Kurzgeschichte
Very dufte (übersetzt: sehr wohlriechend)

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"Very dufte (übersetzt: sehr wohlriechend)"
Veröffentlicht am 27. Oktober 2012, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Very dufte (übersetzt: sehr wohlriechend)

Very dufte (übersetzt: sehr wohlriechend)

Beschreibung

Ein Märchen ?

Es ist schon einige Jahrzehnte her und die Welt war irgendwie noch kleiner. Eine Dampflokomotive war eben kein D-Zug und ein Ackergaul kein Rennpferd.

Arme und reiche Menschen aber gab es schon immer!

Meine Geschichte liest sich wie ein Märchen, - und deshalb werde ich auch so beginnen.

Es waren einmal ein junges Mädchen und ein junger Mann. Das Mädchen wurde von den begüterten Eltern auf den Namen Dufte-Flott getauft, damals ein durchaus gebräuchlicher Name. Der junge Mann wurde als Sohn einer Magd und eines Knechtes geboren und aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern möchte, Stinke-Fix genannt. Dieser Name war zwar nicht so gebräuchlich, dafür aber zutreffend. Schon an den Namen der Kinder sollte und konnte jeder deren Herkunft erkennen; so war das damals in dem Dorf.

Dufte-Flott und Stinke-Fix sahen sich in den ersten Jahren ihres Lebens nur selten, - und auch das war so gewollt. Dann kam die Einschulung. Dufte-Flott sollte eigentlich, wenn es nach ihrem Vater gegangen wäre, eine Klosterschule besuchen, doch sie weinte so bitterlich, dass ihre Mutter es nicht übers Herz brachte (dem Vater war es egal, denn er hatte keines). Stinke-Fix dagegen sollte gar keine Schule besuchen, stattdessen auf Feld und Acker ackern. Doch leider gab es schon die Schulpflicht und der Pastor, zu damaliger Zeit noch eine Respektsperson, hielt nicht nur sich, sondern auch Stinke-Fix für besonders intelligent.

So kam es also, dass Dufte-Flott und Stinke-Fix gemeinsam eine Klasse besuchten, sich aber (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht riechen konnten. Stinke-Fix entwickelte sich zwar zu einem äußerst intelligenten Knaben, doch das allein genügte nicht; er blieb auf der Volksschule und ackerte nach der achten Klasse schließlich doch auf einem Acker. Dufte-Flott entwickelte sich auch, _ sehr zur Freude des männlichen Geschlechts. Sie war nicht dumm, aber auch nicht besonders intelligent, also musste sie, zwecks Erreichung eines höheren Schulabschlusses, zwangsläufig noch ein Internat besuchen.

Auf einer Tanzveranstaltung im Dorf sahen sich Dufte-Flott und Stinke-Fix nach langer Zeit erstmals wieder. Er konnte sie (bzw. ihr Parfüm) schon riechen bevor er sie sah, - und ihr erging es ähnlich. Also gingen sie sich wohlweislich aus dem Weg.

Nun geschah es am Tag danach, dass sich beide zufällig vor einem Misthaufen begegneten (fragen sie mich bitte nicht, was Dufte-Flott dort wollte). Und wie das Leben so spielt: Nur weil der Misthaufen so erbärmlich stank, konnten sich beide plötzlich riechen, Das junge Mädchen wollte aber trotzdem nichts mit Stinke-Fix zu tun haben und schnell weglaufen, dabei rutschte es aus ... und fiel ihm direkt in die Arme, weshalb er dann ins Straucheln geriet und sie kurz danach (wenn auch ungewollt) nebeneinander auf dem Misthaufen lagen.

Zufällig kam ein Landwirt, früher nannte man ihn noch Bauer, mit seinem Pferdegespann des Weges. Er hatte das Missgeschick der jungen Leute beobachtet, sie durften sich auf seinen Ackerwagen setzen  und er fuhr mit ihnen zu einem kleinen Weiher. Da sich Dufte-Flott und Stinke-Fix voreinander genierten (heute kaum noch vorstellbar), gingen sie in voller Montur ins Wasser und wuschen, so gut es ging, den Dreck ab.

Dufte-Flott sah nach dem Bad zwar nicht mehr ganz so flott aus, duftete auch nicht mehr meilenweit nach Parfüm, war sonst aber niedlich anzuschauen, ... das fand auch Stinke-Fix. Selbiger war nach dem Bad auch nicht mehr so dreckig - und roch auch nicht mehr gar so streng.

Kurzum: Plötzlich waren sie ganz normale junge Leute.

Das Ende der Geschichte können sie sich sicherlich denken. Dufte-Flott und Stinke-Fix schauten sich zuerst tief in die Augen - und zeugten dann fünf Kinder; natürlich nicht gleich und auch nicht vor der Hochzeit, aber sio nach und nach.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!

 

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Gunda So ... - ... jetzt aber.
Ja, natürlich ist deine Geschichte ein Märchen, auch ohne die klassischen Elemente Prinzessin, gutem/bösem König und heldenhaftem Prinzen. Dafür mit hochnäsiger Tussi und armem, aber nicht dummem Jüngling, die sich am Ende - welche Wunder - kriegen.
Aber ganz davon abgesehen ist dein Schreibstil einfach köstlich. Trockenhumorig ohne übertrieben zu sein.
Gefällt mir richtig gut.

LG
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Klasse ... - ... geschrieben. Zum Kommentieren komme ich jetzt nicht mehr, hole ich nach.
Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen 5 Sternchen, für ein Lächeln! - Ich hab gestauscht, wenns genehm ist! Hübschgeschrieben, frei nach dem Spruch, "Wo die Liebe hinfällt und wenns auf den Misthaufen ist!", fanden die beiden ihr Glück.

Ja, manchmal muss man einen Blick unter die Makelatur des anderen werfen um ihn dort zu erkennen. Kein Märchen, sondern gerade in unserer heutigen Zeit, wo die Menschen statt ehrlichen Gesichtern, gerne irgendwelche Masen zur Schau stellen.

So altbacken sich dein "Märchen" zunächst anhört, es ist äußert modern. Vielleicht sollte die Gesellschaft noch mehr Misthaufen aufbauen, mitten in der Stadt, eine Allee, davon, die dann in einem Brunnen endet, oder so, weil Stadkinder außer aus dem Hahn, ansonsten kein Wasser finden.

Nichts gegen Stadtkinder, bin selbst eins. Aber ich hab meine große Liebe gefunden, schon lange bevor es einmal war!

Toll geschrieben und wieder eigenartig, dass dich kaum jemand liest, geschweige denn kommentiert. Wo sind die Misthaufen für all meine Kollegen? Oh, oh, hoffentlich trete ich nicht wieder in eines meiner so berühmten Fettneäpfchen?!

Egal, das musste mal gesagt sein!

LG vom Kullerchen!
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