Romane & Erzählungen
Ein schöner Sonntagmorgen

Vor einigen Jahren besuchte ich meine Tochter in Hamburg. Ich hatte mal wieder Lust, auf den Fischmarkt zu gehen. So machten wir uns an einem Sonntagmorgen auf den Weg. Mit von der Partie war meine Tochter und meine Enkel, fünf und dreizehnjährig. Es hatte zwar ein wenig gedauert, die Bande so früh aus dem Bett zu bekommen, aber pünktlich um 04:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bus.

Es war November und der Morgen ziemlich kalt. Vor Kälte schlotternd kamen wir auf dem Fischmarkt an. Also ran an die Buletten, Grog und Kakao. Danach ging es uns gleich wieder viel besser und wir begannen unseren

Rundgang. Mit den schreienden Verkäufern hatten wir viel Spaß. Aber der Umfang unserer Ausbeute nahm auch rasant zu. Obst, Käse und andere Köstlichkeiten wanderten in unsere Taschen. Wir erstanden noch leckeren Fisch und frische Brötchen, dann machten wir uns auf den Weg zum Bus.

Der Straßenbau hat ja auch so seine Tücken und unser Bus fuhr ganz anders als normal. Wieder war frieren angesagt. An der Bushaltestelle saßen viele Obdachlose auf Decken in den Hauseingängen. Bei deren Anblick wurde mein frieren auch nicht weniger. Plötzlich nahm mein kleiner Enkel aus der Tasche ein eingewickeltes Päckchen

und ging damit zu den Männern, die gerade ein wenig Kaffee tranken, warscheinlich , damit ihnen etwas wärmer werden sollte. Also, mein kleiner Enkel gab ihnen das Päckchen, das ich inzwischen als meinen teuren Käse indentifiziert hatte und sagte"Guten Appetit" und rannte zu uns zurück. Im ersten Moment war ich etwas ärgerlich, denn ich hatte den Käse schon in Gedanken auf meinem sonntäglichen Frühstücksteller gesehen.

Dann sah ich aber das glückliche Gesicht meines Enkels und plötzlich ärgerte ich mich garnicht mehr. Dann gab ich meinem großen Enkel eine Wurst und bat ihn, diese auch zu den Männern

zu bringen. Ein wenig verlegen kam er meinem Wusch nach. Meine Tochter gab den Männern noch Fisch. Diese saßen total glücklich vor ihrem reich gedecktem" Tisch" und konnten ihr Glück noch garnicht richtig fassen. Dann mußte ich lachen und gab ihnen auch noch unsere Brötchen. Wenn schon, denn schon !

Als wir dann endlich zu Haus waren, fühlten wir uns alle glücklich. Brötchen hatten wir auch noch unterwegs erstanden und so stand unserem späten Frühstück nichts mehr im Wege und zu essen hatten wir trotzdem noch genug. Lange Zeit noch haben wir uns gern an diesen Morgen erinnert.