Gedichte
Was für eine Nacht - Titelbild: Gabriele Springer

Ein letzter Blick in meinen Spiegel,

das rot der Lippen aufgefrischt,

den Brauenbogen noch mal zupfen,

dann kleine Lügen aufgetischt.

Ein fremder Mann steht an der Ecke,

er wartet auf mein erstes Wort,

berührt mit seiner langen Gerte,

den sonst von mir geschützten Ort.

Ein Stück des Weges will er gehen,

ich soll ihn führen bis zum Wald,

der Mond liegt müde auf den Wiesen,

und mir wird bang und eisigkalt.

Ein sanftes Streicheln mit der Gerte,

lässt meine Füße stille steh´n,

„nur weiter“ raunt die dunkle Stimme,

„zum Wald sagt ich, sollst du doch geh´n.“

Ein leises Schluchzen schluck ich runter,

atme ganz tief in mich hinein,

dann spür ich seine starken Hände,

ersticke fast am Tapfersein.

Ein Uhu kreischt wie um sein Leben,

dann wird es dunkle Nacht um mich,

er bindet mich mit Lederbändern,

haucht:“ Luder jetzt bestraf ich dich“.

Ein roter Sack fällt auf die Haare,

mein Mund beißt sich ins eigne Fleisch,

verdunkelt hat es sich mein Leben,

aus Sonnen- wurde Schattenreich.

Ich bin ein letztes Mal gestorben,

die Angst hat mich ins Grab gebracht,

und doch wurd wieder ich geboren,

in einer dunklen Schattennacht.

© Ute AnneMarie Schuster 24.8.2012