Sonstiges
Hellblaue Nacht

Der schwarze Theaterboden unter ihr. Ihr Rock aus dem weichen und leichten Stoff; etwas hochgerutscht.  Die Strumpfhose, weil es draußen so kalt ist. Die offenen Haare, leicht zerzaust. Auf den rosigen Lippen ein scheues  und dennoch reizvolles Lächeln.
Sie liegt auf dem Rücken und lässt ihre Hände über den Boden fahren. Ihre Fingerspitzen zeichnen die Klebebandränder nach, die den Boden zusammenhalten. Sie bewegt leicht ihren Kopf auf die Seite, schließt ihre Augen und ihr Lächeln wird intensiver. Sie beißt sich leicht mit ihren Zähnen in die rosigen Polster.
Sie erinnert sich.                                               
Die Decke unter ihr und die Hände über ihr. Es fühlt sich an, als würde er sie gar nicht wirklich berühren, als würde sie es nur erahnen. Diese Hände, sie hinterlassen warme Spuren. Sie beginnt sich zu bewegen. Sie regt sich unter ihm, seinen Händen, die so viel größer sind als ihre Eigenen entgegen. Sie beißt sich auf die Unterlippe und fährt die malträtierte Stelle mit der Zunge nach. Seine Hände wandern zu ihren Haaren, lassen sie aus der erzwungenen Form. Sie fallen auf ihre Schultern. Sie wippen- nur kurz. Sie atmet tief und die helle Spitze ihrer Bluse beginnt zu erzittern unter der heißen Luft, die ihre Lippen verlässt. Die Hände fahren die Innenseite ihrer Unterarme entlang. Hinterlassen einen warmen Hauch.
Sie öffnet ihre Augen. Ausatmen. Heiße Luft. Die Scheinwerfer, sie beginnt zu zählen, wie viele dort oben an dem Gerüst unter der Decke hängen.
Die Decke, die über ihre zarte Haut am Rücken kratzt. Und diese Hände, die nur Wärme bringen.
Sie hat aufgehört zu zählen. Nur ein weiteres Lächeln. Sie fährt mit ihrer Hand über den Boden. Über ihren Bauch. Die Beckenknochen. Halt. Über die Wange, Stirn. Durch ihre Haare. Die Augen geschlossen.
Sie setzt sich auf, nimmt das schwarze Band und zwingt ihre Haare in eine strenge Form. Eine Strähne flieht und fällt in ihr Gesicht.
Sie pustet sie weg. Der neblige Qualm umspielt ihre feinen Locken. Noch ein tiefer Atemzug. Beruhigung. Sie fährt sich mit ihrem Ringfinger über die leicht geöffneten Lippen. Ein erinnerndes Lächeln.
Dieser Kuss.
Noch einmal schließt sie die Augen, fühlt nur noch die wippende Strähne vor ihrem Auge, die eine leichte Berührung auf ihren Wangenknochen haucht.
Sie streckt die Beine durch. Streift mit dem Fuß über den Theaterfußboden, über die Zigarette. Legt den Kopf in den Nacken. Atmet. Geht.