Biografien & Erinnerungen
Freie Weihnachten

So, jetzt hab ich's wieder mal geschafft.

In Vier Tagen ist Weihnachten und ich steh da ohne Job. Gerade eben hatte ich noch einen, zehn Jahre lang, aber ich konnte mein loses Mundwerk mal wieder nicht im Zaum halten. Mann,mann,... hätte ja auch noch im neuen Jahr auf den Busch klopfen können, warum musste das denn unbedingt gerade jetzt sein?

Vielleicht ist es Schicksal, aber ich glaube nicht an Schicksal und Vorbestimmung. Ich glaube immer noch daran, dass man sein Leben selbst gestalten kann, ja sogar muss. Das Schicksal ist doch nur die Reaktion der Umwelt auf seine eigenen Aktionen. Und natürlich auch umgekehrt.

So gesehen war es dringend notwendig, endlich hin zu schmeißen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Irgendwann ist das sprichwörtliche Maß voll, der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht. Man kann es nennen wie man will, das Ergebnis ist das selbe. Der Mensch muss sich wehren, man ist doch auch wer. Die Chefs und Vorgesetzten dieser Welt sind auch nur Menschen, man sollte sie nicht als von Gott gegeben betrachten. Im Gegenteil, was wären denn die ganzen Firmen ohne ihre Mitarbeiter? Eben, deswegen kann man sich auch mal hinstellen und seinem Chef die Meinung sagen. Es gibt auch noch andere.

 Auf jeden Fall hat er den Fehler gemacht, mich vor versammelter Mannschaft  runterzumachen, wegen einer Lappalie an der ich nicht mal schuld war. Anscheinend war ich wohl nicht mehr wirklich erwünscht, es kamen dann noch einige Äußerungen dazu, die ebenfalls in einem Gespräch unter vier Augen besser aufgehoben gewesen wären. Ich reagierte, indem ich ihm nahe legte, mir in diesem Fall besser zu kündigen, weil ich auf eine weitere Tätigkeit in diesem Betrieb auch keinen Wert mehr legte. Es schien als hätte er nur darauf gewartet, denn er fand diesen Vorschlag hervorragend. Wir waren beide nicht mehr ganz ruhig in dem Moment, ich vor allem deswegen, weil ich mir als langjähriger Mitarbeiter etwas mehr Diskretion gewünscht hätte in einem solchen Fall. Genau das könnte natürlich auch beabsichtigt gewesen sein, wer weiß das schon?

Das war an einem Freitag vor ein paar Wochen, und seitdem sitze ich nun zuhause. Die schriftliche Kündigung wurde mir am Montag darauf zugestellt.

Seitdem habe ich mir einige Gedanken zu dieser Sache gemacht, aber ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich mich nicht falsch verhalten habe. Ganz im Gegenteil, inzwischen genieße ich ein Gefühl der Freiheit und bin voller Tatendrang, was die Zukunft betrifft. Das hätte ich noch vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten.

Echte Freiheit das zu tun, was man will, werden wohl die wenigsten Menschen auf der Welt haben. Aber ein kleines Bischen davon kann ich im Moment spüren, und es fühlt sich toll an.  

In diesem Sinne , freie Weihnachten allen Menschen auf Erden.