Ein Gespräch zwischen zwei - angeblich - tierlieben Frauen.
Neulich war ich zufällig Zeuge, wie sich zwei Frauen unterhielten, die sich als Tierfreunde bezeichneten. Ich nenne sie der Form halber Frau Meier und Frau Schulze.
- Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.
Frau Meier begann: „Wir haben uns nun doch endlich durchgerungen, unserem Timo einen Hund zum Geburtstag zu schenken.“
Frau Schulze: „So, wie alt wird der Timo denn?“
Frau Meier: „ Er wird nächste Woche schon fünf Jahre alt.“
Frau Schulze: „Ist er da nicht ein bisschen jung?“
Frau Meier: „Aber nein, Timo kann sehr gut mit Tieren umgehen. Sein Kaninchen muss er auch ganz alleine versorgen. Ich kümmere mich überhaupt nicht darum. Irgendwann muss er das ja mal lernen. Das war auch die Bedingung, sonst hätte er das Kaninchen gar nicht erst bekommen. Es kommt zwar mal vor, das er einen Tag vergisst, es zu füttern, aber das macht dem Tierchen gar nichts.“
Frau Schulze: „Ich finde es richtig, dass du so konsequent bist und Kaninchen sind ja zäh. Was für einen Hund bekommt denn dein Timo?“
Frau Meier: „Ja weißt du, zuerst waren wir uns da nicht ganz einig. Horst wollte von Anfang an einen Schäferhund, aber man hört soviel davon, dass sie später die Kinder beißen. Ich wollte gern einen Collie oder Afghanen. Er soll ja auch ein bisschen was herzeigen. So einen kleinen Schoßhund wollten wir sowieso nicht. Nun haben wir uns doch für einen Schäferhund entschieden. Wir waren bei einem Züchter und der hat uns erklärt, dass seine Hunde völlig harmlos sind. Er sagte, es käme nur auf die gute Zucht an.“
Frau Schulze: „So ein großer Hund in der Wohnung?“
Frau Meier: „In der Wohnung? Bist du verrückt? Das Tier kommt natürlich in einen Zwinger. Den Dreck will ich in der Wohnung nicht haben. Darum haben wir doch im letzten Jahr den Wellensittich fliegenlassen, weil der so viel Dreck gemacht hat. Timo haben wir natürlich erzählt, er wäre aus Versehen weggeflogen.“
Frau Schulze: „Ja, das kenne ich. Stell dir vor, Yvonne hat mir doch vor einem Jahr ein Meerschweinchen ins Haus geschleppt. Hat sie mit Käfig geschenkt bekommen. Na, die wussten, warum sie es verschenkt haben. Bald waren es nämlich schon drei und so ging es dann ständig weiter. Yvonne wollte sich von keinem der Tiere trennen. Schließlich habe ich ihr erzählt, ich wüsste jemanden, der sie alle nehmen würde und wo sie es gut hätten, einen sauberen Käfig, täglich frisches Futter und Gesellschaft.“
Frau Meier: „Und wo hast du sie hingegeben?“
Frau Schulze: „Na, zur Versuchsstation. Wer nimmt denn schon so viele Meerschweinchen? Und die Tierversuche sind doch wichtig für uns.“
Frau Meier: „Eben. Die Tiere sollen für uns ja auch von Nutzen sein, nicht wahr?“
Frau Schulze: „Genau. Und außerdem wollten wir gerade in Urlaub fahren, da musste doch was geschehen. Was macht ihr eigentlich, wenn ihr in Urlaub fahrt, oder fahrt ihr dieses Jahr nicht?“
Frau Meier: „Doch, natürlich. Wir sind aber nur 1 Tage weg. Da machen wir es mit dem Hund wie mit dem Kaninchen. Sie bekommen Futter und Wasser für 14 Tage und ein Lager haben sie ja beide, der Hund den Zwinger und das Kaninchen den Stall. Die Tiere in Pension geben wird viel zu teuer und auf meinem Grund und Boden will ich keine fremden Leute haben.“
Frau Schulze: Das ist eine gute Idee. Wenn ich mir das so überlege, könnten wir uns eigentlich auch einen Hund anschaffen. Yvonne würde sich sicher freuen und Gerd wäre auch nicht dagegen. Ich mag die Irischen Setter sehr gerne.“
Frau Meier: „So ein großer Hund in eurem kleinen Reihenhaus?“
Frau Schulze: „Ja natürlich, für einen Zwinger haben wir kaum Platz. Aber das Problem sind ja die Haare. Dann müsste es ein Hund sein, der etwas kürzer im Fell ist. Wie heißen die noch schnell, diese großen mit den hoch stehenden Ohren? Die Kramers haben so einen.“
Frau Meier: „Meinst du die Dogge?“
Frau Schulze: „Ja, genau. Die mag ich auch sehr gerne und die zeigt auch was her.“
Ich dachte, das darf doch nicht wahr sein, ausgerechnet eine Dogge.
Frau Schulze: „Du, wen wir in Urlaub fahren, ob sie dann mit bei euch in den Zwinger kann? Futter teilen wir uns natürlich.“
Frau Meier: „Aber natürlich. Dann bauen wir den Zwinger eben etwas größer. Nur, wir haben dann einen Rüden und Rüden untereinander könnten sich doch beißen.“
Frau Schulze: „Ach weißt du, dann kaufen wir uns eben eine Hündin, dann werden die sich schon verstehen, nicht wahr?“
Frau Meier: „Das glaube ich auch.“
Das Gespräch der Tierfreunde ging noch weiter, aber ich konnte leider nicht länger zuhören. Am liebsten wäre ich energisch dazwischengegangen, doch das verbot mir meine Höflichkeit. Außerdem ist dieses Gespräch nur erdacht. Ich weiß aber, dass es so etwas tatsächlich gibt. Man sollte sich überlegen, ob man nicht einen Führerschein für Tierhalter herausgeben sollte, schließlich handelt es sich um Lebewesen.