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Lieder der Nacht - Ein Gedicht-Zyklus

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"Lieder der Nacht - Ein Gedicht-Zyklus"
Veröffentlicht am 18. Mai 2012, 20 Seiten
Kategorie Gedichte
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Lieder der Nacht - Ein Gedicht-Zyklus

Lieder der Nacht - Ein Gedicht-Zyklus

Beschreibung

Hier einmal ein Zusammenschluss all meiner Gedichte, die das Thema "Nacht" enthalten

Die Spinne

Es ist der Mond gar eine Spinne,

Die lauert in der Finsternis

Und wirkt die nächtlichen Gespinste

In Schwärze und in Düsternis.

 

Schaurig drohend ihre Netze

Zarte Seel’n gefangen halten

Und Rosen in das Dunkel taucht,

Dass Bosheit sich in ihnen mag entfalten.

 

Wenn am Himmel dort die gelbe Spinne

Mit Sichelgrinsen webt ihr Reich,

In Gier verschlingt der Hoffnung Träume;

Ob dieser Schrecken fahl und bleich.

 

Doch wir, die schwarzen Rosen,

Mit Tränen zu den Himmeln sehn.

Und die Spinne tilgt das letzte Licht,

Dass wir in Schatten jäh vergehn.

Es ist ein Mond

Es ist ein Mond am Himmel

Aufgegangen silberbleich;

Ein stiller Wandersmann er ist,

Zieht durch Wolkenmeere weich.

 

Nebel ruht schon in den Weiden

Und aus der Ferne singen leis’

Die Nixen bei der nächtlich’ Quelle:

Haut und Haare schillernd weiß.

 

Alsbald der kühle Abendwind

Bringt Blumendüfte sanft,

Dass heimelig mir flüstert

Diese mondbeglänzte Nacht.

 

Und ich an meinem Fenster

Seh’ den Mond am Himmel ziehn.

Ihm gleich sind all die Jahre,

Die schweigend in die Stille fliehn.

 

Doch Trost in diesem Silberlicht

Meinem weltenalten Herz,

Da alle Seelen mit dem Monde

Wandern frei von Last und Schmerz.

Gläserne Träne

Abendluft den Himmel sacht umschmeichelt,

Flüstert Wolkenbilder an der Sterne Zelt,

Dass bleich die fernen Silberlichter

Zärtlich lächeln ob der stillen Welt.

 

Weiße Sichel in den nächtlich’ Tiefen

Lädt zum süßen Schlummer ein;

Spielt rauschend dir der Weide Lied

Und reicht den dunklen Schlafeswein.

 

Und ein Kindlein wohl im Traume

Eine gläsern’ Träne weint,

Bestickt die Laken mit den Perlen,

Aus denen Mondenschimmer scheint.

 

Was mag dein kleines Herz wohl finden

In diesem Funken aus Kristall:

Ferne Welten, ungeahnt,

Der Hoffnung blasser Widerhall?

 

Wenn Wolken werden zu Palästen,

Dir die Himmeltränen einzufangen,

Die golden einst am Seelenbaum,

Wo die schönen Hesperiden sangen.

 

Doch Weh’ dem jungen Sehnen,

Wenn Morgen die Gestaden küsst,

Sie mit Flammenzunge heiß umschließt,

Dass Traumes Welt ob dieser Glut vergehen müsst.

Mondblume

Einst hat der fahle Mond,

Die Nacht so sanft geküsst,

Dass aus ihrem Erden-Schlafe

Eine Maid erwachen müsst.

 

Dass in dem linden Windesrauschen

Sie ihr bleiches Haupt erhebt,

Sich wundernd jäh, welch’ Zauber

In den dunklen Himmeln lebt.

 

Und in der stillen Abendbrise

Ist sie ein heller Blumenstern,

In dessen Bernsteinaugen

Nacht sich spiegelt aus der Fern’.

Nachttraum

Auf Schwingen frei durch Nachtens

Blaue Schatten gleite ich hinfort,

Wo Sterne goldne Träume malen,

Reichlich nehmen von dem Farbenhort.

 

Und nur des Mondes Sichelgrinsen

Erhellt das ewig blaue Meer,

Wie ich auf stillen Wolken schwebe,

Trunken von dem salz’ gen Wein so schwer.

 

Ist Nacht denn nur ein Träumen –

Blaue Ros’, von Sternen hell gemalt,

Dass auf den tiefen Spiegelwassern

Das Licht der fernen Himmelsschiffe strahlt.

Sternengeboren

Sternenlicht verziert die düstren

Schattenträume uns mit Perlenstaub;

Schlangen gleich es listig flüstert

Von Edens schnöden Raub.

 

Wo die immerdunkle Kalí

Mit dem Shiva sich vermählt

Und ihre Todesbande webt,

Die aus den Tiefen sie erwählt.

 

Asteria sich in Licht erhebt,

Gestirne aus dem Leib gebiert,

Dass selbst der Himmelsvater

Die Erde aus dem Blick verliert.

 

In diesem göttlich’ Treiben sind wir

Blasse Funken aus der Schöpfer Träume,

Die ziellos wandern, kindlich blind,

Durch des Kosmos weite Räume.

 

Und auch des Horus’ goldner Blick

Die Nebelschleier nicht durchdringt,

Wenn Zeit, die finstre Schlange,

All Werden und Vergehn bezwingt.

 

Doch wir, der Sterne Kinder,

Unsre Arme hoch zur Klage heben;

Mit tränend’ Augen zu den Weiten blicken,

Wie des Himmels Mächte wir erstreben.

Sternenjäger

Des Himmels Sternenjäger

Greift zu Schild und Bogen schwer

Und gleitet fern am Horizont

Durch der Sonne Flammenmeer.

 

In des Nachtens fahlem Silberglanz

Sein Ross trägt ihn auf flinkem Huf,

Sein Banner weht in samtnen Blau.

Sein Haupt geschmückt mit schillernd’ Kranz.

 

Und wirr die fernen Lichter

Ob seinem Blick ins Dunkel fliehn.

Nur des Morgens schöne Venus

Sich seinem hellen Schein mag nicht entziehn.

 

Doch wenn die Sonne bringt des Tages Glut

Und Nacht in ihren Schleiern schläft,

Zeugt kein Glimmen von des Reiters Jagd;

Nur der Himmel ist getränkt mit Blut.

Sternennacht

Nacht spannt ihren samtnen Schleier

Übers dämmernde Himmelszelt;

Wie ein Mantel tiefen Schlafs

Umhüllt sie die stille Welt.

 

Und ein Träumer wohl alleine

Blickt in des Dunkels Angesicht

Zu finden dort in weiter Ferne

Rätsel in dem weißen Sternenlicht.

 

Wohin mag er wohl ziehen?

Schiffer in mondloser Nacht

Gleitet davon am Firmament

Durch der Seelen schillernde Pracht.

 

Und welch Geheimnis hält bereit

Der Sterne ungezähltes Heer,

Dass selbst Träumer werden Schatten,

Schwinden in dem nächtlich wogend’ Meer.

Sternensehnen

Mondenschimmer – sanft die Nacht,

Als aus dem Dunkel jüngst erwacht

Ein heller Stern, mich zu umfassen;

Steigt herab, lässt wohl verblassen

 

All die irdisch’ Lichterträume,

Und mein Herz möcht’ durch die Räume

Der fernen Himmelwelten ziehn.

Ach, könnt’ es doch dem Tag entfliehn!

 

Ach, könnt’ es doch in deinem Licht,

Erkennen, dass zerbricht,

Was als zartes Sehnen wohl begann,

Weil ein schwaches Herz nichts halten kann.

 

Dich halten, binden, lieben –

Nicht mein Geschick, doch ist geblieben

Die Hoffnung, dass am Himmelszelt

Mein Stern bescheint die nächtlich’ Welt.

Sternenwärts

Still und schweigsam steh’ ich hier

An diesem Fenster mein,

Seh’ das nächtlich’ Firmament und wünsch’

Ich könnte, ach, dort droben sein.

 

Droben dort, wo Sonn’ und Mond

In des Nachtens Sang verblassen,

Würd’ mein Herz sein frei und klar,

All Leid zurückzulassen.

 

Frei zu legen ab die Ketten,

Die mich hier gefangen halten.

Und streben würd’ ich nach geheimem Wissen,

Würd’ meine Flügel frei entfalten.

 

Doch weder hab’ ich Adlerschwingen

Noch ein Schiff, mich zu geleiten.

Ich muss die Sterne stets von fern betrachten;

Sehnsuchtsvoll in tiefen Weiten.

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FrozenHeart

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monalisa592107 eine wunderbare Gedichtsammlung zum Thema Nacht
gern gelesen bekommt zu den Sternen noch ein Lesezeichen lg monika
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenHeart Re: -
Zitat: (Original von GerLINDE am 03.09.2012 - 18:43 Uhr) Interessant, das SPINNEN-Gedicht als Vergleich mit dem Mond. Und es gefällt mir! Übrigens mag ich SPINNEN.

Ein schönes Buch!

Lieben Gruß
Gerlinde


Erstmal Danke!

Warum auch nicht!? Spinnen sind mir auch kein Graus... ich muss zwar nicht jede gleich auf die Hand nehmen, aber arachnophobisch bin ich nun auch nicht ;)
Und schließlich sind Licht und Schatten nur zwei Seiten derselben Magie. Der Mond kann schön und romantisch sein, zugleich aber auch mit Urängsten behaftet sein...
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Interessant, das SPINNEN-Gedicht als Vergleich mit dem Mond. Und es gefällt mir! Übrigens mag ich SPINNEN.

Ein schönes Buch!

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenHeart Re: Lieder der Nacht -
Zitat: (Original von Montag am 11.08.2012 - 09:36 Uhr) Sehr schöne Gedichte. Mehr fällt mir als Kommentar nicht ein. Auf jeden Fall lesenswert und gut in Worte gekleidet und vom Inhalt her gelungen.
LG Montag


Vielen lieben Dank!
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Lieder der Nacht - Sehr schöne Gedichte. Mehr fällt mir als Kommentar nicht ein. Auf jeden Fall lesenswert und gut in Worte gekleidet und vom Inhalt her gelungen.
LG Montag
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenHeart Re: -
Zitat: (Original von Nefertiri am 11.08.2012 - 01:43 Uhr) Wau...
Also, das lädt eindeutg zum träumen ein..grins




Herzlichen Dank!
Vor langer Zeit - Antworten
Nefertiri Wau...
Also, das lädt eindeutg zum träumen ein..grins


Vor langer Zeit - Antworten
erato Lieder der Nacht - Sehr interessante Facetten, die du uns
da bietest. Hab dich gerne gelesen und
werde es weiter tun.
GghG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Strigoia Ich muss sagen, mir fehlen die Worte...
Bei so vielen tollen, nein, wunderschönen, nein, atemberaubenden Gedichten weiß man gar nicht welches einem am besten gefällt.
Ich weiß nur, dass das letzte mich sehr berührt hat, da ich mir das ab und zu doch wünsche ;)

Du schaffst es jedesmal Bilder vor dem inneren Auge zu erschaffen und darum bewundere ich dich :D

Lg
Strigoia
Vor langer Zeit - Antworten
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