Wende/Chinesisch essen
Mit Stäbchen essen ist geil. Was aber steckt dahinter? Nicht unbedingt nur die Schikane für uns Langnasen! Nein – es macht Sinn, nur so isst man kleine Happen und schlingt nicht auf echt deutsche Weise. Diese Stäbchen als Kunstobjekt, aus Holz, Plaste, Porzellan oder Metall – sie weckten schon früh mein Interesse als Hobbykoch. Nur war es die japanische Küche, die in der DDR zu frühen Ehren kam, denn der Boom in den 80ern war nun mal mit Nippon verbunden. In Suhl gab es den „Waffenschmied“, da existierte das einzige Japanrestaurant mit Bad in Europa. Welch eine Superlative?! Mein Kontakt vor 21 Jahren war „schuld“ an der Leidenschaft so zu kochen, wie in Japan. Später sollte sich meine Tochter beschweren, dass es so viel Reis bei uns zu Hause gab. Mit der Wende sollten auch die Chinarestaurants überall Einzug halten. Es ist billig und es gibt viel, endliche in Motto, was der geizige Deutsche breit tragen will. So hatten diese Gaststätten regen Zulauf, wenn auch das Essen nicht viel mit der ureigenen Küche am Hut hat. Nur der Wok eben und das es schnell geht sowie selten und anders schmeckt, verschaffte dieser neuen Küchen einen enormen Kundenstrom. Kleine Beigaben, das Flair de ungewohnten Umgebung und der Wein umsonst taten ihr übriges. Die Speisekarten waren gewaltig, die Begriffe für die Speisen so seltsam und bunt wie die unverständliche Sprache mit dem Singsang und dem fehlenden „l“. Dazu kam auch die eilfertige und unterwürfige Bedienung durch das Personal, da war der Kunde König. König wollte jeder sein und er will es heute noch, vielleicht geht mancher deshalb hin. Wir wissen nach der Reise ins „Reich der Mitte“, wie das mit der Küche ist und welche Variabilität sie zu bieten hat und aus welcher Hochkultur sie stammt. Beim Wandern durch die Welt ist einen einfache Küche daraus geworden, die sicher u.a. mit frischen Zutaten, aber sonst nur mit einem Gasanschluss von großem Querschnitt auskommt. Ich will ihr zwar nicht ihre Berechtigung innerhalb der armen, deutsche Küchenlandschaft nehmen, ich will aber betonen – es gibt noch mehr Nuancen, so groß wie das Land, so groß ist seine Küche.
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