Kurzgeschichte
Und ich liebe Dich immer noch

Und ich liebe Dich immer noch!

Mir sind nicht viele Menschen begegnet, die mich faszinieren, ja, die ich bewundern kann.

Aber es gibt ein Ehepaar das ich bewundere, vor allem den Mann.

Sie waren stets ein glückliches Paar und sind es immer noch.

Einmal erzählte er mir seine Geschichte:

Ich habe meine Frau als junges Mädchen kennen gelernt und mich gleich in dieses fröhliche Wesen verliebt.

Wir führten Jahre lang eine glückliche Ehe. Beide arbeiteten und wenn wir Zeit hatten waren wir immer zusammen, bis -(er schluckte um die Tränen zu unterdrücken).Bis meiner Frau etwas schreckliches passierte, sie wurde überfallen.

Als sie wieder nach Hause kam, war es als hätte sie jemand ausgetauscht. Sie schwieg und dicke Tränen rannen ihr die Wangen entlang. Wie sehr ich sie auch bat mir zu erzählen was geschehen war, sie tat es nicht.

Saß ausdruckslos starrend da und schüttelte fast unmerklich den Kopf.

Ich beschloß ärztlichen Rat aufzusuchen und ging mit ihr zu Dr. Klein , unseren Hausarzt.

Er meinte das meine Erika total traumatisiert sein müsse und überwies sie in die Psychiatrie.

Es dauerte Wochen bis Erika darüber sprach, es war schrecklich für mich, sie so zu sehen.

Als sie erzählte blieb mir die Spucke im Halse stecken, sie wurde geschlagen, ausgeraubt und vergewaltigt anschließend hat man sie nackt wie sie war in den Straßengraben geworfen, ihre Kleider oben drauf. (Er beginnt bitterlich zu weinen, wie ich ihn trösten kann weiß ich nicht. So entsteht ein langes Schweigen, während er schluchzt).

(Nach einer Weile hat er sich wieder gefangen, entschuldigt sich und erzählt weiter.)

Etwas später hatte sie sich irgendwie wieder angezogen und lief direkt nach Hause.

Ich habe oft darüber nachgedacht ob ich die Kraft habe, weiter mit Erika zu leben und alles durchzustehen oder ob es besser für mich wäre mich von ihr zu trennen.

Aber durch all die Jahre trug mich meine Liebe zu ihr, sie gab mir Kraft für jeden neuen Tag.

Es waren schwere Jahre, aber heute bin ich froh das ich bei ihr blieb. Ich habe gelernt mein Schicksal anzunehmen und ich muß sagen heute liebe ich sie fast noch mehr.

(Jetzt kam Erika zu uns, setzte sich und sah ihren Mann Klaus forschend an.

Er legte ihr den Arm um die Schulter und sagte:"Ich habe gerade alles erzählt, wie es all die Jahre bei uns war."

Sie sah ihn fragend an, ja fast zweifelnd. Er sprach ganz sanft und zärtlich:"Ja, und ich liebe Dich immer noch!")