Romane & Erzählungen
Osten erglüht IV

Münzen und Schwerter

Opa Willy war Schuttsucher. Was brachte er nicht alles mit von der Haumülldeponie – die einstmals einfach Schutt hieß? Kostbarkeiten und Brauchbarkeiten, uns interessierten nur die ersteren. Einmal war es die „Junghans-Uhr“ aus einem Flugzeug- Cockpit, die habe ich repariert, bis sie in tausend Teilen vor mir lag. Doch nur so kann man Zusammenhänge erkennen, wenn man in die Tiefe geht. Da war dann noch das kleine Schwert. Es bestand aus vielen kleine Metallplättchen, die in einer solchen Form zusammengebunden waren. Wie eine Scheide, die spitz zuläuft und am Knauf waren die Teile auf einen Vierkantstahl gesteckt. All das war schwer korrodiert, eine schwarze Schicht machte die eigentliche Oberfläche völlig unkenntlich. Doch das war eine Aufgabe für uns Burschen. Mit ATA und SIDOL rückten wir den runden Teilen zu Leibe, die alle innen ein Vierkantloch hatten. Hervor traten Münzen, mit Schriftzeichen, die man China zuordnen konnte, aber auch andere, die wie Mongolei oder Mandschurei anmuteten. Egal – es war ein Schatz und es sollte der einzige Münzschatz bleiben, der von uns gehoben wurde. Die Münzen haben uns begleitet. Wir haben sie getauscht, als Geschenk vergeben oder an Angebetete verehrt. Sie wurden immer weniger in der Zahl, doch nie alle. Ein Exemplar als Anhänger überstand die Jahr und es wurde als Kettenanhänger getragen. Es blieb auch blank, so als wollte es immer auf sich aufmerksam machen. In den späten siebziger Jahren habe ich ein Foto an die Chinesische  Botschaft nach Berlin geschickt und sogar eine Antwort bekommen.