Kurzgeschichte
Kleinkariertes Arschloch - Sorry an die Leser für die Ausdrucksweise ^^

Das Geschehen heute Morgen zeigte mir mal wieder, dass ich ohne Vater besser dran war… Vielleicht hätte ich die Adoption doch sein lassen sollen… Vielleicht hatten die Leute in meiner Umgebung recht…

Ich hatte ja vorher schon gewusst, dass er mit seinen Kindern nicht zimperlich umgeht, aber ich dachte, dass das nur so war, weil er im Urlaub immer so gestresst war…

Aber sich wegen so etwas aufzuregen…

Ich meine, ich bin siebzehn und diese Vorschriften sind albern…

Geh dich um Punkt Neun waschen… Auch am Wochenende… Völlig egal ob ich abends noch weggehe… Er ist kleinkariert… und ganz ehrlich das ist doch willkürliches Machtausüben…

Er sitzt im Wohnzimmer auf der Couch und will mir verbieten mit meinem Hund zu kuscheln.

An meinem Kleidungsstil meckert er immer nur rum… Völlig egal was ich trage… Schimpft, dass meine Oberteile zu tief ausgeschnitten sind. Meint, dass er so wie ich aussehe nicht mit mir auf die Straße geht.  Dabei sehe ich ganz normal aus… Ich muss mich immer an alles halten, aber er geht im schmutzigen T-shirt, Jeans und Turnschuhen in die Oper… Was erwartet er denn von mir? Wieso soll ich mich da an Regeln halten, die völlig albern sind und die er nicht einmal selbst befolgt…

Heute Morgen hab ich gedacht, ich sei im falschen Film…

Wir saßen ganz normal am Frühstückstisch. Brötchen, Butter, Aufstrich, Eier usw.  Achja, und natürlich der Kakao. Um den wird es jetzt nämlich gehen…

Er trank Kaffee. Mama und ich Kakao. Wundervoll lief mir das Gebräu immer wieder die Kehle runter. Als wir aufstanden und den Tisch abräumten, schaute er nach, ob in meinem Becher noch was drin wäre… Als ob ihn das was angehen würde!

Es war tatsächlich noch ein Rest drin. Das lag aber daran, dass Mama und er heute noch so viel zu erledigen hatten und urplötzlich aufgestanden waren. Da hatte ich mir gerade erst einen neuen angerührt und hatte diesen natürlich noch nicht ausgetrunken…

„Du trinkst den noch aus!“ , meinte er und begab sich mit einigem Aufschnitt in der Hand in die Küche. Natürlich würde ich den austrinken, dachte ich...

Ich räumte weiter den Tisch mit ab.

Als wir im Wohnzimmer wieder aufeinandertrafen, kam wieder „Du trinkst den Kakao aus oder es setzt was!“

Ich beachtete ihn nicht weiter, weil das bisher immer dafür gesorgt hatte, dass er sich noch mehr aufregte und Schläge hatte er mir schon öfter angedroht. So wie gestern wo ich den Hund gestreichelt hatte und er sich furchtbar aufgeregt hatte… War doch mein Hund… Naja, die Geschichte endete damit, dass er mich als kleinkariertes Arschloch bezeichnete… Was eigentlich er ist…

Er stieß mir grob gegen die Schulter. „Antworte mir gefälligst!“

Auch das beachtete ich nicht. War immer nur schlimmer geworden und ich wollte Mama keinen Stress zumuten. Es hatte gereicht, dass er sich vor ein paar Wochen besoffen hatte, weil ich meine Armbänder nicht abnahm… Das endete damit, dass er über sieben Zäune kotzte und eine Woche lang nicht mit mir redete… und das obwohl Mama mir erlaubt hatte die Bänder zu tragen…

Auf dem Weg in die Küche schubste er mich weiter und fasste mich dann grob am Arm, weil er mich zu sich umdrehen wollte.

„Fass mich nicht an!“, fauchte ich ihm entgegen. Ich wurde oft genug in meinem Leben angefasst gegen meinen Willen. Auch da konnte ich mich nicht wehren, weil ich schwächer war, als mein Gegenüber. Das wollte ich nicht mehr… Dieses Gefühl wurde dadurch noch verstärkt, dass ich ihm letztens erklären musste, dass ich auch Augen habe… Nicht nur Titten… Es kotzte mich an…

Aber gerade das unterstrich es noch, dass ich von Männern kein gutes Bild hatte…

Ich hatte mich losgerissen und die letzten Teile in der Küche abgestellt.

„Du trinkst jetzt deinen Kakao aus!“

„Das macht sie doch auch, aber ich würde das jetzt auch nicht hier unter deinen Augen machen.“ Endlich kam meine Mutter mir doch einmal zu Hilfe. Er beachtete sie gar nicht.

Ich sah ihm trotzig ins Gesicht. Ich wollte mich von ihm nicht mehr herumkommandieren lassen. Meine Worte waren allerdings von den Bildern der Erinnerung verdrängt worden. Also schaffte ich es nur den Kopf zu schütteln.

„Dann bleib ich hier solange stehen bis du ihn ausgetrunken hast!“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen. Na super, in die Enge treiben! Noch so eine tolle Aktion, von denen ich schon genug erlebt habe…

Ich lehnte mich an die Küchenfläche. Ich war nicht so dumm zu versuchen gegen ihn anzukommen. Dann würde ich hinterher nur noch mehr Schmerzen haben, als ohnehin schon in der Seele vorhanden waren…

Er nahm den Türgriff in die Hand und knallte die Tür mit den Worten „Leck mich am Arsch“ zu…

„Was war das denn…?“ , war der einzige Kommentar meiner Mutter dazu.

Während ich abwusch, dachte ich des Öfteren, „Na toll und das war jetzt auf dem Papier mein Erzeuger… Viel besser als der Vorherige auch nicht… wenn man vom Missbrauch absieht…

Die Schmerzen in der Seele, die entstehen, sind in etwa gleich groß…“