Beschreibung
Seit mehreren Jahren nun beobachte ich die Entwicklung zum Ende des Jahres im deutschen Fernsehen. Was mich dabei erschreckt ist der Unterschied zu anderen Staaten.
Es ist Silvester und leckt mich am Arsch, bin ich keiner der Herrschaften, die sich mit einem Massenrudel dieses Ereignis teilen. Ich genieße lieber den Wechsel des Tages, den irgendwelche Herrschaften zu einem besonderen Ereignis gemacht haben, in vertrauter und gemütlicher Gesellschaft. Im Normalfall würde man darunter verstehen, dass ich mit meiner Verwandtschaft ein Festtagsessen zu mir nehme um anschließend im abklingenden Abend gewisse, abgeschwächte Sprengstoffe ihrem Zweck zuzuführen.
Pech gehabt, ihr Lämmer. Wir sind mit jedem Jahr mehr von dieser Konsumgeilheit abgewichen und haben diesen Abend in trauter Einsamkeit und gemütlicher (wenn die Nachbarn nicht wären) Stille verbracht. Feuerwerk? Sicher haben wir es gesehen. Andere haben ja genug Kohle in den Taschen scheinbar, dass sie diese für so einen Schrott verbraten und es auch noch kostenfrei den Zuschauern zur Bewunderung anbieten. In einer Apartmentsiedlung braucht höchstens eine Familie sich dieses Zeug zuzulegen, dass das ganze Haus seine Freude daran hat.
Aber irgendwie bin ich von dem abgewichen, was ich anprangern wollte.
Das deutsche Fernsehen ist zu den Feiertagen mehr als einfallslos, ideenarm und unkreativ. Wieso ich dies sage? Weil es stimmt. Man nehme dieses Silvester. Ab 20 Uhr wurden drei Chartshows angelaufen, wo am Vormittag noch auf einem Musiksender die angeblichen Euro-Jahrescharts aufgeführt wurden. Damit nicht genug waren die Musikstücke alle lieblos und in Wiederholung abgespielt. Zwei Comedysendereihen, von denen einer von zwei und einem halbem Mann handelt, und eine Doppelkomödie runden das deutsche Angebot zu dem Wechsel dieses Jahres ab. Bravo. Mehr Spannung und Abwechslung hätte man sich wirklich nicht wünschen können, womit man sicher auch die Mehrheit der Zuschauer auch dazu gebracht hat noch vor Mitternacht dieses möchtegern Unterhaltungsmedium abzuschalten.
Warum es mich aufregt? Weil ich weiß, dass es besser geht! Seit Jahren schon verfolge ich die Entwicklung im deutschen Fernsehen zu diesen Feiertagen, die am Ende des Jahres angesiedelt sind, und mit jedem Jahr werde ich enttäuschter und wende mich nicht nur von dem Fernseher, sondern auch von der mentalen Komponente, die eigentlich das Land repräsentieren sollte, ab. Seit ich nämlich das russische Fernsehen empfangen kann, laufen zum Jahresende nur noch diese Sender. Denn neben den nostalgischen Gefühlen, da ich aus Russland ursprünglich stamme, wird mir wirkliche Unterhaltung geboten. Jedes Jahr wird ein neues Programm erstellt, welches mit Humor, Musik, Kostümen und einer Geschichte gespickt ist. Man erkennt zwar immer wieder einige Schauspieler/Sänger, aber sie interpretieren Lieder neu, schauspielern ein Märchen auf eine Weise, die es bisher noch nicht gab, oder lassen einfach einen Spruch von sich, der selbst im nächsten Jahr noch im Gedächnis bleibt. Innovativ, neu, frisch und interessant. Das die Beteiligten persönlich noch einmal ihre Glückwünsche den Zuschauern ausprechen ist dabei ein schöner, freundlicher Bonus.
Was habe ich von Deutscheland? Amerikanische Lieder aus alten Aufnahmen, Sänger, die womöglich in Deutschland geboren wurden, aber lieber fremde Sprachen von sich geben, und teils schrecklich übersetze Serien. Applaus dem, der immer noch diesen Sendern einschaltet.
Ich weiß, dass dies ziemlich negativ und voreingenommen klingt, aber dem ist nicht so, denn früher war es, auch wenn ich nun wie ein alter Mann klingen muss, besser! Ich erinnere mich noch voller Freude an die "7 Tage - 7 Köpfe" Jahresrückschau. Da gab es noch Witz, etwas Gesang und unterhaltsame Themen. Mit den Jahren ist es aber einfach verloren gegangen. Für mich persönlich ist es sogar so schlimm geworden, dass ich zu Silvester nicht einmal mehr nachschaue, was möglicherweise laufen könnte, sondern frage meine Eltern sofort, wann das russische Programm diesem besonderen Tag seine Aufwartung macht. Und wenn der russische Präsident schon kurz vor dem Jahreswechsel seine Ansprache hält, wo die Kanzlerin schon am Vormittag scheinbar fertig war, kann man mir sicher nicht den Gedanken verwehren, dass es andere Länder mehr drauf haben. Nationalstolz fängt nun einmal im eigenen Land und nicht im Vergleich oder Einbiederung bei anderen Ländern an. Aber Macht braucht auch etwas, worauf man stolz sein kann. In Deutschland fehlt jedoch jedes Ziel.
Nachtrag:
Tja, das neue Jahr, programmmäßig gesehen, hat auch so angefangen, wie das vorherige endete. Im Filmchaos alter Wiederholungen. Was möchte man mir mit diesem Programm sagen? "Freu dich auf die Wiederholung des alten Jahres"? Mehr als lächerlich!
Irgendwie muss ich dem deutschen Fernsehen trotztdem danken. Es hat zumindest geschafft, dass das Ende und der Anfang des Jahres in familiärer Atmosphäre gipfelt, denn die landesüblichen Sender werden nicht eingeschaltet. Also weiter so ihr Planer der deutschen Programmabläufe.