Fantasy & Horror
Schatten unter dem Neumond - machmal beherbergen die Schatten doch etwas...

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"Schatten unter dem Neumond - machmal beherbergen die Schatten doch etwas..."
Veröffentlicht am 29. Dezember 2011, 28 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin... nicht, was ich gerne wäre.... nicht so, wie ich sein könnte... niemals, wie man mich gerne hätte... nie wieder so, wie ich früher war... auf ewig mit mir selbst im Streit.... verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...
Schatten unter dem Neumond - machmal beherbergen die Schatten doch etwas...

Schatten unter dem Neumond - machmal beherbergen die Schatten doch etwas...

Beschreibung

Eine stürmische Neumondnacht und ein Schatten der seine Aufgabe zu erfüllen sucht...

Schatten unter dem Neumond

Dunkle Wolken, schwanger von zukünftigem Regen, stahlen in ihrem stetigen Zug über den Nachthimmel immer wieder auch noch die letzten Reste des Sternenlichtes in dieser mondlosen Nacht. Windböen peitschten die Äste und Zweige der Bäume in ein lautes Rauschen, das Reiben der Blätter füllte die ansonsten stille Nacht, wie das laute Geflüster eines großen Festes. Noch beschränkte sich der nahende Sturm auf die wiederkehrenden Windstöße, doch es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er seine gesamte Kraft an dieser bewaldeten Bergflanke entfalten und selbst die stärksten Bäume würden der Gewalt des Windes nur wenig entgegensetzen können. Doch noch lagen diese Momente einige Zeit in der Zukunft, doch bereits jetzt fröstelte der in den Schatten der Bäume stehende Mann, ob des Gedankens bei diesem Wetter Wache halten zu müssen.

Das kleine, abgeschiedene Anwesen hinter ihm, mit all den gutgepflegten Wegen, den Karpfenteichen und dem säuberlich geharkten Steingarten, sang leise einen Sirenengesang von Wärme, Behaglichkeit und Schutz vor den Elementen, doch dieses Versprechen würde erst weit nach dem höchsten Stand des nicht sichtbaren Mondes einlösen lassen, wenn die Ablösung seine Wache übernahm. Schaudernd rieb sich der Mann unter dem ledernen Umhang die Arme, wobei seine Hände wie von selbst über die beiden Schwertgriffe an seiner linken Seite glitten, um sich der Anwesenheit der stählernen Klingen zu versichern. Und dieser kleine, oft wiederholte Griff lenkte seine Gedanken wieder auf seine eigentliche Aufgabe, die Bewachung des schmalen Waldpfades, der gerade eben breit genug für ein einzelnes, bepacktes Maultier war. Ohne die Augen von diesem helleren Streifen zwischen den Schatten der Bäume zu nehmen, fühlte er mit der linken Hand über das Gefieder der im Boden steckenden Pfeile und die Sehne des Bogens, der neben ihm am Baum lehnten, um sofort auf eine Bedrohung seines Herren reagieren zu können. Eine kleines Stück aus gewachsten Leinen war über den Bogen gebreitet, um ihn vor der Nässe des aufziehenden Sturmes zu schützen, welches unter der Berührung der prüfenden Hand nun leise raschelte, als es zurück in die alte Position rutschte.

Nur wenige Menschen wussten von der Reise und dem Aufenthaltsort seines Herrn, für die nächsten Wochen war er für alle Belange nicht zu erreichen, da er sich angeblich in einem Kloster befand, um über seine zukünftigen Aufgaben als neuer Daimyo zu meditieren und so die nötige Klarheit für diese Aufgabe zu erlangen. Eine schöne Geschichte, auch wenn sie nur als Ablenkung diente, denn nur so konnte genügend Aufmerksamkeit abgelenkt werden, um den Daimyo an diesen Ort zu bringen, wo er fürs Erste in Sicherheit war. Denn trotz aller zur Schau gestellten Ehrerbietigkeit unter seinen Vasallen hatte es bereits zwei Anschläge auf sein Leben gegeben, direkt im Anschluss an die Machtübernahme nach dem Tod des alten Herrn. Dabei war auch der Urheber dieser Anschläge nicht schwer zu finden, auch wenn die Beweise fehlten und somit direkte Handlungen gegen den jüngeren Bruder des Daimyo unmöglich waren. Daher hatte man sich entschieden dieses kleine Täuschungsmanöver durchzuführen, um das weitere Vorgehen zu planen und sich gegen die feigen Attentate zur Wehr zu setzen. Alleine der Gedanke an den Grund, den ehrlosen Ehrgeiz des jüngeren Bruders seines Herrn, beschleunigte den Herzschlag des Wächters, der das eigene Leben für seinen Herrn geben würde, als er zornig die Zähne zusammenbiss.

Eine weitere Windbö trieb die Wolken über den nächtlichen Himmel, die Sterne wurden erneut verdunkelt und die Schatten zwischen den Bäumen und am Rand des Weges wurden tiefer und beinahe schon undurchdringlich, selbst für die, an die Dunkelheit, gewöhnten Augen des wachenden Kriegers. Unvermittelt drang das trockene Krachen eines brechenden Zweiges durch das Rauschen des Windes und Wispern der Blätter. Beinahe augenblicklich hatte der Krieger seinen Bogen im Anschlag und einen Pfeil auf der Sehne, die noch ungespannt verblieb, während seine Augen sich mühten durch die Finsternis zu dringen, auf der Suche nach einem Ziel. Schon trieb ihm seine Anspannung und der angestrengte Versuch ein Ziel auszumachen, trotz der kühlen Nachtluft den Schweiß auf die Stirn, als ein weiteres Knacken, etwa 30 Schritt entfernt, seinen Blick nach links auf die andere Seite des Weges fahren ließ. Ein Schatten, noch dunkler als die Umgebung, schien zwischen den Bäumen näher zu kommen, wobei er diese geschickt als Deckung zu nutzen wusste. Trotz seines heftig pochenden Herzens schien der Wächter nach außen hin ruhig, als er in oft geübter Bewegung den Bogen hob und dabei Sehne spannte. Noch während er die Sehne an seine Wange führte, atmete er tief ein, hielt den Atem an als die volle Spannung erreicht war und wartete die wenigen Momente bis der Schatten wieder für einen Augenblick seine Deckung verlassen würde. Der Augenblick schien sich zu einer kleinen Ewigkeit zu dehnen, erste, schwere Regentropfen fielen mit leisem Prasseln auf das Blätterdach.

Mit einem gedämpften Peitschen schleuderte die Sehne den Pfeil durch die Luft, als der Schatten für einen Moment zwischen zwei Bäumen zu sehen war. Das Geschoß überbrückte die Entfernung innerhalb eines Wimpernschlages, wie ein dunkler Blitz schlug es durch den Schatten und blieb mit einem halblauten Schlag in Stamm eines Baume stecken, wo der Pfeil schafft für einen Herzschlag noch vibrierte. Doch statt den Lauten eines getroffenen Menschen waren nur die Geräusche des Windes und des fallenden Regens zu vernehmen.

„Bei allen… Was ist hier los?“ presste der überraschte und fassungslose Krieger hervor, es war Jahre her, dass er sein Ziel verfehlt hatte, sein Pfeil hatte noch immer das Ziel gefunden. Langsam ließ er den Bogen sinken und griff mit der rechten Hand bereits nach seinem Katana, als hinter ihm ein Zweig knackte.

In einer einzigen fließenden Bewegung wirbelte der Mann geduckt herum, wie von selbst glitt das Schwert aus seiner Scheide und zerschnitt zischend die Luft in funkelnden Bogen, als die Sterne ihr spärliches Licht wieder aufflackern ließen. Doch statt Stoff und Fleisch zu teilen traf die Klinge auf stählernen Widerstand und wurde klirrend nach oben aus ihrer Bahn geworfen, was die Deckung des Kriegers für den Bruchteil einer Sekunde öffnete. Und noch bevor er seine Waffe wieder unter Kontrolle hatte, spürte er einen Schlag gegen seine Brust, der ihm die Luft aus den Lungen trieb. Fassungslos riss der Mann die Augen auf als ihm die Waffe aus plötzlich kraftlosen Fingern glitt, seine Knie nachgaben und er so auf den Boden sank. Sein Blick begann sich zu trüben, so dass er seinen Angreifer nur als dunklen Schemen erkennen konnte, der eine schlanke Klinge in einer Rückenscheide verstaute, nachdem er diese an einem Arm abgewischt hatte.

„Shin…Shino…“ presste der gefallene Wächter hervor, doch mehr als eine halblautes Flüstern drang nicht mehr über seine schon bläulich verfärbten Lippen. Ein letztes Zittern lief durch seinen Körper als er versuchte seinen Arm zu heben, um in einem verzweifelten Versuch die Gestalt aufzuhalten, doch nur seine Finger bewegten sich noch schwach. Mit einem Mal verkrampften sich seine Muskeln als das Gift, von der fremden Klinge in den Körper gebracht, seine volle Wirkung entfaltete und das Leben aus dem Körper presste. Regentropfen liefen wie Tränen über das bleiche Gesicht und Blut aus der Brustwunde mischte sich unter dem Körper mit dem Regenwasser.

Erst als der Samurai vollkommen still lag, bewegte sich der Schatten wieder. Seine leisen Schritte wurden von den Geräuschen des Windes und des Waldes vollkommen verschluckt, während er sich dem Wohnhaus näherte. Das gedämpfte Licht und das leise Kichern einer Frauenstimme waren ein deutlicher Anhaltspunkt, wo sich die Ziele des Schattens aufhielten. Der erste Verteidigungswall war durchbrochen, als die schattenhafte Gestalt die dunklen Schattenflächen der Gärten als Deckung zu nutzen begann. Der stärker werdende Regen und die peitschenden Windböen des ausbrechenden Sturmes erleichterten dieses Unterfangen noch, da sie die Sicht innerhalb kürzester Zeit auf wenige Schritte begrenzten.

Eine Patrouille aus zwei mit Lanzen bewaffneten Wächtern lief über die gekiesten Wege des Gartens, vollkommen ahnungslos, dass jede ihrer Bewegungen aus einer dunklen Ecke heraus beobachtet wurde. Die kleine Laterne, die der Führende mit sich trug, erreichte nicht mehr als die Nachtsicht der beiden Männer vollkommen zu zerstören und ihrem Beobachter genau zu zeigen, wann die beiden Männer nicht länger in der Nähe waren, um ihn zu sehen. Kaum hatten die Wachen den Garten verlassen, löste sich die dunkle Gestalt auch schon aus ihrem Versteck und schlich weiter auf das Wohnhaus zu, welches das Zentrum der Gebäude bildete. Um dieses Gebäude waren die Unterkünfte der Diener und Krieger, das Wirtschaftsgebäude und die Vorratskammer errichtet worden. Letztere war nahe genug am Wohnhaus des Daimyos, dass man mit einem Sprung die Entfernung von Dach zu Dach überwinden konnte. Und genau dort schwang sich die dunkle Figur mit geschmeidigen Bewegungen die hölzerne Fassade hinauf, wohl wissend, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der getötete Samurai gefunden wurde. Für einen Moment hielt auf dem Dach liegend inne, bevor er spürte das der Wind erneut zuzunehmen begann.

Als die Gebäude unter dem Druck des Windes zu ächzen begannen und das brausende Tosen in den Bäumen um das versteckte Gehöft alle Geräusche überdecken sollte, erhob er sich und sprintete los, mit fast schon übernatürlicher Sicherheit fanden die Füße den schmalen Balken, der als Rampe für den Sprung dienen würde. Kraftvoll drückte er sich am Ende des langen Holzstückes ab und katapultierte seinen Körper in die tosende Luft, die seine dunkle Kleidung zum Flattern brachte, und ihn für einen Moment festzuhalten schien, bevor die Schwerkraft wieder ihre Herrschaft bewies und wieder nach unten zog, auf das gegenüberliegende Dach zu. Nur ein leises Ächzen war von der gedämpften Landung auf dem gewölbten Dach des Wohnhauses zu hören, das sich im Toben des Windes verlor. Kaum gelandet schlich die Gestalt weiter, fest an die Oberfläche des Daches gepresst, um zu verhindern, dass sie sich verräterisch gegen den Hintergrund abhob. Der inzwischen stetig fallende Regen ließ die hölzerne Oberfläche des Daches schlüpfrig werden, doch wieder zeigte sich die beinahe übernatürliche Körperbeherrschung des Eindringlings, der nicht für einen Schritt ins Wanken kam, bis er eine geeignete Stelle für das Eindringen gefunden hatte.

Eine Hand verschwand im dunklen Übergewand und kam mit einem länglichen, metallenen Gegengestand, dessen mit Schnur umwickelter Griff in einem Ring endete, wieder zum Vorschein. Nach einigen tastenden Versuchen gelang es der dunkelgewandeten Person die Spitze des Werkzeuges in zwischen zwei Bretter zu schieben und eine Öffnung aufzuhebeln, die gerade groß genug war, dass die Gestalt hindurchschlüpfen konnte. Auf Dauer würde natürlich dieser Einstieg alleine schon aufgrund des eindringenden Wassers bemerkt werden, aber bis dies geschah sollte der Auftrag bereits ausgeführt sein und daher bestand keine Notwendigkeit sich darüber weitere Gedanken zu machen. Kaum war der Eindringling zwischen die Dachspaaren des Gebäudes geschlüpft, da begann er auch schon die völlig durchnässte Überbekleidung abzustreifen, damit ihn seine Kleidung nicht durch ihre Schwere oder durch verräterische Wassertropfen verraten konnte. Unter dem dunklen Stoff, der durch das Regenwasser schwarz erschien, kam ein drahtiger männlicher Körper zum Vorschein, die Haut mit dunkler Farbe abgedunkelt. Ein Tuch wurde um die untere Hälfte des Gesichts geschlungen, der Gurt mit dem Schwert über die Schulter, ein Tuchgurt bedeckte die intimen Stellen des Unterkörpers, während der Oberkörper mit einem leichten, dunkelgemusterten, kurzärmligen Hemd bedeckt blieb, dessen Innentaschen weitere Werkzeuge enthielt.

Nachdem die nasse Kleidung zwischen zwei Balken versteckt worden war, machte sich der maskierte Mann mit bloßen Sohlen wieder auf. Geschickt nutze er die Stützkonstruktion aus Balken, um auf den Fußboden des Hauses zu gelangen. Schon beim Eindringen hatte er die ungezügelten Lustlaute eines Mannes und einer Frau vernommen, denen er sich nun mit leisen Schritten näherte, wobei das, durch die Reispapierwände, gedämpfte Licht von Öllampen ihm den Weg wies. Auf seinem Weg hielt er immer wieder lauschend inne, doch so sehr er sich anstrengen mochte, mehr als die Geräusche der beiden im intimen Spiel gefangenen Personen konnte er nicht wahrnehmen. Kein verräterisches Atemholen, kein Knarzen des Holzbodens und auch nicht das leise Schaben einer Klinge gegen ihre Scheide waren im Haus des Daimyos zu vernehmen oder zu erahnen, was durch den immer lauter tobenden Sturm nicht unbedingt einfacher wurde. Ein ungutes Gefühl schlich sich in das Bewusstsein des Eindringlings, dessen rechte Hand in das Hemd griff, um eine kurze Holzröhre, ein Blasrohr, hervorzuholen, während er sich den dunklen Flur entlang auf die Tür des Schlafgemachs zu tastete, dem Ursprung der lustvollen Geräusche.

Die Schatten zweier Menschen im Liebespiel, einer auf allen vieren und einer dahinter in stoßenden Bewegungen, zeichneten sich gegen die dünnen Papierwände ab, was den Eindringling aber nicht davon abhielt sich näher an die Schiebetür zu schleichen und diese langsam, Millimeter für Millimeter, zu öffnen. Als der Spalt groß genug für das schmale Ende des Blasrohrs war, schob er es vorsichtig in den Spalt, ohne die beiden verschwitzen Personen, die von seiner Anwesenheit nichts zu ahnen schienen, aus den Augen zu lassen. Weder der Daimyo, der hinter seiner Gespielin kniete, noch die Gespielin selbst, bemerkten den Eindringling, der sich nun bereit machte den kleinen tödlichen Pfeil abzufeuern, als der junge Adlige auf seinen Höhepunkt zusteuerte. Und genau in dem Moment als sich die Lust in zwei synchronen Schreien entlud, schickte der Attentäter seine tödliche Fracht auf die Reise. Der Daimyo würde den Pfeil noch nicht einmal richtig spüren, bis das Gift seine Wirkung entfaltete.

Ein silbern funkelnder Halbkreis entstand in der Luft und schlug den kleinen Pfeil aus der Bahn, so dass sich das Geschoss zitternd in eine der Matten auf dem Boden bohrte. Mit gezogenem Katana, die Scheide der Waffe in seiner linken Hand, stand mit einem Mal ein dunkelhaariger Mann vor dem Daimyo und schirmte diesen mit Waffe und Körper ab, das Geräusch der flatternden Kleidung verhallte langsam im nun vollkommen stillen Raum. Der Attentäter riss verwundert die Augen auf, hatte er sich doch so auf sein Ziel konzentriert, dass er den von der Decken fallenden Mann gar nicht bemerkt hatte, bis dieser den Giftpfeil so zielsicher mit seinem Schwert abgewehrt hatte. Leises Lachen war nun von dem jungen Adligen zu hören, dem der Anschlag gegolten hatte, als er sich seinen seidenen Kimono überstreifte und seine Gespielin mit überraschender Brutalität von sich weg schob.

„Denkst du, mein Bruder wäre der Einzige, der sich fähige Kämpfer zu beschaffen weiß, Attentäter? Oder das ich nicht ganz genau wusste, dass mein Aufenthaltsort von meinem Kammerdiener verraten werden würde? Ich werde meinem Bruder deinen Kopf zukommen lassen, damit er endlich versteht, wo sein Platz ist.“ richtete der Daimyo seine Worte und Aufmerksamkeit auf den Attentäter, der nur durch den schmalen Spalt der Türöffnung zu erkennen war. Trotz seiner stolzen Worte hielt er sich weiter hinter seinem Leibwächter und gab somit dem Attentäter keine Möglichkeit ihn zu erreichen.

„Töte ihn, Saito, und bring mir seinen Kopf.“ wies der junge Adlige seinen Kämpfer an und wandte sich zum Gehen ab, hielt dann doch noch für einen Moment inne und hob nachdenklich die Hand zum Mund.
„Töte sie auch gleich, wenn du dabei bist. Sie hat eindeutig übertrieben mit ihren Leistungen.“ fügte er mit einem grausamen Grinsen hinzu und verschwand dann durch eine Tür an der Rückseite des Raumes, ohne auf eine Antwort zu warten. Die junge Frau keuchte überrascht auf und begann zu schluchzen, als sie das gefühllose Urteil hörte, dass ihr Leben beenden sollte.

Ein wortloses Nicken Saitos war die einzige Antwort auf die Anweisungen seines Herrn, doch noch bevor er das Leben der weinenden Frau mit einem Hieb seines Schwertes beenden konnte, handelte der verhinderte Attentäter. Ruckartig warf er sich gegen das dünne Holz der Schiebetür, welches krachend der Gewalt des plötzlichen Ansturms nachgab und sich splitternd in den Raum bog. Noch bevor der maskierte Mann auf der anderen Seite der Tür den Boden berührte, schleuderte er schon aus der Bewegung mehrere fingerlange Klingen auf den Schwertkämpfer, während die Splitter der Tür noch wirbelnd in der Luft hingen. Saitos Schwert und Scheide wirbelten durch die Luft und schlugen die Wurfgeschosse aus ihrer Bahn, während der Maskierte vor ihm auf dem Boden eine Rolle schlug und ihm hochkommen das eigene Schwert zog, um die Ablenkung durch die Wurfgeschossen auszunutzen.

Im schwachen Schein der Öllampen fuhr die gerade, doppelschneidige Klinge des maskierten Mannes auf die, durch die Abwehr der Wurfgeschosse, ungedeckte Brust des Schwertkämpfers zu, doch bevor sich die Klinge durch Stoff und Fleisch des Mannes bohren konnte, wurde sie von einem Schlag mit der hölzernen Schwertscheide aus der Bahn gelenkt, was dem Schwertkämpfer durch eine Drehung die Möglichkeit gab dem Stich zu entgehen. Beide Kontrahenten schnellten nach diesem kurzen Schlagabtausch schlangengleich voneinander weg, den jeweils anderen fest im Blick und bereit auf einen neuen Angriff zu reagieren. Beide Männer schienen für einen Moment vollkommen still zu stehen, was im starken Kontrast zu der wimmernden Frau stand, die nun zwischen ihnen auf dem Boden lag und sich zu einem Ball zusammen gerollt hatte.

Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden Männer, die grünen Augen des maskierten Attentäters und die braunen Augen des gedungenen Schwertkämpfers schienen für einen Moment von einem inneren Feuer erfüllt zu leuchten. Keine Anzeichen von Unsicherheit oder Zögern waren bei den beiden Kämpfern zu erkennen, als sie ansatzlos losschnellten und mit blitzenden Klingen nacheinander schlugen. Stoß, Parade, Gegenstoß, Parade, die Klingen tanzten einen klirrenden, todbringenden Tanz und woben ein stählernes Netz aus Hieben um die beiden Männer, denen es nicht gelingen wollte die Abwehr des jeweils anderen zu durchbrechen. Mit einem letzten kraftvollen Aufeinanderprallen der Schwerter trennten sich die beiden Männer wieder voneinander. Schweiß stand beiden Männern nun auf der Stirn und ihr Atem ging schnell und flach. Offenbar waren sie sich ebenbürtig in ihrer Schwertkunst, was beiden nun klar zu werden schien. Denn statt sich reglos gegenüber zu stehen, begannen sie nun sich zu Umkreisen, die schluchzende Frau auf dem Boden bildete den imaginären Mittelpunkt ihrer kreisförmigen Bewegungen.

Auf einen solchen Gegner hatte sich der maskierte Attentäter nicht vorbereitet, seine Mittel waren nahezu erschöpft und das laute Geräusch eines Gongs außerhalb des Hauses verriet ihm, dass der getötete Samurai gefunden worden war. Schon bald würden sich hier in diesem Haus die Vasallen des Daimyos auf die Füße treten, um ihren Herrn zu schützen und er hätte bei seinem Auftrag versagt. Und alleine dieser Gedanke reichte aus, um ihm neue Kraft zu geben, leise knirschte die Umwicklung seines Schwertgriffes als seine Hand sich unwillkürlich anspannte. Mit beinahe schmerzhafter Langsamkeit hob er seine linke Hand, Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt, den Ringfinger und den kleinen Finger abgewickelt, leise murmelnd drangen Worte über seine Lippen als er noch vorne schnellte und mit der Spitze seines Schwert in einer Finte nach dem Kopf Saitos stieß. Dieser reagierte wie erwartet mit einer Abwehrbewegung der Schwertscheide und einem Stich zum Bauch seines maskierten Angreifers. Wollte der Maskierte nicht aufgespießt werden, würde er seinen Angriff abbrechen müssen, was wieder zur Ausgangssituation zurückführen würde, was Saito nur Recht sein konnte, immerhin bedeutete jeder vergangene Augenblick ein Nahen von Verstärkung, denn auch er hatte den Gong gehört.

Doch zur Überraschung Saito durchbohrte seine stählerne Klinge den Bauch des Attentäters und trat am Rücken wieder aus. Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf den Zügen des Schwertkämpfers aus, als sein Gegner die eigene Waffe fallen ließ und seine Hände krampfartig um den Unterarm seines Gegners schlang, als wolle er verhindern, dass die Waffe noch tiefer in seinen Leib eindringen konnte. Mit einem Ruck wollte er die Klinge aus dem sterbenden Mann lösen, doch dieser klammerte sich nur fester an ihn, was ein irritiertes Stirnrunzeln bei Saito zur Folge hatte. Und diese Gefühl wurde noch verstärkt als ein leises Lachen von seinem eigentlich besiegten Gegner zu hören war, dessen Griff immer fester zu werden schien.

„Hast du denn nicht die Geschichten gehört… von den Dämonen, die in Menschenhaut gekleidet, als Auftragsmörder arbeiten?“ lachte der durchbohrte Mann und erhob sich langsam wieder auf seine nackten Füße, unter der mit Farbe bedeckten Haut schienen sich die Muskeln oder etwas gänzlich anderes zu bewegen. Das kurzärmelige Hemd, das seinen Oberkörper bedeckte, wurde von wellenartigen Bewegungen in Falten geworfen und die Augen des maskierten Attentäters begannen sich vollkommen schwarz zu färben, bis sie wie glänzende Edelsteine in seinen Augenhöhlen wirkten. Angesichts dieser Veränderungen und der Tatsache, dass sein Schwert keine Wirkung zu haben schien, stieg Panik in Saito auf und versuchte nun sich loszureißen, während er mit der Scheide auf seinen Gegner einschlug, der von den Schlägen nicht im Mindesten gestört schien.

„Ist das alles, du großer Schwertkämpfer?“ lachte die kaum noch menschlich wirkende Gestalt, dem panischen Mann ins Gesicht, der laut aufschrie als am Rücken seines Gegner schattenartige Tentakel aus dem dunklen Hemd brachen und sich um seine Gliedmaßen und den Hals wanden. Mühelos hoben die Tentakel den Mann an und hielten ihn fest, obwohl sich dieser mit aller Kraft wehrte.

„Leider habe ich keine Zeit mehr mit dir zu spielen, da ich mich noch um deinen Freund und seine Anhänger kümmern muss. Stirb wohl… Saito.“sprach das dämonische Wesen weiter, das Lachen war aus der Stimme verschwunden und bei seinem letzten Wort rissen die Tentakel den Schwertkämpfer in einer Fontäne aus Blut auseinander. Arme, Beine und Kopf wurden in den Raum geschleudert, vor den Augen, der in Angst erstarrten Frau, deren Körper mit blutigen Spritzern und Tropfen bedeckt worden war. Langsam beugte sich die finstere Gestalt zu ihr herunter, strich mit der linken Hand über ihre Wange und brach ihr mit einem Ruck das Genick.

Beinahe schon achtlos zog er das Schwert aus seinem Bauch und warf es auf den verstümmelten Torso des Schwertkämpfers, bevor er in aller Ruhe den Spuren des Daimyos folgte. Die Geräusche von näherkommenden Schritten verhießen ihm noch ein reichliches Mahl, denn nachdem er sein wahres Wesen enthüllt hatte, gab es keinen Grund mehr irgendjemanden am Leben zu lassen.

Die Schreie auf dem einsamen Gehöft dauerten noch stundenlang an und verhallten doch ungehört im Tosen des Sturmes….

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Chimera Re: Brrr, -
Zitat: (Original von LadyLy am 30.12.2011 - 08:00 Uhr) es hat mich kurz gefröstelt beim Lesen. Ein wundervolles Gefühl, insbesondere der Höhepunkt am Ende. Das richtige Maß aus feinem Sprachgefühl und Brutalität.

Ich freue mich ungemein auf unser gemeinsames Spiel.

Es grüßt und knickst
Die Lady


Werte LadyLy,
es freut mich, dass Ihr Zeit gefunden habt mein Machwerk zu lesen und zu kommentieren.

Euer Lob macht mich wirklich verlegen, auch wenn ich mich darüber freue.

Danke vielmals für Eure Worte und auch ich freue mich sehr auf das gemeinsame Spiel.

Liebe Grüße
das Hirngespinst
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Brrr, - es hat mich kurz gefröstelt beim Lesen. Ein wundervolles Gefühl, insbesondere der Höhepunkt am Ende. Das richtige Maß aus feinem Sprachgefühl und Brutalität.

Ich freue mich ungemein auf unser gemeinsames Spiel.

Es grüßt und knickst
Die Lady
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