Kurzgeschichte
Häuten

Ich will die Welt durch deine Augen sehn, ich will deine Angst und deinen Hass verstehn. Ich will mit deinen Füßen gehen, die Welt in fremden Farben sehen. Und ohne dieses Klotz am Bein, ohne das Herumgeschrein, kannst du erst endlich wirklich sein. Ob es mir hier wirklich so gut gefällt, die Frage hat sich mir nicht erst gestellt, da war ich in einer nicht ganz so fernen Welt. Will ich hier leben, wo sie die Stadt bekleben mit Voodoo Puppen eingekleidet in Nachbarschafts Farben, wo sie Politiker mit Fremdenhass bewerben. Will ich hier leben, wo der gemeine Bürger zu bequem ist, weil er wohl anscheinend zu verwöhnt ist, durch die Möglichkeit zu wählen, will sein Hirn nicht mit solchen Gedanken quälen. Nein, der Österreicher ist gemütlich, um nicht zu sagen faul, und lasst die Jungen schreien, die machen ja sowieso Radau. Wir stecken fest zwischen Moderne und protzigen Prunk-Bauten, an der verwöhnten Naziwitwe baumeln die Klunker. Sie hassen das, was ihnen unbekannt, sie haben Angst vor ihrem eigenen Land. Das Land, das nicht mehr „ihnen“ gehört, wird es durch grauenhaftes Neues vielleicht schon morgen ganz zerstört. Diese Veränderung, die macht dir Angst, weil du nichts dagegen machen kannst und ich bin überglücklich, dass dem so ist, und während du dein Schnitzel frisst, such ich nach Alternativen und zeig dir noch ein letztes Mal, was du dann alles wirst vermissen, denn ohne mich – das musst du wissen -  ist es hier und dort beschissen.