Romane & Erzählungen
Todestag

Bis in den Tod

Die kühle Nachtluft streichte sanft über mein Gesicht, als ich die Türen des Blumenladens verschloss. Normalerweise hätte meine Schicht schon vor Stunden enden müssen, doch die Geschäftsleiterin hatte mich gebeten aufgrund der starken Unterbesetzung zu bleiben. Die neue Grippewelle hatte viele unserer Verkäufer erwischt, sodass die sonst angenehme Arbeit zum Stress ausartete. Erleichtert den Tag überstanden zu haben, verstaute ich die klimpernden Schlüssel in meiner Hosentasche und kramte die meines Autos hervor. Obwohl ich nur ein paar Blocks vom Laden entfernt lebte, war ich meistens zu faul zu Fuß zu gehen. 

Die Straßen waren wie leergefegt; nur hin  und wieder ließ sich ein Mensch blicken, wenn dann auch nur für einen kurzen Augenblick.

Sich zu solch einer Zeit an die Verkehrsregeln zu halten, fiel mir schwer, aber es war bekannt, dass ein paar übereifrige Polizisten gerne Nachts ihr Unwesen trieben. Zu meinem Glück, oder besser gesagt Unglück, waren alle Ampeln rot.

Wären sie es nicht gewesen, hätte ich mir viel Leid erspart, denn wie es das Schicksall wollte, so hörte ich, als ich stand, einen markerschütternden Schrei.

Meine erste Reaktion war, ihn zu ignorieren, doch der Wissensdurst nagte an mir, und so stieg ich aus um den Geräuschen zu ihrer Quelle zu folgen. Das Bild das sich mir bot, prägte sich für immer in mein Gehirn. 

Der Engel hatte den bewusstlosen Körper dicht an sich gedrückt, so als wollte er ihm wärme spenden. 

Erschrocken wich ich zurück, bevor ich meine Fassung wiederfand, und zu ihm eilte.

"Wir müssen die Rettung rufen!" , hörte ich mich murmeln, wieder und wieder. Meine Gedanken waren blank, als ich mein Handy hervorkramte, doch kaum hielt ich es in der Hand, nahm es der Unbekannte an sich. 

"Es ist sowieso schon zu spät.", sagte er. 

Von einem Moment auf den anderen, schleuderte er mein Mobiltelefon gegen die Wand, wo es in seine Einzelteile zerscholl.

Kaum hatte ich realisiert, was her getan hatte, schoss ich hoch und versuchte ihm zu entkommen, doch er packte mich im Nu am Hals und drückte mich mit enormer Kraft zu Boden. 

Das letzte was ich in diesem Leben sah, waren seine Reißzähne, die er in meinem Hals vergrub.

Mein Tod war schnell und wenig spektakulär, ganz anders als in den Filmen.

Das darauf folgende Leben? 

Das fing erst jetzt so richtig an ...