Kurzgeschichte
geoutet

Öffentlichkeit

Heute ist Mittwoch, habe eben die Wohnung verlassen, um mich zum Einkaufen zu begeben.

Nach diesem Gefühlschaos eben  kurz zu Schlecker, in strömendem Regen, absichtlich ohne Schirm.

Ist mir doch egal, was die Leute denken..und hier, in der Siedlung, scheinen sie viel zu denken, hängen

wie tote Vögel in ihren Fenstern, gaffen und lauschen jedem Geräusch.

Und wehe, jemand  kleidet sich anders oder...sieht anders aus..irgendwie...

Bei Schlecker angekommen. schleiche ich naß und unglücklich durch die  Gänge, fühle die

Blicke der Kassiererin in meinem Rücken, fühle, wie sie mich arwöhnisch beobachtet.   b.w.

Ja, ich gebe vielleicht ein seltsames Bild ab, naß und traurig, verschmierte Wimperntusche und

laufende Tränen...nein, wie kann ich es wagen, in der Öffentlichkeit zu weinen?

Ich kaufe aus einer Verpflichtung heaus.....damit man nicht denkt, ich sei eine gestörte Verirrte, eine kleine Flasche Sekt

zu  meiner Aufheiterung und Schokolade, die Sorte, die ich gar nicht mag.

Nachdem ich bezahlt und den Laden verlassen habe, fühle ich mich nicht besser.

Meine langen Haare hängen wie bei Bildern von Hexenverbrennungen in mein Gesicht, nass und verweht.

Meine Augen sehen garantiert angriffslustig aus.

Mein Gang ist eilig, gehetzt, so, als würde man mich verfolgen.

Da, mein Wohnblock, die verhasste Tür.

Der Schlüssel paßt noch immer,,was dachtest du??

Ich bin wieder zu Hause...