Humor & Satire
Der Kunde der gern König wär

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"Der Kunde der gern König wär"
Veröffentlicht am 28. September 2012, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Autorenhomepage: www.kleiner-falke.de
Der Kunde der gern König wär

Der Kunde der gern König wär

Mit schnellen, entschlossen Schritten kam er auf sie zu. Sie ahnte schon längst, dass dieser Kunde nichts Gutes zu bedeuten hatte. Seinem Gesichtsausdruck  nach zu urteilen war dieser mehr als sauer.

Noch etwa zehn Meter. Dann wird er vor ihr am Tresen stehen. Die Verkäuferin des Elektrofachmarktes wurde unruhig. Sie liebte ihre Arbeit, doch wenn sie mit einer Sache nicht umgehen konnte, dann waren es Reklamationen.

 

Noch fünf Meter. Sie atmete durch. Und dann war es auch schon so weit. Er stand vor ihr.

Wütend knallte er ihr eine Plastiktüte auf den Tisch: „Das will ich wieder umtauschen“, schnaubte er sie an. „Das ist echt eine Frechheit was Sie da verkaufen. Nicht mal eine Woche hat der Toaster gehalten“.

 

Die Verkäuferin nahm die Tüte und packte den Toaster aus. Sie wollte ihn nach dem Bon fragen. Bekanntlicherweise erfolgt kein Umtausch ohne Kassenzettel. Doch dazu kam sie gar nicht. Der Kunde begann sofort weiter zu motzen: „Wissen Sie eigentlich, dass das Ding hier lebensgefährlich ist? Und so was wird hier verkauft. Es ist unglaublich. Stellen Sie sich vor, ich saß heute Morgen beim Frühstück. Ich hatte Knäckebrot, ich esse immer Knäckebrot. Die Brötchen von heute sind ja gar nicht mehr zu genießen. Damals, ja damals bei uns in der Dorfbäckerei... DAS waren Brötchen. Aber diese Pustebacken von heute kann man ja keinem mehr zum Fraß vorwerfen.“

 

Die Verkäuferin sah ihn mit großen Augen an.  Und dann versuchte sie nichts weiter als ihre Arbeit zu machen: „Es tut mir sehr leid, dass dieses Gerät nicht einwandfrei funktioniert. Haben Sie denn den Kassenzettel dabei?“

„Kassenzettel?“, antwortete der Kunde noch wütender, „jetzt kommen Sie mir nicht damit. Wozu brauche ich den Kassenzettel? Sie sehen doch, dass dieser Toaster aus diesem Laden stammt."

Er deutete auf die Eigenmarke des Fachmarktes. „Aber ich kann mir schon denken, dass Sie so gerne die Kunden abwimmeln wollen. Aber nicht mit mir, nix da!“

 

Die Verkäuferin konnte einem leidtun. Sie als kleines, zierliches Persönchen mit einer Größe von 1,58m stand einem robusten Mann gegenüber, der sie um fast zwei Köpfe überragte. Und nicht nur körperlich war er ihr überlegen. Er ließ ihr keine Chance auch nur ein Wort von sich zu geben. Doch sie tat ihr Bestes.

Wieder entschuldigte sie sich bei ihm: „Ich kann ja verstehen, dass Sie ärgerlich sind, doch ich brauche wirklich den Kassenzettel.“ Sie spürte langsam, dass auch ihr Inneres anfing zu kochen. So war noch nie ein Kunde mit ihr umgegangen.

 

„Ich sag Ihnen jetzt mal was“, fuhr er fort, das Ding hätte mich fast umgebracht und mein Haus niedergebracht. Da sitzt man nichts ahnend am Tisch, will in Ruhe den Morgen genießen, mit getoastetem Knäckebrot, und plötzlich fängt dieses Ding an zu brennen! Ich wusste gar nicht, was ist zuerst tun sollte. Nein, wirklich, mir reicht’s. Ich will sofort mein Geld zurück!“

 

Die Verkäuferin guckte ihn plötzlich skeptisch an und fragte: „Was haben Sie gemacht? Sie haben Knäckebrot getoastet? Aber Sie können doch kein Knäckebrot in den Toaster packen.“

„Wollen Sie mir jetzt auch noch vorschreiben, was ich essen darf und was nicht?“

 

Doch die Verkäuferin ließ sich nichts mehr gefallen. Sie wurde energischer: „Also wirklich, Sie stecken ein Knäckebrot in den Toaster, das Ding fängt an zu brennen, und Sie wundern sich? Jetzt, will ich Ihnen mal was sagen, so was geht gar nicht. Das ist ja kein Wunder, Knäckebrot ist nicht zum Toasten geeignet! Tut mir leid, aber da sind Sie selber schuld, da kann ich nichts machen.“

„Wie bitte?“, der Kunde wurde immer lauter vor Wut. „Und jetzt sage ich Ihnen mal was, der Kunde ist König!“

 

Die Verkäuferin verstummte einen kleinen Augenblick. Dann nahm sie den Toaster, stopfte ihn zurück in die Tüte, drückte sie dem Kunden in die Hand und sagte:

„Das stimmt, aber die Monarchie haben wir schon lange abgeschafft!“

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avewien Toll geschrieben! Sehr unterhaltsam!
Ein Klassiker - denn es soll Menschen geben, die davon ausgehen, dass sie alles immer richtig machen - so wie Mr. Knäckebrot ;-)))

LG
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Sehr gut geschrieben und das Ende war super. Was hat auch schließlich ein Knäckebrot im Toaster zu suchen. Es sei denn, es war schon ...zig Wochen alt und hatte Ähnlichkeit mit Pappe.

LG
petjula
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: Der Kunde -
Zitat: (Original von BoeserLordKotz am 22.10.2012 - 21:00 Uhr) ist König und der Kaiser steht hinter dem Thresen^^
Naja was soll ich sagen kenne beide Seiten der Medallie!
Und Erfahrungsgemäß kann ich sagen das sich beide Seiten gerne mal im Ton und Umgangsformen vergreifen!

Sowohl als RKL-Sachbearbeiter als auch als Kunde kann man 1000de Bücher füllen von daher reagiere ich zunächst immer gelassen bei Reklamationen und sobald ich merke weil ich ja die Branche kenne ich soll verarscht werden oder der Sachbearbeiter kommt mir doof...nun da kann ich aus einem unerschöpflichen Vorrat von Erfahrung schöpfen ;-)

Hochachtungsvoll
Lord Kotz

Wie wahr, wie wahr...
Die andere Seite vergisst man immer gerne wieder. Auch ich kenne beide Seiten. Doch die meisten unter uns denken darüber nicht nach.

Vielen Dank und herzlichsten Dank

Kleiner Falke

Vor langer Zeit - Antworten
BoeserLordKotz Der Kunde - ist König und der Kaiser steht hinter dem Thresen^^
Naja was soll ich sagen kenne beide Seiten der Medallie!
Und Erfahrungsgemäß kann ich sagen das sich beide Seiten gerne mal im Ton und Umgangsformen vergreifen!

Sowohl als RKL-Sachbearbeiter als auch als Kunde kann man 1000de Bücher füllen von daher reagiere ich zunächst immer gelassen bei Reklamationen und sobald ich merke weil ich ja die Branche kenne ich soll verarscht werden oder der Sachbearbeiter kommt mir doof...nun da kann ich aus einem unerschöpflichen Vorrat von Erfahrung schöpfen ;-)

Hochachtungsvoll
Lord Kotz
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: die -
Zitat: (Original von rumpi am 03.10.2012 - 18:00 Uhr) melanie hat es einfach drauf!

lg,karsten

Hihi,

ich danke dir :-)

LG
Melanie
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi die - melanie hat es einfach drauf!

lg,karsten
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: -
Zitat: (Original von Carolyn2 am 29.09.2012 - 21:04 Uhr) Klasse geschrieben - besonders der Schluss gefällt mir!

LG und fünf Sterne von

Dörte

Danke sehr, liebe Dörte!

LG
Melanie
Vor langer Zeit - Antworten
Carolyn2 Klasse geschrieben - besonders der Schluss gefällt mir!

LG und fünf Sterne von

Dörte
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: Könige gibt es bei uns nicht -
Zitat: (Original von MarionG am 29.09.2012 - 16:55 Uhr) Manchmal können einem die Mitarbeiter (egal, ob im Supermarkt, bei der Telefongesellschaft, ....) schon leid tun. Sie bekommen den Ärger der Kunden ab und können eigentlich gar nichts dafür.
Ich selbst bin auch bei Reklamationen erst mal immer freundlich.
Nette Geschichte. Und ja, Knäckebrot brennt.
Du kannst auch mal versuchen, ein Brötchen in der Mikrowelle warm zu machen. Das verbrennt auch.
Liebe Grüße
Marion

Auf was für Ideen die Leute manchmal kommen. Ich würde beim besten Willen kein Knäckebrot in den Toaster stecken, noch ein Brötchen in der Mikrowelle erhitzen. Manches ist schon wirklich kurios :-)

Vielen lieben Dank.

LG
Melanie
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Könige gibt es bei uns nicht - Manchmal können einem die Mitarbeiter (egal, ob im Supermarkt, bei der Telefongesellschaft, ....) schon leid tun. Sie bekommen den Ärger der Kunden ab und können oft gar nichts dafür.
Ich selbst bin auch bei Reklamationen erst mal immer freundlich.
Nette Geschichte. Und ja, Knäckebrot brennt.
Du kannst auch mal versuchen, ein Brötchen in der Mikrowelle warm zu machen. Das verbrennt auch.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
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