Ich hasse es, zwischen allen Stühlen zu sitzen,
denn das bringt mich leicht ins Schwitzen.
Wenn jemand mir etwas anvertraut,
auf meine Verschwiegenheit dann baut,
dann halte ich mein Wort und schweige,
denke mir, dass ich damit zeige,
dass man mir vertrauen kann.
Oft fängt das Ärgernis damit erst an.
Am nächsten Tag werde ich gefragt:
„Hast du ihm etwas davon gesagt?“
Wahrheitsgemäß antworte ich: „Nein,
ich sollte doch verschwiegen sein.“
„Ja, schon, aber so war das nicht gedacht,
ich dachte mir, dass du ganz sacht
ihm nun deine Meinung sagst,
dich in meinem Namen beklagst.“
„Nein“, so kontere ich meistens nun:
„Was du regeln willst, sollst du schon selber tun.“
Da sitze ich dann wieder zwischen den Stühlen
und kann mich dabei nicht wohl fühlen.
Eine Kollegin flüstert mir ins Ohr:
„Weißt du, was die sagte, stell dir bloß mal vor…,
aber behalte das bloß für dich.“
„Klar“, sage ich: „Das mache ich.“
Das ist es auch, was ich dann tue.
Meint ihr vielleicht, jetzt habe ich Ruhe?
Natürlich nicht, wieder fehlgedacht,
die Kollegin meinte, dass ich sacht
die andere bitte, dieses sein zu lassen.
Ich sitze wieder zwischen den Stühlen und kann es nicht fassen.
So passiert es mir im Leben sehr oft,
dass jemand mich bittet, völlig unverhofft,
das, was er erzählt, nicht weiterzusagen.
Über meine Ehrlichkeit kann sich niemand beklagen.
Warum sprecht ihr euch bei mir aus,
rückt aber mit eurer Bitte nicht heraus?
Liebt ihr es, wenn ich zwischen den Stühlen sitze,
genießt ihr es, wenn ich dann schwitze?
Ich bin gern ehrlich zu jedermann,
biete gerne meine Hilfe an,
doch zwischen den Stühlen sitzen, nein,
darauf lasse ich mich nicht mehr ein.