Kurzgeschichte
Nicht mein Tag

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"Nicht mein Tag"
Veröffentlicht am 20. März 2013, 36 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Nicht mein Tag

Nicht mein Tag

Beschreibung

Es gibt Tage, an denen läuft aber auch irgendwie alles schief ...

Nicht mein Tag


Nicht mein Tag


© by Pinball



Es ist morgens um kurz nach 05.00 Uhr, als ich wach werde, weil ich zur Toilette muß. Also schwinge ich die Beine aus dem Bett und tapse im dunkeln den Flur entlang in Richtung Bad; plötzlich kann ich nur mit Mühe einen lauten Fluch unterdrücken, als ich einen ziemlich heftigen Schmerz verspüre und auf einem Bein hüpfe, auf irgend etwas bin ich draufgetreten!

Als der Schmerz sehr langsam nachläßt und ich nachsehe, finde ich in meine Fußsohle eingedrückt einen von diesen wunderschönen kleinen Legosteinchen. Ich pule ihn heraus und verspüre den Wunsch, meinen kleinen Engel aus dem Schlaf zu holen und ihm die Leviten zu lesen, lasse es aber dann doch sein.

Ich lege den Legostein kopfschüttelnd auf die Kommode, humpele weiter ins Bad, setze mich auf die Toilette, schnell gepinkelt, spülen, dann nichts wie wieder ab ins Bett und die Decke über die Ohren ziehen und noch eine ganze Weile schlafen können.

Claudia und ich haben heute frei und unser Sohn, Julian, 5 Jahre alt, wird nach dem Frühstück von Freunden abgeholt, die ihn mit auf einen Ausflug nehmen wollen.

Als Claudia das gestern Abend am Telefon mit ihrer Freundin so verabredet hatte, sah sie mich nach dem Ende des Telefonats grinsend an und sagte: „Ein kinderloser Tag, den hatten wir lange nicht mehr, viel Zeit und Ruhe nur für uns beide, wie gefällt dir das?“

„Na, und ob mir das gefällt“ hatte ich ihr gesagt, bin zu ihr und habe ihr einen langen Kuss gegeben und dabei ihren Po gestreichelt: „Vorschuß für morgen“ hatte ich ihr ins Ohr geflüstert und habe ein „hmmmm, ja“ zur Antwort bekommen.

Heftig werde ich aus dem Schlaf gerissen, als sich Julian in mein Bett und auf mich stürzt: „Papa, Papa, los komm, Frühstück, Toby kommt mich doch gleich abholen, wir müssen uns beeilen“ brüllt er.

Ich schnappe meinen Sohn, tolle eine Weile mit ihm durch das Bett und werfe dann einen Blick auf den Wecker: 05.20 Uhr, das darf doch wohl nicht wahr sein!

Wir hatten Julian gestern Abend, als wir ihn ins Bett gebracht haben, von dem Ausflug mit seinem Freund Toby und dessen Eltern erzählt, er war total begeistert und aufgeregt gewesen. In den Zoo soll es gehen, dann zu Mac Donald und am Nachmittag dann noch in das Planetarium. Es wird bestimmt ein toller Tag für ihn – und für Claudia und mich bestimmt auch -.

„Julian“, sage ich und lege ihn zwischen die jetzt auch aufgewachte Claudia und mich ins Bett, „es ist noch viel  zu früh, Toby kommt erst in ein paar Stunden, komm, kuschel dich an und dann schlafen wir noch etwas“.

„Kann nicht mehr schlafen, bin schon ganz wach“ höre ich von Toby, während er an mir zerrt „komm, Papa, aufstehen, Frühstück machen und dann packen wir meine Sachen“.

Seufzend gebe ich mich geschlagen, Widerstand ist ohnehin völlig sinnlos und so nehme ich Julian an die Hand und während wir aus dem Schlafzimmer in Richtung Küche gehen rufe ich Claudia noch schnell zu: „Bleib du noch liegen und schlaf noch was, wenn Frühstück fertig ist, holen wir dich schon“.

Ich weiß genau, was jetzt kommt, der Kampf mit Julian, was er unbedingt, aber wirklich unbedingt mitnehmen muß. Während ich da bedarfsmäßig für ihn mehr an seinen kleinen Rucksack denke, gehen seine Vorstellungen mehr in Richtung Überseekoffer.

„Ich hab schon angefangen“ verkündet er mir stolz, „hab alles in meinen Schlafsack getan“ und er deutet auf seinen Schlafsack, der sonst immer unter seinem Bett verstaut ist.
Er hat ihn hervorgeholt, ausgerollt und dann – keine Ahnung was alles – in dieses Riesenteil gestopft.

„Julian“, frage ich, „was ist da alles drin?“

„Nur was ich unbedingt brauche, echt, mehr nicht“ kommt die prompte Antwort.

„Na, dann lass mich mal gucken, ob das wirklich alles mit muß“ sage ich, während ich den Reißverschluß am Schlafsack öffne und das Ding auseinanderziehe.

Was haben wir denn da alles?
Kassettenrecorder, bestimmt so an die 20 Kassetten, die Schwimmflossen, den Fußball, sein Kuscheltier, seine Malstifte, sein Lasso und sein Indianer-Schmuck, das sind die Dinge, die mir so auf den ersten Blick ins Auge fallen, außerdem noch eine Unmenge von Kleinigkeiten.

Ne, schon klar, sicher, alles Sachen, die man im Zoo und im Planetarium unbedingt braucht.

„Weißt du was, Söhnchen“ sage ich zu ihm, „du gehst jetzt schon mal ins Bad, Waschen, Zähneputzen, ich suche mal deinen Rucksack und den packen wir dann zusammen“.

„Wenn ich das nicht mitnehmen kann, wenn DU meinst, ich brauch das nicht, dann kannst DU das aber auch wieder wegpacken“ bekomme ich etwas trotzig zu hören.

Kinderlogik eben. Aber was soll’s. wenn ich ehrlich bin, ich räume lieber alles wieder weg, als stundenlang über jedes einzelne Teil mit ihm zu diskutieren, darin ist er wirklich ganz groß.
Er wird bestimmt später mal Politiker, hab ich schon öfter zu Claudia gesagt. Sie hat dann nur die Schultern gezuckt und gesagt: „Warum nicht? Verdient er wenigstens viel Geld und muß wenig dafür tun“.

Söhnchen macht sich auf den Weg ins Badezimmer, während ich den Schlafsack ausräume und erst mal alle Sachen auf das Bett lege; später kann ich dann immer noch alles an seinen Platz packen.

Dann suche ich die Sachen raus, die er nach meiner Meinung vielleicht brauchen kann: Vorsichtshalber Wäsche zum Wechseln, man weiß ja nie, Wasser hat auf ihn eine magische Anziehungskraft, eine Tüte Weingummi und eine Packung Kekse, zwei kleine Flaschen Limo. Alles rein in den Rucksack und das war es auch schon.

Gerade als ich den Rucksack zumache, kommt Julian zurück und als ich ihn frage, ob er wissen möchte, was ich eingepackt habe, zuckt er nur mit den Achseln und erklärt:
„Ist mir egal, werd ich ja sehen, wenn ich ihn aufmache“ und dann mit einem Blick auf den Berg Sachen auf seinem Bett: „Die wichtigen Sachen bleiben ja sowieso hier“.

Damit ist das Thema für ihn durch. Er zieht sich eine kurze Hose an, schlüpft in seine Turnschuhe, hängt sich ein T-Shirt über die Schulter, sieht mich an und dann bekomme ich vorwurfsvoll zu hören: „Machen wir jetzt endlich Frühstück?“ Und bevor ich etwas sagen kann, marschiert er an mir vorbei in Richtung Küche.

Ich folge ihm und zusammen decken wir den Frühstückstisch, dann setze ich noch Kaffee auf, während er nachsieht, ob die Zeitung schon da ist.

Als der Kaffee durchgelaufen ist, schütte ich mir eine Tasse ein und sehe auf die Uhr, gerade erst 06.00 Uhr durch und eigentlich ist es noch zu früh, Claudia zu wecken, aber da kommt sie um die Ecke, gähnend und mit den Händen durch ihre Haare fahrend.

„Na“ sagt sie, „haben meine beiden Männer für mich auch einen Kaffee?“

Sie setzt sich auf ihren Stuhl und Julian flitzt um den Tisch und bevor ich noch etwas sagen oder tun kann, hat er sich die Tasse geschnappt, die ich für Claudia hingestellt hatte, holt die Kaffeekanne aus der Maschine, balanciert mit der Kanne um den Tisch herum und gießt Kaffee in Claudias Tasse – und das alles entgegen meinen Erwartungen völlig unfallfrei.

„Junior“, sage ich, „das hast du prima gemacht“, komm und lass dich mal drücken und dir auf die Schulter klopfen (das ist unser Männer-Ritual, wenn er was gut hingekriegt hat).

Ich hätte ihm besser sagen sollen, daß er erst die Kanne wegstellen soll, aber jetzt ist es schon zu spät. Er kommt mit der Kanne auf mich zu, bleibt mit dem Ärmel am Stuhl hängen und der Kaffee ergießt sich in einem Schwall auf mich zu, während gleichzeitig die Kanne auf den Boden knallt und sich in ihre Bestandteile auflöst.

Gerade noch rechtzeitig kann ich meine Beine und noch wichtigere Teile, die ich heute gern noch gebrauchen möchte, in Sicherheit bringen, also trifft der Kaffee zum Glück nicht auf mich, sondern nur auf den Fußboden.

„Schulterklopfen fällt aus“, sage ich meinem Sohn „hol erst mal einen Lappen, damit wir das wieder saubermachen, ich hebe die Scherben auf, damit du dich nicht noch schneidest.“

Ich ernte einen vernichtenden Blick von meinem Söhnchen, dann zieht er ab Richtung Badezimmer, um einen Lappen zu holen.

„Komm“, höre ich von Claudia, er ist aufgeregt, freut sich eben, da kann das schon mal passieren und so schlimm ist es ja auch nicht“.

„Hmmm“ brumme ich als Antwort und fange an, die Scherben aufzusammeln. Claudia kniet sich neben mich und hilft mir und ich bekomme eine schnelle Umarmung und einen lieben sanften Kuss von ihr und dazu ins Ohr geflüstert: „Der Rest des Tages gehört nur uns beiden, dann hab ich noch ganz viele davon für dich“.

Ich gebe wieder nur „hmmm“ von mir, aber dieses mal nicht brummig, sondern hoch erfreut.

Julian kommt mit dem Lappen in die Küche zurück und der Kaffee wird von mir schnell aufgewischt, während Claudia eine neue Kanne aus dem Schrank holt und neuen Kaffee für uns aufsetzt.

Dann frühstücken wir in Ruhe zusammen, soweit man das Ruhe nennen kann, weil Julian sich lautstark und ausgiebig darüber beschwert, daß ich doch keine Ahnung habe, was er alles braucht, ich hätte alle wichtigen Sachen wieder ausgepackt und jetzt hätte der bestimmt nur Pille-Palle im Rucksack – das ist übrigens sein Ausdruck für etwas absolut unnötiges und überflüssiges.

Claudia gelingt es, ihn abzulenken und aufzuheitern, darin ist sie eindeutig besser als ich und der Rest des Frühstücks ist dann wirklich ruhig.

Als es an der Tür schellt, schaue ich auf die Uhr, kurz nach 7.00 Uhr ist es. Julian ist sofort losgerast und hat die Tür geöffnet und ich höre ihn schon rufen: „Papa, bring mal meinen Rucksack, wir müssen los“.

Ich will gerade in Julians Zimmer gehen um den Rucksack  zu holen, als schon Renate, die Mutter von Toby in die Küche kommt.

„Tut mir echt leid“ sagt sie, soooo früh wollten wir Julian eigentlich nicht abholen, aber Toby hat schon seit Stunden gequengelt.“

Claudia steht auf und begrüßt sie mit einer Umarmung. „Mach dir keinen Kopf, mit Julian war es genauso. Bringt wohl nichts, dir noch einen Kaffee anzubieten, die beiden Monster sitzen bestimmt schon bei euch im Auto und brüllen gleich nach dir.“

Renate grinst: „Genau, also zischen wir mal los, ich wünsch euch beiden einen schönen kinderfreien Tag“.

Ich drücke ihr noch den Rucksack in die Hand und sage noch schnell: „Grüß Ralf von mir und viel Spass und laßt euch von den beiden nicht unterkriegen.“

Claudia bringt Renate noch zur Tür und kommt dann zu mir und setzt sich bei mir auf den Schoß. Ich bekomme einen Kuss auf die Wange, dann beginnt sie an meinem Ohr zu knabbern und ich höre sie flüstern: „So, sturmfreie Bude, ich gehe jetzt duschen, kommst du mit, oder soll ich allein?“

„Ohne mich als staatlich geprüften Rücken- und Sonstwas-Wascher kannst du doch gar nicht duschen, also komme ich natürlich mit“ grinse ich sie an.

Sie steht auf und nimmt mich bei der Hand und zieht mich in Richtung Bad, als das Telefon klingelt.

„Ausgerechnet jetzt“ sagt sie, „ich geh schon ran, aber ich mach es kurz, versprochen.“

Ich marschiere schon mal ins Bad, ziehe mich aus, öffne die Duschkabine und stelle das Wasser auf eine schöne passende warme Temperatur. Ich habe mich gerade unter die Dusche gestellt, als Claudia ins Bad kommt.

„Tut mir echt leid, Schatz“ sagt sie. „Das war meine Mutter, sie hat Wasser im Badezimmer und weiß nicht, woher das kommt. Ich habe ihr gesagt, daß du gleich mal zu ihr rüberkommst und dir das ansiehst. Bitte, sei nicht böse, sie hat eben Angst, daß es durch die Decke in die Wohnung darunter laufen könnte.“

Ein tiefer langer Seufzer von mir, dann steige ich aus der Dusche, schnappe mir ein Handtuch und trockne mich ab. Ich gehe ins Schlafzimmer, schlüpfe in eine Jeans und einen Pulli, schnell in die Schuhe gesprungen, noch einen kurzen Kuss für Claudia: „Hoffentlich ist es  nichts schlimmes und ich kriege es schnell hin“ sage ich ihr noch. Dann verlasse ich die Wohnung und mache mich auf den Weg zu meiner Schwiegermutter.

Sie ist Witwe und wohnt nur zwei Straßen weiter. Wir verstehen uns gut und sie ist eine patente Frau und sie bittet auch nur um unsere Hilfe, wenn sie wirklich nicht allein klar kommt.

Ich stehe auf dem Bürgersteig und will gerade über die Straße gehen, als ein Laster ankommt. Er fährt nicht wirklich schnell, aber immerhin doch schnell genug durch die große Pfütze von Regenwasser, damit sich dieses wie ein Schwall über mich ergießen kann und der Laster läßt mich wie einen begossenen Pudel stehen.

„Du Arsch“ brülle ich noch hinterher, aber das ändert auch nichts mehr.

Komme ich eben nass bei meiner Schwiema (so nenne ich meine Schwiegermutter) an, paßt ja auch gut, wenn sie sowieso Wasser in der Bude hat.

Nach ein paar Minuten habe ich ihre Wohnung erreicht, ich schelle, die Tür wird schnell geöffnet und als ich die Treppe hochsteige begrüßt sie mich:  „Lieb von dir, so schnell zu kommen“ und dann „lieber Himmel, wie siehst du denn aus?“

„Das war eine Kombination von Laster und Pfütze“ liebe Schwiema“ sage ich und umarme sie und gebe ihr einen Kuss auf die Wange „aber ist nur äußerlich, zeig du mir mal dein Problem“.

„Im Bad“ sagt sie, keine Ahnung, woher das kommt, gestern Abend war noch alles in Ordnung“.

„Ich seh es mir mal an, wird schon nicht so schlimm sein“ beruhige ich sie und gehe dann ins Badezimmer.
Als ich die Tür öffne, sehe ich es sofort, eine ziemlich große Wasserlache zwischen Spülstein und Badewanne. Ich öffne den kleinen Schrank unter dem Spülstein und fühle mit der Hand die Rohre und Verbindungen nach und fühle sofort, wie nass es dort ist. Ich lange mit der Hand nach oben und drehe das Wasser auf und dann sehe ich es auch, oben, am Übergang in das Waschbecken läuft lustig das Wasser neben dem Rohr her.

„Da hat sich oben wohl was gelöst“ rufe ich „ist bestimmt kein Problem, das haben wir gleich, ich brauche nur mal eine Zange und einen Schraubendreher, holst du mir bitte mal den Werkzeugkasten, der bei dir im Abstellraum steht“.

„Was soll ich dir holen“ höre ich sie zurückrufen.

Klar, ich bin bestimmt nicht gut zu verstehen, wenn ich mit dem Kopf fast in dem Schränkchen stecke, grinse ich vor mich hin und will den Kopf heben und nochmal rufen, damit sie mich besser verstehen kann, aber da ist dann die Kante vom Waschbecken im Weg und die ist bedeutend härter als mein Kopf.

Also gibt es einen heftigen Rumms, als Waschbecken und Kopf zusammenstoßen, dann sitze ich auf dem Boden und halte mir den Hinterkopf. Mein Schädel dröhnt und ich habe das unbestimmte Gefühl, daß sich da gerade eine Riesenbeule unter meiner Hand aufzubauen beginnt.

In diesem Moment kommt die Schwiema ins Bad mit dem Werkzeugkoffer in der Hand: „Ich hab mir gedacht, das kannst du bestimmt brauchen“ sagt sie und hält mir den Koffer hin und fragt dann „was ist Junge, hast du Kopfschmerzen?“

Ich schüttel den Kopf: „Ne, ne, alles okay“, dann nehme ich mir Zange und Schraubendreher aus dem Werkzeugkoffer und löse schnell im Waschbecken die Schraube, dann im Schränkchen das Anschlußstück und sehe mir beides an. Ich suche nach einem Dichtungsring, den ich zum Glück auch im Werkzeugkoffer finde, tausche ihn gegen die alte Dichtung aus und schraube schnell alles wieder zusammen.

Dann drehe ich das Wasser auf uns lasse es eine Weile laufen; alles so, wie es sein sollte.

„War nur die Dichtung, Schwiema,  alles schon erledigt“, dann packe ich das Werkzeug wieder in den Koffer und halte ihn ihr hin. „Ich hol mal einen Lappen und dann wisch ich dir das schnell noch auf“ sage ich zu ihr und als ich mich zum Schränkchen bücke, um einen Aufwischlappen herauszunehmen, fühle ich, wie sie mir den Werkzeugkoffer abnimmt.

War ich jedenfalls der Meinung, daß sie das getan hat, aber als ich den Koffergriff loslasse, ist da keine andere Hand, die ihn festhält, er nimmt den direkten Weg nach unten und macht dort mit seinem erheblichen Gewicht eine sehr intensive Bekanntschaft mit meinen rechten Fuß, vor allem mit dem großen Zeh; ich hab das Gefühl, daß sich die Kante des Koffers regelrecht in meinen Zeh bohren will, aber das ist bestimmt und hoffentlich nur Einbildung.

Ich unterdrücke einen sehr sehr heftigen und lauten Fluch, meine Schwiema mag so etwas nicht, also beiße ich nur die Zähne zusammen und murmel ein „nein, lieb gemeint, aber ich will gleich wieder los“, als sie mir noch einen Kaffee anbietet.

Sie bekommt noch eine Umarmung und einen Kuss auf die andere Wange, dann ziehe ich leicht humpelnd mit einem dröhnenden Kopf los.

Nach einigen Minuten mehr als auf dem Hinweg habe ich unser Haus wieder erreicht und jetzt freue ich mich wirklich auf eine Dusche und noch mehr auf eine Dusche mit Claudia.

Als ich den Flur entlang gehe, höre ich aus dem Badezimmer ihr leises Summen, wahrscheinlich steht sie noch oder schon unter Dusche.

Schon im Flur ziehe ich mir meine Sachen aus und lasse sie einfach auf den Boden fallen und gehe ins Bad. Durch die Tür der Duschkabine sehe ich ihre Umrisse, ich öffne die Tür und trete leise hinter sie, umarme sie von hinten und taste nach ihren Brüsten, um sie zu streicheln.

Sie zuckt zusammen, ein fürchterlicher Schrei, ich bekomme einen heftigen Stoß und knalle gegen die Duschtür, die zum Glück nicht in Scherben geht und als ich aufsehe, wen sehe ich: nicht meine Claudia, es ist Gudrun, unsere Nachbarin!

„Oh Mist, Himmel, Hmm, ich … was machst DU denn hier?“ platze ich heraus, während ich aus der Dusche steige und nach einem Handtuch taste, das ich mir dann umbinde.

„Tut mir leid“, stammelt sie immer noch erschrocken, „meine Dusche ist kaputt und weil ich gleich zur Arbeit muss, hab ich Claudia gefragt, ob ich hier duschen kann. Sie meinte, das wäre kein Problem.“

„Ist es ja auch nicht, wirklich nicht“ sage ich ihr „bei mir ist es nur schneller gegangen als ich dachte und ich hab natürlich gedacht, daß es Claudia unter der Dusche ist, war wirklich keine Absicht, dich zu erschrecken oder so. Dusch also schnell weiter, ich verdrück mich erst mal“.

Während Gudrun die Tür zur Dusche wieder schließt, marschiere ich ins Wohnzimmer, wo meine Claudia auf dem Sofa liegt, Beine hoch, Buch in der einen und Kaffeetasse in der anderen Hand.

„Na, du hast die Ruhe ja weg“ sage ich „hast du den Schrei nicht gehört?“

„Welchen Schrei“ sieht sie mich entgeistert an.

Ich erzähle ihr die Geschichte von der Verwechselung in der Dusche und sie fängt an zu lachen und kann sich kaum wieder einkriegen. „So etwas bringst auch nur du fertig“ lacht sie und schüttelt den Kopf. Dann legt sie ihr Buch auf den Tisch, stellt auch ihre Tasse ab, kommt auf mich zu, umarmt mich und gibt mit einen Kuss auf den Mund.

„Und“ fragt sie, bei der Mama wieder alles in Ordnung?“

Ich berichte ihr, daß es nur eine Kleinigkeit war, lasse aber die Dusche unterwegs und das Treffen Waschbecken/Kopf und Werkzeugkoffer/Fuß aus. Ich hab mich gerade im Bad schon lächerlich genug gemacht, ich will ihr nicht noch mehr Grund geben, sich über mich lustig zu machen, das kann sie nicht nur sehr gut, ich glaube, das hat sie sogar erfunden.

In diesem Moment kommt Gudrun und steckt den Kopf um die Ecke. „Danke für die Dusche, ihr beiden, ich verschwinde, macht euch einen schönen Tag“.

„So“ sagt Claudia und blickt mir dabei tief in die  Augen, „jetzt nur noch wir beide. Ich hab schon geduscht, spring du auch noch schnell drunter, ich gehe ins Schlafzimmer, kuschel mich in mein Bett und erwarte dich da sehnsüchtig“.

Sie marschiert in Richtung Schlafzimmer, ich in Richtung Bad. Schnell steige ich unter die Dusche und unter dem warmen Wasser läßt auch den Kopfschmerz langsam nach und mein Zeh, ich finde, der sieht gar nicht so schlimm aus, wie er sich anfühlt.

Einseifen, gründlich waschen, abspülen, Wasser abdrehen, Duschtür öffnen und abtrocknen, schnell bin ich, sehr schnell, da gibt es nämlich eine tolle Frau, die im Bett auf mich wartet.

Ich werfe das Handtuch in die Ecke und gehe ins Schlafzimmer. Von meiner Claudia schauen nur einige Haare unter der Bettdecke weg. Ich kriege auch unter die Decke, lege meine Arme um sie und ziehe sie zu mir heran.

Ein leises und wohliges „hmmm“ höre ich von ihr, dann schließen sich ihr Arme um mich, so wie die meinen um sie. Ich genieße dieses Gefühl, ihren Körper von Kopf bis Fuß nackt an meinem Körper zu fühlen, es ist herrlich, wenn sich ihre vollen Brüste an meine Brust drängen, wenn ich fühlen kann, daß ihre Knospen sich schon aufgerichtet haben.

Sie öffnet ihre Beine und ich lasse ein Bein dazwischen gleiten und drücke es sanft gegen ihren Schoß und ich fühle die Wärme und die leichte Feuchtigkeit ihres Geschlechts und ich fühle, wie sich auch mein Glied langsam zu regen beginnt, es an Härte und Größe zunimmt.

Mit einer Hand umschließe ich eine ihrer Brüste und streichel sie sanft, mein Mund sucht den ihren, wir beginnen einen langen sanften Kuss, ihre Lippen öffnen sich und geben den Weg für meine Zunge frei, die sanft über ihre Lippen streichelt. Ihre Hand gleitet über meinen Körper, gleitet zielstrebig nach unten, findet und umfaßt meinen Schwanz und sie beginnt ihn leicht und sanft zu reiben.

Ich stöhne leise auf ….

Es klingelt an der Haustür.

Wir fahren beide hoch und auseinander, sehen uns mit diesem „Was ist denn nun schon wieder-Blick“ an. Dann ein Aufseufzen von Claudia, ein Achselzucken von mir. Claudia steigt aus dem Bett, zieh sich ihren Morgenmantel über und geht die Tür öffnen.

Ich richte mich im Bett auf und lausche und dann höre ich „tut mir leid, echt, aber er will nach Hause, ihm ist schlecht, er hat uns schon zweimal den Wagen vollgekotzt“

Es ist Renate, sie bringt unseren geliebten Sohn wieder!

Ich stehe auch auf, schlüpfe auch in meinen Bademantel und gehe, um Claudia zu helfen. Sie steht im Flur bei Renate mit unserem völlig bedröppelt guckenden Söhnchen.

„Bringst du ihn in sein Zimmer ins Bett“ sagt Claudia „ich koch ihm mal einen Tee“.

Ich nehme Julian auf den Arm und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn: „Wird schon wieder Tiger“ sage ich, du kriegst gleich einen Tee, dann schläfst du schön und nachher bist du bestimmt wieder fit wie ein Turnschuh.“ Dann trage ich ihn in sein Zimmer, werfe schnell die Sachen von seinem Bett in die Ecke, lege Julian ins Bett und decke ihn zu.

Als ich noch vor seinem Bett stehe und auf ihn heruntersehe, kommt Claudia schon mit einer Tasse Tee um die Ecke. Sie setzt sich aufs Bett und zieht Julian etwas hoch: „Komm, trink schön, tut dir gut, ist auch nicht so heiß“.

Und unser gehorsamer Sohn trinkt den Tee schlückchenweise aus, läßt sich dann aufseufzend in seinem Bett zurücksinken. „Scheiße“ sagt er, sollte doch so schön werden“ dann fallen seine Augen zu.

Ja, sollte schön werden, wem sagt er das, denke ich.

Ich streichle ihm noch über den Kopf und fühle dabei seine Stirn.

„Hab ich schon gefühlt“ flüstert Claudia, Fieber hat er nicht, ist wohl nur die Aufregung gewesen. Laß Du bitte Renate raus, ich bleib hier noch eine Weile am Bett sitzen“.

Als folgsamer Ehemann verlasse ich Julians Zimmer und gehe zu Renate, die immer noch etwas ratlos auf dem Flur steht.
„Mach dir keinen Kopf“, sage ich ihr, so was passiert, nachher geht es ihm bestimmt besser.“

„Ist dann wohl nichts mit einem aufregenden Tag für euch beide“ entgegnet sie.

Ich grinse sie an „es gibt ja sooo viele Arten von aufregenden Sachen“ und dann frage ich sie „was ist mit eurem Wagen, hat er ihn wirklich vollgekotzt?“

„Ja, hat er, aber das kriegen wir schon wieder hin“ bekomme ich zur Antwort.

„Ne, ne, laßt ihn reinigen und gib mir dann die Rechnung, das wird dann schon meine Versicherung übernehmen, es reicht, wenn ihr die Unannehmlichkeiten gehabt habt, noch mehr Arbeit müßt ihr euch wirklich nicht machen“.

„Okay“ erwidert Renate, ich rufe dann Claudia mal an, jetzt verschwinde ich erstmal, ich denke wir werden mit Toby nachher noch ins Kino gehen, macht euch trotzdem noch einen schönen Tag“.

Ich bringe Renate noch zur Tür und verabschiede sie.

Als ich mich umdrehe, kommt Claudia gerade aus Julians Zimmer.

„Er schläft bombenfest, der Süße wird so schnell nicht wach. Weißt du was, jetzt gehst du ins Bett und erwartest mich, ich verschwinde noch schnell im Bad und bin dann gleich bei dir“.

Ich werfe Claudia eine Kusshand zu, gehe ins Schlafzimmer und kriege unter die Decke. Bei dem Gedanken daran, wobei wir vorhin unterbrochen worden sind, regt sich mein bestes Stück schon wieder.

Es dauert eine Weile und ich schaue erwartungsvoll in Richtung Tür. Da kommt Claudia um die Ecke und wie ich sehe, hat sie einen Slip angezogen. Sie steht in der Tür und lehnt sich an den Türrahmen. Sie sieht mich nur an und dann, nach einem kleinen Moment zuckt sie mit den Schultern: „Du wirst es nicht glauben, ich hab meine Regel gekriegt“.

Ja, nee, schon klar, mußte ja irgendwie sein. Ist eben nicht mein Tag, ist einer von den Tagen, die irgendwie schon verbraucht sind, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben.

Ich winke meiner Claudia zu: „Komm, komm ins Bett, laß uns einfach nur ein wenig kuscheln, dann erzähl ich dir mal, was mir heute so alles passiert ist“.

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Pinball

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Misspelled Ich habe die Bewertung - vergessen verzeih mir bitte ... immer vergesse ich das.

Aber erfolgreich nachgeholt.

Lg Miss Pelled
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Oh manne ... das hört sich an nach Freitag den 13ten - ... So viel Pech kann man ja bald nicht haben. Hilfe ... Ich glaube an dem Tag hättest du lieber im Bett bleiben sollen.

Eins muss ich dir aber sagen. Dein Sohn hat dich toll erzogen und du ihn auch. Die Bemerkungen von ihm sind eins A spitzenklasse.

Eine wunderschöne Geschichte inclusive Schmunzelfaktor, köstliche Selbstironie und einen Stil den man nur bewundern kann.

Lg Miss Pelled
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 O weh.... - möchte man sagen. Der Arme / die Armen...

Ein Familienportrait am morgen, gut und detailliert beschrieben wandelt sich in eine Reihe von Geschehnissen, bei denen sicher nicht nur der Protagonist flucht.

Es gibt sie, diese Tage.
Abhaken, vergessen oder eben....aufschreiben, so wie du, dass andere daran teilhaben und als Nichtbetroffene reichlich schmunzeln können.

lg
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Gelixx So ein Pech - lieben Gruß von Geli
Vor langer Zeit - Antworten
evelynpahlke so ist das - Manchmal ist das einfach so da könnte man den Tag versuchen trotzdem sehr gut geschrieben

Ps vielleicht kannst du bei mir wich was bewerten
Vor langer Zeit - Antworten
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