Kinderbücher
Stefan Storch hat Höhenangst

Endlich war es wieder Frühling. Die ersten warmen Sonnenstrahlen fanden ihren Weg auf die Erde. Im Hof spielten die Kinder Fußball. Dabei lachten sie laut. Plötzlich zeigte eines von ihnen nach oben und rief: „Seht mal da, ein Storch, Storch, Storch bester, bring mir eine Schwester.“ „Storch, Storch guter, bring mir einen Bruder.“ Jauchzte ein anderes Kind.

Sven Storch kreiste über dem Hof. Er kannte den Hof gut, denn schon im letzten Jahr hatten er und Silvia hier ihre Eier ausgebrütet und die Kinder großgezogen. Er war jetzt schon einmal vorausgeflogen, um das Nest herzurichten, Frühjahrsputz zu machen und die Gegend auszukundschaften. Immer wieder veränderte sich etwas. Die Menschen begriffen scheinbar nicht, dass sie den Störchen Jahr für Jahr das Leben schwerer machten. Aber Störche sind nun einmal standorttreu, also kamen sie schon seit mehreren Jahren immer wieder. Es wurde aber immer schwerer, genug Futter für sich und ihre Kinder zu finden.

Wie in den Jahren zuvor hatte Sven sich auch in diesem Jahr sehr beeilt, damit kein anderer Storch dieses Nest besetzen konnte. Sonst würde es Streit geben. Sven blickte sich nach allen Seiten um. Nein, er war rechtzeitig und konnte mit der Arbeit beginnen. Langsam senkte er sich auf das Nest herab. Meine Güte, die Winterstürme hatten ganze Arbeit geleistet. Da gab es viel zu tun. Er würde viele Zweige suchen müssen, damit seine Familie hier sicher wohnen könnte.

Aber erst einmal brauchte er eine Stärkung. In einiger Entfernung sah er einen Trecker auf einem Feld. Dort wurde gepflügt. Aus Erfahrung wusste Sven, dass dort leicht etwas Fressbares zu finden war. Durch das Pflügen wurden Regenwürmer aufgewühlt. Er brauchte die nur noch aufzupicken. Wenn er Glück hatte, würde er auch eine Maus finden oder sogar ein Nest mit jungen Mäusen. Die mochte er noch lieber als Regenwürmer.

Also erhob er sich wieder vom Nest und flog zu dem Feld. Die Kinder sahen ihm hinterher, spielten dann aber lärmend weiter. Jetzt war wirklich endlich Frühling, wenn sogar die Störche wiederkamen.

Nachdem Sven Storch gefressen hatte, machte er sich auf die Suche nach geeignetem Material für den Nestbau. Der Wind hatte nicht nur Zweige aus dem Nest gerissen, sondern auch aus den Bäumen, so dass Sven alles was er brauchte leicht finden konnte. Außerdem war er in diesem Jahr so früh, dass er sich nicht mit anderen Störchen um die besten Zweige und Äste streiten musste. Aber erst einmal flog er zum Nest, zupfte hier, zog dort, um sich die Arbeit zu erleichtern. Viele Male flog er hin und her, holte Baumaterial, arbeitete am Nestbau, bis er erschöpft war.

Nun musste er erst einmal ein Weilchen schlafen. Er legte sich ins Nest, steckte den Kopf unter einen Flügen, wie die Vögel es nun einmal machen, schlief ein und träumte vom fernen Afrika, wo er mit seiner Familie den Winter verbracht hatte.