Biografien & Erinnerungen
Auf den Hund gekommen (1) - Burschi

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"Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht. Heinz Rühmann"
Veröffentlicht am 10. November 2012, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: fleur de la coeur
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Über den Autor:

"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln." Wilhelm Busch Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-) Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen. Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume ...
Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht. Heinz Rühmann

Auf den Hund gekommen (1) - Burschi

Einleitung

Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede. (Louis Armstrong)

Burschi

Als ich noch nicht selber lesen konnte, bekam ich das Kinderbuch “Burschi ging auf Wanderschaft“ geschenkt, und nach ihm benannten wir den braunen Kurzhaardackel, der kurz darauf ins Haus kam. Im Buch ließ er sich vom Kater Schnurrdiburr verleiten, von zu Hause auszureißen…. Wie das so bei Kindern ist, kannte ich den Text nach kurzer Zeit auswendig und fühlte mit dem Dackel, der bei seinen diversen Abenteuern ständig leiden musste, während der hinterhältige Kater sich immer schlau aus der Affäre zu ziehen wusste… Der reale Burschi war ein zutraulicher kleiner Kerl, lebhaft und ein bisschen frech – aber sooo süß und

liebenswert ….
Nachdem wir vom Dorf in die Stahlwerkssiedlung der alten Garnisonsstadt B. umgezogen waren, machte Burschi seinem literarischen Namensvetter alle Ehre und riss unentwegt von zu Hause aus.
Hinter unserem Wohnblock grenzte ein hoher Bretterzaun das Gelände der sowjetischen Garnison ab, wo die Offiziere mit ihren Familien wohnten. Wenn man die Treppe zu einem zugemauerten Eingang an der Stirnseite unseres Häuserblocks hinaufstieg, konnte man über den Zaun blicken. Und dort sahen wir Kinder den Burschi, wie er von den wachhabenden Soldaten gefüttert und geneckt wurde, mit ihnen herumtollte ….
Er kam immer seltener nach Hause, und blieb

jeweils nur kurze Zeit. Wenn man ihn rief, drehte er sich nur kurz um, und es hatte den Anschein, als ob er das Gesicht zum “Lachen“ verzog, sofern das einem Hund möglich ist. Gelegentlich brachte er ein zerfleddertes Wildkaninchen mit, und einmal schmiss er meiner Oma spätabends eine tote Ratte auf die Füße, die – wie immer - in blank geputzten schwarzen Lederschuhen steckten. Meine Oma war eine Dame, die es ablehnte, Hausschuhe zu tragen. Entsprechend fiel die Schelte für den Hund nach einem lauten Schreckensschrei aus.
Das muss wohl Burschis letzter Besuch bei uns gewesen sein, danach blieb er gänzlich weg …
Als einmal wieder ein sowjetischer

Militärlastwagen mit singenden Soldaten in Richtung Güterbahnhof durch die Siedlung rollte, glaubte unsere Nachbarin, Burschi in den Armen eines schlitzäugigen Asiaten gesehen zu haben, direkt neben dem Ziehharmonikaspieler…
“Nie wieder kommt mir ein Tier in’s Haus!“, dieser tränenfeuchte Ausruf meiner Oma blieb mir bis heute im Gedächtnis. Noch lange hing die Melodie des Soldatenliedes im Straßenstaub … Burschi blieb verschwunden.

© fleur 2012

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Über den Autor

FLEURdelaCOEUR
"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln."
Wilhelm Busch

Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-)
Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen.

Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume für mich ausgesucht. Er hat nichts mit der Gestalt aus den Harry-Potter-Büchern Fleur Delacour zu tun.

Inzwischen bin ich im letzten Lebensquartal angelangt, da küsst mich die Muse nur noch selten. ;-(

mariewolf43@gmail.com

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Gast Hallo Fleur, ich suche dieses Buch, hast Du zufällig noch nähere Angaben?
Ich kenne nur ein paar Zeilen von meinem Papa und würde gern das ganze Buch lesen.
Schöne Grüße
Oliver
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Hallo Oliver, ich habe die Gesamtausgabe upgedated und in die Werbung gestellt. So wirst du sie auf der aktuellen Bücherliste finden.
Besten Gruß
fleur

Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Vielleicht hat der Hund sich das richtige Herrchen ausgesucht. Es wäre ihm zu wünschen.
Eine süße Geschichte.
Ich habe sie unseren Dackeln vorlesen und sie haben mir versichert, dass sie für immer bei uns bleiben, komme was da wollen. ;o)
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Angie, weißt du, das war in den ersten Fünfzigern, sooo lange ist es schon her! Seitdem haben schon ganz viele Dackelgenerationen das Leben der Menschen verschönt! ;-)
Danke dir herzlich, ich freue mich sehr, dass es dir so gut gefällt!

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Ach, Blümchen, ich als Dackelmama ... da muss mein Herz ja schmelzen.
Meine Emma, 13 Jahre jung, hat seit Jahren Brustkrebs, war verkapselt, jetzt wächst der Tumor leider wieder (trotzdem ist das Mädchen munter, frisst mit Freude, kneift den Rüden-ist gut drauf)
Murphy ist 16 und in letzter Zeit total umorientiert bis dement .... das ist zuweilen so anrührend. Man ist total hilflos.
Danke für Deine Geschichte!!!
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Das ist ja traurig, unsere Hexe ist an Brustkrebs gestorben, die Katze Molly hatte einen Tumor im Oberbauch, der Kater Pascha im Oberkiefer.
Das heißt, die Haustiere müssen offenbar unsere menschlichen Krankheiten mit ausbaden.
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Ja, das müssen sie wohl.
Hinzu kommt, dass sie tierärztlich (und auch von uns) super versorgt sind und deshalb sehr alt werden.
Ich kann mich noch gut an die 'Struppi's' von meinem Onkel (auf dem Bauernhof) erinnern. Das waren Kettenhunde, die bei jedem Wetter draußen waren. Wenn der jeweilige Hund gestorben war, kam ein neuer. Immer ein Schäferhund. Alle hießen Struppi und keiner ist älter als 5 - 6 Jahre geworden.
Aber auch sonst kann ich mich nicht daran erinnern, dass in meiner (ach so weit zurückliegenden) Jugendzeit irgend ein Hund z.B. Herztabletten gekriegt hätte, wie das bei meinem ersten Dackelmädchen der Fall war. Das Tier ist fast 19 geworden. Ein wahrer Methusalem. ;o)
Aber noch sind unsere zwei Dackel da und werden betuddelt.
Katzen haben wir keine mehr. Die letzte Katze hat wohl Gift gefressen (wie auch immer) und ist verendet. Und ich möchte das nicht noch einmal erleben.
Ein schönes Wochenende, liebes Blümchen.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Das kann ich verstehen, wir möchten auch keine Katzen mehr, der Abschied war einfach zu traurig.
Schönen Abend noch und euch auch ein entspanntes WE!
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Wie traurig (schnief). Aber vielleicht hatte Burschi bei den Soldaten die Aufmerksamkeit vieler, oder sein Herz wurde von einem, diesem Asiaten, erobert. Es gibt auch zwischen Tier und Mensch so etwas wie "Zuneigung auf den ersten Blick".
Zumindest hast du noch Erinnerungen an ihn. Manchmal lässt sich eben nicht ergründen, warum etwas geschieht.

LG
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ja, liebe Enya, die gibt es! Danke für den Favo!
Meine Eltern brachten bald wieder einen kleinen Vierbeiner ins Haus ...
Es gibt bei mir auch eine Gesamtversion der Hundegeschichten mit Fotos, allerdings ist von Burschi keins dabei.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
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