Romane & Erzählungen
Der Bruder meiner Braut VII

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"Der Bruder meiner Braut VII"
Veröffentlicht am 18. August 2012, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Der Bruder meiner Braut VII

Der Bruder meiner Braut VII

7. Kapitel

2 Jahre später…

„Seropin?“ Ich blinzelte. „Was starrst du denn so aus dem Fenster?“ Lucia schlang von hinten ihre Arme um mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ach nichts weiter.“ Ich drehte mich zu ihr um und küsste sie. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und lächelte. „Papa?“ Flynn tappte verschlafen ins Zimmer. „Guten Morgen, mein Kleiner.“ Lucia nahm in auf die Arme. Flynn fuhr mit den Fingern über Lucias Schlüsselbein, dann über ihren Hals und ihre Wangen. „Warum hast du keinen Bart, Papa?“ Lucia schmunzelte. „Weißt du Flynn, es gibt Männer, die haben Bärte, und Männer die haben keine. Sieh mal, Seropin hat auch keinen Bart.“ Flynn sah kurz zu mir herüber. „Wenn das so ist, dann will ich auch keinen Bart, so wie du, Papa.“ Lucia lachte und küsste Flynn auf die Wange. „Mach das so, mein Kleiner. Hast du Mama denn schon Gute Morgen gesagt?“ Flynn biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Lucia stemmte empört spielend die Hände in die Hüften. „Was? Das geht ja gar nicht! Dafür muss ich dich auf der Stelle bestrafen!“ Und damit begann sie ihn zu kitzeln.

Flynn lachte. „Hör auf! Das kitzelt, Papa!“ Lachend setzte Lucia Flynn wieder auf seine eigenen Füße. „So, dann lauf mal schnell zu Mama!“ „Ja, schneller als der Wind, Papa!“ Lucia lachte, klopfte ihm auf die Schulter und der Kleine rannte so schnell ihn seine kurzen Beine trugen.
Lucia drehte sich wieder zu mir um. „Seropin, was ich dir noch sagen wollte…“

„Seropin!“ Erschrocken sprang ich auf. In meinem Zimmer war es dunkel. Soraya, die vor meinem Bett gekniet hatte, stand auf. „Beeil dich lieber, du Schlafmütze, bevor Philipp dich für vermisst erklärt!“ Ich lugte auf meine Taschenuhr. „Oh, verdammt! Es ist schon kurz nach 9 Uhr!“ Soraya wandte sich zum Gehen, hielt kurz vor der Tür inne und warf mir einen Blick über die Schulter zu. „Egal, was Philipp auch zu deiner Verspätung sagen wird, ich bin froh, dass du wieder gut schlafen kannst.“ Sie lächelte. „Und ich freue mich für dich und Francesco.“ Sie legte automatisch ihre Hand auf ihren schon leicht gewölbten Bauch, lächelte und verschwand dann durch die Tür.

Es war wirklich seltsam. Fast zwei Jahre waren nun schon seit Lucias Tod ins Land gezogen und in dieser Sommernacht hatte ich das erste Mal nicht diesen Albtraum gehabt. Verdammt, was Lucia mir wohl hatte sagen wollen? Wenn ich doch nur hätte weiter träumen
können…

Doch zum Träumen blieb keine Zeit, denn ich war schon viel zu spät dran. Ich nahm zwei Treppenstufen auf einmal und fiel mit der Tür in Philipps Zimmer. „Entschuldigt bitte meine Verspätung, junger Herr!“, platze es aus mir heraus. Philipp saß an seinem Schreibtisch hinter einem Bücherstapel. „Ich war schon kurz davor nach Euch suchen zu lassen.“ Er stand auf und ging um den Tisch herum. „Ich bitte
vielmals um Verzeihung, junger Herr. Es wird in Zukunft nicht mehr vorkommen.“ „Das will ich hoffen.“ Irgendwie klang seine Stimme unheimlich. „Seropin, wollt Ihr nicht wissen, warum ich mich entschlossen habe, Miss Morgan zu heiraten?“ Meine Stirn legte sich in Falten. Ich wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen. In dieser Richtung hatte er wirklich nichts von Lucia, deren Gedanken ich fast immer
hatte lesen können.

„Ich bin sicher, Ihr habt Eure Gründe, junger Herr.“ Philipp lachte. „Ihr seid wirklich unglaublich, Seropin.“ Er ging zum Fenster und starrte hinaus. Schweigen folgte. „Ich denke, es ist für alle die beste Lösung. Ich muss nicht irgendein wildfremdes Mädchen heiraten und Miss Morgans Ruf bleibt gut.“ Er drehte sich zu mir um. „Sagt mir, Seropin, Alawis hat sie auch nicht geliebt, oder?“ Ich überlegte einen Moment,
wie viel ich ihm erzählen durfte und wie viel er vielleicht schon wusste. Vielleicht war es besser diesen Punkt zuzugeben. „Nein, junger Herr, das hat er nicht.“ „Dann war der kleine Flynn auch nicht sein Kind?“ „Nein, junger Herr.“ „Ich verstehe.“ Philipp biss sich auf die Unterlippe.

Es war schon seltsam. So, wie er jetzt dort vor dem Fenster stand, genauso, sah er Lucia zum Verwechseln ähnlich. „Mein Bruder war wohl ein ziemlich gutes Familienoberhaupt.“ „Das war er, junger Herr. Aber lasst uns nicht länger in der Vergangenheit graben. Wir sollten anfangen an die Zukunft zu denken. Ihr seid nun Familienoberhaupt und Eure Heirat steht bevor.“ Philipp sah mich überrascht an. „Das sind mit Abstand die meisten Worte, die Ihr je außerhalb der Arbeit zu mir gesagt habt. Und dann auch noch ohne Aufforderung…“ Ich runzelte die Stirn. Gerade, wenn ich glaubte, diesen Jungen zu verstehen, tat oder sagte er etwas völlig Unerwartetes. Er blieb mir nach wie vor ein Rätsel.

Philipp ging zu seinen Schreibtisch. „Seropin, könntet Ihr diese Bankformulare nochmal überprüfen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles richtig gemacht habe.“ Er reichte mir einen Stapel Dokumente und bot mir seinen Stuhl an. Etwas irritiert setzte ich mich. „Aber junger Herr, diese Aufgaben könnt Ihr doch mir überlassen, bis Ihr mit der Schule fertig seid.“ „Alawis hat mit 13 Jahren den größten Teil seiner späteren Verpflichtungen übernommen, oder? Also werde ich das auch irgendwie schaffen.“ „Ihr solltet aufhören, Euch an Eurem Bruder zu messen, junger Herr.“ „Ich messe mich nicht mit ihm.“, gab Philipp trotzig zurück. „ Er ist mein Vorbild. Außerdem werde ich jetzt im Sommer 21 Jahre alt. Da wird es langsam Zeit, dass ich selbstständig werde.“ „Junger Herr,…“ „So habt Ihr meinen Bruder nur bis zu seinem 18. Geburtstag genannt.“ In seiner Stimme schwang ein beleidigter Unterton mit. Ich schlickte. Woher zur Hölle wusste er das alles?

„Junger Herr, ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr an die Zukunft und nicht an die Vergangenheit denken sollt, denn die Bediensteten und im Ãœbrigen auch viele Mitglieder hochrangiger Adelsfamilien setzen große Hoffnungen in Euch. Außerdem ist die Zukunft alles, was noch zählt.“ Waren diese Worte an ihn oder an mich selbst gerichtet? „Hört auf mich junger  Herr zu nennen, ich werde in zwei Monaten volljährig!“ „Aber Ihr seid immer noch ein Kind, junger Herr.“ „Hört auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Das habt Ihr mit Alawis auch nicht gemacht!“

Plötzlich hellte Philipps zornige Miene sich auf. „Ah, jetzt verstehe ich. Ich bin nur der kleine Bruder deines über alles geliebten Herrn!“ Ich wollte ihm widersprechen, aber er hob mahnend den Finger. Noch eine Geste, die er mit Lucia gemeinsam hatte. „Wir machen es wie folgt, Seropin: Ihr kontrolliert diese Bankformulare und wenn ich sie richtig ausgefüllt habe  und die Abschlussprüfungen als Klassenbester bestehe, dann überlasst Ihr mir alle Arbeiten des Familienoberhauptes und nennt mich Herr!“

Ich zögerte einen Moment, aber dann ergriff ich seine ausgestreckte Hand. „In Ordnung. Abgemacht, JUNGER Herr!“  

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Yukidaruma

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Strigoia Irgendwie werd ich nicht schlau aus Philipp, aber irgendwie tut er mir auch leid :D

WEITER!!!

Lg
Strigoia
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