Romane & Erzählungen
Verhängnisvolle Rückkehr

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"Verhängnisvolle Rückkehr"
Veröffentlicht am 24. Juni 2008, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.
Verhängnisvolle Rückkehr

Verhängnisvolle Rückkehr

Beschreibung

Das ist die Verarbeitung eines Traumes von mir. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich den richtigen Stil gewählt habe, würde mich deshalb über Kommentare sehr freuen.

Da stand sie nun. Die Koffer waren noch im Auto, die paar Habseligkeiten, die sie mitgenommen hatte. Viel war es nicht, aber für den Anfang würde es reichen. J.J. hatte ihr versprochen, dass das Häuschen, das sie jetzt mieten würde, voll ausgestattet sei. „Du brauchst gar nichts, außer eurer Kleidung. Ich helfe dir auch wo ich kann.“ Das waren seine Worte. Er war ein echter Freund.

Sie stand neben ihrem Auto. Die Kinder schliefen auf der Rückbank. Erst einmal tief durchatmen, dachte sie. Jetzt würde endlich ein neues Leben beginnen, ein Leben ohne Schläge, ohne Demütigungen, ohne Verletzungen. Es konnte nur noch besser werden.

Sie atmete tief durch und sah sich um. Alles war ihr so vertraut, als wäre sie erst gestern aus diesem Ort fortgezogen, dabei war sie schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Da stand er noch, der alte Baum, ihr Freund aus Kindertagen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie den zur Seite gebogenen Ast als Pferd benutzte, das Pferd, von dem sie immer geträumt, das sie aber nie bekommen hatte. Manchmal hatte sie rücklings auf diesem Ast gelegen, in die Wolken gesehen und von einer sehr schönen Zukunft geträumt. Sie würde alles besser machen als ihre Eltern, das hatte sie sich fest vorgenommen. Wieso musste dann aber alles ganz anders kommen? Was hatte sie falsch gemacht? Hier, in diesem kleinen verträumten Dorf irgendwo in Norddeutschland konnte das Leben so schön sein. Der Wind wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Gedankenverloren wischte sie sie weg und sah aus den Augenwinkeln, wie sich die Haustür öffnete. Ach, war J.J. doch schon da, sie war viel früher angekommen, als sie es geplant hatte. Sie war aber nicht gleich zu J.J. gefahren, weil sie erst einmal gedanklich ankommen wollte. Auch war sie sicher, dass sie weinen müsste und ihre Tränen sollte J.J. wirklich nicht sehen.

Knarrend öffnete sich die Haustür und im Türrahmen erschien eine alte Frau mit hochgesteckten grauen Haaren, dünn, krank und bleich sah sie aus, soweit Christin das erkennen konnte, denn die Sonne verwischte die Konturen. Christin trat näher heran: „Tante Anneliese?“ fragte sie ungläubig. Soweit sie wusste war Tante Anneliese, ihre ehemalige Nachbarin, schon vor Jahren gestorben. Hatte ihre Mutter in den Erzählungen vielleicht jemand anderen gemeint? „Kindchen“, sprach die Gestalt mit blecherner Stimme: „Das ist aber nett, dass du jetzt bei mir wohnen willst, dann bin ich nicht mehr so allein.“ Tante Anneliese, du bist doch….“ „Tot? Nein, sehe ich etwa so aus? Ich bin putzmunter wie du siehst. Wir zwei beide werden uns jetzt eine schöne Zeit machen in meinem kleinen Häuschen. Ach und deine Kinderchen hast du auch mitgebracht? Das ist ja nett.“

Christin drehte sich um. Hans und Sophie waren aufgewacht und aus dem Auto ausgestiegen. Nun standen sie vor dem Auto und rieben sich verschlafen die Augen. „Mama, mit wem sprichst du da?“ fragte ihr Sohn. „Mit.“ Sie drehte sich zur Haustür, die jetzt wieder geschlossen war. Niemand war zu sehen. Christin drückte die Klinke herunter – abgeschlossen. Das konnte nicht sein. Hatte sie etwa Halluzinationen? Die lange Fahrt, dachte sie, ich bin wahrscheinlich völlig übermüdet. „Ist das das Haus, in dem wir jetzt wohnen?“ fragte Sophie: „Schön, das hat sogar einen Garten, können wir jetzt reingehen?“ Aufgeregt kamen ihre Kinder auf sie zugesprungen und schmiegten sich an ihre Mutter. „Mami, hast du gesehen, da sind Pferde.“ Stimmte, auf der Weide, die an das Haus grenzte, grasten friedlich ein paar Pferde. Früher, erinnerte sich Christin, gab es hier nur Bullen, groß, wütend, Angst einflößend. Pferde waren ihr da doch lieber. Aber das Erlebnis von eben ließ ihr keine Ruhe.

„Seht euch schon mal ein bisschen um, ich gehe zu J.J. den Schlüssel holen, dann können wir gleich ins Haus. Ihr werdet ihn mögen. Er ist sehr nett.“ Sagte sie und dachte: Nicht so wie euer Vater, aber das sprach sie lieber nicht aus.

Sie zog ihre Schuhe aus und lief barfuss den Weg zum angrenzenden Bauerhof hinauf. Schon als Kind hatte sie es geliebt, im Sommer barfuss zu laufen. Wie oft hatten sie hier gespielt? Ihr war, als könne sie das Lachen ihrer Freunde aus Kindertagen noch heute hören. Es war eine schöne Zeit. Vielleicht könnte sie sich jetzt ein Stückchen davon zurückholen und endlich einmal zur Ruhe kommen.

J.J. hatte sie schon gesehen. Freudestrahlend kam er ihr entgegen. Alt war er geworden, aber waren sie das nicht alle? Dichte Locken umrahmten sein rundes Gesicht, an den Schläfen schon leicht ergraut. Aber die Sommersprossen waren noch da, immer noch über den ganzen Körper verteilt, soweit sie sehen konnte. „Komm her, Kleine“, rief er und drückte sie mit seinen muskulösen Armen fest an sich. Tränen stiegen ihr in die Augen. Genau das hatte sie vermeiden wollen, aber mit soviel Liebe empfangen zu werden, das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Ja, hier war sie Zuhause. Hier würde es ihr und ihren Kindern gut gehen. Es war die richtige Entscheidung.

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

Chrissy55
Es fällt mir nicht leicht, etwas über mich zu schreiben. Also ganz kurz: 52 Jahre alt,glücklich geschieden, Mutter von drei Superkindern, Psychologisch-technische Assistentin - fühle mich viel jünger als ich bin. Noch Fragen, dann fragt ruhig, ich stehe jederzeit Rede und Antwort.

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Chrissy55 Re: Hallo -
Zitat: (Original von rumpi am 24.06.2008 - 12:14 Uhr) Chrissy,also mir gefällt es so wie es ist.Toll geschrieben und umgesetzt.

LG, Karsten


Danke Karsten, dann werde ich die Geschichte wohl auch in diesem Stil weiterschreiben. Ich verspreche dir, dass es spannend wird.
LG Chrissy
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi Hallo - Chrissy,also mir gefällt es so wie es ist.Toll geschrieben und umgesetzt.

LG, Karsten
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