Beschreibung
Seelenverwandte ist eine Kurzgeschichte aus meiner Romanreihe; der %u201CSchatten-Saga%u201D. Es ist nicht notwendig die Romane, %u201CSchatten%u201D, %u201CSchattenjäger%u201D oder %u201CSchattenland%u201D gelesen zu haben. Seelenverwandte spielt vor dem ersten Roman und kann als Vorintro der eigentlichen Geschichte gesehen werden. Viel Spaß beim Lesen!
Es war heiß. Haru hatte noch nie so einen heißen Sommer wie diesen erlebt. Es gab nicht viel zu tun und die wenigen Leute aus dem kleinen Dorf hatten sich entweder in ihre Häuser zurückgezogen oder saßen in der Eisdiele und genossen ein kühles Eis. Haru war das nicht genug. Da es in näherer Umgebung weder Schwimmbad noch einen Badesee gab, beschloss er etwas anderes zu tun. Er folgte dem Fluss, der unter der Holzbrücke durchfloss. Haru kämpfte sich durch die Büsche und Bäume. Irgendwann kam er an. Es war ein wunderschöner Ort, eine grüne Wiese, die ein wenig nach unten zum Wasser hin abfiel, große Kirschblütenbäume, unter denen Haru endlich ein schattiges Plätzchen gefunden hatte, und klares Flusswasser. Haru zog die Schuhe aus und hielt seine Füße in das kühle Wasser. Nach einiger Zeit zog er auch Hose und T-Shirt aus und ging bis zu den Knien in den Fluss. „Hey, du,“ rief eine Stimme hinter ihm.
Haru erschreckte sich und fiel fast ins Wasser, konnte sich aber rechtzeitig abfangen. Er drehte sich um und sah einen anderen Jungen, etwa in seinem Alter. „Hallo,“ sagte Haru nur. Der andere Junge winkte ihm von der Wiese. „Darf ich auch ins Wasser?“, fragte er. „Sicher, das Wasser gehört doch jedem,“ antwortete Haru und lachte. „Bist du zum ersten Mal hier,“ fragte Haru den Jungen, als er gerade zu ihm in den Fluss stieg. „Ja und du?“ „Ich auch.“ „Mein Name ist Yusaku.“ „Ich bin Haru.“ Yusaku lächelte. „Hey Haru, wollen wir einen Staudamm bauen?“ Haru nickte und hob einen großen Stein aus dem Wasser. „Das wird aber dauern bis wir fertig sind,“ stellte er fest. „Das macht doch nichts. Bist du morgen wieder hier?“, fragte Yusaku. Haru überlegte. „Kommst du denn auch?“ „Wenn du da bist …“ „Ok, dann bin ich da.“ Yusaku lachte. „Komm schon. Lass uns anfangen, damit wir diesen Sommer fertig werden.“
Als es langsam dunkel wurde und das Wasser zu kühl war, beschlossen die Beiden nach Hause zu gehen. Zuvor vereinbarten sie für den nächsten Tag ein Treffen am Fluss. So ging das Tag für Tag. Ihren Eltern erzählten sie nichts von dem geheimen Platz am Fluss. So konnten sie auch an Tagen dorthin, wenn schlechtes Wetter war.
Nach dem einen Tag, an dem es gewitterte und Haru und Yusaku sich zum ersten Mal nicht trafen, bauten sie den Staudamm fertig. „Wir haben es geschafft,“ sagte Yusaku stolz. Haru war glücklich, aber etwas bedrückte ihn dennoch. „Treffen wir uns trotzdem noch hier?“, Yusaku sprach aus was Haru dachte. „Na klar, oder?“ Yusaku nickte zufrieden. „Ok, lass uns gehen.“ Haru stieg als Erster aus dem Wasser. Yusaku stand hinter ihm auf einem Stein. Haru drehte sich gerade um und wollte ihm die Hand geben, doch da war es schon zu spät. Yusaku war auf dem rutschigen Stein ausgerutscht.
„Yusaku!“ Haru zog ihn so schnell es ging aus dem Wasser. „Aua! Ahh,“ Yusaku schrie vor Schmerz. „Was hast du?“ „Ich kann mich nicht bewegen. Ich glaube mein Bein ist gebrochen.“ Haru wusste nicht was er tun sollte. Es waren weit und breit keine Erwachsenen in der Nähe. „Ok, sag mir wo du wohnst, ich bringe dich nach Hause.“ Yusaku stöhnte. „Wie willst du das anstellen?“ „Kannst du dich an meinem Rücken festhalten.“ „Ich denke schon.“ Nach einigen Versuchen hatte Haru es geschafft Yusaku huckepack zu nehmen. Es war nicht einfach für ihn Yusaku zu tragen, doch er musste durchhalten. Zuerst lief er so schnell es ging zurück durch die Büsche am Fluss entlang. Als er bei der alten Holzbrücke wieder rauskam, fragte er ihn: „Wo wohnst du, Yusaku.“ Er sagte ihm seine Adresse und es stellte sich heraus, dass er nur ein paar Straßen weiter von Haru entfernt wohnte. Als er das Haus erreichte, klingelte er dreimal hintereinander.
Yusakus Mutter war völlig außer sich. Haru begleitete Yusaku mit seinen Eltern ins Krankenhaus. Die waren allerdings ziemlich wütend auf die Jungs, da sie ihnen nicht von dem Platz am Fluss erzählt hatten. Sie verboten Haru und Yusaku sogar dort noch einmal hinzugehen.
Die folgenden Wochen verbrachte Haru nicht mehr am Fluss, sondern im Krankenhaus, wo er und Yusaku sich Geschichten erzählten. Noch nie hatte er jemanden wie ihn kennengelernt. Noch nie hatte er einen Freund wie ihn. Doch Haru sah in Yusaku nicht nur einen Freund. Er hatte einen Seelenverwandten gefunden.