Fantasy & Horror
Der Gesang vom Sterben des großen Wolfes - Feuergeschichte

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"Der Gesang vom Sterben des großen Wolfes - Feuergeschichte"
Veröffentlicht am 08. Dezember 2011, 42 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin... nicht, was ich gerne wäre.... nicht so, wie ich sein könnte... niemals, wie man mich gerne hätte... nie wieder so, wie ich früher war... auf ewig mit mir selbst im Streit.... verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...
Der Gesang vom Sterben des großen Wolfes - Feuergeschichte

Der Gesang vom Sterben des großen Wolfes - Feuergeschichte

Beschreibung

Inhalt: 1. Zusammenkunft unter Lunas schwindendem Angesicht 2. Vatermord und Geschwisterfluch 3. Nachgedanken und gelöschte Flammen

3. Nachgedanken und gelöschte Flammen

„… auf ewig verflucht…“

Obwohl die Worte auf der Lichtung verklangen, hallten sie in den Herzen der Zuhörer noch lange nach und die damit verbundenen Emotionen gruben sich tief in den Geist und die Herzen der Betrachter, als die Sphäre aus farbigem Feuer und Rauch zu schwinden begann und gleichsam einer rückwärtslaufenden Filmaufnahme zurück in die Tonschalen gesaugt zu werden schien.

Völlige Dunkelheit legte sich über die Lichtung, die für gerade noch vom Licht beschienen Augen der Besucher umso undurchdringlicher erscheinen musste. Das Schnappen nach Luft, das unruhige Rascheln von Kleidung und leises Gemurmel waren deutliche Anzeichen für Angst und Schrecken, welche nun in den Zuhörern aufzusteigen begannen, Angst verlassen zu sein, allein zu sein, allein und verflucht aufgrund von Taten der eigenen Urväter, gesät von den letzten Worten und Ereignissen der Geschichte, deren Zeuge sie geworden waren.

Doch gerade als aus panischem Flüstern lautes Gerede erwachsen wollte, glommen erneut gewöhnliche Flammen in den Tonschalen auf und tauchten die Lichtung erneut in ihr warmes Licht und gaben den Zuschauern auch wieder die Möglichkeit die Erzählerin in mitten der Schalen zu erkennen, die sich nicht von der Stellte geführt hatten und deren Lippen von einem freudlosen Lächeln verzogen waren.

 

„Habt ihr etwa gedacht, dies alles wäre einfach nur ein kleines Abenteuer für euch? Eine kleine Ablenkung von eurem ach so langweiligen Alltag? Oder das ihr jetzt Helden wärt? Das eure Fähigkeiten keinen Preis haben? Und ihr einfach, wie zuvor, weiterleben könntet? Das nach der ersten Wandlung alles einfacher wird? Ihr Träumer…“

drang ihre Stimme schneidend mit abschätzigem, gehässigem Ton über die Lichtung, kaum mehr als ein Flüstern, aber so treffend in den Vermutungen hintern den Worten, dass alle Aktivitäten der Zuhörer mit einem Male verstummten und sie diese seltsame, fremde Frau einfach nur noch anstarren konnten, wie vom Licht geblendetes Wild.

 

Die blonde Frau lachte leise auf, klopfte sich etwas Erde von ihren Jeans und erhob sich dann in einer geschmeidigen Bewegung aus dem Schneidersitz, wobei ihre bernsteinfarbenen Augen die Zuhörer keinen Moment lang unbeobachtet ließen. Beinahe wie in Büchern konnte sie ihre Zuhörer lesen, die verwirrten, ängstlichen Blicke, die angespannten Muskeln, den bebenden Brustkorb, das leichte Zucken von Mundwinkeln, Fingern und Ohren, nur allzu deutlich konnte sie die Wirkung der Geschichte und der Worte sehen, die Betroffenheit, ob der als real empfundenen Ereignisse. Langsam ließ sie ihren Blick nun von einem zum anderen wandern und achtete darauf immer für einen Moment Blickkontakt herzustellen.

 

„Später, wahrscheinlich schon auf dem Rückweg, werdet ihr euch fragen, ob das alles wirklich passiert ist oder ob ich mit Drogen und anderen Tricks beeinflusst habe.“

fuhr sie nun mit etwas sanfterer Stimme fort, während sie sich auf ihr rechtes Knie niederließ und begann die Flammen in den Schalen zu löschen, bis nur noch eine einzige Tonschale verblieb, deren flackernde Flamme ihre Gestalt und ihr Gesicht erhellte.

 

„Und ich kann es euch auch nicht übelnehmen, dass ihr Zweifel habt. Aber ich kann euch dafür versichern, dass diese Geschichte genauso seit Generationen überliefert wird. Und ich kann euch versichern, dass nicht alles ohne Hoffnung ist.“

Ohne in ihrer Tätigkeit inne zu halten sprach die blonde Frau weiter und bei ihren letzten Worten griff sie in einen kleinen Lederbeutel an ihrem Gürtel und pflückte einige kleine Gegenstände heraus, welche sie den Zuhörern zu warf.


Geschickt wurden die glänzenden Gegenstände aus der Luft gefangen und näher betrachtet, was bei einigen zu einem verwunderten Aufkeuchen führte, gefolgt von fassungslosen Blicken zur nun ehrlich lächelnden Erzählerin, die ihre schmutzigen Hände an ihrer ausgeblichen Jeans abwischte, was Spuren von Ruß und Erde auf dem Stoff hinterließ.

„Ja, das sind kleine Stücke aus Silber. Eine kleine Erinnerung daran, dass selbst der Mord am Gatten von einer Mutter verziehen werden kann. Aber das ist eine andere Geschichte für eine andere Nacht. Und jetzt haut schon ab, fragt eure Mentoren aus und nervt mich nicht länger.“

 

Mit einem Schlenker der rechten Hand waren die Zuhörer entlassen, keiner von ihnen hatte nun noch die Energie sich durch Fragen mit dieser eigenartigen Frau anzulegen. Und so verschwanden die Zuhörer in stummer Einigkeit wieder von der Lichtung und tauchten in den Schatten des nächtlichen Waldes ein, auf ihrem Weg zurück zum Ausgangspunkt ihres Weges.

 

Kopfschüttelnd blickte die blonde Frau den jungen Wesen nach und löschte auch die Flamme in der letzten Schale, bevor sie sich daran machte die Lichtung erneut zu reinigen und ihre Utensilien einzusammeln. Als sie ihre Sachen in einer großen Ledertasche verstaut hatte, hob sich ihr Blick gen Himmel zum abnehmenden Angesicht des Mondes.

 

„Sie sind noch jung und werden lernen… Schenke ihnen diese Zeit….“ murmelte sie leise und tauchte dann selbst in den Schatten des Waldes ein.

1. Zusammenkunft unter Lunas schwindendem Angesicht:

Hoch über dem Erdboden leuchtete der abnehmende Mond zwischen einzelnen Wolkenbänken hindurch, das silbrig erscheinende Licht badete die Baumwipfel eines einsamen und  beinahe von Menschenhand unberührten Waldstückes in seinem einzigartigen Glanz. Und tief in diesem kleinen Stück geschützter Natur erschien, als der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hatte, flackerndes Leuchten.

Als schwacher, kaum zu erahnender Schein bahnte sich das Licht von Feuern seinen Weg durch das Unterholz des Waldes, nur wenige Meter konnte das Leuchten die nächtlichen Schatten unter dem Dach des Waldes zurückdrängen und so den Suchenden den Weg weisen. Doch diese Suchenden schufen sich ihre eigene Wege, fanden auch ohne Hilfestellung ihre ganz persönlichen Pfade zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch, wobei ihre Bewegungen sich in nächtlichen Wispern und Rauschen des Waldes verloren, als wären sie selbst Schatten ohne Körper. Nicht einmal die nächtlichen Jäger wurden in ihrer Nahrungssuche gestört, obwohl die Neuankömmlinge mehrere Male die Pfade unterschiedlicher Räuber und ihrer Beute kreuzten. Vor den Augen der schleichenden Gestalten, schälte sich schließlich, nach etwa einer Stunde des Pirschens zwischen den Schatten des nächtlichen Waldes, eine kleine Lichtung aus den Tiefen der unberührten Vegetation, die der Ursprung des schwachen Lichtes und damit auch das räumliche Ziel der nächtlichen Reise darstellte. Schon der erste Blick verriet, dass dieser Ort sorgfältig für ihren ungewöhnlichen Zweck vorbereitet worden war und dabei das unterschwellige Gefühl verbreitete, auf die ankommenden Personen zu warten. Der Geruch von Ölen, brennenden Kräutern, Baumharz und vor kurzem bewegter Erde hing wie ein sanfter Schleier in der Luft und verstärkte so noch die Empfindung, dass man Zeuge von etwas außergewöhnlichem und besonderem sein würde, für die auf die Lichtung tretenden Personen.

 

Die flackernden Flammen der kleinen, in bronzenen Schalen gefangenen, Feuer erleuchteten mit ihrem gelben, warmen Schein die kleine Waldlichtung und malten tanzende Schatten auf Sträucher und Bäume. Jeder kleine Windhauch brachte Bewegung in Flammen und Schatten, die in ihrem gegensätzlichen Tanz darauf reagierten und das nächtliche Gesicht der Lichtung in fließendem Wandel hielten, nicht unähnlich dem Wesen der anwesenden Personen, die sich in lockerem Kreis um die Feuerschalen verteilt hatten. Der Boden der Lichtung war von Blättern, Ästen und anderen störenden Elementen befreit worden, so dass der bloße Waldboden zu sehen war, was auch den Grund für den starken, erdigen Geruch erklärte, der sich so passend in das olfaktorische Arrangement der Kräuter und brennenden Öle einfügte. In Mitten der fünf symmetrisch angeordneten Feuerschalen saß eine dunkelblonde Frau, deren lange Haare in einem einfachen Zopf gebunden waren, im Schneidersitz auf dem bloßen Waldboden. Das kurzärmlige, ausgeblichene Baumwollhemd und die Jeans an ihren Beinen zeigten Spuren von Ruß und anderem Schmutz, die dem aufmerksamen Beobachter deutlich machen sollten, dass diese sich noch nicht lange in einem so aufgeräumten Zustand befand. Etwas Baumharz hatte sich auf die rechte Wange der Frau verirrt, so dass es die Stellung der hohen Wangenknochen betonte, die allerdings vom eindringlichen Blick der bernsteinfarbenen Augen in der Wahrnehmung des Betrachters verdrängt werden würden.

 

Und der Blick dieser Augen war es auch, der die Neuankömmlinge schweigend Platz nehmen ließ, ohne Fragen zu stellen oder durch Worte die friedliche Stille des Ortes zu stören. Schweigend und ebenso leise wie während ihres vorangegangenen Weges durch den Wald, nahmen die sechs Personen, vier Männer und zwei Frauen Plätze auf dem Waldboden ein, wobei sie sich unbewusst zu einem Halbkreis ausrichteten, dessen Mitte von den Feuerschalen und der dunkelblonden Frau gebildet wurde. Diese verfolgte mit ihrem Blick die Bewegungen der Anderen, wobei die leichten Drehungen ihres Kopfes die Kette um ihren Hals in Bewegung setzte, so dass die aus Knochen geschnitzten Elemente leise über das Hemd rieben und mit ihren wie poliert wirkenden Flächen das Licht der Feuer für Sekundenbruchteile einzufangen schienen. Und so wie der flackerende Schein der Feuer, die Gestalt in ihrer Mitte mit Licht und Schatten zeichnete, so wurden auch die, sich niederlassenden Gestalten erhellt, so dass sich ihre Jugend, die in Gesicht und Körpersprache zu erkennen war, nicht länger verbergen ließ. Ebenso blieben die neugierigen und ein wenig ratlosen Blicke, der im Feuerschein leuchtenden Augen, in Richtung der schweigsamen Frau nicht verborgen, deren schmale Lippen von einem Lächeln gekräuselt wurden, welches nur zum Teil freundlich war und die bernsteinfarbenen Augen nicht ganz erreichen konnte. Und gerade weil sie die Fragen in den Blicken ihrer jungen Zuschauer wahrgenommen hatte, blieb sie schweigend sitzen und dehnte das Schweigen noch weiter aus, so dass nach den leisen Bewegungen erneut nur die leisen Stimmen der Flammen und des Windes auf der Lichtung wahrzunehmen waren, während sie ihre Blick über die, vor ihren überschlagenen Beinen, ausgebreiteten Tontiegel wandern ließ und dabei die Vollständigkeit der gemahlenen Kristalle, Salze und Kräuter überprüfte, die sie für das folgende Geschehen benötigen würde. Sie konnte förmlich spüren, wie ihr Schweigen an den Nerven ihrer Gäste zu nagen begann und dadurch wieder Unruhe in den neugierigen Geistern erzeugte, die schon bald auf Befriedigung drängen würde. Und gerade als das deutliche Atemholen zu hören war, welches einer Frage vorrausgehen musste, richteten sich ihre bernsteinfarbenen Augen wieder auf versammelten Personen und gebot mit ihrer erhobenen linken Hand Ruhe.

 

„Ihr alle seid hierher geschickt worden, um die Legenden über unsere Herkunft… und unsere Aufgabe zu erfahren. Jeder von euch ist noch grün hinter den Ohren und denkt doch, dass er nach ein paar Monaten schon alles weiß…“ begann sie mit klarer, kraftvoller Stimme zu sprechen und obwohl die Worte kaum lauter als ein Flüstern waren, schienen sie die gesamte Lichtung zu erfüllen und alles andere verstummen zu lassen. Wieder musste sie die Hand heben, als einer der Männer einen Einwand vorbringen wollte und diesen so zur Ruhe auffordern, was dieser mit einem ärgerlichen Knurren aufnahm, aber dennoch der Aufforderung Folge leistete.

 

„…Jetzt spreche ich und ihr werdet mir zu hören, bis ich meine Geschichte erzählt habe. Danach könnt ihr Fragen stellen. Aber erst NACHDEM ihr gehört habt, was ich zu erzählen habe. Verstanden?“ fuhr sie weiter fort, in ihrer Stimme klang nun ein knurrender, drohender Unterton mit, der wenig mit gespielter Zurschaustellung zu tun hatte, sondern mit der beängstigenden Beiläufigkeit und Selbstverständlichkeit eines wilden Tieres erklang. Dabei schienen ihre Augen wie von einem inneren Feuer erhellt zu leuchten und ihre Lippen hatten sich zu einem Ausdruck verzogen, den man ein Lächeln hätte nennen können, wenn sich dabei ihre Zähne nicht so deutlich gezeigt hätten, die feucht und scharf im Schein der kleinen Flammen glitzerten. Die Reaktion auf Stimme, Körpersprache und Worte erfolgte unverzüglich, die Häupter der Zuschauer senkten sich und der Störenfried stieß ein leises, erschrockenes Keuchen auf und neigte nicht nur seinen Kopf, sondern drehte ihn seitlich und bot so symbolisch seine Kehle dar, am ganzen Körper bebend und den schwachen Geruch von an Panik grenzender Angst verströmend.

 

„Nachdem das nun geklärt ist, können wir ja endlich anfangen.“

 

Mit diesen Worten streckte sie ihre Hände nach den Tontiegeln aus und begann deren Inhalt mit langsamen Bewegungen in die brennenden Bronzeschalen zu geben. Beinahe augenblicklich veränderte sich die Stimmung auf der Lichtung als die Flammen auflodernd ihre Farben wechselten, der Geruch der verbrannten Kräuter die anderen Gerüche der Lichtung überlagerte und dichter, grau-weißer  Rauch aufzusteigen begann. Dies alles hätte nun ein Chaos aus den unterschiedlichen Sinneseindrücken werden müssen, doch stattdessen bildete sich, wie von unsichtbarer Hand gelenkt, ein kontrollierter Ablauf, welcher den leise gesummten Anweisungen der Frau zu folgen schien. Wie Schlangen kräuselten sich die Rauchsäulen über der blonden Frau zusammen, innerlich erleuchtet von gefärbten Bahnen aus Feuer, die den Gesetzen der Physik zu trotzen schienen, und bildeten so ein Sphäre aus Rauch und Feuer, die immer weiter anwuchs, bis innerhalb des kugelförmigen Gebildes mit einem Mal eine Landschaft, geformt aus eben jenem Rauch und den feurigen Bahnen, Gestalt anzunehmen begann.

 

„Vor langer Zeit, als die Welt der Geister und die Welt des Körperlichen sich ohne Grenzen überlappten, als  Geister, Mensch, Pflanze und Tier sich noch eine Ebene der Existenz teilten. Vater Wolf hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Welt der Sterblichen und die Welt der Geister in Balance zu halten, so dass keine Seite über die andere einen Vorteil erlangen sollte. Als mächtigstem Jäger im Reich der Geister, mit dem Beistand seiner Geliebten Luna, die ihm acht Söhne schenkte, konnte er diese Aufgabe für Jahre, Jahrhunderte erfüllen und mit der Zeit standen ihm, dank seiner Söhne auch, Mitstreiter bei, die ihm halfen beide Welten im Einklang zu halten. Doch wie bei allem was existiert neigte sich auch die Zeit des großen Wolfes irgendwann dem Ende zu und wie in einem Rudel weltlicher Wölfe, spürten und fühlten die Söhne die Schwäche des Vaters und begannen ihn herauszufordern. Noch konnte der Vater Wolf die Kämpfe für sich entscheiden, da keiner der Söhne gewillt war ihn zu töten. Doch schließlich….“

 

Mit klarer, fester Stimme und dem selbstbewussten, getragenen Tonfalls einer erfahrenen Vortragenden begann die blonde Frau zu erzählen und der Inhalt ihre Worte spiegelte sich im Geschehen innerhalb der Sphäre wieder, nicht nur Bilder konnten die verblüfften und gleichzeitig gebannten Zuschauer wahrnehmen, auch schwache Geräusche und Gerüche der Ereignisse, welche die Sinneseindrücke vervollständigten, drangen langsam in ihr Bewusstsein vor. Und diese Sinneswahrnehmungen waren so stark und einnehmend, dass die beobachtenden Personen, einer nach dem anderen, in eine Trance fielen und so die Geschichte nicht nur sehen, hören und riechen konnten, sondern sie im wahrsten Sinn des Wortes miterleben würden.

 

Mit einem zähnefletschenden Lächeln im Gesicht fuhr die blonde Frau mit ihrer Erzählung fort und warf wieder etwas von den zerstoßenen Kristallen in die, auf den bronzenen Schalen brennenden, Feuer, so dass die Flammen einmal mehr aufloderten und der Geruch der jenseitigen Welt auf der Lichtung Einzug hielt.

2. Vatermord und Geschwisterfluch:

Auf der ebenen, schneebedeckten Steppe gab es keinen Schutz vor den Elementen und besonders der Wind schien ein Vergnügen daran zu finden Eis und Schnee mit aller Kraft gegen die fünf riesenhaften, bepelzten Gestalten zu schleudern, die sich trotz der Unwirtlichkeit und Lebensfeindlichkeit der Ebene nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen wollten. Tief geduckt stellten sich die Fünf gegen die Gewalt der Natur, während der Wind ihre Felle zerzauste und sich Eiszapfen am Hals und Brustbereich bildeten, wohin der warme Atem der Fellträger durch den Wind gedrückt wurde. Auch an den gewaltigen Pranken, die tiefe Abdrücke im verschneiten Boden hinterließen und mehr als einmal einzubrechen drohten, bildete sich ein eisiger Überzug im rauen Fell, doch weder das eine noch das andere konnte die Entschlossenheit in den Bewegungen der fünf riesigen Tiergestalten dämpfen. Egal was sich ihnen in den Weg stellen würde, sei es Naturgewalt, Tier, Mensch oder Geist, sie würden sich nicht aufhalten oder von ihrem selbstgewählten Pfad abbringen lassen. Dafür war ihr Aufgabe zu wichtig, viel zu wichtig, um sich von persönlichen Gefühlen oder Moralvorstellungen davon abhalten zu lassen. Sie alle wussten, dass es ihre Aufgabe war das Schicksal der Welt zu entscheiden und mochten auch die anderen drei Brüder daran zweifeln, diese Fünf wussten, dass alle andere nur die Augen vor der Wahrheit und ihren fatalen Folgen verschlossen. Und diese selbstgewählte Blindheit würde die ganze Welt ins Verderben reißen, wenn sie nichts dagegen unternahmen, davon waren sie alle fest überzeugt und so machten sich die Fünf auf, ihre Pflicht zu erfüllen, egal wie schwer sie auch auf ihren Herzen lasten mochte.

 

Doch Gedanken der Besinnung waren nun weit entfernt, im Kampf gegen die Elemente war, wie in jedem Kampf, keine Zeit für Zögern oder langes Nachdenken über richtig und falsch, sie brauchten ihre gesamte Willenskraft um eine Pfote vor die andere zu setzen, während der eisige Wind ihnen  immer wieder, beinahe wie Peitschenhiebe, Eis und Schnee entgegen schleuderte und so begann ihnen auf dieser glatten, flachen Ebene die Orientierung zu rauben. Weder auf ihre Augen, noch auf Ohren und Nase konnten sich die Brüder noch verlassen, es wurde unmöglich festzustellen, wohin ihre Schritte sie in diesem undurchdringlichen Gestöber aus Eis und Schnee trugen. Und gerade dieser Verlust von Sinnesinformationen konnte sich nun als gefährliche Falle erweisen, verharrten und warteten sie nun bis sich Schnee und Wind wieder legten, konnte dieser Stillstand in der eisige, kräftezehrenden Kälte den Tod bedeuten, selbst für so mächtige Wesen, wie die Wolfsbrüder es waren, aber auch wenn sie ihren Weg versuchten fortzusetzen, war dies keine Garantie für eine Rettung aus der Gefahr oder für das Erreichen ihres Zieles, denn nur allzu leicht konnten sie fehl gehen, um irgendwann nach Stunden oder sogar Tagen in diesem Sturm, ihre eigenen Fährten zu finden, was sich ebenso fatal wie einfaches Ausharren erweisen konnte.

Zweifel begannen nun langsam in den Herzen zu keimen, in jedem der Fünf ganz für sich allein, da auch die Verständigung untereinander unter der Witterung zu leiden hatte. Wie erstickende Efeuranken breitete sich die verunsichernde Empfindung aus, legte sich still und leise um die Herzen und den Willen der wölfischen Brüder und machte sich bereit beides mit hartem Griff zu erdrücken, auf das aus Zweifel Verzweiflung wachsen konnte.

 

Doch gerade eben, als der Zweifel den langsamen Erstickungsprozess beginnen wollte, drang ein lautes Knurren durch das Schneegestöber, welches sich zu einem aufgebrachten, trotzigen Heulen entwickelte. Lauter und lauter schwollen das zornige, trotzige Heulen an, ausgestoßen von dem stärksten Kämpfer der Fünf, dessen Name bei den Menschen noch in Jahrtausenden als Fenris bekannt sein sollte, bis es sich über das Tosen des Sturmes hinwegsetze und wie Klingen zerschnitt. Die Botschaft an die anderen vier Brüder war mehr als deutlich, nichts sollte sie aufhalten, weder dieser Wind noch eigene Zweifel, die auch Fenris gespürt, ihnen aber nicht kampflos nachgegeben hatte. Und diesen Kampfeswillen teilte er nun durch sein Heulen mit den Brüdern, deren Innerstes von der brennenden Kampfeslust ihres Verwandten angesteckt wurde. Und diese neuentfachte Glut brannte die Triebe des Zweifels hinweg, als hätte es diesen nie gegeben. Und nicht nur der Zweifel war durch das Heulen des riesenhaften Wolfes, der das zerstörerische Element des Wolfsvaters verkörperte, vertrieben worden, auch der peitschende Sturmwind schien nun an Kraft verloren zu haben und gab widerwillig den Blick auf die Bergkette frei, die auch das Ziel der Fünf darstellte. Im Moment waren nicht mehr als die schattenhaften Umrisse des gewaltigen Steingebildes zu sehen, hoch ragte es vor dem Horizont gegen den verschleierten Himmel auf und rief das Bild einer Festung im Betrachter wach, war es doch der letzte Rückzugsort des großen Wolfes, der nur ihm und seiner Geliebten Luna vorbehalten war. Und selbst jetzt, durch immer noch zehrende Gestöber aus Schnee und Eis, konnte man erkennen, dass ein schwacher, silbriger Schimmer auf der Spitze des höchsten Gipfels zu ruhen schien, Lunas Licht blieb selbst bei dieser Witterung nicht verborgen und wurde nun zum Leuchtfeuer, dem die Brüder auf ihrem Weg folgen konnten.

 

Beseelt von neuem Kampfeswillen stellten sich die Brüder erneut gegen den Sturm, doch was zuvor ein qualvolles Angehen gegen die Elemente gewesen war, stellte sich nun nur noch als notwendiges Übel heraus. Die riesenhaften Wölfe erweckten den Anschein über den schneeverkrusteten Boden der Ebene zu gleiten, als sie im typischen Trab ihrer Art über die Ebene eilten und die Distanz zur Bergkette dahin schmelzen ließen. Vergessen waren alle bisherigen Zweifel und weder Wind noch Schnee noch Eis machten Anstalten sich ihnen ein weiteres Mal in den Weg zu stellen und ihr Vorankommen zu behindern. Schneller und schneller schien die Entfernung zu schrumpfen, als der Sturm sich schließlich in den Weiten des Landstriches verlor und nur noch mit Schnee bedeckten Boden zurückließ, der die Fährte der Brüder bewahren sollte, bis das nächste Gestöber sie mit Schnee füllen würde.

Endlich begann sich der Untergrund zu wandeln, die Pfoten der Brüder sanken nun nicht länger nur in kaltem Schnee ein, sondern trafen immer häufiger auf harten, steinigen Widerstand unter der weißen Oberfläche, je näher sie sich der Kette aus Bergen näherten. Und im gleichen Maß wie der Untergrund fester und steiniger wurde, stieg auch das Gelände an, erst beinahe unmerklich bis die Steigung sich auf die Geschwindigkeit der Fünf auszuwirken begann, die ihr hohes Tempo trotz des festeren Bodens bergan nicht aufrechterhalten konnte und langsamer werden mussten. Doch ungebrochen blieb ihr Wille und das Ziel war beinahe schon in greifbare Nähe gerückt, konnten sie doch knapp unterhalb des Gipfels die dunklen Umrisse einer Höhle sehen, welche die letzte Zuflucht des Gesuchten darstellte. Wie auf ein unhörbares Signal hin, verharrten die gewaltigen Wölfe in ihren Bewegungen und reckten witternd ihre Nasen in die kalte Luft. Dampfend drang der Atem aus ihren geöffneten Mäulern als sie im vollkommenen Einklang zu Heulen begannen, laut hallte die Herausforderung von den Felsen wieder und sogar der Berg schien in seinem steinernen Kern zu erzittern, als der Kampfruf der Brüder erklang.

 

Absolute Stille senkte sich über die Seite des Berges und selbst das silbrige Schimmern von Lunas Schein auf dem Gipfel schien für wenige Momente zu flackern, als wüsste die Mutter wie der Konflikt zwischen Kindern und Vater enden mochte. Die Stille dauerte an, nur das leise Pfeifen des Windes konnten die scharfen Sinne der Wölfe wahrnehmen, als mit einer brutalen Plötzlichkeit das Antwortheulen des Wolfsvaters die gesamte Seite des Berges zum Erzittern brachte. Als wäre die Höhle das Epizentrum eines Erdbebens folgten die Erschütterungen dem Antwortheulen, wie die Wellen auf  der Oberfläche eines Teiches, nach dem Auftreffen eines Steins, schien sich die steinige Haut der Bergseite krachend und knirschend zu bewegen, Geröll, Schnee und Felsen lösten sich und gaben der Schwerkraft nach. Polternd und krachend ergoss sich das Gestein in Richtung der Brüder, die am Fuße des Berges ihre Herausforderung ausgestoßen hatten, wie eine Flutwelle, die alles in ihrer Bahn hinwegfegen würde. Schon schlugen die ersten Steinbrocken zwischen den Riesenwölfen ein, rissen den Boden auf und besprengten die Brüder mit Erde und Steinsplittern, welche gerade eben noch von ihrem dichten Pelz aufgehalten wurden.

Aber so einfach waren die Fünf nicht zu schlagen, die nun ansatzlos die Erstarrung abschüttelten, die sie durch die gewaltige Antwort ergriffen hatte, und sich mit schlangengleicher Eleganz und Schnelligkeit zwischen den heranrasenden Trümmern hindurch bewegten, als wären diese in der Zeit erstarrt und so zum Stillstand verdammt worden. Wenige Sekunden später hatten die jungen Wölfe die Woge aus Gestein und Schnee passiert und wieder ihre ursprüngliche Aufstellung eingenommen. Doch so siegessicher sie sich bei ihrer Herausforderung auch gefüllt hatten, so waren alle bestürzt über die Auswirkungen des Antwortheulens mit dem die Herausforderung angenommen worden war. Unsicher und betreten blickten sie sich an, als der stillste der Fünf, der von Menschen als Aspekt des Todes verehrt und gefürchtet werden sollte, der Todeswolf, mit leisem Knurren seine Stimme erhob.

 

Todeswolf erinnerte die anderen Brüder daran, dass bei all seiner verbliebenen Stärke Vater Wolf doch eine einzigartige Schwäche hatte, wie sie jedes Geistwesen in sich trug und das es vor diesem persönlichen Fluch kein Entrinnen gab. Sie alle wussten, dass der gewaltige Wolfsvater diese eine Schwäche hatte und doch hatte sie, bis zu diesem Zeitpunkt, gezögert sie zum Vorteil zu nutzen. Doch nun schwanden bei der Erinnerung des Todeswolfes auch die letzten Zweifel dahin und mit gebleckten Fängen und aufgestelltem Nackenfell schritten sie erneut aus, auf den Weg zum Gipfel hinauf, während die letzten Steinbrocken rumpelnd ihre nächste Ruhestätte fanden. Erneut erhob sich ein eisiger Wind, dessen peitschenden Böen die verbliebenen Überreste von Schnee und Staub weiter verteilten und so einen ungetrübten Blick auf die beschädigte Bergflanke freimachte. Doch statt ein Bild der Zerstörung vor Augen zu haben, sahen die Fünf, das nur die oberste Schicht des mächtigen Berges angekratzt worden war, ganz als habe sich der Wolfsvater doch noch zurückgehalten.

Vorsichtig waren die Schritte, welche die Brüder nun langsam den Berg erklimmen ließen, mussten sie doch nun umso mehr auf lose Steine und einen festen Tritt achten, was abermals ihre Geschwindigkeit verringerte. Beinahe schien es so als wäre dies geplant, als versuchte eine fremde Kraft ihnen Zeit zu geben ihren Entschluss zu ändern und so zu Umkehr zu bewegen, das Vorhaben auf diese subtile Art und Weise zu verhindern. Und gerade als die Wölfe die Hälfte des Aufstieges bewältigt hatten und nun ohne weitere Behinderungen durch Geröll und losen Stein hätten aufsteigen können, klang leise ein ferner Ruf an ihre scharfen Ohren, getragen vom Wind, entsprungen aus den Kehlen der drei verbliebenen Brüder.

 

Die Botschaft vom Wind und den Stimmen der verblieben Drei übermittelt war deutlich, die Fünf sollten ablassen von ihrem Tun, sollten sich der natürlichen Ordnung und den Gesetzen des Blutes beugen. Doch wo ein Flehen vielleicht die kampfeslustigen Herzen der Fünf noch erreicht hätte, klang im Ruf der anderen Brüder nur Verlangen und unterschwellige Drohung mit, was Ohren und Herzen der Fünf für die Forderungen verschloss. Mit unwirschem Knurren wandten sie sich von ihren Brüdern ab, sowohl im Körper als auch im Geiste, und setzten ihren Aufstieg fort. Dieser eine Moment der Abkehr würde für alle Zeit die Ursache für die Kluft zwischen den Kindern des großen Wolfes sein und auch Jahrtausende des Blutvergießens würden sie nicht überbrücken können.

 

Das Wissen nun auch die letzte Brücke hinter sich verbrannt zu haben, in dem sie das Flehen und Bitten ihrer Brüder ignorierten, bildete einen weiteren Ansporn für die Fünf nun endlich auch die letzte Etappe ihres Weges hinter sich zu lassen. Denn vorbei war nun die Zeit zu zaudern und abzuwägen, vorbei die Zeit um eine Entscheidung zu ringen. Die Entscheidung war nun endgültig gefallen und dieser geteilte Gedanke trieb nun die riesenhaften Wölfe aufs Neue an. Die Entfernung zur Höhle unterhalb des Gipfels schmolz förmlich dahin, wie die fünf nun im silbrigen Mondschein den Hang hinauf rannten, ihre Pfoten schienen kaum das Gestein zu berühren und verursachten auch keinen Laut als sie in der Nähe des Höhleneinganges zum stehen kamen und ihre Formation auffächerten. Mit aufgestelltem Nackenfell und gefletschten Zähnen schlichen sie sich, geduckt und zum Sprung bereit, näher an die dunkle Öffnung heran, die wie in ein schwarzes Loch alles Licht zu verschlucken schien. Mit vollkommen auf einander abgestimmten Bewegungen zogen die wölfischen Brüder den Kreis um den finsteren Schlund enger und enger, so dass selbst ein überraschender Ausfall aus den dunklen Tiefen ihre Einkreisung nicht ohne weiteres sprengen konnte.

 

Als sie sich auf diese Weise auf ungefähr zehn Meter an den Eingang der Höhle genähert hatten, wobei Todeswolf in weitem Bogen den Eingang umrundet hatte und so von oben auf den Eingang zu schlich, dröhnte ein tiefes Grollen aus der Dunkelheit und zwei große bernsteinfarbene Lichter glommen auf. Und dies sollte auch die einzige Warnung bleiben als der gewaltige Leib von Vater Wolf aus den nächtlichen Schatten in das silbrige Licht des Mondes sprang und sich knurrend den Herausforderern entgegenstellte. Gewaltige Muskeln spielten unter dem dichten, narbengezeichneten Pelz, riesige Krallen gruben sich in den Stein und warmer, dampfender Speichel tropfte aus dem geöffneten Maul auf den Boden, während Wolfsvater versuchte seine fünf Söhne im Blick zu behalten, die gar nicht daran dachten vor Ehrfurcht wie Beute zu erstarren und nun begannen ihre Bahnen um ihren Erzeuger zu ziehen. Mit einem lauten Krachen schlossen sich die gewaltigen Kiefer des großen Wolfes als er wieder und wieder nach seinen Söhnen schnappte, doch die Versuche ließen es an Ernsthaftigkeit und Überzeugung mangeln, gerade so als könne er gegen den unbedingten Willen der Fünf nichts anderes tun als sie durch Drohungen von ihrem Vorhaben abzubringen.

 

Und dies erkannten auch die fünf Brüder, mit einem Male trat diese größte Schwäche ihres Vaters, wie von Todeswolf vorhergesagt, in den Vordergrund ihrer Wahrnehmung und besiegelte das Schicksals des uralten Geistwesens. Den gerade die zunehmende Schwäche des Wolfsvaters hatte sie überhaupt erst hierher geführt und diese nun tatsächlich erleben zu müssen, im Angesicht von Feinden, die ihn wahrhaftig auslöschen wollten, war schlimmer als sie es sich jemals ausgemalt hatten. Zorn und Abscheu kochten in ihren Herzen und mit einem gemeinsamen wütenden Aufbrüllen stürzten sie sich gleichzeitig auf ihren Vater, der nun zur Beute geworden war. Blitzende Fänge durchtrennten Fleisch, Muskeln und Sehnen, dampfend tropfte das Blut des Vaters auf den Boden zwischen seinen Läufen, die bereits einzuknicken begannen.

Und wie vorhergesagt, konnte er keinerlei Anstalten mehr machen, diese wahrhaftig ernstgemeinten Angriffe auf sein Leben zu verhindern, er konnte nur stumm erdulden, wie seine eigenen Söhne seinen Körper in Stücke rissen, bis er mit pfeifenden Atem auf den Boden sank, geschwächt vom Verlust seiner Lebenskraft und durch die Verletzungen.

 

Wie dunkle Todesengel ragten seine Söhne über ihm auf, als er seinen Kopf mit all seiner verbliebenen Kraft ein letztes Mal hob. Schmerz lag in den großen Bernsteinaugen, der Verrat der eigenen Kinder brannte schlimmer als jede Wunde und wog noch schlimmer als der nahe Tod, doch diesen Schmerz sahen die Wolfsbrüder nur noch als ein weiteres Zeichen der Schwäche an und wieder stürzten sie sich gleichzeitig mit blutigen Fängen auf den alten Wolf. Ein letztes Mal versenkte jeder der Fünf seine Zähne im Fleisch des Vaters, riss und zog bis ein letzter Schauder durch den alten, verstümmelten Körper lief und sie fühlen konnten wie der Lebensfunke aus ihm gewichen war. Mit dampfendem Atem standen sie alle nun über dem Leichnam, noch war dieser Sieg und die Bedeutung ihrer Tat nicht ganz in ihren Verstand gedrungen. Doch nun verlangte die tierhafte Seite ihres Wesen nach ihrem Recht, der Sieg musste verkündet, verbreitet werden und alles Welt sollte davon erfahren, was sie erreicht hatten.

 

Wie ein einziges Tier hoben sich die Köpfe in den Nachthimmel und ein langgezogenes Heulen erfüllte die mondhelle Nacht, während der Körper zu ihren Füssen sich im Licht des Mondes silbrig zu färben begann. Es schien so als würde der Körper sich in ascheartigen Flocken auflösen, die im Mondlicht deutlich zu sehen waren. Lauter und lauter schallte der Klang des Triumphheulens über die Flanken des Berges und weit hinein in die schneebedeckten Ebenen, lies in seiner fünffachen Stimme Stein, Eis, Tier, Geist und Strauch erzittern, vor der Macht, die den gewaltigsten Jäger aller Zeiten ausgelöscht hatte.

Doch der Triumph sollte nicht von langer Dauer sein, denn gerade als die Brüder Atem schöpfen wollten, um eine weiteren Strophe ihres Siegesgesanges anzustimmen, durschnitt ein lauter, wehklagender Schrei die Nacht, so schrill und voller Leid, dass sie sich instinktiv duckten und es schien als erzittere die Erde in ihrer Grundfeste voller Qual.

 

„IHR MÖRDERPACK! VERFLUCHT SOLLT IHR SEIN! ALLES WAS MEIN IST, SOLL EUER VERDERBEN SEIN!“

brüllte die geisterhafte Stimme und eine fahle, silbrige Erscheinung formte sich aus dem silbrigen Mondschein an der Seite des Leichnams, der sich bereits zur Hälfte aufgelöst hatte. Silberne Tränen tropften aus dem Gesicht der weiblichen Gestalt, deren Körper in den Schein des Mondes gekleidet war und deren Anblick die Augen der Brüder schmerzen ließ. Hass, Trauer und Wut waren im engelsgleichen Gesicht der Frau zu sehen, der Hände sanft über das Fell des toten Wolfes strichen, dass sich weiter auflöste. Eine weitere Träne fiel in das dichte Fell und langsam erhob sich die Frau, ihren zornerfüllten Blick auf die Brüder gerichtet.

 

„Wo ihr früher Segen meines Lichtes spürtet, wo ich eure Pfade erhellte, soll von nun an Finsternis und Dunkelheit eurer Wege Zier sein. Mein Licht, meine Gestalt und mein Metall soll euch brennend an diesen Frevel erinnern, ihr Vatermörder!“

zischte die außernatürliche Stimme der Frau, rieb sich über die tränenbedecken Wangen und schnippt die silberne Flüssigkeit in Richtung der fünf riesenhaften Wölfe. Ein jeder von ihnen wurde von einem kleinen Tropfen berührt, der sich eisig brennend in ihre Wesen einbrachte. Wie ein Splitter im Herzen würde dieser Fluch sie von nun an überall hin begleiten. Kaum war die Tat vollbracht, da löste sich die Erscheinung auch wieder im silbrigen Lichte auf, ebenso wie die letzten Reste des Leichnams.

 

Verlassen standen die Fünf nun vor der Höhle, Mörder des eigenen Vaters, von Mutter und Geschwistern auf ewig verflucht….

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