2001-07-24 Dienstag. Machen Tag ist es schwer zu schreiben, wenn die anderen ruhen können. Mach mal gibt es gar nicht viel Neues. Doch jeder Tag ist nicht so, wie der andere. Zum Beispiel wechselt die Tischzuordnung beim Frühstück und am Nachbartisch sind Leute aus Frankreich eingetroffen. Heute sah der Kliniktag Akupunktur vor und da ich wieder keine Nadeln bekam, bim ich eingepennt und habe den anderen etwas vorgeschnarcht. Die übrige Zeit diskutierten wir über das Essen im Hotel und wie man an der nachlassenden Qualität was ändern kann. Bela macht das gut. Still und ohne Wellen. Mit der Hilfe der Dolmetscherin regeln wir den Fall. Sie ist übrigens 28 Jahre und alle hätten sich verschätzt. Ein Treffen nach der Reise wird allgemein befürwortet, man signalisiert Interesse am Befinden des anderen. Manfred will einen Shanghai-Club gründen. Er ist irgendwie stiller geworden, hat aber noch immer Wünsche und Ideen. Heute verlangte er nach Blutegeln, die man ihm ausreden konnte, da diese mit Gewissheit mehrfach verwendet werden. Wolfgang bekommt noch eine extra Nadel und eine Medizin fürs Bein, bei der kleine Tierchen in Alkohol eingelegt sind. Viele sind schon in Gedanken auf der Rückreise und sinnieren was der Zoll wohl zu unseren Kräutern sagen wird. Ich glaube, es ist gut, dass die Gruppe so klein ist. Es wäre sonst ein schweres Unterfangen. Monika tut das Bein nach der Nadelei weh, vielleicht wurde ein Nerv getroffen. Ich will noch etwas ruhen, denn der Nachmittag bringt den Besuch des Shanghaimuseums und dann wollen wir zwei noch zum German Center der Tongjin Universität. Ein paar Gedanken folgen am Ende des Tages. Gegen 20.34 sieht mich mein Zimmer. Das 1995 eröffnete Museum von Shanghai ist ein Abbild des Stolzes einer Boomtown, der größten Stadt China und es gibt auch im Radio eine Menge Schlager die Shanghai in allen Sprachen der Welt besingen. Das Gebäude ist großzügig angelegt und zeig über 4 Geschosse Kunst und Kultur aus allen Epochen. Schon im Jahre 3000 v.Ch. hatte die Gießerei einen Höhepunkt erreicht und ausgerüstet mit einem mobilen Handdolmetscher wandert unsere Gruppe von Raum zu Raum. Die Gedanken macht sich jeder auf seine Weise und für manchen ist es toter Tand. Nur wenn die Exponate zu erzählen beginnen, taucht aus der Tiefe der Zeit ein Volk auf, das schon technologisch und gestalterisch einen Höhepunkt erreicht hatte. Mächtige Potentaten erteilten Aufträge, um aus Dankbarkeit für die Verleihung von Posten und Privilegien Kessel und kostbare Schalen fertigen zu lassen. Alles kündet von dem Reiche, nichts von dem Fingerfertigen, dem Handwerker – der einem Künstler gleich Muster und Formen entwarf. Das. Was wir sehen ist der Abglanz von Geschmack und Bildung. Nach der Bronzeabteilung folgt das Tibetmuseum und es ist ganz neu. So unverschämt sind die Chinesen, sie okkupieren ein Land, unterjochen seine Menschen und stellen dann die Kulturschätze als die ihren aus. Eine Art der Blasphemie die da so leger gezeigt wird, so als wenn die Amerikaner oder die Briten die Schätze der Kolonien als eigene Leistung vermarkten würden. Wir kennen solch große Museen nicht, das von Shanghai blinkt und blitzt vor Sauberkeit. Überall stehen uniformierte Wachen herum, junge Männer und keine Omas und Rentner. Es wird auch nicht fotografiert. Es ist nicht mal laut. Im ersten OG folgt eine Porzellanausstellung, die die hohe Schule der Chinaporzellanfertigung dokumentiert. Glasuren in 3 Schichten und Dekore, die schon europäische Fürsten betörten. Ob ihrer Schönheit. Auf den Fluren kann man Repliken erwerben und an ein großes Kaffee und sehr saubere Toiletten hat man auch gedacht. Durch die Kalligraphieabteilung gehen wir im Stechschritt, denn um 16.30 haben wir im German Centre of Industry and Trade in der Tongji Universität einen Termin. Trotz meines Urlaubes, den ich zur Kur nutze, soll der Aufenthalt optimal genutzt werden. Versuchen sie allein mit dem Taxi hin und zurückzukommen – so lautet die Aufgabe. Als wir aus dem Museum treten, denken wir es drückt uns zu Boden. Ein Taxi ist gleich gefunden und der Driver versteht und sogar. In einem repräsentativen Gebäude finden wir einen jungen Mann, der uns zu Frau Höppner bringt. Ein paar Minuten müssen wir warten, denn wir sind zu früh. Das folgende Gespräch ist ein voller Erfolg für meine Aufgabe, die ich mir selber gestellt habe. Die richtigen Leute, passend zur Aufgabe, zur rechten Zeit am rechten Platz zusammenzubringen, das Wesen der Projektentwicklung. Es ist der Anfang eines Fadens, der zu einer geschäftlichen Verbindung führen kann. Die letzte Visitenkarte und drei Prospekte der Firma sind gut angelegt. Für jeden, der sie braucht und wissen will, sein die Anschrift genannt: German Centre for Industry and Trade Shanghai Co.Ltd., Si Ping Road 1233, 200092 Shanghai, P.R. China. Mit einer kleinen Verspätung rollen wir im Hotel ein und schon ist es Zeit fürs Abend“brot“. Der Rest der Gruppe war individuell Shopping. Jeder bringt stolz die Beute nach Hause und lässt sie begutachten. Ein kurzer Gang zum Warenhaus vis a vis beschließt den Tag. Morgen kommt die Altstadt dran, ich freue mich schon drauf. Good night Shanghai – at 9.25 p.m.
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2001-07-25 unser letzter Mittwoch. So sieht er aus. Immer früh heraus und lustig an den Frühstückstisch. Dann zum Qui Gong in die Klinik. Alle verehren den „Sehr geehrten Herrn Lehrer“. Mit dieser Form des autogenen Training hat er auch nur eine hohe Stufe erreicht. Wichtig wäre, wenn er uns darstellen würde, wie er dazu kam, wie der Weg war und was er für eine neue Welt fand, im eignen Ich. Leider ist dieser Ansatz zu weit gespannt, jeder kann es selbst versuchen. Ein Video komplettiert das Training und wir sollen es käuflich erwerben können. Ich würde mich freuen, wenn zum Thema „Qui Gong“ und den individuellen Erfahrungen noch mehrere sich äußern würden. Der Nachmittag wird mit einem Spazi der Gruppe in der Altstadt gestaltet. Der alte Irrgarten zeigt uns wiederum kleine Ansätze der Landschafts- und Gartenkunst, sowie der Art im Alten China gut zu leben. Überall, wo wir hin kommen, war mindestens die Queen schon mal da. Als alle durstig sind laufen wir im Teehaus ein, wo schon der Kanzler 1999 war. Aus der Teezeremonie heraus will man uns unverschämt teueren Tee verkaufen, nur keiner kauft. Die Zeremonienmeisterin ist ein wenig sauer und Dagmar lässt sich sogar die abgekochten Teekränze als Demonstrationsmuster einpacken. Nach einer weitern Bummelmeile durch die Altstadt, die eigentlich eine riesige Ansammlung von Händlern ist, finden wir uns in einem Restaurant wieder, dass unsere Dolmetscherin empfohlen hat. Der Kellner ist in Gedanken sicher schon zu Hause und nach der Unselbständigkeit und der steten Hilfe von Doc Liu, müssen wir allein bestellen. Es klappt und keiner geht hungrig vom Tisch nach einer Zeche von 311 RMB durch 7 Teilnehmer. Dagmar ist nichts, sie ist krank und sendet Signale nach Zuwendung aus. Vor dem Essen lieferte Wolfgang noch ein Highlight, indem er sich mit einer Sänfte um den Platz tragen ließ. Was für ein Hallo war schlagartig, alle schauten wie gebannt hin und dem Akteur war gar nicht so wohl. Außerdem wechselten T-Shirt und Anzüge, Buddhas und andere Andenken den Besitzer. Inzwischen feilschen alle und Herr W. gibt am Abend noch einen Kurzexkurs. Man muss eine Null vom Preis abziehen und den Preis durch zwei dividieren – das ist die Basis. Mit der Taxe zum Hotel und zu Wolfgang aufs Zimmer. Dort werden noch Käufe vorgeführt, Bilder begutachtet und geschatzt, geschnackt und geblödelt. Alle johlen Herrn Liu ein Hallo durch Handy von Bella. Der Uhrzeiger, der gnadenlose hat schon wieder den Zenit überschritten und ich, klinke mich aus. Morgen ist ein neuer Tag.
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