schul-Gedicht ausgewählt. Gute Nacht und danke fürs Reinlesen + Kommi

lg Maria
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FLEURdelaCOEUR Obwohl - ich schon lange mehr kein SF lese und viel zu müde bin, habe ich doch mal ein bisschen reingeschnuppert und mich köstlich amüsiert!
Natürlich wäre es erheblich zu lang gewesen, und nichts gegen dein Tipi,
aber von all den dreien haben mir dieses und das Schüler-Gedicht doch noch besser gefallen. "Verpasste Gelegenheit"? ;-))
Nix für ungut, ich bin ja nicht die Jury ....

LG fleur
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